Gabriele Beyerlein - Berlin, Bülowstraße 80 a

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"Irgendwo da draußen war das wirkliche Leben …"
Aus dem Korsett starrer Konventionen, das ihre Mutter ihr auferlegt, flieht Sophie in die Ehe. Doch Jahre später will sie selbst ihre Tochter Lotte in dieses Korsett pressen. Lotte aber begehrt auf, sie hat einen Traum, dessen Realisierung unmöglich erscheint, und auch Sophies festgefügte Welt gerät ins Wanken.
Die Geschichte eines Aufbruchs. Die Geschichte von Frauen um 1900.

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Ihr Blick ging zu dem Ölgemälde über der Kommode. Der schöne Offizier in der Uniform des 2. Garderegimentes, der Mann mit dem Stolz um den Mund und dem Schalk in den Augen, der Mann, dessen tiefe Stimme sie noch immer im Ohr zu haben meinte. Unter dem Gemälde das kleine Bronzeschild: Baron Woldemar Freiherr von Zietowitz, geboren 29. Juni 1832, gestorben 6. März 1875. Major des 2. Garderegimentes Seiner Majestät.

Der Vater. Er hatte die Schlacht von Königgrätz und die Schlacht von Sedan überlebt. Warum war er im Frieden so plötzlich gestorben? Sie konnte sich nicht entsinnen, sie war noch keine sechs Jahre alt gewesen, und die Mutter sprach nicht darüber. Nur dass es plötzlich gewesen war, das meinte sie noch zu wissen.

Wenn der Vater noch da wäre, dann wären ihre Tage reich und bunt und voller Lebendigkeit. Dann hätte sie nicht das Gefühl, dass ihre Zeit sinnlos verrann. Dann wären sie nicht so arm, dass sie kaum jemals Gäste haben konnten — und jedenfalls nicht nur die alten Damen, mit denen ihre Mutter verkehrte. Offiziere würden bei ihnen ein und aus gehen, Gelehrte, Musiker, Dichter. Gespräche könnte sie führen, die das Herz berührten, wirkliche Gespräche an Stelle der ewigen französischen Konversation mit der Mutter. So aber blieben ihr nur ihre Träume. Und die Romane.

Alles Grübeln hatte keinen Sinn. Entschieden schlug sie das Buch auf und begann zu lesen. Und bald vergaß sie ihre Gedanken, vergaß auch den Raum, in dem sie sich nicht hätte aufhalten dürfen, und versank in einer anderen Welt. Hätte die längst zurückgekehrte Frieda ihr nicht Bescheid gesagt, als sie sich am späten Abend erneut aufmachte, um die Majorin von Zietowitz bei der Generalin von Klaasen wieder abzuholen und nach Hause zu begleiten, dann hätte Sophie noch lesend auf dem Sofa gesessen, als die Mutter zurückkam. So aber lag sie im Bett und stellte sich schlafend, den Roman unter ihrer Matratze, den Band mit den deutschen Klassikern auf ihrem Nachttisch. Und während sich die Mutter hinter dem Paravent von Frieda das Korsett aufschnüren ließ, schlief Sophie tatsächlich ein.

Irgendwann wachte sie auf, blinzelte kurz zum Fenster, es war noch ganz dunkel. Hatte ein Geräusch sie geweckt? Nein, es war still. Sie versuchte wieder einzuschlafen. Nebenan schlug die Standuhr, sie zählte die Schläge: drei Uhr. Sie sollte wirklich schlafen, aber auf einmal war sie hellwach. Sie seufzte leise, drehte sich hin und her. Schließlich öffnete sie die Augen. Ein schmaler Lichtschein, fein wie mit dem Messer gezogen, drang unter der Tür zum Salon hervor.

War die Mutter da drüben? Wohl kaum — was hätte sie auch dort tun sollen, mitten in der Nacht! Sophie lauschte. Kein Laut. Vielleicht hatte die Mutter am späten Abend noch im Salon gesessen und beim Zubettgehen vergessen, die Lampe zu löschen? Aber gewöhnlich achtete die Mutter sorgsam darauf, dass nicht ein Tropfen Petroleum mehr als nötig verbraucht wurde.

Ach, was ging es sie an! Sophie schloss die Augen wieder. Doch der Gedanke an den schmalen Lichtstreif ließ sie nicht los. Endlich erhob sie sich leise. Es war schließlich ihre Pflicht, diese unnötige Verschwendung zu verhindern.

Vorsichtig tastete sie sich zur Tür, öffnete sie leise. Schlagartig blieb sie stehen: Die Mutter saß mit dem Rücken zu ihr am aufgeklappten Sekretär über irgendwelchen Papieren.

„Ach, du bist hier!“, sagte Sophie.

Die Mutter zuckte zusammen und schob hastig die Papiere übereinander, die auf der Schreibklappe ausgebreitet lagen. Alte vergilbte Zeitungsausschnitte, auf einem von ihnen sah Sophie neben einem Kreuz den Namen ihres Vaters. Sie trat näher.

