Titelseite MINNAS BUCH Regina Störk
Copyright Copyright © 2017 Regina Störk Alle Rechte vorbehalten. ISBN: ISBN-13:
Widmung Für Siegfried, Tobias, Frida und Tim.
Vorwort Mein Elternhaus stand in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, etwa zehn Kilometer von der Ostsee entfernt. Zwei Kilometer waren es bis zum Selenter See. Der Ort “Sophienhof” bestand aus einem alten Gutshof in der Mitte und ein wenig abseits den drei Siedlungshäusern, die den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg angeboten worden waren. Hier gab es jeweils drei kleine Zimmer mit etwa zwölf Quadratmeter, Dachboden und Waschküche. Im Stall war Platz für eine Kuh und ein Schwein. Dahinter ging es in die Tenne und auf den Heuboden. Hier stand auch das Plumpsklo. Sieben Morgen Land wurde den Siedlern zur Verfügung gestellt, damit sie sich selbst versorgen konnten. Die Wiesen waren Weide. Hier wurde Heu geerntet. Auf dem Acker baute man Getreide an. Eine Hecke begrenzte das Grundstück zur Straße hin und direkt am Haus standen Apfelbäume und ein kleiner Gemüsegarten gab her, was man zum Leben brauchte. Eins von diesen Siedlungshäusern war meinem Großvater Gustav Zabienski zugewiesen worden. Er hatte sich um die Siedlungsstelle beworben, weil er seinen Kindern hier ein Zuhause, eine Zuflucht geben wollte. Nach dem Tod meines Großvaters wohnten wir hier: Mein Vater, meine Mutter, Siegfried, der Bruder meiner Mutter, und ich. Die ältere Schwester meiner Mutter, Tante Elli, war lange unverheiratet. Sie kam, wann immer sie konnte, um ihre Füße unter unseren Tisch zu stellen. Hier war ihr Zuhause. Weihnachten feierte die ganze Familie meiner Mutter gemeinsam bei uns. Siegfried und Tante Elli waren schon Heiligabend da, Tante Lene und Tante Christel kamen am Ersten Feiertag zum Mittagessen. Im Norden wird es früh dunkel und Heiligabend wurden die Kerzen spätestens zum Kaffee angezündet. Es duftete nach Plätzchen, die Dämmerung zog auf, draußen war es still. Weihnachten. Die Erinnerung meiner Familie an Winter und Weihnachtsfeiertage in Ostpreußen wurden wach. Und dann gab es Geschichten. Geschichten aus Klein Koslau, aus der Kindheit meiner Mutter, Geschichten von meiner Großmutter und die Geschichten, die meine Urgroßmutter schon ihren Enkeltöchtern erzählt hat. Aus diesen Geschichten ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Im Teil I der Trilogie geht es vor allem um Liebe. Regina Störk Reutlingen, im Dezember 2017
Die Personen Minna - eine ganz besondere Schildkröte Wilhelmine - neben Minna die wichtigste Person in der Geschichte und meine Großmutter Guste und Heinrich Lonzewski - Wilhelmines Eltern. Vielleicht hießen sie so. Vielleicht aber auch nicht. Herbert von Herwaden - Der Sohn des Verwalters auf dem Koseler Rittergut. In der Geschichte ist es Lonzewskis Wunschschwiegersohn für Wilhelmine. In Wirklichkeit lebte er erst ein paar Jahre später und sollte später mit Wilhelmines Tochter Christel verheiratet werden. Juri - die große Liebe meiner Großmutter und Mutter meiner Patentante Helene. Seinen Namen weiß wohl niemand mehr. Magda - in meiner Geschichte ist sie die beste Freundin von Wilhelmine. Tatsächlich war meine Mutter mit einer Magda befreundet. Und diese Magda wohnte tatsächlich im Zollwärterhäuschen. Josefine - bin ich aus Minnas Perspektive. Sonst bin ich auch schon mal einfach “ich”. Tom - Josefines Mann Tim - Sohn von Josefine und Tom Ein paar Figuren am Rande wie Ärzte und Nachbarn die auch völlig frei erfunden sind, aber irgendwie nötig waren. Und dann gibt es noch Wilhelm II, Fürst von Bismarck und wer immer in diesen Zeiten eine Rolle spielte …
