1 ...7 8 9 11 12 13 ...20 Kasha zumindest hatte keinerlei Probleme mit ihrem selbst gewählten Beziehungsmodell, denn die unverbindliche und freie Wahl ihrer Sexpartner war bis dato zwar nicht immer „das Gelbe vom Ei“ gewesen, aber ihre interne Erfolgsstatistik konnte sich jederzeit sehen lassen, denn als perfekt gestyltes gespieltes Dummchen und mit ihrem atemberaubendem Körper hatte sie bereits erfolgreich zwei Quarterbacks aus der nationalen College-League abgeschleppt und die waren furiose Volltreffer-Liebhaber der Premium-Kategorie gewesen, an die sie noch Tage später lustvoll mit schweren Zitterknien denken musste. Bei zwei Gelegenheiten hatte sie mangels begattungsfähiger Bauerntrampel auf eine hübsche Studentin zurück gegriffen und obwohl sie diese lesbischen Erfahrungen gar nicht mal als „soo schlecht“ qualifizierte, war sie generell lieber das schwache Frauchen, das sich gerne von sportlichen Männerkörpern dominieren lies.
Die Carlon Mellon Universität von Pittsburgh ist Amerikas führende Forschungseinrichtung im Bereich der Robotik und Nanotechnologie und der Vorlesungssaal platzt aus allen Nähten, als die Professorin Kasha Muratti nur mit ihrem iPad bewaffnet zum Rednerpult geht und das kleine Tablett an die Multimedia-Anlage des Hörsaals anschließt. Ein Assistent bedient das Mischpult und während die großen Jalousien langsam die breite Fensterfront verdunkeln, springt der Projektor an und Kasha wird von ihrem Assistenten das Head-Mikrophon angelegt.
„Mein Name ist Dr. Kasha Muratti und ich freue mich, sie heute an Amerikas führender Universität für Future Design und Nanotechnologie begrüßen zu dürfen. Der Fachbereich für den sie sich eingeschrieben haben hat das große Ziel eines Tages nichts anderes als frei programmierbare Materie herzustellen.
Was genau dürfen wir uns darunter vorstellen? Wie so oft gibt uns die Natur zumindest ansatzweise eine grobe Idee, was wir eines Tages vielleicht erreichen könnten.“
Auf der großen Leinwand des Hörsaals begann der erste Film. Fast unwirklich groß sah man eine einzelne Ameise, die sich mit einem riesigen Blatt von links nach rechts über den Bildschirm bewegte. „Wir alle kennen die großartige Leistung, die Ameisen vollbringen können. Jede einzelne dieser Insekten kann für ihre Verhältnisse enorme Lasten über große Strecken transportieren, aber generell ist die Leistung einer einzelnen Ameise überschaubar bzw. sehr begrenzt. Ganz anders sieht es aus, wenn wir jetzt die Leistung von Ameisenvölkern betrachten.“
Auf dem Bildschirm erschienen jetzt Großaufnahmen von ganzen Ameisenvölkern, die Unmengen von zerschnitten Blättern über einen Dschungel-Pfad transportierten, dann wurden eindrucksvolle Zeitrafferaufnahmen von Termitenstämmen gezeigt, die komplette Gebäude innerhalb von wenigen Tagen zum Einsturz brachten.
„Was Sie in diesen Aufnahmen erkennen können ist sozusagen eine kleine Veranschaulichung dessen, was wir vielleicht gemeinsam in Zukunft hier erforschen werden.
Im Jahr 2012 wurde im LHC in der Schweiz das erste Mal die Existenz der Gottes-Teilchen (Higgs-Boson) nachgewiesen.
Die Wissenschaft ist der festen Überzeugung, dass es neben diesem noch weitere unerforschte Klein-Bestandteile innerhalb jedes Atoms geben muss, deren Funktionen wir noch nicht kennen. Aber uns treibt eine Vision: Wenn wir eines Tages in der Lage sein sollten, diese Bestandteile vollständig zu verstehen und sie zu manipulieren, dann wird es uns höchstwahrscheinlich möglich sein, sie auch dazu zu benutzen, um jede art von Materie „frei zu programmieren“.
Um zu verstehen was wir uns darunter langfristig vorstellen, haben wir ein paar weitere Animationen vorbereitet.“
Auf dem Bildschirm erschien eine Art umgekehrt laufender Countdown, der vom Jahr 2013 bis zum Jahr 2050 lief und dann in ein großes Fragezeichen gewandelt wurde.
