Bei all den Ausführungen, die hier in einem notwendigerweise nicht unerheblichem Umfang vorgeführt - und vielfach mit Ausblicken auf Ns zukünftige „Entwicklung“, die im eigentlichen Sinn keine war weil N an dem ihm 1861 Bekanntgewordenen lebenslang kleben blieb! - handelt es sich um Texte, die von N her nachwiesenermaßen in engem Zusammenhang mit Emersons „Weisheiten“ stehen, welche zumeist keine solchen waren. Die ausführliche Zusammenstellung dient vor allem als Beweisführung dafür, Ns breitgefächerte tatsächliche Beziehung zu , - und Beeinflussung durch , sowie Abhängigkeit von ! - Emerson in relativ komprimierter und überzeugender Form aufzuzeigen!
Die dabei beachtete Engmaschigkeit dieser Verflechtungen - zu der sich noch mehr hätte vorbringen lassen! - ist nicht mit nur wenigen Beispielen, sondern allein durch deren vielseitige und massive Fülle überzeugend herauszustellen, um zu einer wirklichkeitsnahen Erklärung von Ns weiterem Lebensweg zu gelangen. Es handelt sich dabei nicht um eine Konstruktion oder Unterstellung, um keine subjektiv gefärbte „ Meinungsäußerung über N “, sondern durchgehend um die Vorlage von Fakten , welche die sich über fast 30 Jahre, bis zu seinem „geistigen“ Ende hin bestehende Emerson-Hörigkeit Ns in seiner „geistig-denkerischen“ für philosophisch gehaltenen Existenz belegt! - Emerson bildet einen in seiner Bedeutung überhaupt nicht zu überschätzenden Bestandteil des Phänomens N, dessen späteres und zeitlich begrenztes Einschwenken auf die Philosophie Schopenhauers gemessen an seiner Bestimmtheit durch Emerson so gut wie gar nichts bedeutet. Die im 17-jährigen durch Emerson zementierte „geistige“ Grundlage hat sich gegen spätere Einflüsse als weitgehend resistent erwiesen.
Aus heutiger Sicht ist die Tatsache der vielen krebsartig wirkenden Emerson-Knoten in dem, was als Ns Werk gilt, zur Klärung seines mit einem Spruch des antiken griechischen Lyrikers Pindar zu einer „ Leistung “ verklärten „Werdens, der er war“ weitaus wichtiger, als die unbewiesenen Spekulationen und Erwägungen über das, was an und bei N angeblich durch äußere Ereignisse wie „Schlafmittelmissbrauch“ beziehungsweise seine legendäre „syphilitischen Infektion“ hätte veranlasst werden können! - „Krankhaft“ gewesen sind bereits Ns Grundlagen , die aufgrund eines oberflächlichen, auf syntaktisch intaktem Anschein beruhenden Urteil erst Anfang 1889 zum unvermittelten Ausbruch eines „Größenwahns“ und dauerhaften Irrsinns geführt haben. Von diesem aber war N - bei genauerem Hinsehen, a) von Anfang an beseelt, b) durch Emerson in diesem „geistig-logisch“ bestärkt und gerechtfertigt worden und c) sein Leben, Handeln, Fühlen, Urteilen und „Philosophieren“ insgesamt so massiv bestimmt, dass - was das Verhängnisvollste war! - d) die tiefgreifenden Defekte von Ns angeblich so überragendem logischen Denken - vor allem auf dem Gebiet der „Selbsterkenntnis“! - nicht wahrgenommen worden sind! Das Verhängnisvolle an N wurde auch nicht dadurch gemildert, dass es anderen, an sich intelligenten Leuten, wie beispielsweise Martin Heidegger, 1889-1976, einem deutschen Philosophen, so schien, als hätte N als Denker, wie Heidegger es beurteilte, „die Metaphysik ins Äußerste getrieben“. In Wirklichkeit hatte N doch nur das „Unbegreifliche“ an sich selbst mit dem Anschein von künftig Möglichem verwechselt und das inhaltsleere, hohle Gebäude seiner allein mit ihm selber angefüllten „Denkerwerkstatt“ mit einer raffiniert philosophisch wirkenden Fassade umhüllt - um den größenwahnsinnigen, für die Menschheit nutzlosen Irrsinn seiner Selbstsucht zu verdecken.
