Wolfgang Bendick - Die Pyrenäenträumer - Der Schäfer

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In einem kleinen Seitental der Pyrenäen hatten wir einen seit 35 Jahren verlassenen Bauernhof gefunden. 22 Hektar Land und ein altes Haus mit Stall. Drinnen roch es dunkel nach Ruß und Moder. Unser Traum konnte nun Wirklichkeit werden!
Doch ist einfaches Leben gar nicht so einfach… Nicht nur, dass auf den Wiesen anstatt Gras nur Farn wuchs, es fehlte einfach alles, was man 'Infrastruktur' nennt.
Wir waren einfaches Leben gewohnt. Doch auch für ein solche musste erst mal die Grundlage geschaffen werden! Überall zugleich wurden wir gefordert. Auch die Bewohner des Tales, fast nur alte Leute, anfangs skeptisch, brauchten unsere Hilfe. Jeder hatte noch ein paar Tiere, und wir hatten einen fast neuen Motormäher!
Wir machten zusammen Heu. Die Arbeit brachte uns einander näher. Man suchte einen Gemeindearbeiter, einen Totengräber, einen Chauffeur.
Wir kauften die ersten Tiere. Der Sommer war sehr trocken. Alle rieten uns, Schafe her zu tun. Wir taten es. Das bereicherte uns an Erfahrungen, aber leben konnten wir davon nicht. Was tun?

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Wolfgang Bendick

Die Pyrenäenträumer - Der Schäfer

Das kleine Buch vom Leben auf dem Lande

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Inhaltsverzeichnis Titel Wolfgang Bendick Die Pyrenäenträumer Der Schäfer - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Wolfgang Bendick Die Pyrenäenträumer - Der Schäfer Das kleine Buch vom Leben auf dem Lande Dieses ebook wurde erstellt bei

DER SCHÄFER

KAFFEE IN PARIS

FRÜHLING

SOMMER

TROCKENHEIT

HERBST

WINTER

DER ZAUN

TOTENBEISSER

DER BOUT

HOLZSCHUHE

AUF DER ALM

DER FORTSCHRITT

LEDERE

SOMMERSONNENWENDE

PELUTS

PEPITE

LA LYRE

DER BARDO

BAUSTELLEN

L’ISARD

10 000 FRANCS

MALTA-FIEBER

GETEILTE MEINUNGEN

LUCIA

BIENEN

DIE STRASSE

DER HUND

DER TAUSCH

DER LEERE STALL

SACHVERZEICHNIS

Impressum neobooks

DER SCHÄFER

Das kleine Buch vom einfachen Leben

Band 1

Der Schäfer

Wolfgang Bendick

Impressum

Bilder: © Wolfgang Bendick, Jerken Diederich

© Copyright 2018 Wolfgang Bendick

All rights reserved for all countries

Legal deposit: November 2018

Erste Erscheinung, Herbst 2018

Für Popol und all diejenigen, die uns die Grundlagen

des Schäferseins und die einfachen Gesten des Alltags

vermittelt haben

Möge ihr Geist in unseren Werken weiterleben

In den Pyrenäen, im Herbst 2018

Alle in diesem Buch genannten Orte existieren irgendwo.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Ereignisse sind fiktiv.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder vergangenen oder zukünftigen Geschehnissen sind rein zufällig und nicht gewollt.

Ein Dankeschön an Franz für seine ermunternde und korrigierende Lektüre…

Zum Lesen dieses Buches:

Als wir vom einfachen Leben auf dem Lande träumten, hatten wir viele Bücher gelesen um uns darauf vorzubereiten. Doch als wir dann auf dem Lande lebten, konnten uns diese Bücher keine große Hilfe geben. Die Schreiber waren eben nur Träumer gewesen.

Als aus dem Traum ein Alptraum zu werden drohte, zogen wir es vor, in die Realität zu erwachen und zu lernen.

Dieses Buch ist weniger die Geschichte eines ‚Aussteigens‘ aus der industrialisierten Gesellschaft, sondern mehr die eines ‚Einsteigens‘ in eine rurale Lebensweise, die ‚umständehalber‘ sehr mit der Natur, unserer Mutter, verbunden ist. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Tales, von der auch wir ein Teil geworden sind.

Alles kursiv Geschriebene bezieht sich auf praktische Hinweise zum Meistern von Problemsituationen und kann auch über den Stichwortanhang hinten im Buch konsultiert werden.

Der zukünftige ‚Neo-Bauer‘ sollte dieses Buch mit dem Bleistift in der Hand lesen und alles, was ihm ins Auge fällt, anstreichen. Denn wir haben vieles aus Unwissenheit falsch gemacht. Und wenn es uns gelingen sollte, dem Leser ein paar Erfahrungen zu übermitteln und einige Fehler vermeiden zu helfen, hätte sich das Lehrgeld, was wir gezahlt haben, ein weiteres Mal gelohnt!

Der Träumer möge sich tragen lassen von dem wundersamen Geschehen in einem abgeschiedenen Tal der Pyrenäen, von der Völkerwanderung der Hippies, die dazu beigetragen hat, eine ganze Gegend am Leben zu erhalten und deren Idee zu unserer Lebensgrundlage wurde.

