Ich fuhr die Gegend über Tage weiträumig ab und suchte und rief nach ihm. An viele Türen klopfte ich in der Hoffnung, Karli irgendwo zu finden – ohne Erfolg. Schließlich fuhr ich in das nahe gelegene Tierheim.
Vielleicht hatte ihn dort jemand abgegeben?
Viele Katzen waren ins Tierheim gebracht worden und warteten in engen Käfigen auf ein liebevolles Zuhause. Ich schaute in jede Box und in jeden Käfig. Karli war nicht dabei.
Aus einer der Boxen blickten mich zwei riesengroße Augen an. Ein kleiner, rotgoldener Kater saß ganz still dort drinnen. In der erstaunlichen Begegnung mit dem tiefen Blick seiner Augen schien die Zeit einen Moment lang still zu stehen. Regungslos stand ich vor dem winzigen Käfig und hörte etwas in mir sagen: Diesen Kater musst du mitnehmen.
Sehr lautstark schaltete sich sofort mein Verstand ein: „Du suchst deinen Karli. Du nimmst keinen neuen Kater mit nach Hause.“ Meine Vernunft siegte und ich ging weiter. Nachts träumte ich tatsächlich von diesen Augen.
Am nächsten Tag fuhr ich nochmal ins Tierheim. Ich schaute in die Augen des kleinen rotgoldenen Katers. Ich musste einfach dort stehen und dieses winzige, wunderschöne Geschöpf ansehen. Doch wieder entschied die Vernunft: „Du nimmst jetzt keinen neuen Kater mit. Du suchst deinen Karli.“ Nachdenklich fuhr ich nach Hause.
Am Morgen darauf tat ich, was ich tun musste. Ich nahm den Katzentransportkorb und fuhr ins Tierheim. Diesmal nahm ich Merlin mit.
Und so begann sich die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft zu entfalten. Vom ersten Tag an schrieb ich meine Erlebnisse mit Merlin auf. Dieser kleine Kater kommuniziert seit dem ersten schicksalhaften Blick in seine Augen in genau der Art und Weise mit mir, wie es in diesem Buch zum Ausdruck kommt.
Im Jahr 2007 fand ich die Zeit, aus den festgehaltenen Momentaufnahmen das Buch zu schreiben, das Sie in den Händen halten.
Was Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hier lesen, ist eine Geschichte über die Wachheit, Weisheit und Würde eines Katers und ebenso über die Herausforderung, die ein Mensch angenommen hat. Die Ebene der Kommunikation zwischen beiden ist eine Ebene, die hinter oder über dem persönlichen Alltagsbewusstsein liegt. Es ist die Ebene, auf der alles Leben ständig miteinander in Verbindung steht und Informationen austauscht. Auf dieser Ebene müssen Worte nicht unbedingt ausgesprochen werden, um sie zu verstehen.
Gedanken, Gefühle, Stimmungen und Gemütsregungen reichen aus und teilen sich mit, denn sie reisen schnurlos durch den Äther, um das Ziel zu erreichen, auf das sie gerichtet sind und das sie sicher durch die Gesetze der Anziehung finden.
Wenn wir offen sind für das, was auf unserem Weg liegt, und bereit sind, es zu beachten, dann kann das, was uns zuerst als Verlust und Tragik erscheinen mag, in eine neue Richtung führen und zu einer Bereicherung werden. Wenn wir uns von unserem Fühlen leiten lassen, auch wenn unser logischer Verstand es nicht versteht, kann es vorkommen, dass wir etwas geschenkt bekommen, ohne dass wir es uns gewünscht haben. Wir können, wie es in diesem Buch beschrieben ist, lernen, das Gute in jeder Situation zu erkennen und anzunehmen. Je weniger wir an unseren Erwartungen und vorgefassten Meinungen darüber festhalten, wie sich das Leben zu entfalten hat, umso mehr können wir über das Unerwartete staunen, das geschieht, wenn wir gerade nicht darauf vorbereitet sind. Und dieses Unvorhergesehene ist manchmal genau das, was wir für unsere Weiterentwicklung und unser Lernen und auch für unser Glück in diesem Augenblick benötigen. Auf nahezu geheimnisvolle Weise passt letztendlich immer ein Puzzlesteinchen ins andere.
Mein Karli war also verschwunden, und das war sehr schrecklich und traurig. Die Suche nach ihm führte mich ins Tierheim, wo Merlin auf mich wartete. Ich ging nach einigen Anläufen über die Vernunft, die mir Grenzen setzen wollte, hinweg. Ich lauschte auf das Anklopfen an der Tür zu einem Herzen und nahm Merlin mit. Nur dadurch konnte dieses Buch geschrieben werden. Obgleich mein Verstand sagte: „Du nimmst keinen neuen Kater mit nach Hause, denn du suchst nach deinem verschwundenen Karli“, war doch etwas „Anderes“ in mir stärker und siegte.
