Karin Büchel - Herzensangelegenheiten

Wie wir es dann geschafft haben weiß ich eigentlich nicht, aber wir haben es geschafft. Auf allen Vieren krabbele ich nach oben, teilweise werde ich gezogen teilweise vollbringe ich es selber. Ich sehe so aus, wie jeder nach einem Grabsturz aussieht: Nämlich unter aller Würde.

Die eigentliche Grundfarbe meines Kleides ist lediglich zu erahnen, meine gelben Pumps, von denen ich einen im Erdloch verloren hatte, sehen aus wie nach einer Schlammschlacht, meine Frisur ist nicht wieder zu erkennen. Nur meine Fingernägel haben ihre Farbe behalten. Sie sind schwarz! Schwarz wie die Erde, genauso schwarz wie meine Hände und meine Beine.

Hanno-Sirius steht neben mir, schaut mich an als käme ich von einem anderen Stern. Seine ansonsten so fröhlich, blitzenden, blauen Augen, die ich so liebte, haben den Blick eines traurigen Hush Puppies, sein weißes Hemd, welches er wohl extra für mich angezogen hatte, zeigt diverse Erdspuren, seine ekelig fleischigen Finger sind dreckig und auf seinem haarlosen Hinterkopf haben sich Schweißperlen gebildet. Widerlich!

„Danke!“ Mehr sage ich nicht.

Brauche ich auch nicht! Denn es ist alles gesagt.

Ich drehe mich um, stolpere auf nur einem Pumps zu meinem Wagen und fahre nach Hause.

Da ist mir ein rauchender Karl-Peter tausendmal lieber als ein fettleibiger Hanno-Sirius.

Was bin ich froh als ich das Haus betrete, mir sanfter Menthol-Geruch entgegenweht und Karl-Peter mit seinen kariert gemusterten Hosenträgern die Treppenstufen hinunter schlurft.

„Nur wenige begreifen

das ewige Liebe,

nicht ununterbrochene Liebe ist.“

Jacques Deval

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