Wisch-wasch, wisch-wasch – immer der gleiche Rhythmus. Entsetzlich. Und dazu Wasser überall. Ich klammerte mich ängstlich fest und fester, ja, gnadenlos fest krallte ich mich.
Zum Glück ließ sich dieses ständige Auf und Ab von meiner jetzigen Lage aus etwas besser ertragen. Wenn man von besser überhaupt sprechen kann. Ich dachte so bei mir: »Lieber Stechmückengott, lass es wenigstens aufhören zu regnen.« Denn lange konnte ich, trotz täglichem Krafttraining, nicht da hocken bleiben.
Aber wie es im Leben so ist: Niemand hört deine Bitten, wenn es darauf ankommt.
Ich merkte zuerst, dass meine Beinmuskeln hinten erlahmten, dann fingen die Bizeps an zu zitterten, was kein gutes Zeichen war. Sehen konnte ich sowieso nichts mehr, alles war nass. Zudem war mir schlecht vom ständigen Hoch und Runter. Das war kein Mückenleben mehr, das war ein Albtraum. Ein Plan B war nicht in Sicht. Durchhalten, lautete die Parole.
Und ich hielt durch.
Als ich nicht mehr daran glaubte, jemals wieder unbeschwert herumfliegen zu können und hier und da einen zu stechen, kam das Auto zum Stehen – wir waren am Supermarktparkplatz angekommen.
Durch das plötzliche Halten rutschte ich ganz nach unten und dort blieb ich, völlig entkräftet, einfach liegen. In einer kleinen Pfütze, ich muss es zu meiner Schande gestehen, ja, in einem Regentropfen landete ich.
»Geschafft«, dachte ich, »überstanden, davongekommen! Du lebst! Wunderbar!«
Ich wartete also, bis ich aufhörte zu bibbern. Und nicht dass ihr jetzt denkt, ich wäre schnellstens davongeflogen! Nein! Jetzt saß ich am längeren Hebel. Jetzt kam meine Stunde! Klar, die Frau war nicht schuld an meinem Schlamassel, aber das war mir in dem Moment doch total egal! Der entsetzliche Tag musste doch noch mit wenigstens einer kleinen Leckerei enden.
Ich legte mich also auf die Lauer. Die Frau kam zurück, stieg ein, öffnete das Fenster ein wenig, schnallte sich an, legte den Gang ein und schloss das Fenster wieder. Aber ich, todesmutig wie ich war, saß schon drinnen. Um genau zu sein: Ich saß auf dem Arm der Frau.
Ich ließ mich nach Hause fahren, ganz entspannt. Und dann – stach ich zu!
Es hörte auf zu regnen, die Sonne strahlte wieder und ich war schon bald auf der Suche nach einem neuen Opfer – Mücken wollen schließlich auch leben … oder sollte ich vorher noch ein kleines Nickerchen machen? Vielleicht dieses Mal auf dem wunderschönen roten Liegestuhl im Garten meiner Fahrerin? Nein, lieber nicht. Es könnte gefährlich werden. Auf Stress hatte ich jetzt echt keine Lust mehr.
So schwirre ich nun einfach fort. In der Ferne habe ich schon etwas kleines, eckiges Blaues erspäht. Obwohl … Blau ist ja nicht gerade meine Lieblingsfarbe. Aber wer weiß! Der Tag kann ja eigentlich nur besser werden, oder?
Anmerkung:
Die Frau im roten Fiat – das war ich. Ich habe mich ein wenig gejuckt und kurz darauf den Stich völlig vergessen. Es gibt Schlimmeres, oder?
Leben und leben lassen , dachte ich mir und räumte die Sachen in den Kühlschrank.
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