Inge Elsing-Fitzinger
Prinzenträume
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Titel Inge Elsing-Fitzinger Prinzenträume Dieses ebook wurde erstellt bei
Das einfache Rätsel
Das Geheimnis des Waldgeist
Das schlaue Kerlchen
Das schlaue Mädchen
Die verzauberte Prinzessin
Impressum neobooks
Als einst ein sehr armer Mann bei glühender Hitze einen tiefen Graben aushob, fuhr zufällig der König vorüber. Neugierig fragte er, wie viel er für seine schwere Arbeit als Lohn bekäme.
„Herr, ich bekomme drei Groschen am Tag“, antwortete der Bauer und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Da war der König entsetzt. „Sag, guter Mann, wie kannst du von so wenig Lohn überleben?“
„Das ginge schon“, meinte der Mann, „doch ich muss einen Groschen zurückgeben, den zweiten verborgen, und nur einer bleibt mir zum Leben.“
Der König wunderte sich über das Gehörte. Doch er fand nicht heraus, was das „verborgen“ und „zurückgeben“ bedeuten sollte. So erklärte ihm der Mann: „Ich pflege meinen sehr alten Vater, der immer im Bett liegen muss. Aber ich bin dankbar, dass er mich zu einem guten Menschen erzogen hat. Deshalb gebe ich ihm gerne von meinem Lohn etwas ab. Meinem kleinen Sohn gebe ich den zweiten Groschen, damit ich später, wenn ich alt bin auch etwas von ihm bekomme. Vom dritten Groschen leben wir.“
Der König wurde sehr nachdenklich. Er hatte zu Hause zwölf Minister, die sich stets beschwerten zu wenig Geld zu bekommen, obwohl er jedem hunderten Dukaten bezahlte. Jetzt sprach er: Ich werde diesen Aasgeiern dein Rätsel aufgeben. Sollten sie jedoch zu dir kommen, um dich zu fragen, darfst du ihnen nichts sagen, bevor du mein Bild gesehen hast.“ Dann schenkte er dem Mann eine Handvoll Dukaten und fuhr weiter.
Zu Hause rief er seine Minister: „Ihr bekommt soviel Geld von mir und trotzdem reicht es euch nie. Ich traf auf meiner Reise einen Mann, der verdient nur drei Groschen am Tag. Von diesen aber gibt er einen als Schuld zurück, einen verborgt er und vom dritten lebt er. Und er ist ein ehrlicher, guter Mensch. Löst mir in einer Woche dieses Rätsel, denn sonst verjage ich euch aus meinem Land.“
Die weisen Herren beratschlagten und überlegten, doch es wollte ihnen nichts Rechtes einfallen. So verging der erste Tag und auch der zweite. Sie grübelten, bis ihre Köpfe rauchten. Sie sandten Boten aus und fanden tatsächlich den Mann, den der König getroffen hatte. Gleich reisten die Minister hin. Sie versuchten ihn mit Bitten, mit Geld, schließlich mit Drohungen zum Reden zu bringen. Doch der Mann blieb eisern und sagte nichts. Schließlich meinte er: Zeigt mir ein Bild des Königs, dann sollt ihr die Lösung erfahren.“
„Wie sollten wir das machen. Der König würde doch nie zu dir kommen,. du armseliger Bauer. Es muss doch eine andere Lösung geben, dich zum Sprechen zu bringen.“
„Tja, das ist nun wirklich nicht meine Sorge“, lachte der Bauer schelmisch. Jetzt versprachen die Minister dem Mann das Blaue vom Himmel. Sie schleppten Säcke mit Gold und Edelsteinen herbei, um das Geheimnis zu erfahren. Doch der arme Mann lachte sie immer nur aus. „Was nütz euch euer Reichtum und eure Klugheit, wenn ihr das Einfachste nicht lösen könnt!“
Schließlich aber hatte der Bauer Mitleid mit den feinen, ratlosen Herren. Er zog einen Dukaten aus der Tasche, den ihm der König geschenkt hatte. Darauf war der König zu sehen. Diesen zeigte er ihnen und nun durfte er den Ministern auch sein Geheimnis mit den drei Groschen verraten.
Siegessicher traten die Herren am festgesetzten Tag vor den König und lösten stolz das Rätsel. Der König misstraute ihnen aber und schickte sofort nach dem armen Mann.
„Du bist doch eine ehrliche Haut. Wie kannst du da gegen meinen königlichen Befehl handeln und den Männern die Lösung von den drei Groschen verraten?
„Herr, ich hielt mich streng an unsere Abmachung. Erst nachdem ich euer Bild gesehen habe, sprach ich. Hier ist es. Ihr habt es mir selbst geschenkt.“
Er zeigte dem König die Münze und erzählte von den vielen Geschenken und Drohungen seiner Berater.
„Junge, du hast mehr Verstand, als alle meine Minister zusammen“, lachte jetzt der König und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „In Zukunft wirst du keine Löcher mehr graben, sondern in Pracht und Glanz in meinem Palast wohnen und mir mit deinem Rat zur Seite stehen.“ Dann wandte er sich an seine Minister. „Ihr seid nicht einmal drei Groschen wert, ihr armseligen Stümper. Bleibt meinetwegen hier, aber wagt nie mehr, mich um Geld zu bitten. Ihr seid ja nicht einmal die Luft wert, die ihr einatmet.“
Strahlen wandte er sich an seinen neuen Ratgeber und begann begeistert viele gute und neue Verbesserungen in seinem Land zu besprechen. Die Minister aber saßen mit gesenkten Köpfen tatenlos herum und ärgerten sich sehr über ihre eigene Dummheit.
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