Ralph Kloos
KOLONIE 7
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ralph Kloos KOLONIE 7 Dieses eBook wurde erstellt bei
Prolog
Die Expedition der Deep Search One
Die vatikanischen Archive
Carlon Mellon University / Pittsburg
Der Trabant
Unzerbrechlich
Schloss Rambouillet
Kasha Muratti
Der Archivar
Crypto City - Fort Meade
Deep Search Two
Mexico City
"El cubo"
Jerez de La Frontera
Der zweite Beweis
Der Blick zurück
Die Rue de l´Abreuvoir
Trabant Nummer 2
Der Tod des Archivars
Last Christmas ?
Hayatabad Medical Complex - Peshawar / Pakistan
Späte Erkenntnis
Warlord Muhammed Sayyaf
Save Our Planet-Concert
Black Screen
Arbeitslos
„Handshake“
Reconnected
Dumm gelaufen
Exodus
Impressum
Prolog
Washington, 2. November, 2016
Joseph Robinette Biden war wieder einmal der Letzte, der den Cabinet Room - den Sitzungssaal der US-Regierung – betrat. Aber dieses Mal hatte er einen, wie er meinte, triftigen Grund, denn im letzten Moment war ihm eingefallen, dass er das kleine Hämmerchen für diese einmalige Amtshandlung benötigen würde, mit dem er normalerweise als Vorsitzender die Sitzungsbeschlüsse des Senats lautstark besiegelte.
Kurz vor Beginn der Sondersitzung war ihm das gerade noch eingefallen und so hatte er seinen persönlichen Adjutanten losgeschickt, um dieses wichtige Artefakt der amerikanischen Senatspolitik noch rechtzeitig heranzuschaffen.
Dieses berühmte Hämmerchen stammte aus dem Jahr 1954 und war ein geschichtsträchtiges Geschenk der indischen Regierung, nachdem das Vorgängermodell, das bereits seit 1834 im Einsatz war, aus Verschleißgründen splitterte und ersetzt werden musste.
Ob dieses vergleichsweise winzige Holzhämmerchen heute wirklich zum Einsatz kommen würde… darüber wollte sich John Biden im Moment keine tiefergehenden Gedanken machen, denn schon alleine diese Zusammenkunft aller politischen Mächte und das Anliegen war ein noch nie da gewesenes Ereignis in der amerikanischen Politik. Aus Sicherheitsgründen beschützten deshalb auch die doppelt und dreifache Menge an CIA- und NSA-Agenten die Zusammenkunft und darüber hinaus dienten Hunderte zusätzlicher Polizisten, die sogar die Straße vor dem Weißen Haus abgesperrt hatten, denn eigentlich war es seit 9/11 nicht mehr erlaubt, dass sich die gesamte Regierung, inklusive aller Bundesrichter und den Vorsitzenden von Senat und Kongress in einem einzigen Raum traf.
Doch angesichts der Vorfälle der vergangenen Monate war es zwingend vorgegeben und vor der Sitzung war öffentlich bereits klar und deutlich die Devise ausgegeben worden, dass man sich entweder einstimmig entscheiden würde, oder der Status Quo bliebe unverändert.
Obwohl der Cabinet Room eine aufwendige Klimaanlage hatte, war durch die aktuelle Überfüllung ein, durchaus als stickig zu bezeichnendes, Klima entstanden, das bei einigen der Anwesen-den sichtbare Schweißperlen erzeugte und obwohl jede Menge erfrischender Getränke auf den Beistelltischen bereit standen, hatte der eine oder andere der Anwesenden einen extrem trockenen Mund.
Jeder im Raum war sich bewusst, dass es in der gesamten amerikanischen Politikgeschichte noch nie einen vergleichbaren Vorfall gegeben hatte und da die Verfassung immerhin schon seit dem Jahr 1787 in Kraft war, stellte die geplante Abstimmung eine Sensation dar, die der Tatsache geschuldet war, dass der Planet Erde definitiv „under attack“ einer unbekannten und fremden Intelligenz war.
Die Kernfrage lautete: War es zum jetzigen Zeitpunkt opportun, wirklich die Wahl zum 45sten Präsidenten durchzuführen, denn da Barack Obama bereits schon zwei Wahlperioden regiert hatte, kam eine Wiederwahl unter normalen Umständen nicht in Frage.
