Während der ganzen Zeit stand Radburn schweigend neben ihm. Seine Aufgabe war es, diesen menschlichen oder vielmehr unmenschlichen Stallbetrieb zu überwachen, Sklaven entgegenzunehmen, zu füttern und sie auszupeitschen, für den Lohn von zwei Schilling pro Kopf und Tag. Burch wandte sich zu ihm um und befahl, das Paddel und die neunschwänzige Katze hereinzubringen. Er verschwand und kehrte nach wenigen Augenblicken mit diesen Folterinstrumenten zurück. Das Paddel, wie man es im Jargon der Sklavenzüchtigung nennt, oder zumindest das Exemplar, mit dem ich das erste Mal die Bekanntschaft machte, und von dem ich nun spreche, war ein Brett aus Hartholz, achtzehn oder zwanzig Zoll lang, in der Form eines altmodischen Puddingschlägers oder auch eines gewöhnlichen Ruders. Der flache Teil, der vom Umfang etwa so groß wie zwei offene Hände war, besaß an zahlreichen Stellen Löcher von einem kleinen Bohrer. Die Katze war ein dickes Tau mit vielen Strängen – die Stränge trennten sich und waren an jedem ihrer Enden mit einem Knoten versehen.
Sowie diese respekteinflößenden Peitschen erschienen, wurde ich von den beiden gepackt und grob meiner Kleidung beraubt. Meine Füße waren, wie ich bereits erklärte, am Boden befestigt. Nachdem er mich mit dem Gesicht nach unten auf die Pritsche gezogen hatte, stellte Radburn seinen schweren Fuß auf die Fesseln zwischen meinen Handgelenken, womit er sie schmerzhaft auf dem Boden hielt. Burch begann mich daraufhin mit dem Paddel zu schlagen. Hieb auf Hieb ging auf meinen nackten Leib hinab. Als sein unnachgiebiger Arm ermüdete, hielt er inne und fragte, ob ich immer noch darauf bestünde, ein freier Mann zu sein. Ich bestand darauf, und dann wurden die Schläge erneuert, schneller und energischer, wenn dies überhaupt möglich war, als zuvor. Immer wenn er ermüdete, wiederholte er dieselbe Frage, und setzte nach dem Erhalt der gleichen Antwort sein grausames Werk fort. Die ganze Zeit gab jener fleischgewordene Dämon die teuflischsten Flüche von sich. Schließlich brach das Paddel und er hielt nur noch den nutzlosen Griff in seiner Hand. Immer noch wollte ich nicht nachgeben. All seine Hiebe konnten meinen Lippen nicht die schändliche Lüge entlocken, ich sei ein Sklave. Den Griff des zerbrochenen Paddels zornig auf den Boden werfend, ergriff er das Seil. Dies war weitaus schmerzhafter als das andere. Ich strampelte mit all meiner Macht, doch es war umsonst. Ich betete um Gnade, doch mein Gebet wurde nur mit Verwünschungen und Striemen beantwortet. Ich glaubte, ich müsse unter den Peitschenhieben des verfluchten Rohlings sterben. Selbst jetzt noch geht mir eine Gänsehaut bis auf die Knochen, wenn ich mich an diese Szene erinnere. Mein ganzer Leib stand in Flammen. Mein Leiden kann ich mit nichts anderem als den brennenden Qualen der Hölle vergleichen!
Schließlich bewahrte ich auf seine wiederholten Fragen mein Schweigen. Ich gab ihm keine Antwort. Tatsächlich war ich auch kaum noch in der Lage zu sprechen. Immer noch bearbeitete er mit der Peitsche ohne Unterlass meinen armen Leib, bis es schien, als würde mir das blutige Fleisch bei jedem Hieb vom Leib gezogen. Ein Mann mit auch nur einem Körnchen Erbarmen in seiner Seele hätte keinen Hund so grausam geprügelt. Schließlich sagte Radburn, dass es nutzlos wäre, mich weiter zu peitschen – dass ich schon wund genug sei. Daraufhin ließ Burch von mir ab und sagte mit einem mahnenden Schütteln seiner Faust vor meinem Gesicht, die Worte durch seine fest zusammengepressten Zähne zischend, dass, wenn ich jemals noch einmal wagen würde zu behaupten, ich hätte ein Recht auf Freiheit, dass ich entführt worden wäre oder irgendetwas anderes in dieser Art, die Züchtigung, die ich gerade erhalten hätte, nichts sei im Vergleich zu dem, was dann folgen würde. Er schwor, dass er mich entweder unterwerfen oder umbringen würde. Mit diesen tröstlichen Worten wurden die Fesseln von meinen Handgelenken genommen, doch meine Füße blieben am Ring befestigt; der Laden an dem kleinen vergitterten Fenster, der geöffnet worden war, wurde wieder geschlossen, und nachdem sie hinausgingen und die große Tür hinter sich schlossen, war ich wie zuvor wieder allein in der Dunkelheit.
