Simak Büchel - Projekt Oblivion - Geister am Polarkreis

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Trügerische Wildnis – Was lauert unter der Oberfläche? Der 11-jährige Jorin träumt von einem aufregenden Agentenleben mit Undercover-Einsätzen und Observierungsaufträgen. Doch stattdessen langweilt er sich nur in der Schrebergartensiedlung, in der er mit Agent Smuts untergetaucht ist. Das ändert sich schlagartig, als ein mysteriöses Video vom Polarkreis auftaucht, auf dem ein Bär von unsichtbaren Wesen angegriffen wird, die einen Jungen beschützen – und dieser Junge ist niemand anders als iKID Adam, ein menschenähnlicher Roboter, geschaffen von Milliardär Borax Dosch, einem Technikfreak mit Hang zur Weltherrschaft! Zusammen mit Agenten der Anti-KI-Allianz fliegt Jorin zum Polarkreis, um Dosch aufzuspüren und unschädlich zu machen. Doch kaum in der Wildnis angekommen, werden sie selbst von geisterhaften Robotern gejagt … Atmosphärisch dichte Agentenstory mit vielen technischen Details «Projekt Oblivion – Geister am Polarkreis» ist ein Kinderbuch ab 10 Jahren für Jungen und Mädchen, die spannende Geschichten lieben. Geheimnisvolle Agenten, eine alte Walfangstation am Polarkreis und ein mysteriöser Computervirus – eine ungewöhnliche Agentengeschichte mit einem sympathischen Antihelden. Für alle, die Bücher wie Die geheime Benedict-Gesellschaft oder Young Agents lieben. Projekt Oblivion ist bei Antolin gelistet.

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Originalcopyright 2021 Südpol Verlag Grevenbroich Autor Simak Büchel - фото 1

Originalcopyright © 2021 Südpol Verlag, Grevenbroich

Autor: Simak Büchel

Illustrationen und Gesamtgestaltung: Corinna Böckmann

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN: 978-3-96594-108-3

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung,

können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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www.suedpol-verlag.de

Für Malin Henrik und Danny Prolog In einem hellgrün leuchtenden Band waberte - фото 2

Für Malin, Henrik und Danny!

Prolog In einem hellgrün leuchtenden Band waberte das Polarlicht über den - фото 3

Prolog

In einem hellgrün leuchtenden Band waberte das Polarlicht über den nachtschwarzen Winterhimmel. Nur die spiegelnde Fläche des Fjords trennte ihn von der Düsternis des Landes. Karg lagen Felsen und Hänge da, bedeckt mit einer krossen Schneeschicht. Lautlos floss der Lichtstrom über alles hinweg, bildete Wirbel, Wogen, Wellen, tanzte und be­­­rührte den Horizont an der Stelle, wo die Positionslichter eines Containerschiffes blinkten.

Der Junge schob die schwere Kapuze seines Anoraks zurück, legte den Kopf in den Nacken und spürte, wie sich gegen seinen Willen ein Staunen in ihm breitmachte. Doch sein Gesicht blieb starr. Nicht einmal eine Atemwolke zeigte sich im Frost der Nacht. Er strich sich die welligen Haare aus der Stirn, stand da und wusste es besser.

„Aurora borealis“, schnaubte er verächtlich. „Polar­lich­ter.“

Die Erscheinung am Himmel war weder göttliches Zei­chen noch Geisteratem oder Botschaft aus dem Jenseits, wie man es vor Urzeiten geglaubt hatte, sondern reine Physik. Materie. Ein Teilchenschauer aus den schwarzen Weiten des Alls, der an den Polen auf die Atmosphäre traf, um in einem Glühen zu vergehen. Ein Gruß aus dem Nichts.

Und doch ist es schön, ertappte er einen Gedanken in seinem Kopf, nur um ihn sogleich unwirsch fortzuwischen. Schön? Er war nicht hier, um zu staunen oder über Geister­atem zu philosophieren, sondern um einen Auftrag zu erledigen. So einfach war das. Er hatte seine eigenen Geister, die ihn eskortierten, beschützten, während er den Auftrag für seinen Schöpfer ausführte, für seinen ... Vater.

Irgendein Idiot hatte die Kalibrierung1 vergessen, sodass der Dämon beim Verladen aus seinem Schlaf erwacht war. Das durfte nicht sein. Das brachte den Plan in Gefahr. Den großen Plan. Er packte das metallene Kästchen in seinen Händen fester und stapfte den Hang hinab auf die alte Walfangstation zu, wobei jeder seiner Schritte im harschen Schnee knirschte. Schon ragten die rostroten Zylinder der Tanks zu seiner Rechten auf, in denen früher der gekochte Waltran gelagert worden war. Wind fegte ihm um die Nase und er zog die Kapuze wieder über den Kopf, obwohl er Kälte nicht kannte. Nicht spürte. Sein Schöpfer dagegen schon, der so bitter enttäuscht worden war von dieser Ver­räterin! Zorn brodelte in ihm auf, bei dem Gedanken an das hellblonde Haar, an die Sommersprossen auf den Wangen seiner ... Ja, was?

