Ich gehe in die Bar ‚Rosa Kakadu‘, setze mich an den Tresen und bestelle einen Manhattan. Der Barkeeper kennt mich langsam. „Sie suchen wen, stimmt’s?“, fragt er, als er mir das Glas hinstellt. „Immer nur hier sitzen, gaffen und nicht mal trinken. Bulle?“
„Ne.“ Ich schüttele den Kopf. „Reporter. Der Killer, Sie verstehen, oder? Das ist eine ganz große Nummer, wenn ich da was aufschnappen kann. Für die Zeitung und damit auch für mich.“
„Na dann, Waidmanns Heil, aber lassen Sie sich nicht selbst abstechen. Ist nicht gut für den Teint.“ Der Barkeeper lacht über seinen eigenen Witz und ich lache gequält mit. Wenn du wüsstest, du Witzbold.
Zwei Stunden später kommen zwei Paradiesvögel zur Tür herein. Tunten der klassischen Art und hinter den beiden ein Typ in Lederjacke und knallenger Lederhose. Eins fünfzig mit Hände hoch, untersetzt, aber nicht dick. Typ Turner. Hambüchen für Arme. Der sieht mich erst nicht, weil die Tunten ihm im Weg sind. Erst, als die kurz vor der Bar abbiegen und sich in Richtung einer Kuschelecke verziehen. Da hat er mich plötzlich voll im Blick und seine Augen werden groß.
Ich weiß es. Ich weiß es sicher. Der Typ hat mich wiedererkannt. Und er hat gedacht, ich müsste längst unter der Erde liegen und verfaulen. Ich verfaule auch. Bloß nicht unter der Erde.
Ich springe von meinem Barhocker auf, ehe der Kerl die Biege machen kann. „Licht“, rufe ich dem Barmann zu. „Das ist der Schwulenkiller!“ Dann stürze ich nach vorn auf den kleinen Lederverpackten zu.
Plötzlich wird es hell in der Bar. Der Typ kann nicht weg, weil in seinem Rücken mehrere Gäste in Panik zur Tür gestürzt sind, als der Killer erwähnt wurde. Und wenn er nicht flüchten kann, kennt er nur ein Mittel. Er zieht ein Messer aus der Innentasche seiner Jacke und hält es zum Kampf bereit vor sich. Es ist ein sardisches Hirtenmesser. Eine tödliche Waffe, wie ich erfahren musste.
Ich stürze auf den Typen zu und packe ihn am Hals, während er mir das Messer in die Brust rammt. In dem Moment beginnt das große Kreischen in der Bar. Ich sehe aus den Augenwinkeln einen Kellner zu seinem Handy greifen. Hoffentlich ruft der die Polizei an und nicht bloß seine Freundin, um zu sagen, dass es später wird.
„Du solltest doch tot sein“, zischt der Messermann und stößt noch einmal zu.
„Bin ich“, antworte ich und grinse ihn an, dabei entblöße ich die Zahnlücken, die mich seit gestern zieren. Ich halte ihn noch immer am Hals gepackt und drücke zu. „Und du wirst mich begleiten, Süßer“, flöte ich dabei in der besten Tuntenimitation, zu der ich fähig bin.
Er sticht weiter mit dem Messer auf mich ein, was sinnlos ist, weil er nur mein Hemd ruiniert. Aber er wird langsam blau im Gesicht und seine Bewegungen werden schwächer. Ich verstärke den Druck und plötzlich spüre ich, wie sein Kehlkopf bricht. Es ist schnell vorbei mit ihm. Er wird ganz schlaff und lässt das Messer fallen. Da lasse ich ihn los.
Um mich her dreht sich alles. Die Bar, die Leute, die schreiend durcheinanderlaufen, die Lichter der Lampen über mir. Sie wirbeln herum wie ein überdrehtes Karussell. Ich höre eine Polizeisirene. Ich sehe die Welt um mich herum in einem Wirbel versinken.
Licht! Gleißendes Licht! Es ist im Zentrum des Wirbels. Ich wirbele darauf zu. Immer schneller dreht sich die Welt. Etwas poltert. Ich? Bin ich gestürzt? Ich sehe nur dieses Licht.
Bin ich noch in der Bar?
Bin ich noch?
Bin ich?
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