KAFFEE IN PARIS

Ludwig hatte sich bereit erklärt, mit mir für einen Monat in die Pyrenäen zu fahren und bei der Hausrenovierung zu helfen. Wir hatten den Dienstag als Abfahrtstag ausgesucht. Doch stellten wir bald fest, dass das der Faschingsdienstag war. Das war uns zu riskant, an einem solchen Tag aufzubrechen, mit all den angeduselten Fahrern unterwegs. Wir verschoben alles um einen Tag. Und das war auch besser, wie uns die vielen Autowracks auf der Strecke bewiesen!

Mit unserem Umzugsgut im Auto und dem Anhänger war es nicht ratsam, die Schweiz zu durchqueren, obwohl das der kürzere Weg war. Am Bodensee entlang kamen wir in den Schwarzwald. Nebel lag in den Tälern und ließ uns nicht schnell vorwärtskommen, vor allem, weil wir Schaffhausen, die Schweizer Enklave weiträumig umfahren mussten. Wir hatten unseren VW-Pritschenwagen maximal vollgeladen, mit all dem, was wir augenblicklich zuhause nicht brauchten. Auf die Plane hatten wir zudem eine sechs Meter lange Holzleiter draufgebunden, Geschenk meines Vaters, da die Eltern in ein ebenerdiges Haus umgezogen waren. Hinten dran, im Anhänger befand sich der Motormäher und die mit dreihundert Metern Seil ausgerüstete alte Heuwinde, zugepackt mit anderen Geräten, alles sorgfältig mit Stricken verschnürt.

Wir durchfuhren ein kleines Dorf. „Schau mal, da!“, rief Ludwig. „Die Bäckerei?“, erwiderte ich fragend. „Genau in dem Schaufenster, besser gesagt, auf dem Sims habe ich die letzte Silvesternacht verbracht!“ „Nicht gerade der beste Platz!“, gab ich zurück. „Doch, denn aus dem Gitter davor im Boden stieg eine warme Luft hoch, vielleicht, weil da die Backstube ist.“ „Ich könnte mir was Besseres vorstellen! Kamst du von einer Feier zurück, oder warum…?“ „Nein! Wir waren gerade zu Hause voll am Feiern, da hatte ich Lust, schnell in Paris einen Kaffee zu trinken. Du weißt ja, wir waren alle mal da hingefahren, mit deinem ersten VW-Bus… Und da hab ich mich halt an die Straße gestellt und hab den Daumen rausgehalten. Um zwei Uhr früh war ich hier. Und dann Sense! Als dann die Bäckerei aufgemacht hat, hab ich mir einen warmen Semmel geholt und mich auf die andere Straßenseite gestellt!“

Bei Huningue fuhren wir über den Rhein und wollten über die Grenze. Hier war eine Großbaustelle. Anscheinend wurde der Grenzübergang modernisiert für den LKW-Verkehr. Vor lauter Umleitungsschildern und Nebel hatten wir wohl den Zoll übersehen und sahen plötzlich das erste französische Ortsschild neben der Straße. „Nix wie aufs Gas und weiter!“, meinte Ludwig. „Sowieso! Das hat uns Ärger erspart!“, stimmte ich zu.

Nach zwei Tagen kamen wir auf dem Campingplatz, wo unser Wohnwagen auf uns wartete, an. „Kaufen sie, kaufen sie!“, empfing uns der Eigentümer, „Der französische Franc ist gefallen, die deutsche Mark ist jetzt viel mehr wert!“ Hatte der vergessen, dass wir schon vor zwei Wochen gekauft hatten? Wir besorgten uns ein paar Flaschen Rotwein, Käse und Baguettes und feierten unsere Ankunft in Frankreich. Früh am nächsten Morgen fuhren wir in das Dorf, in dessen Nähe unser Hof lag. Ich konnte es kaum erwarten, den Fuß auf unser eigenes Land zu setzen! Vorher hielten wir an dem Haus an, wo wir unsere Sachen deponiert hatten. Doch das Schloss war weg und man konnte so rein. Trotz des Halbdunkels bemerkte ich, dass jemand alles durchgeschaut hatte. Hoffentlich hatte sich niemand daran bedient! Wir wollten gerade wieder zumachen, da stand ein etwas dicklicher Jugendlicher vor uns. Er hatte einen runden, stoppelhaarigen Kopf und paffte eine Zigarette mit diesem stinkigen, grauen Tabak, dem ‚Caporal‘, den anscheinend jeder Schäfer hier rauchte! Er grinste uns an und nuschelte etwas Unverständliches. Konnte denn niemand hier Französisch? Doch! Als er merkte, dass wir nicht verstanden, wiederholte er, etwas verständlicher: „Un sacre bazar, ce que vous avez là-dedans!“ Was meinte der mit ‚Bazar‘, vielleicht unsere hier deponierten Sachen? Also war er da drinnen gewesen! Und der frühere Eigentümer unseres Hofes, dem dieses Haus gehörte, auch, denn der hatte ja den Schlüssel dafür! Es war besser, nichts mehr hier zu lassen, und alles, was wir dabeihatten, gleich hoch zum Haus zu schaffen!

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