Die drohenden Konsequenz war demnach, dass ein „neuer noch unerfahrener Mann/Frau an die Macht kommen würde, der/die dann eventuell sofort handeln musste, denn eines war allen Beamten im Cabinet Room völlig klar: Wenn der Welt die Rettung vor den unbekannten Angreifern gelingen könnte, dann wären/mussten die USA mit Sicherheit die Speerspitze dieser Abwehr /sein.
Deshalb wurde schon seit Wochen hinter den Kulissen im Geheimen verhandelt; denn diese Präsidentschaftswahl entschied nicht nur über das Schicksal der Vereinigten Staaten, sondern offensichtlich über das der gesamten Menschheit und da konnte man doch unmöglich einen politischen Anfänger an der Macht gebrauchen, sondern Barack Obama musste den Job einfach weiter machen, ob er wollte oder nicht!
Rein optisch hatten dessen weißen Haare in den letzten Stunden die Oberhand gewonnen, denn er sah wirklich alt und verbraucht aus. Insgeheim hatte er sich schon länger auf die bevorstehende Epoche als EX-Präsident gefreut - in der er nicht andauernd auf dem Präsentierteller der ganzen Nation herumtanzen musste, sondern sich lieber auf seine Basketballspiele und ein paar relaxte Golfrunden konzentrieren wollte. Doch im Moment sah es nicht besonders gut aus für seinen geplanten Ruhestand.
Mit leicht brüchiger Stimme ergriff er schließlich das Wort: „Nachdem wir in den vergangenen vier Stunden alle „Pros“ und „Contras“ gegeneinander abgewogen haben, müssen wir uns nun der Verantwortung unserer Entscheidung stellen.
Es steht wohl außer Frage, dass wir schon mit der Akzeptanz dieser Abstimmung die Grundsätze unserer traditionellen Verfassung außer Kraft setzen werden, aber es steht selbstredend auch außer Frage, dass unsere Gründungsväter keine Verfassung geschrieben haben, die sich je mit der Konfrontation fremder Intelligenzen auseinandersetzen musste und somit liegt es nun an uns zu entscheiden, wie wir uns bestmöglich gegen diesen mächtigen unbekannten Gegner verteidigen sollen.
Deshalb bitte ich Sie nun alle Ihre Stimme öffentlich abzugeben - das sind wir unseren Amt und unseren Wählern schuldig.
Was die Dauer dieser dritten Amtszeit betrifft kann ich alle politischen Zweifler beruhigen, denn ich habe nicht vor auch nur einen Tag länger im Amt zu verweilen, als es das Volk und die hier anwesenden Repräsentanten beschließen - aber selbst-verständlich bin ich mir bewusst, dass ich den Ausgang dieser Abstimmung akzeptieren werde - egal für wie lange dieses Mandat ausgesprochen wird. Ich stelle mich der Verantwortung.“
Vizepräsident Biden fokussierte die Gesichter aller Anwesenden - eines nach dem anderen - und was er sah, empfand er in erster Linie als „Angst“.
Alle neun Richter des Supreme Courts präsentierten tiefe Sorgenfalten, Anspannung und Unsicherheit. Sie waren die einzigen Würdenträger, die eine lebenslange Garantie für ihre Posten beim höchsten amerikanischen Gericht hatten, aber alleine die Tatsache, dass sie erstmals eine Entscheidung dieser Größe und Wichtigkeit mit tragen mussten, machte sie sichtlich nervös.
Selbst ein Hardcore-Republikaner wie Reince Priebus, der Parteivorsitzende, kaute nervös auf seinem Kugelschreiber herum, denn gerade er war vielleicht der Einzige, dem man ein negatives Votum zutrauen würde, doch seine versteinerte Miene wirkte angesichts der Situation eher resignierend.
Sein Auftritt war der letzte vor der Abstimmung und wer jetzt ein fulminantes Aufbegehren der Opposition erwartet hatte, spürte schon nach wenigen Sätzen, dass die Chancen für Widerstand schlecht standen: Die Bedrohung von Außen war demnach einfach zu intensiv; niemand wollte jetzt die Verantwortung für die Zukunft der Nation übernehmen - warum also nicht alles beim Alten belassen?!
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