Susanna Egli
Völlige Hingabe für den Erfolg, Teil 1
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Inhaltsverzeichnis
Titel Susanna Egli Völlige Hingabe für den Erfolg, Teil 1 Dieses ebook wurde erstellt bei
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Impressum neobooks
Ich werde Ihnen, liebe Leser, genau den Grund geben, eifersüchtig und etwas neidisch auf mich sein. Sie wollen wissen warum?
Ich besitze mittlerweile eine Kette von Schönheitssalons in ganz Europa verteilt. Durch diese Geschäfte konnte ich ein erhebliches Vermögen ansammeln. Sie brauchen noch einen weiteren Grund? Gerne:
Ich bin eine sehr attraktive, perfekt gewachsene und völlig gesunde junge Frau in den besten Jahren. Nun, sind Sie neidisch?
Aber ich habe für alles hart gearbeitet und genau davon will ich Ihnen erzählen. Ich werde gnadenlos berichten, wie ich zu meinem Vermögen gelangte.
Aber ich will nicht vorgreifen: Ich habe mir vorgenommen, alles schön der Reihe nach zu erzählen, das soll mein letzter Racheakt sein, dann will ich mich zufriedengeben.
Rein materiell gesehen, könnte ich längst zufrieden sein. Man kann schon von einem Schönheitssalon leben, wenn man auch die speziellen Wünsche der männlichen Kundschaft erfüllt; von zwei solchen Salons kann man auch dann leben, wenn man anständig bleiben will - nur muss man dann selbst mitarbeiten.
Mit meiner Kette von Etablissements über ganz Europa verteilt bin ich fein raus und brauche nichts Verbotenes zu tun, weder Kosmetikerinnen ins Haus schicken noch oder manuelle Massagen in München zu machen, ganz zu schweigen von dem, was hier in Rom in den Salons im Allgemeinen an Extras geboten wird.
Ich bin arriviert; es hat genau acht Jahre gedauert, und ich bin heute sechsundzwanzig. Dass ich jünger aussehe, kann ich nicht behaupten, schließlich war allerlei los in diesen acht Jahren; ja manchmal, wenn ich nach einer langen Nacht vor dem Spiegel sitze und das Make-up aus dem Gesicht wische, fühle ich mich schon sehr viel älter. Aber dafür bin ich so weit gekommen, wie andere erst mit vierzig, fünfundvierzig - oder niemals.
Pünktlich um elf Uhr erscheint mein Geschäftsführer, so wie von mir angeordnet. Er betreut meine Salons, kontrolliert die Niederlassungsleiter und sorgt dafür, dass die Geschäfte laufen.
Albert Magenheim, so heißt mein Geschäftsführer, kommt auf die Terrasse. Ich habe es nicht für nötig befunden, mit etwas anzuziehen. Ich liebe es, mich zu Hause völlig hüllenlos zu bewegen. Es ist ein freies Gefühl komplett nackt durch die Räume zu gleiten. Und wegen meinem Geschäftsführer sehe ich keinen Grund, mir etwas anzuziehen. Außerdem ist es heute viel zu heiß für Kleidung.
Ich lächle, weise auf einen Sessel, denn ich sehe ihm an, dass er lieber stehen bleiben möchte, um mich mit den Augen zu verschlingen, so wie ich da liege, nur mit dem Schreibblock bedeckt, braun, ohne weiße Streifen, mit makelloser Haut, sorgfältig frisiert, eine echte Blondine, deren goldenes Schamhaar zu einem schmalen Streifen auf dem Venushügel rasiert ist.
Magenheim weiß, dass ich ihn verachte, und er genießt diese Verachtung, denn sie ist die einzige Form von Interesse, die er von mir erwarten kann.
Ich lese die Gedanken hinter seiner schon ein wenig zu hohen Stirn: er möchte mich aus der Hängematte reißen, mit der Schnur fesseln, über die Balkonbrüstung legen und dann von hinten vögeln. Danach würde er mir den Finger in den Hintern bohren, weil ich dort für ihn zu eng bin, würde ihn mir in den Mund stecken, damit ich ihn ablecken muss, und sich in die Hängematte legen.
Er würde Johanna, mein Dienstmädchen, rufen, die mir erzählt hat, dass er ihr immer unter den Rock greift, wenn sie ihm die Tür öffnet und ihn hinausbegleitet. Er würde mich von Johanna peitschen lassen und von mir verlangen, dass ich ihm hier, in meiner Hängematte, auf meiner Terrasse, einen ablutsche.
