Warum wird in einer Partnerschaft Dauer angestrebt...? Warum gibt es überhaupt das „heilige Sakrament der Ehe”? Dies muss unbedingt verstanden werden, denn es ist schließlich eines der ganz wenigen Dinge, in denen sich alle Kulturen und sogar großen Weltreligionen ausnahmsweise mal einig sind: Eine längere Partnerschaft gehört einfach „mit zum Leben dazu”, und wird von jedem „gewöhnlichen Menschen” angestrebt. Aber warum...? Welches echte, spirituelle Prinzip versteckt sich hinter dieser Tatsache? (Denn selbst, wenn morgen wieder mal jemand daher kommen würde, um zu verkünden, „dass die Ehe überflüssig oder absoluter Quatsch ist”, - was ab und zu immer mal vorkommt, so ist doch vorauszusehen, dass sie übermorgen wieder eingeführt wird.
Ist es z.B. nicht bemerkenswert, dass das, was der Ewigkeit in dieser Welt am nächsten kommt, logischerweise die Dauerhaftigkeit ist?! Alle Religionen verehren den Gedanken der Ewigkeit und sprechen davon, dass es irgendwo eine „ewige Welt“ einen „ewigen Zustand“ gibt, aus dem wir sozusagen „gefallen“ sind und den wir jetzt wieder versuchen herzustellen. Auf einer bedingten Ebene wünschen wir daher, dass alles, was uns Freude bringt und Spaß bereitet, beständig anhält und mit uns bleibt.
Da ich in diesem Buch andere Hauptanliegen verfolge, als dich zu irgendeinem Glauben zu bekehren, werde ich es an dieser Stelle vermeiden, tiefer zu gehen. Ich möchte lediglich nach dem Gesetz der Logik festhalten, dass es irgendwo in der Existenz Gottes eine ewige Welt, einen ewigen Zustand, geben muss und daher suchen wir diesen natürlich unterbewusst immer und ständig – auch und insbesondere in unseren Liebesbeziehungen!
Eine wahre Liebe sucht daher „die seelische Ebene“ und solange eine Beziehung nicht mit dieser seelischen Ebene ausgestattet ist, sind wir irgendwie immer noch nicht wirklich zufrieden; sind innerlich noch nicht zur Ruhe gekommen, d.h. wir sind immer noch auf der Suche. Eine wahre Liebe, so möchte ich meinen, hat einen unbedingten, wenn nicht gar einen „spirituellen Charakter“, bzw. sucht die Spiritualität. Ihrer Natur nach möchte sie Eigenschaften wie Vergebung, Toleranz, Respekt, Güte, Barmherzigkeit, Milde, Herzlichkeit, Größe, Heldentum, Kraft, Verantwortung, Intensität und über allem Hingabe entwickeln.
Und all diese Herausforderungen, - oder wir könnten sagen den Willen, all jene Eigenschaften zu entwickeln, nehmen wir erst an, wenn wir jemanden tatsächlich auch seelisch lieben können. Sobald dies der Fall ist, sind wir bereit, immer und unter allen Umständen „am Ball zu bleiben“. D.h. wir geben nicht so schnell auf, sprechen eine Liebe sozusagen „heilig“.
Jemand, der diese seelische Liebe bereits erfahren hat, mag neben sich selbst gestanden haben, um sich zu fragen, warum man nicht eine unkompliziertere oder pragmatischere Liebe dieser „seelischen Liebe der Herausforderungen“ vorgezogen hatt?! Ganz einfach: Die Seele möchte sich ja während einer Inkarnation vor allem auch weiterentwickeln. Daher setzt sich in der Liebe meist genau jene Verbindung durch und bleibt dauerhaft, in der das Lernpotenzial am Höchsten ist!
Tatsächlich hat die beste Liebe ein schier unerschöpfliches Entwicklungspotenzial und daher sind wir unbewusst oder bewusst damit einverstanden, alles für sie auf eine Karte zu setzen und uns, wie es so schön heißt, „auf ewig zu binden“.
Dies ist im Grunde doch leicht nachzuvollziehen! Suchen und wünschen wir uns nicht in allem, was uns heilig erscheint, bzw., „heilig wird”, immer wieder nach Dauer? Es soll ja schließlich „beständig” bleiben. Und so versuchen wir es unter allen Umständen zu „er - halten”. Genau dieses „Erhalten“ ist wiederum an die oben genannten Eigenschaften (wie Toleranz, Vergebung, Verantwortung etc.) gekoppelt. D.h. sobald man eine Liebe erhalten, vertiefen und reifen lassen will, lernt man unweigerlich auch das Ego zurückzustellen und sich über die Dualitäten von Annehmen und Ablehnen zu erheben.