Kashas Stimme klang wohltuend und sie war didaktisch fehlerfrei: „Stellen wir uns einfach vor unsere Erfindung gibt es schon. Auf dem Bildschirm erschien eine Art metallischer Kasten, der sich langsam öffnete. Der Inhalt schien beim Einzoomen aus lauter winzigsten Kügelchen zu bestehen. Wir nennen das, was wir erschaffen wollen „Nanobots“ - unser Synonym für winzigste Roboter, die ihre eigene Energieversorgung haben müssen und frei programmierbar sind.
Wenn wir also zum Beispiel in ferner Zukunft einen ganz banalen Fünfzehner Schraubenschlüssel benötigen und wir sind dann bereits im Besitz der Nanobots, dann könnten wir - wahrscheinlich über eine drahtlose APP - einfach einen Befehl an unseren Vorratsbehälter mit den Nanobots funken und in wenigen Sekunden hätten sich die Atome, bzw. deren Moleküle so angeordnet, dass man das gewünschte Werkzeug - in höchster Qualität - aus dem Behälter nehmen und benutzen kann.“
Die Leinwand zeigte eine Computer-Animation in der auf magische Art und Weise die kleinen Kügelchen zu einem fünfzehner Schlüssel morphten und dann kam eine animierte Hand ins Bild und benutzte das gerade erschaffene Werkzeug, um eine 15-ner Schraube festzuziehen. „Dies ist natürlich ein wirklich einfaches Beispiel um zu verdeutlichen, was wir erforschen wollen.“ Die Animation zeigte jetzt, wie die animierte Hand den Schraubenschlüssel wieder zurück in den Behälter legte und als ob man ein Stück Eis in eine heiße Suppe geworfen hätte, verschwand die Form des Schraubenschlüssels in wenigen Augenblicken.
Schließlich brauchte man einen 15-er Schlüssel nur wenige Mal im Leben und falls man jetzt aber gerade eine Lupe, ein Messer, einen Wagenheber oder sonst etwas benötigte, dann müsste man das einfach wieder an den Behälter der Nanobots „mailen“ und nach wenigen Sekunden hätte man dann jegliches Werkzeug, dass man jemals brauchen wird.
Es bleibt nun Ihrer Fantasie überlassen, was man mit diesen Möglichkeiten auf allen Sektoren des täglichen Lebens erreichen könnte: Medizin, Transport, Produktion und natürlich auch das Militär hätten vollkommen neue Möglichkeiten von Anwen-dungen und Produkten. Doch wie können wir es jemals so weit schaffen und was sind unsere realistischen Möglichkeiten?“
Wieder erschien eine Art von mega aktiven Wanderameisen auf der riesigen Leinwand, die alle auf einem Weg im Unterholz in einer unendlich wirkenden Reihe hintereinander herliefen. „Der Leistungsumfang der Nanobots muss essentielle Komponenten beinhalten: eine eigene Energieversorgung, die Möglichkeit der Kommunikation mit anderen Nanobots, das Bewusstsein an welchem Ort sie sich befinden und eine Programmierbarkeit, die unsere jetzigen Denkmodelle bei weitem übersteigt.
Vielleicht wird es auch Nanobots geben, die - wie in der Natur - andere Nanobots steuern und kontrollieren. Doch genau wie in der Natur birgt das gewisse Gefahren in sich“.
Man sah auf dem Projektor, wie ein Wissenschaftler die erste Ameise der langen Dschungelprozession vorsichtig mit Gummihandschuhen einfing und isolierte. Offensichtlich führerlos fand der Rest des gesamten Volkes anscheinend nicht mehr den richtigen Weg, denn die gesamte Population läuft weiterhin hinter der zweiten Ameise hinterher, die allerdings orientierungslos weiter marschierte - so lange bis das gesamte Volk - eine Ameise nach der Anderen - vor Erschöpfung starb. „Sobald man die eingefangene Führerameise‚ wieder an die erste Position des Prozession setzt, nimmt das gesamte Volk wieder gemeinsam den richtigen Weg zum Nest.
Wissenschaftlich realistischer ist wahrscheinlich die andere Option: Wenn wir es durch den Einsatz des LHC im CERN schaffen werden, auch die anderen noch unbekannten Bestand-teile innerhalb der Atome zu verstehen, dann kann es uns hoffentlich irgendwann gelingen, wahre frei programmierte Materie zu erschaffen und das wird dann wirklich ein neues Level der angewandten Wissenschaft ermöglichen.
Deshalb freue ich mich auf die kommenden Semester mit Ihnen, denn unser momentaner Forschungsstand sieht ungefähr so aus“: Auf der Projektionswand sah man jetzt eines der Experimente des vergangenen Jahres. Ein ganzes Rudel kleiner auf Rädern fahrender Miniroboter fuhr in einer vorgefertigten Versuchsanordnung anscheinend planlos in einem Labyrinth herum.
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