„Schwester?!“, stieß er hervor. Sie hatte gewagt, sich gegen das Projekt zu stellen. Sie hatte sich gegen ihren Ur­­sprung entschieden und war dem langhaarigen, dumpfen Trottel nachgelaufen, hinein ins Verderben. Warum? Wegen seiner Augen? Wegen dieser gletscherwasserblauen Bälle aus Glibber und Schleim? Aus Freundschaft, hatte sie gesagt.

„Jorin Flugbrand!“ Er fletschte seine Zähne und eine Bitternis breitete sich in ihm aus. Ihn verlangte es nach Rache! Jorin, der Auserwählte, der Liebling der Anti-KI-Allianz, der Saboteur und Zerstörer von Projekt Mimesis, musste in seine Schranken gewiesen werden. Ihn galt es in den Staub zurück zu treten, aus dem er sich erhoben hatte. Nein, besser noch, er gehörte zurück auf die Bäume zu seinesgleichen.

„Dieser ... dieser ...“ Lodernd vor Zorn und Eifersucht ballte der Junge seine Rechte zur Faust und suchte nach dem abscheulichsten Schimpfwort, das sich in seinem Wortschatz fand. Widerwillig spuckte er es in die frostklirrende Nacht am Polarkreis. „Dieser Mensch!“

Kalibrierung = letzte Einstellungen werden vorgenommen, etwas wird auf eine bestimmte Aufgabe vorbereitet 1. Kapitel Gut getarnt saß Jorin Flugbrand in einer Astgabel der ur­­alten Ulme und ließ seine gletscherwasserblauen Augen über die Schrebergartensiedlung Zum kleinen Glück schweifen. Er gähnte, dass seine Kiefer knackten. Nein, so hatte er sich das Agentenleben wirklich nicht vorgestellt. Von wegen James Bond! Wer hätte ahnen können, dass A.KI.A.-Agent Samuel Smuts ein solcher Spießer war? Nicht, dass man ihn falsch verstand, Jorin war heilfroh, dass Smuts sich bereit erklärt hatte, ihn bei sich aufzunehmen, nachdem die Mimesis-Schule in die Luft gesprengt worden war. Aber irgendwie hatte Jorins Leben nach dem Abenteuer auf der Eidechseninsel eine Wendung genommen, die ihn allmählich verzweifeln ließ. „He, Sam, wann kann ich denn endlich mit dem richtig coolen Zeug anfangen?“, hatte Jorin erst an diesem Morgen beim Frühstück nachgebohrt. „Dem – was?“ Samuel verschluckte sich an seinem Croissant. „Du weißt schon, dem echten Agentenkram: geheime Kampf­techniken, Mandarin und der Umgang mit seltenen Giften! Dieses Zeug eben!“ Jorin war sich mit beiden Händen durch seine brandneue Frisur gefahren und hatte das strubbelige Deckhaar noch etwas wilder verwuschelt. An den Seiten und im Nacken waren die Haare nun raspelkurz und erinnerten nicht mehr im Entferntesten an einen mittelalterlichen Knappen. Vielmehr verlieh der Schnitt seinem pausbackigen Gesicht mit den strahlend blauen Augen etwas Verwegenes, das Jorin selbst ausnehmend gut an sich gefiel. „Geduld, mein junger Freund, Geduld. Du hast dich bisher zwar ganz prächtig geschlagen, trotzdem hat man dir erst die niedrigste A.KI.A.-Sicherheitsfreigabe er­teilt. Trainiere weiter deinen Blick, lerne genau hinzuschauen und Täuschung von Wahrheit zu unterscheiden. Du sollst die Füße bis auf Weiteres stillhalten, Jo, An­­ordnung von oben, von ganz oben.“ Damit hatte Smuts den Chef der Anti-KI-Allianz gemeint, jener streng geheimen Untergrundorganisation, der Jorin nun angehörte. „Vertrau mir, deine Zeit mit dem richtig coolen Zeug wird kommen, vielleicht früher, als dir lieb ist.“ Smuts hat­­te sich Marmelade vom Finger geleckt und war vom Früh­­­­stückstisch aufgestanden, ohne Jorin eines weiteren Blickes zu würdigen. „Oh Mann, das Warten ist so was von ätzend!“, maulte Jorin. „Du hättest ja mit Konrad und Nele ins Zeltlager fahren können“, sagte Smuts. „Das Angebot stand immerhin.“ „Pff, die ...“ Jorin hatte abgewunken. „Die turteln von morgens bis abends, was soll ich denn da? Nee, Smuts, echt nicht ... Vielen Dank!“ Sogar seine besten Freunde hatten ihn in jener faultierhaften Langeweile zurückgelassen, die vor sich hin gärte wie Brennnesseljauche. Jorin war es leid. Dabei war Borax Dosch, der Mörder seiner Eltern, immer noch auf freiem Fuß. Allein bei dem Gedanken an den milliardenschweren Gründer von Projekt Mimesis verkrampfte sich etwas in Jorins Brust. Dieses verdammte Monster! Dosch hatte damals sogar angedeutet, dass Jorin selbst das Ergebnis einer Genmanipulation und seine Augen mit fremden Genen perfektioniert worden waren. So ein Schwachsinn! Borax Dosch hatte es einfach nicht verkraftet, von ein paar Kindern besiegt worden zu sein! So sah es aus.

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