Außer der Wiederkennung des Hehren in besondern Fällen der individuellen Erfahrung [die N sich bedenkenlos zuziehen konnte, denn dies war ja eine direkte Beschreibung und damit auch Berechtigung für seine Situation!] offenbart uns diese Allwissenheit auch die Wahrheit. [Wie kam Emerson hier zweimal so betont auf die nur in speziellen Fällen einem Menschen zugänglichen Gefühle der „Allwissenheit“, die ja immer nur ein Gefühl , aber kein tatsächlich gespeichertes, in Einzelheiten zugängliches Wissen über alles hinweg darstellen können? N musste sich - seiner „Momente des Allzusammenklangs“ wegen! - auch hier wieder angesprochen und wiedererkannt fühlen, da bei ihm eh alles auf Gefühlen aufgebaut war]. Und hier sollten wir [ver?]suchen grade durch ihre Gegenwart wieder fester zu werden und auf würdigere, erhabenere Weise von jenem Advent [der Ankunft der Allwissenheit?] zu reden. Denn wenn die Seele uns mit einer Wahrheit bekannt macht [in dieser für N geradezu verführerischen Formulierung!], so ist dies das höchste Ereignis in der Natur, denn sie gibt dann nicht etwas von sich, sondern sie gibt sich oder wird zu dem Menschen, den sie erleuchtet [sogar von der oft mit derartigen Anfällen, Momenten oder Zuständen einhergehenden Lichtfülle, war da also die Rede und sollte noch deutlicher genannt werden, so wie N selber sie entsprechend seinen Formulierungen kannte und in „lichtumgürteten“ Zuständen 4.136verriet]; oder sie bemächtigt sich seiner, im Verhältnis zu der Wahrheit die er empfängt EE.206[womit sogar die Unfreiwilligkeit und die Intensität dieser unerhörten „Augenblicke“ ihren Ausdruck fanden!].
Wir bezeichnen die Verkündigungen der Seele, ihre Kundgebungen von ihrer eignen Natur mit dem Ausdruck Offenbarung [das Wort benutzte N 1888 in seinem „Ecce homo“ zur Darstellung der Wahrhaftigkeit seines „Zarathustra“ als neues „Buch der Bücher“ 28.6.88dann ungeniert in diesem Sinne für seine so erbrachten „geistigen Leistungen“! In vorherigen, nicht so weit fortgeschrittenen Stadien der Enthemmung, hätte er nicht gewagt, damit in Bezug auf sich selbst an die Öffentlichkeit zu treten. Offenbarungen und dergleichen kamen bei N zuvor nur in einigen Aphorismen als Wahn-Zustände, oder ihnen nahe stehend, zur Sprache]. Diese sind immer von erhabenen Wallungen [diese beiden Worte hatte N dick unterstrichen und seitlich daneben ein Ausrufungszeichen angebracht!] begleitet. Denn eine solche Mitteilung ist das Einströmen des göttlichen Geistes in unseren Geist. Es ist eine Ebbe des individuellen Baches vor den flutenden Wogen der See des Lebens [womit diesen „Ausnahme-Zuständen“ selbstverständlich das „Vorrecht“ zugesprochen war, - vor der jedem zugänglichen Banalität des Alltäglichen]. Jede klare Vorstellung von diesem zentralen Gebot erfüllt die Menschen mit Ehrfurcht und Entzücken. Ein Wonne-Schauer durchbebt alle bei dem Empfängnis einer neuen Wahrheit oder bei dem Vollbringen einer großen Handlung, die aus dem Herzen der Natur hervorgeht. [wie gut kannte N dieses Glücksgefühl der Allübereinstimmung von sich mit dem „Universum“? Was davon aber kann außerhalb der Gefühle „real“ - und somit für „die Menschheit, auf die N so gerne zielte! - auf auch nur annähernd gleiche Weise gültig sein?]
In diesen Mitteilungen ist die Macht zu erkennen nicht getrennt von dem Willen, zu tun, sondern die Einsicht geht aus dem Gehorsam und der Gehorsam aus einem freudigen Wahrnehmen hervor. [Daraus war für N so viel ihm ganz persönlich auf den Leib Geschriebenes zu entnehmen, dass er gar nicht umhin konnte, seinen Geist mit dem Emersons „zu vermählen“: Gehorsam, Schönheit, Notwendigkeit, „Wollen zu müssen“! Das alles kam bei Emerson vor und wurde N vor die Füße gelegt, es zu nutzen, sich damit zu schmücken, sich daran festzuhalten, sich aufzurichten, Halt zu finden an neuartigsten, passendsten „Schulgesetzen“ die Hülle und Fülle bis in die äußerst mögliche Selbstüberhöhung hinein!]