CHAPTER EINS 1920 CHAPTER EINS 1920 Schildkröten schlüpfen sonntags. Von ferne hörte man Kirchenglocken. Die Sonne schien, es war heiß und Minna wollte raus. Raus aus ihrem inzwischen ziemlich eng gewordenen Ei. Sie wollte ihre Beinchen ausstrecken, den Hals recken, gucken, was es da draußen in der Welt zu fressen gab, wie Sonne sich anfühlte, wenn sie auf den Panzer schien, ohne dass eine Eierschale dazwischen ist. Sie wollte Wasser sehen, erleben. Minna klopfte an die Eierschale. Einfach war das nicht. Schließlich konnte sie sich in ihrer kleinen engen Welt kaum noch bewegen. Und dann riss die Schale über ihrem Kopf. Minna bekam einen riesigen Schrecken und zog ihren Kopf so schnell sie konnte in ihren sicheren Panzer. Weil so für die ganze Schildkröte unter ihrem Panzer kein Platz war, rutschte das Schwänzlein hinten ein Stück heraus. Minna war aufgeregt. Das Schwänzchen wackelte und plötzlich knackte es auch hinter ihr. Das Köpfchen schoss wieder vor und dann fiel das Ei auseinander. Minna reckte sich, hob das rechte Bein, das linke. Sie stand auf drei Beinen. Dann auf vier. Mit ihrem Schwanz hielt sie das Gleichgewicht. Minna drehte ihren Kopf langsam nach hinten, um zu sehen, was da an ihrem Körper wackelte. Weil sie eine europäische Sumpfschildkröte war, machte Minna sich auf den Weg zur Skottau, dem nächsten Fluss, den sie von ihrer Geburtsstätte aus erreichen konnte. Sie brauchte nicht zu überlegen, wie sie dahin kommen würde. Sie kannte den Weg.
CHAPTER ZWEI 2016
CHAPTER DREI 1922
Auf den Wiesen
CHAPTER VIER 2016
CHAPTER FÜNF 1922
Alte Jungfer
Kleine Mädchen tragen Prinzessinnenkleider
Wie im Modemagazin
Das Fest
CHAPTER SECHS 2016
CHAPTER SIEBEN 1922
Es ist nichts
Von Juri
Ich geh.
Sterben
Ehrlich
Plan B
Ausweg
Nicht interessiert
Nicht überzeugend
Befördert
Wie geht es dir?
Du packst?
Juri und Magda
Ich hab dich vermisst
November
Ankunft in Elbing
Die Wasserträgerin
Heimweh
Weihnachten
CHAPTER ACHT 1923
Helene
CHAPTER NEUN 1925
1925
CHAPTER ZEHN 1928
CHAPTER ELF 2016
CHAPTER ZWÖLF 1933
CHAPTER DREIZEHN 2016
CHAPTER VIERZEHN 1933
CHAPTER FÜNFZEHN 2016
CHAPTER SECHZEHN 1934
CHAPTER SIEBZEHN 1936
CHAPTER ACHTZEHN 1936
Weise
Abschied
CHAPTER NEUNZEHN 2016
CHAPTER ZWANZIG 1939
Sind da etwa Juden?
In die Skottau gefallen
CHAPTER EINUNDZWANZIG 2017
CHAPTER ZWEIUNDZWANZIG 1940
Erntefest
Wozu sind Kriege da?
CHAPTER DREIUNDZWANZIG 2016
CHAPTER VIERUNDZWANZIG 1944
Abreise
CHAPTER FÜNFUNDZWANZIG 1945
Die Russen kommen
Im Osten geht die Sonne auf
Danksagung
MINNAS BUCH
Regina Störk
Copyright © 2017 Regina Störk
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN:
ISBN-13:
Für Siegfried, Tobias, Frida und Tim.
Mein Elternhaus stand in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, etwa zehn Kilometer von der Ostsee entfernt. Zwei Kilometer waren es bis zum Selenter See.
Der Ort “Sophienhof” bestand aus einem alten Gutshof in der Mitte und ein wenig abseits den drei Siedlungshäusern, die den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg angeboten worden waren. Hier gab es jeweils drei kleine Zimmer mit etwa zwölf Quadratmeter, Dachboden und Waschküche. Im Stall war Platz für eine Kuh und ein Schwein. Dahinter ging es in die Tenne und auf den Heuboden. Hier stand auch das Plumpsklo.
Sieben Morgen Land wurde den Siedlern zur Verfügung gestellt, damit sie sich selbst versorgen konnten. Die Wiesen waren Weide. Hier wurde Heu geerntet. Auf dem Acker baute man Getreide an. Eine Hecke begrenzte das Grundstück zur Straße hin und direkt am Haus standen Apfelbäume und ein kleiner Gemüsegarten gab her, was man zum Leben brauchte.
Eins von diesen Siedlungshäusern war meinem Großvater Gustav Zabienski zugewiesen worden.
Er hatte sich um die Siedlungsstelle beworben, weil er seinen Kindern hier ein Zuhause, eine Zuflucht geben wollte.
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