Das alles lese ich hinter der Stirn meines Angestellten, meines Geschäftsführers Albert Magenheim, aber es erregt mich überhaupt nicht.
Denn erstens kenne ich das alles, und die Herren Campe und Nassau, Hackledt und Medici und wie sie alle hießen, waren keineswegs besser oder auch nur appetitlicher als dieser gescheiterte Bonvivant, dem ich zu einem späten Glanz vor halbreifen Wichserinnen verholfen habe.
Und zweitens weiß ich genau, dass Magenheim ebenso gut wie all jene netten Schweinereien zu verüben sich auf die Brüstung der Terrasse schwingen und die fünfzehn Meter auf die Piazza hinunterspringen könnte, denn wenn ich ihn feuere, ist er ruiniert, kann er aufgeben, ist für ihn wie für seine ganze Familie Feierabend bei seinen Vorstrafen und seinen achtundvierzig Jahren.
Es kann sein, dass er ahnt, wie ich zu meiner Salonkette gekommen bin; seine Freundin, die Niederlassungsleiterin aus Nürnberg, weiß einiges von mir und meiner Liaison mit dem Herzog von Burgund, der schließlich an der ganzen Côte d' Azur zu bekannt war, um unbemerkt das Zeitliche segnen zu können.
Aber was ich von Magenheim weiß, ist sehr viel besser, denn jene reizende Münchner Kosmetikassistentin mit den zwei Backfischzöpfen war in dem Augenblick, als Magenheim ihr seinen Schwanz in den Mund schob, noch keine sechzehn Jahre alt...
Aber ich wollte doch der Reihe nach erzählen. Also werde ich jetzt Magenheim berichten lassen und dann meine Aufzeichnungen zu Rate ziehen, jene zum Teil sehr genauen Notizen, die ich mir als Chefsekretärin mit jener Ausdauer gemacht habe, die man von mir erwartete.
Es fing natürlich schon in der Schule an. Als ich die Wirtschaftsschule besuchte, waren wieder kurze Röcke modern.
Die Herren vom Lehrkörper machten große Augen, die Damen guckten giftig, wenn ein Schwarm von uns Teenagern die Treppen hinaufwippte, und wir brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass wir vor allem beim Sitzen im Klassenzimmer unsere Lehrer auf die einfachste Weise in Verwirrung bringen konnten. Nicht einer von diesen wohlgedrillten Superpädagogen war imstande, unbefangen weiterzusprechen, wenn wir die Beine so übereinanderschlugen, dass zwischen Strumpf und Slip ein Stückchen nacktes Fleisch zu sehen war, oder wenn wir gar ein wenig zur Seite rückten und die Beine zweckdienlich spreizten...
Am schlimmsten war dies alles für unseren jungen Geographielehrer. Er war ohnedies schon verlegen, wenn er vor die Klasse trat, geriet beim Vortrag leicht außer Atem oder fing an zu stottern und lief rot an, wenn er jemanden aufrief.
Bis zum Abitur hatte er ein Internat besucht und seit jener Zeit eine Vorliebe für hübsche Knaben bewahrt. Wir Mädchen setzten ihm natürlich umso mehr zu, und eines Tages bekamen wir ihn denn auch in unsere Gewalt.
Er unterrichtete in Geschichte, Geographie und in Wirtschaftskunde, worin wir alle sehr schlecht waren, weil wir uns sehr viel Zahlen merken sollten und kaum etwas verstanden. Herr Tattenbach gab darum in diesem Fach auch Nachhilfeunterricht, sein Gehalt war ja nicht allzu hoch, aber nur für Schüler, nicht für Schülerinnen.
Tobias, ein arger Filou, machte mit uns gemeinsame Sache. Als Herr Tattenbach an einem Sommernachmittag zum Nachhilfeunterricht zu ihm kam, empfing er ihn im Garten, in der Badehose, und bat den Lehrer in eine Laube unter dem Vorwand, im Haus seien Handwerker an der Arbeit.
Wir beobachteten hinter den Weinreben, wie sich Tattenbach neben den halbnackten Tobias setzte, beim Unterricht immer näher rückte, dem Jungen den Arm um die Schulter legte und seinen Kopf an sich zog.
Auf einmal schrie Tobias auf, stieß Tattenbach beiseite und rannte aus der Laube, die zerrissene Badehose vor den Pimmel haltend. Das war für uns das Signal. Mit entrüstetem Buhgeschrei stürmten wir die Laube, wo Tattenbach saß, hochrot im Gesicht und mit zitternden Lippen.
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