Nach einer Stunde, vielleicht zwei, sprang mir das Herz in die Kehle, als der Schlüssel erneut im Schloss klapperte. Ich, der ich so allein gewesen war, und der sich so inbrünstig danach gesehnt hatte, jemanden zu sehen, gleichgültig wen, erschauerte nun bei dem Gedanken, dass sich ein Mensch näherte. Ein menschliches Gesicht war furchterregend für mich, besonders ein weißes. Radburn trat ein, und brachte auf einem Blechteller ein Stück verschrumpeltes gebratenes Schwein, eine Scheibe Brot und einen Becher Wasser. Er fragte mich, wie ich mich fühlte, und merkte an, ich hätte eine ziemlich heftige Tracht Prügel bekommen. Er machte mir Vorhaltungen bezüglich der Schicklichkeit, auf meiner Freiheit zu beharren. In einer recht gönnerhaften und vertraulichen Manier gab er mir den Rat, dass je weniger ich zu diesem Thema sagte, desto besser es für mich wäre. Der Mann versuchte offenkundig freundlich zu erscheinen – ob ihn nun der Anblick meines erbarmungswürdigen Zustands anrührte oder mit der Absicht, jede weitere Bekundung meiner Rechte auf meiner Seite verstummen zu lassen, darüber ist es jetzt nicht nötig, zu spekulieren. Er schloss die Fesseln an meinen Fußgelenken auf, öffnete die Läden des kleinen Fensters und ging, mich wieder alleine zurücklassend.
Mittlerweile war ich steif und wund; mein Körper war mit Blasen übersät, und ich konnte mich nur unter großen Schmerzen und Schwierigkeiten bewegen. Aus dem Fenster konnte ich nichts sehen außer dem Dach, das auf der Mauer gegenüber auflag. Bei Nacht legte ich mich auf den feuchten, harten Boden, ohne ein Kissen oder irgendeine Art von Decke. Pünktlich kam Radburn zweimal am Tag herein, mit seinem Schwein und Brot und Wasser. Ich besaß nur wenig Appetit, auch wenn ich von ständigem Durst gequält wurde. Meine Wunden erlaubten mir nicht länger als ein paar Minuten in der gleichen Position zu verharren; und so verbrachte ich die Tage und Nächte sitzend oder stehend oder langsam im Kreise gehend. Ich war tiefbetrübt und entmutigt. Gedanken an meine Familie, an meine Frau und meine Kinder nahmen meinen Geist ständig in Besitz. Wenn mich der Schlaf übermannte, träumte ich von ihnen – träumte, ich wäre wieder in Saratoga – dass ich ihre Gesichter sehen könnte, und ihre Stimmen hörte, die mich riefen. Wenn ich nach den erfreulichen Trugbildern des Schlafes wieder in der bitteren Realität um mich herum erwachte, konnte ich nur noch stöhnen und weinen. Immer noch war mein Geist nicht gebrochen. Ich frönte der Erwartung meiner Flucht, und dies recht zügig. Es war unmöglich, so mein Gedankengang, dass Menschen so ungerecht sein konnten, mich als Sklaven zu halten, wenn die Wahrheit meines Falles bekannt wurde. Burch würde mich sicherlich gehen lassen, wenn er sich vergewissert hatte, dass ich kein flüchtiger Sklave aus Georgia war. Auch wenn ich nicht selten Argwohn gegenüber Brown und Hamilton hegte, konnte ich mich nicht mit der Vorstellung vertraut machen, sie wären mitschuldig an meiner Gefangenschaft. Sicherlich würden sie mich suchen – sie würden mich aus der Knechtschaft erretten. Ach! Damals hatte ich noch nicht das Ausmaß der „Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen“ gelernt, noch zu welch grenzenlosem Ausmaß an Bosheit er für seine Gewinnsucht fähig ist.
Nach einigen Tagen wurde die äußere Tür aufgesperrt, was mir die Freiheit verschaffte, den Garten aufzusuchen. Dort traf ich drei Sklaven an – einer von ihnen ein Junge von zehn Jahren, die anderen junge Männer von etwa zwanzig und fünfundzwanzig. Ich brauchte nicht lange, um mich mit ihnen bekannt zu machen und ihre Namen herauszufinden sowie die Einzelheiten ihrer Geschichte.
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