„Man klopft an, wenn man ein Zimmer betritt!“, erklärte die Mutter mit harscher Stimme und ließ die Zeitungsausschnitte in einer Mappe verschwinden. Doch einen flüchtigen Blick auf eine der Überschriften hatte Sophie noch erhascht. Hatte da nicht gestanden: Duell im Morgengrauen? Die Mutter klappte die Schreibplatte hoch und drehte den Schlüssel herum.

Sophie stand wie gelähmt. Der Name des Vaters, das Kreuz — seine Todesanzeige ... Duell im Morgengrauen. Ihr Herzschlag schoss in die Höhe, lange bevor ihr Verstand eine Verbindung zwischen beidem herstellte.

„Mutter“, fragte Sophie, kaum wollten sich die Worte formen, „Mutter, was heißt das, was stand da von einem Duell?“

„Geh ins Bett!“, war die Antwort der Mutter.

Doch der Gedanke, der sich blitzartig in Sophie festgesetzt hatte, ließ sich nicht mehr zurückdrängen. Sie musste es wissen, aber es war unmöglich, es auszusprechen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte doch nicht mehr als: „War da nicht auch Vaters Todesanzeige?“

„Ich habe gesagt, du sollst ins Bett gehen!“, wiederholte die Mutter in dem Ton, der jedes weitere Beharren von vornherein zum Scheitern verdammte, versenkte den Schlüsselbund in ihrem Morgenmantel, nahm die Lampe vom Tisch und schritt an Sophie vorbei durch die Tür. „Komm endlich!“

Dieses Schweigen, mit dem die Mutter Fragen überging, die sie nicht beantworten wollte, Sophie kannte es zur Genüge. Wie in einer Festung verschanzte die Mutter sich dahinter. Mit ihr konnte man nicht reden.

Ohne ein weiteres Wort ging Sophie wieder zu ihrem Bett, ließ sich darauf nieder, mit steifen Bewegungen, als sei sie eine Puppe.

Ein Duell. Schlaflos lag sie da und starrte ins Dunkel. War ihr Vater bei einem Duell getötet worden?

Oder — Sophie drückte die Faust an ihre Lippen — bildete sie sich das alles ein? War es nur ein Zufall, dass die Todesanzeige des Vaters zwischen Zeitungsberichten über ein Duell gelegen hatte? War es vielleicht gar nicht seine Todesanzeige gewesen, hatte sie sich getäuscht, sie hatte ja nur einen ganz kurzen Blick auf die Papiere geworfen? Hatte die Mutter vielleicht nur nicht geantwortet, weil sie verärgert über die nächtliche Störung gewesen war, über das unhöfliche Hereinplatzen ins Zimmer? Aber wie überhastet sie die Zeitungsausschnitte in die Mappe geschoben hatte. Als wollte sie sie verbergen.

Und warum umgab so ein seltsames Schweigen den Tod des Vaters? Was Sophie bisher hingenommen hatte, ohne es weiter zu hinterfragen, erschien ihr auf einmal höchst verdächtig. An Vaters Todestag wurde der Familiengruft ein Besuch abgestattet, sein Bildnis mit einem Trauerflor geschmückt und bei der Morgenandacht seiner gedacht. Doch wäre es nicht nur natürlich, ja geradezu selbstverständlich gewesen, dass die Mutter zu diesen Gelegenheiten erzählt hätte, wie und woran der Vater gestorben war? Aber das hatte sie nicht getan. Niemals war die Rede davon gewesen, wie der Vater ums Leben gekommen war, damals, an jenem 6. März vor inzwischen elfeinhalb Jahren ...

Und auf einmal war sie da, die lange verschüttete Erinnerung, und Sophie war wieder jenes kleine Mädchen, das vor namenloser Angst keinen Schlaf fand, das zitternd in seinem Kinderbett lag:

Die Schritte des Vaters im Herrenzimmer nebenan, hin und her, hin und her. Die bedrohliche Stille. Dann wieder die Schritte.

Warum schlief die Mutter? Sie musste doch wissen, dass man in einer Nacht wie dieser nicht schlafen durfte! Wenn der Lichtstreifen die linke Ecke erreichte, würde ein schreckliches Unglück geschehen, etwas Unbekanntes, Unvorstellbares. Konnte man den Mond nicht aufhalten?

Der Vater hatte sie so angesehen, als sie ihm gute Nacht gewünscht hatte ... Und sie plötzlich an sich gerissen und gedrückt, so fest, dass sie gar keine Luft mehr bekommen hatte ... Und sie genauso plötzlich von sich geschoben und mit einer Stimme gesagt, mit einer Stimme, die er noch nie gehabt hatte: Geh schlafen, meine kleine Sophie! Und wenn du dein Nachtgebet sprichst, dann sprich es auch für mich!

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