Wenn wir aufmerksam sind und auf dieses „Andere“ in uns hören, das sich in seltenen und kostbaren Augenblicken als stille Stimme oder als ein zartes Gefühl bemerkbar macht, dann entwickelt sich ein Prozess einer immer größer werdenden Übereinstimmung mit der eigenen inneren Führung. Diese innere Stimme oder Führung kommt nicht aus dem logischen Verstand, sie kommt aus jenem Bereich in uns, in dem wir mit dem kosmischen Herzen verbunden sind.
Merlin ist ein Kater, er ist ein Tier. Können Katzen, Kater oder andere Tiere sprechen? Können sie das, was wir Menschen denken nennen? Haben sie Gefühle? Wissen sie etwas über die Zusammenhänge des Lebens? Sind sie vielleicht sogar weise? Sehen sie hinter die Schleier, die über der menschlichen Alltagswelt liegen? Können sie Dinge hören, die unseren Ohren verborgen sind? Können sie träumen? Leben sie in Bilderwelten? Verstehen sie? Sind sie lernfähig? Wissen sie um Energien, Frequenzen und Schwingungen und darum, wie diese in ein Gleichgewicht gebracht werden können? Meditieren Katzen? Sprechen sie eine Sprache, die wir Menschen lernen können, zu verstehen? Verstehen Tiere unsere Sprache? Haben sie eine besondere Aufgabe? Auf welche Weise nehmen Katzen, Kater, andere Tiere und Lebewesen die Welt um sich herum wahr? Können Katzen gutes von schlechtem Essen unterscheiden? Können sie sehen oder fühlen, ob ein Mensch liebevoll ist? In welcher Situation gesellt sich eine Katze zu einem Menschen, wann läuft sie davon?
Es gibt viele Berichte von Menschen, die auf inneren Ebenen mit Tieren, Steinen, Kristallen, Pflanzen und Landschaften kommunizieren. Für diejenigen, die Beweise brauchen, gibt es die eindrucksvollen Fotos der Kirlian-Fotografie, die das Empfinden von Pflanzen dokumentiert und dargestellt haben. Es wurden folgende Versuche durchgefüht:
Pflanzen wurden verschiedenen Gedanken und unterschiedlichen Musikarten ausgesetzt, zum Beispiel klassischer Musik von Mozart oder Heavy Metal Musik. Auf den Fotos, die gemacht wurden, ist zu sehen, dass die Pflanzen sehr genaue Reaktionen zeigten. Es wird deutlich, dass sich die Energiefelder der Pflanzen zu harmonischen Mustern ordneten, wenn im Raum klassische Musik gespielt wurde. Chaotische Muster von Angst und Ablehnung wurden auf den Fotos sichtbar, wenn die Pflanzen chaotischer Rockmusik bzw. Heavy Metal Musik ausgesetzt wurden.
Die Kirlian-Fotos konnten das Empfinden der Pflanzen, das wir in unserem Alltagsbewusstsein meist nicht wahrnehmen, in für unsere Augen sichtbaren Bildern darstellen. Wenn nun Pflanzen verschiedene Gedankenenergien und Geräusche (Musik) empfinden und ihr Empfinden sogar ausdrücken, können wir dann auch davon ausgehen, dass ein hochsensibles Wesen wie eine Katze wahrnimmt, empfindet und versteht, was um sie herum vorgeht?
Was ich im Zusammenleben mit Merlin erfahren und aufgeschrieben habe, enthält einige Antworten auf solcherart Fragen.
Dieses Buch ist für all diejenigen geschrieben worden, die tief innen diese Antworten suchen und sie vielleicht schon in der ein- oder anderen Form kennen. Es wurde auch geschrieben, um damit das wertvolle Geschenk der Freundschaft eines Tieres dankbar anzuerkennen. Und es wurde geschrieben, um Unterstützung zu geben und Mut zu machen dafür, auf die eigene, manchmal leise Stimme im Innern zu vertrauen.
Es ist auch für diejenigen geschrieben worden, die zur Seele einer Katze Zugang haben und schließlich für die, die sich ganz einfach erfreuen lassen und in ihrer Liebe zu Katzen bestärken lassen möchten.
Manchmal kann es Gott sein, der durch die Augen eines kleinen Katers schaut, um uns ein Lächeln zu schenken.
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