Ns Ausgabe von Emersons „Essays“ - und diese sollte sich für ihn als am Einflussreichsten erweisen! - enthält am Ende unbedruckte Seiten. Auf diese schrieb N im Herbst 1881, genau 20 Jahre nach seiner Nürnberger Emerson-Infektion:
Das neue Große [das Metaphysische?] nicht über sich, nicht außer sich sehen, sondern aus ihm eine neue Funktion unser selbst machen [das bedeutete für N, sich selbst als Gegengewicht zum „Rest der Welt“ zu sehen!]. Wir sind der Ozean, in den alle Flüsse des Großen fließen müssen. Wie gefährlich ist es, wenn der Glaube an die Universalität unser selbst fehlt ! Viel Art von Glauben tut not . 9.621
Da ging es - als Glaube, der angeblich nottut! - nicht als fundiertes Wissen ! - wieder - wie immer bei N! - um das Problem der themenlosen, nur auf ihn selbst fokussierten „Größe“, um das „Großseins an sich“ um seiner selber willen, das „Herausragen“ in unmittelbarem relativen Bezug von ihm zu „den Anderen“! Daraus „eine neue Funktion unser selbst machen“ 9.621. Das war eindeutig sein Interesse, das ihn beschäftigte wie nichts sonst: „Du gehst den Weg deiner Größe“! 4.194Damit leitete er seinen im April 1884 erschienenen 3. Teil seiner „Zarathustra“-Dichtung ein! Mit seinem Lebens-Problem als Hauptthema! Er hat sich sein Leben lang mit nichts anderem beschäftigt und sich unter diesem Gesichtspunkt immer wieder so günstig wie möglich darzustellen versucht.
Zu dem Wort „Ozean“ des zweiten Satzes gehört eine Notiz, die N sich zu etwa gleicher Zeit anlässlich der Emerson-Seite Nr. 54 gemacht hatte. Sie lautet:
„Aber wohin fließen denn zuletzt alle Flüsse des Großen und Größten am Menschen? Gibt es für sie allein keinen Ozean?“ - Sei dieser Ozean: so gibt es einen. 9.660[Auch diese Aussage zielte nur darauf ab, die „ökologische Nische“ für sein Groß-Sein beziehungsweise seinen Größenwahn zu definieren. Sich als „Ozean“ für die Gesamtheit „des Großen und Größten am Menschen“ zu stilisieren strotzt nicht gerade von Bescheidenheit! An solchen Auswüchsen gemessen erscheint Ns finaler Größenwahn als eine relativ harmlose - und wohl auch zwangsläufig fällige ! - Steigerung und „Vollendung“! Weil es viel weiter ohnehin nicht gehen konnte. Das Bild des „geistigen Ozeans“ stammt unmittelbar von Emerson. Es heißt bei ihm:
Aber nun sind wir Lumpengesindel. Der Mensch hat weder Ehrfurcht vor dem Menschen, noch fühlt die Seele sich getrieben, bei sich stehen zu bleiben und sich mit dem geistigen Ozean in Verbindung zu setzen, sondern sie geht hinaus, um von den Urnen der Menschen sich einen Becher Wassers zu erbetteln. Wir müssen allein gehen. Isolierung muss einem wahren Zusammensein vorausgehen ….. EE.54
Des Weiteren besteht über die von N notierten Worte „Viel Art von Glauben tut Not“ ein inhaltlicher Zusammenhang mit einer Notiz, auf die N sich in seiner 4. und letzten Notiz auf dieser Seite ausführlicher bezog. Als eine 2. Notiz schrieb N im Herbst 1881 auf die letzte Seite der „Essays“ von Emerson:
Vom Kleinsten Nächsten auszugehen: 1) die ganze Abhängigkeit sich feststellen, in die man hineingeboren und erzogen ist [ein Faktum, an dem jeder seinen ihm eigenen Anteil besitzt] 2) den gewohnten Rhythmus unsres Denkens, Fühlens, unsere intellektuellen Bedürfnisse und Nahrungsweisen 3) Versuche der Veränderung, zunächst mit den Gewohnheiten zu brechen (z.B. Diät [und andere Oberflächlichkeiten. Wo N auf Konkretes kam, wurde er zumeist trivial.]
Als Denkansatz, wie N es tat, musste dies, relativ konsequent genommen, zur „Umwertung aller Werte“ führen, um überall scheinbar etwas völlig „Neues“ aufscheinen zu lassen, - die Welt zumindest „anders“ als zuvor zu sehen, „es“ so anders wie nur möglich, also in Umkehrung, zu machen , zu denken, zu beabsichtigen, um überall die „Duftmarke“ eigenen „Schaffens“ zu hinterlassen: Es war aber auch zwanghafte Besserwisserei von einem, der sich nicht einfügen konnte und wollte.
Читать дальше