Es ist witzig, oft diskutiere ich während einer Session indirekt immer nur über diesen einen Punkt des "Loslassens" von dem, was nicht wirklich real ist. Dann geht es wohlmöglich darum, ob eine Beziehung nun zustande kommt oder nicht, wann er/sie sich wieder meldet oder ob man sich vielleicht selbst mehr zurücknehmen sollte, um so mehr Anziehungskraft zu kreieren. Denn zu starkes Festhalten und dem Partner zu wenig Freiraum zu lassen, mag sich oftmals kontraproduktiv auf eine Beziehung auswirken.
Natürlich existiert dieses "Raum-lassen" und dem Leben des Gegenübers Respekt zu zollen idealerweise auch noch während einer späteren, reiferen Stufe der Partnerschaft, und dennoch mag solch ein Verhalten zu Beginn einer Beziehung verraten, wie unverbindlich und unwirklich der Kontakt im Grunde ist. Auf einer noch tieferen Ebene wirkt dieses "Frei-lassen und Hinhalten des Partners" wie Unverbindlichkeit und offenbart meines Erachtens, dass sich das Paar entweder immer noch in einer Vorbereitungsphase befindet oder aber die Beziehung – und jetzt komme ich zum eigentlichen Punkt – nicht wirklich realisiert ist. Ein Vorfilm ist nicht der eigentliche Film, ein Aufwärm-Vorspiel ist nicht zu vergleichen mit dem Königsspiel.
In dieser sehr leidenschaftlichen Phase des "sich Freiraum-lassens" geht es unterbewusst entweder darum, Kontrolle über das Du zu erlangen, wenn wir hier nicht gar darüber sprechen können, dass ein gewisses unpersönliches Verhalten, wenn nicht gar Ego-und Selbstzentriertheit vorliegt.
Ich möchte behaupten, dass sich die tiefe Liebe der Bedingungslosigkeit, eine Liebe, die sich tatsächlich nicht nur halbherzig auf das Du einlässt, in diesem Falle entweder noch in einem latenten Schlafzustand befindet oder aber gar nicht existiert. Kurzum, das ganze Geplänkel von "sich melden und dann wieder fernbleiben", das "mit den Zehenspitzen die Wassertemperatur einer möglichen Beziehung zu messen", erinnert etwas an ein "Katz und Maus-Spiel". Ein sich in die Länge ziehendes "Hin und Her", zu viel Rumspielerei hat daher recht wenig mit "Respekt und sich Freiraum zuzugestehen" zu tun, sondern sollte eher als "Kontrollspiel des falschen Egos" eingeordnet werden. Unter solch einem Ego wiederum befinden sich Angst und Unsicherheit und Selbstzweifel. Dies sind im Grunde die wahren Motive der angesprochenen Kontrollspiele.
Das "richtige, wahre, heilige Ego", welches wir während der reinen Liebe einsetzen, schläft während dieser Phase in einem latenten Zustand und dieses Nicht-Einsetzen des wahren Egos ist auch der Grund, dass die Betroffenen sich unnötig quälen und letztlich wirklich nie richtig zufrieden mit der Gesamtsituation sein können. Als Beobachter solch eines Zustands in einer Beziehung wünsche ich mir in meinem Herzen dann immer, dass die Betroffenen doch aufwachen mögen, um sich der wundervollen Chance einer Läuterung hin zur charakterstarken Liebe zuzuwenden. In solch einem Falle habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, folgendermaßen zu argumentieren: „Sieh mal: Was ist IST ohnehin! Und was nicht ist IST eben NICHT!
Finde bitte heraus, ob du dich gegen diese Liebe wehren kannst, ob dich diese Person tatsächlich unentwegt beschäftigt und wenn dies so sein sollte, sei ehrlich zu dir und lebe die Liebe konsequent, anstatt sie untentwegt mit deinem Geist anzunehmen und wenige Minuten später wieder abzulehnen und sie zu verwerfen. Entweder ist sie so und so da oder eben nicht! Was da ist, ist nun halt mal da! Und was NICHT da ist, nicht einmal latent – wird sich niemals, und ich versichere es dir nochmal, niemals weiter manifestieren.
Und falls du feststellst, dass die Liebe IST, dass sie existiert und da ist, dein Gegenüber, der Partner jedoch z.B. noch nicht bereit ist, bzw. sich zu sehr im "falschen Ego" befindet, um zu diesem Zeitpunkt wie du zu kapitulieren, dann bist du während dieses Stadiums aufgefordert Vertrauen in deine Wahrnehmung zu haben und Geduld zu üben und abzuwarten, bis Eure Zeit eben kommt oder aber noch nicht kommt.
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