Lars Bessel - Vom alltäglichen Scheitern

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"Vom alltäglichen Scheitern" erzählt aus dem Leben eines Gerichtsreporters an einem ganz gewöhnlichen Amtsgericht. Die Kriminalfälle, die dort verhandelt werden, finden maximal eine Erwähnung in der Lokalzeitung, denn hier geht es nicht um Mord und Totschlag oder milliardenschwere Unterschlagungen, hier geht es um menschliche Schicksale – auf Seiten der Opfer, auf Seiten der Täter. Es sind die «kleinen Geschichten», die dieses Buch anschaulich, unterhaltsam wie informativ schildert, Geschichten, die aufrühren, zornig wie traurig aber auch nachdenklich machen.

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Seçil Türkyılmaz macht jetzt Angaben zu seiner Person: er ist 25 Jahre alt, verbrachte seine Kindheit in Hamburg, Bielefeld, Berlin und Elmshorn, wo er die Hauptschule nach der siebten Klasse ohne Abschluss verließ. Danach hat er gearbeitet, Gelegenheitsarbeiten. Zu der Zeit ist sein Vater mit dem Bruder zurück in die Türkei gegangen, während Seçil bei Mutter und Schwestern blieb. Um irgendwie Geld zu verdienen, hat er bei seinem Onkel Autos gewaschen oder im Restaurant gekellnert. Mittlerweile wohnt Seçil Türkyılmaz wieder in Berlin, lebt seit einem Jahr mit seiner neuen Freundin und deren zwei kleinen Kindern von „Hartz IV“. Aber das mit der Arbeitslosigkeit soll nicht mehr lange so bleiben: Wenn das erste Kind in den Kindergarten geht, werde er sich zunächst einen Halbtagsjob suchen, mehr gehe nicht, sonst sei die Mutter überfordert. Eine Sicherheitsfirma soll es diesmal sein, bei der er arbeiten will, ein Kumpel könne ihn dort unterbringen. Um es vorweg zu nehmen: das Gericht glaubt ihm kein Wort, die Geschichte von der „guten Sozialprognose“ solle lediglich das mögliche Strafmaß auf eine Bewährungsstrafe minimieren.

Statt „Märchen“ präsentiert der Richter lieber Fakten aus dem Bundeszentralregister: Zum ersten Mal wurde Seçil Türkyılmaz mit 15 Jahren vom Landgericht in Itzehoe wegen Diebstahls verurteilt, acht Monate später wegen schweren Diebstahls in Bielefeld, dann folgten Anklagen und Verurteilungen im Halbjahres-Takt wegen sexueller Nötigung, Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung, Betruges, Raubes, Diebstahls, Erschleichung von Sozialleistungen und schließlich die bislang letzte Verurteilung wegen Drogenhandels mit 21 Jahren. Alles zusammen brachte Seçil Türkyılmaz bislang 18 Monate hinter Gitter.

Nun also die nächste Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat sich am 26. April des vergangenen Jahres und in den Tagen danach Folgendes in Glückstadt abgespielt:

Opfer und Täter, die damals noch ein Paar waren, trafen sich abends mit Freunden, um Alkohol und illegale Drogen zu konsumieren. Am darauffolgend Morgen ist Seçil Türkyılmaz mit Lara Hopfental in Streit geraten, weil er vermutete, seine Freundin habe ein Verhältnis mit einem anderen Mann. Als sie dies leugnete, schnitt Türkyılmaz ihr das erste Mal mit seinem Springmesser tief in die linke Hand, als sie weiter bestritt, fremdgegangen zu sein, schnitt er ihr auch in die andere Hand und verletzte erneut Sehnen und Blutgefäße. Anschließend, so die Staatsanwältin, hat Seçil Türkyılmaz Lara Hopfental den Messerknauf an die Schläfe geschlagen und ihr anschließend noch einen Stich in den linken Oberschenkel beigebracht. Das weiße Sofa war blutgetränkt. Nachdem die junge Frau nun unter Schmerzen log, Seçil Türkyılmaz doch betrogen zu haben, ließ er von ihr ab.

Statt zu einem Arzt brachte der junge Mann die blutende Frau jedoch Stunden später zu seinem Onkel, der sie notdürftig versorgte. Anschließend mußte Lara Hopfental zurück in die Tatwohnung. „Wenn du fliehen willst, hast du ein Messer im Hals, bevor du an der Tür bist“, soll Seçil Türkyılmaz laut Polizeiprotokoll gedroht haben. Die Reißzähne seines Pittbulls vor der Wohnungstür taten ihr übriges, um Lara Hopfental in eine Art Schockstarre zu versetzen. Erst zwei Tage später gelang der jungen Frau die Flucht, als sich Türkyılmaz auf die Suche nach dem vermeintlichen Liebhaber gemacht hatte.