Jeder Moment, in welchem das Individuum sich davon ergriffen fühlt, ist denkwürdig. Die Notwendigkeit unserer Konstitution, glaube ich, bringt es mit sich, dass immer, wenn das Individuum sich jener göttlichen Gegenwart [jener höheren Macht in den immer wieder beseligenden „Momenten“. N hatte diese Stelle seitlich markiert!] bewusst ist, dies einen gewissen Enthusiasmus mit sich bringt [wie im August 1881 das Schaudern und Lachen machende, jauchzend-singende Unsinnreden in Sils-Maria anlässlich der „Schnapsidee“ seiner „Ewigen Wiederkehr“!]. Der Charakter und die Dauer dieses Enthusiasmus ändert sich mit dem Zustande des Menschen, von einer Ekstase und Entzückung und prophetischen Begeisterung, - welches aber seltner ist, - zu dem schwächsten Schimmer wirksamer Erregung, in welcher Form er, gleich dem Feuer in unsern Haushaltungen, alle Familien und Verbindungen von Menschen erwärmt und die Gesellschaft möglich macht. [Und dann noch, als Abrundung des Ganzen gewissermaßen:] Immer ist das Aufgehen des religiösen Sinnes im Menschen von einem gewissen Hange zum Wahnsinn begleitet worden, als wäre es „durch das Übermaß von Licht [vielleicht auch von einem brennenden Busch, in dem Moses Gott in Ägypten erschien? 2.Moses,3,2] vernichtet“. EE.207
Wie N es auch immer wieder als Lichtdurchflutung, Lichtfülle, Lichtumgürtet-sein bezeugte.
Zum Abschluss dieser Darstellung der überwältigenden Emerson-Bedeutung für N folgen noch einige weitere Textstellen Emersons, die für N mit Sicherheit von hoher emotionaler Bedeutung waren, auch wenn sich dazu keine Beweise in Form direkter Textübernahmen anführen lassen:
Der Tag der Tage, an welchem das eigentliche, wirkliche Leben erst beginnt, ist der, an welchem sich das innere Auge für die Einheit der Dinge und die Allgegenwart der Gesetze öffnet, an welchem es erkennt, was sein muss und sein soll und was das Beste ist. EL.17
Genau dies beschrieb, was N von Zeit zu Zeit und immer wieder mal in seinen Momenten des „Allzusammenklangs“ widerfuhr: Auch seine Hörigkeit dem Notwendigen gegenüber wurde ihm da sanktioniert!
Diese Seligkeit steigt zu uns hernieder und wir sehen sie weniger in uns, als uns in ihr. Wenn die Luft in unsre Lungen kommt, so leben wir, wenn nicht, so sterben wir; wenn das Licht in unsre Augen strahlt, so sehen wir, anders nicht; und wenn die Wahrheit in unsere Seele einzieht [analog zu Luft und Licht? - um was für einen Vorgang handelte es sich da? Schließlich ist die Wahrheit nicht so „gegenständlich“ wie Licht und Luft!], so erweitern wir uns plötzlich zu ihren Dimensionen: wir wachsen gleichsam zu Welten an. Wir sind wie Gesetzgeber [und als solcher hat N sich in fast allen Situationen seines Lebens empfunden!], wir weissagen und sehen Gesichte; [denn genau das entsprach Ns Auffassung von seinem Sein, das davon ausging, die - einzig mögliche ! - Wahrheit gepachtet zu haben!] wir sprechen im Namen der Natur. Dieses Verständnis zieht uns auf die Seite [ins Aparte, Besondere, Überhöhte!] und in das Interesse des Universums, gegen Alle ohne Unterschied, gegen uns selbst eben so wohl als gegen andere. Ein Mensch, der mit diesem Verständnis spricht, bestätigt in sich selbst, was es im Seelenleben Wahres gibt: er sieht seine Unsterblichkeit [in Form seiner Vorbildlichkeit für Jahrtausende!] und er sagt: ich bin unsterblich; er sieht seine Unüberwindlichkeit und er sagt: ich bin stark. Es ist nicht in uns, sondern wir sind ihn ihm; es ist der Schöpfer und nicht das Geschöpf und alle Dinge werden von ihm berührt und verändert. Es herrscht und wird nicht beherrscht und unterscheidet diejenigen, welche daran Teil haben, von denen welche es nicht kennen. Die, welche es nicht kennen, sind Flocken und Herden. Es leitet aus sich selbst seine Begründung ab, nicht von früheren oder besseren Menschen ….. Wo es erscheint, ist die Natur nicht länger unverständlich, sondern alle Dinge runden sich zu einem harmonischen [alles zusammen klingen lassenden] und malerischen Bilde. EL.18
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