Der Antrag der Staatsanwaltschaft: ein Jahr und vier Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Dem schließt sich die Nebenklage an, das geforderte Strafmaß sei Tat und Schuld angemessen aufgrund der „ersichtlichen Kaltblütigkeit“. Der Pflichtverteidiger sieht das naturgemäß ganz anders: Sein Mandant habe durchaus ein aufbrausendes Gemüt, aber die Tat sei schlicht nicht bewiesen. Die Tatwaffe konnte nicht sichergestellt werden, obwohl ein mobiles Einsatzkommando der Berliner Polizei Türkyılmaz die Tür eingetreten habe. Außer der Geschädigten gibt es keine Augenzeugen, und die könne sich die Wunden bei ihrer desaströsen psychischen Verfassung durchaus selbst beigebracht haben, so wie sie es dem Vater des Angeklagten nach dessen Aussage am selben Tag gestanden haben soll. Offenbar habe Lara Hopfental es nicht verwinden können, dass sich sein Mandant von ihr trennen wollte. „Frau Hopfental ist aktuell in psychischer Behandlung, sie ist generell ein sehr belasteter Mensch. Was passiert ist, ist sehr unschön, aber es gibt zu viele Unstimmigkeiten, es bestehen zu viele Zweifel.“ Kurzum: Freispruch.

Der Vorsitzende Richter fällt sein Urteil bereits 15 Minuten später nach den Paragraphen 223, 224, 239, 240 und 253 des Strafgesetzbuches: Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung und Erpressung. „Es war ein widerwärtiges Verbrechen“, so der Richter, „Sie haben ihr Opfer regelrecht gefoltert.“ Das Strafmaß: ein Jahr und acht Monate Gefängnis ohne Bewährung, womit der Vorsitzende noch über die Anträge von Staatsanwaltschaft und Nebenklage hinausgeht. Die Vorwürfe von Lara Hopfental seien detailliert und plausibel geschildert worden, das Verhalten von Seçil Türkyılmaz dagegen „niederträchtig“; hierzu zählt das Gericht auch dessen fehlende Reue. Die „Brutalität der Tat“ mache eine Verurteilung unumgänglich und eine Bewährungsstrafe unmöglich.

Vom alltäglichen Scheitern - изображение 2

2 | UNBESCHOLTEN

Indizienprozesse sind immer schwierig Sie als LotterieSpiel zu bezeichnen - фото 3

Indizienprozesse sind immer schwierig. Sie als Lotterie-Spiel zu bezeichnen, würde der Ermittlungsleistung von Polizei und Staatsanwaltschaft nicht gerecht. Puzzeln passt besser. Zeugen sind deshalb immer ein Segen, die meisten jedenfalls. Sie sind es, die in der Regel maßgeblich zur Rekonstruktion des Tatherganges beitragen und damit letztendlich den Richter in die Lage versetzen, ein möglichst gerechtes Urteil zu fällen.

Überraschungen gehören dazu, so wie bei der Verhandlung gegen Adolf Storm. Dem Richter geht es bei allen aufgerufenen Zeugen nämlich spürbar gar nicht um den Tathergang, sondern um dessen Umstände, insbesondere um das Verhalten des Angeklagten: „Wie hat Herr Storm sich verhalten?“ „Konnte Herr Storm Ihre Fragen verstehen und sie beantworten?“ Ein Richter hat objektiv zu sein. Aber in der Robe steckt eben auch ein Mensch – und ein guter Richter versteht es, menschlich objektiv zu sein.

Storm ist 74 Jahre alt und bis dato ein polizeilich vollkommen unbeschriebenes Blatt, keine Eintragung im Bundeszentralregister, noch nicht einmal Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Doch dann war da dieser 19. Januar: Storm ist Stammkunde in dem größten Bekleidungsgeschäft am Ort, hat seit Jahrzehnten eine Treuekarte, die er auch dem Richter zeigt. Es war kalt an diesem Tag, weshalb Storm sich Treuekarte und Geld einsteckte, um sich mehrere Langarm-Shirts zu kaufen. „Ich kenne Herrn Storm schon lange“, sagt die Verkäuferin vor Gericht aus, „er ist Stammkunde bei uns – und ein sehr netter Mann.“ Veronika ist spürbar aufgeregt, war vorher noch nie in einem Gerichtssaal. Ob sie aufstehen solle, fragt sie vor ihrer ersten Antwort, der Richter verneint. Genauso aufgeregt wie sie sei auch Storm an diesem 19. Januar gewesen, erinnert sich die Zeugin, „er war sehr nervös“.

Hektisch habe er nach einigen Shirts gegriffen, „doch die hatten die falsche Größe“. Als sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte und ihm empfahl, die nächstkleineren in der Umkleidekabine anzuprobieren, sei Storm sogar leicht aggressiv geworden. Schließlich habe sie auf seinen Wunsch hin die Diebstahlsicherung an den Kleidungsstücken entfernt, und Storm sei in der Kabine verschwunden. Aber schon nach kürzester Zeit habe der Angeklagte diese wieder verlassen, in der Hand einen prall gefüllten Stoffbeutel. Die Shirts lägen in der Kabine, soll Storm gesagt haben, dann verschwand er sehr zügig Richtung Treppenhaus. Doch in der Umkleidekabine lagen keine Sachen, weshalb Veronika dem alten Mann folgte und ihn im Treppenhaus zur Rede stellte. In der Aufregung hatte Storm den Personalaufgang gewählt und stand nun vor verschlossener Tür. Erwartungsgemäß befanden sich die Langarm-Shirts in Storms Stoffbeutel, weshalb er sich nun neun Monate später wegen Diebstahls vor Gericht verantworten muss.

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