Frank Claudy - Sommer mit Ben

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Frank ist 16, als er über die Theater-AG seiner Schule Katja kennenlernt, die beiden verlieben sich und werden ein Paar. Doch dann lernt Frank Katjas Bruder kennen, der außerhalb der Familie offen schwul lebt. Frank und Ben verbringen ein paar ereignisreiche Monate miteinander, in denen Frank lernt, zu seiner Sexualität zu stehen, bis im Sommer ein Unglück geschieht.

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Frank Claudy

Sommer mit Ben

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Inhaltsverzeichnis Titel Frank Claudy Sommer mit Ben Dieses eBook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Impressum

Kapitel 1

Als ich Ben traf, war ich zum ersten Mal bei meiner neuen Freundin.

Ich hatte Katja in der Theater-AG unserer Schule kennen gelernt. Sie war 16, ein Jahr jünger als ich. Sie hatte lange, dunkle Haare und war wunderschön.

Katja spielte die Julia. Was sonst hätte an unserer Schule auch gespielt werden sollen als ‚Romeo und Julia’? Mir würden auf Anhieb jede Menge interessantere und aktuellere Stücke einfallen, aber das entsprach natürlich nicht dem Charakter unserer Schule, einem naturwissenschaftlichen, altsprachlichen Gymnasium, das erstmalig in den späten 70er-Jahren Mädchen in seinen Reihen geduldet hatte.

Ich weiß auch gar nicht mehr, wie mein Deutschlehrer es geschafft hatte, mich zu überreden, als sein Regie-Assistent bei dieser Aufführung dabei zu sein. Eigentlich war ich nicht so sehr der gesellige Typ und verbrachte meine Zeit lieber damit zu lesen oder tiefgreifende Essays für unsere Schülerzeitung zu schreiben. Zumindest hielt ich meine Artikel damals für tiefgreifend. Wenn mir heute mal wieder einer zwischen die Finger kommt, ist mir eher peinlich, was für einen Mist ich damals geschrieben habe.

Mein Lehrer, Herr Kästing, hatte mich überredet, mir wenigstens mal eine Probe anzusehen. Er bräuchte jemand, der auch in Stress-Situationen ruhig bliebe, schnell mal einen Text umschreiben könne und auf den er sich verlassen könne. Er hat mir also so viel Honig um meinen nicht vorhandenen Bart geschmiert, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als mir das Ganze mal anzusehen.

Und dann sah ich Katja auf der Bühne. Sobald sie die Szene betrat, wurde die Geschichte lebendig. Sie spielte nicht, sie lebte ihre Rolle. Ich nahm ihr einfach jedes Wort ab, das sie sagte, wenn sie da oben stand.

Am erstaunlichsten aber war ihre Verwandlung, wenn sie die Bühne wieder verließ. Plötzlich war sie wieder einfach nur ein Mädchen. Die Katja auf der Bühne hätte ich niemals gewagt anzusprechen. Die Katja, die im Zuschauerraum auf ihren Auftritt wartete, konnte ich dagegen ohne lähmende Angst in eine Unterhaltung über das Stück verwickeln.

Ich sammelte ein paar Requisiten ein und setzte mich dann einfach neben Katja, die ihren Text lernte.

„Romeo und Julia. Wer hat eigentlich das Stück ausgewählt, das ihr spielt?“ fragte ich. „Wir haben alle abgestimmt, aber der Vorschlag kam von mir“, antwortete sie. „Findest du das zu altmodisch?“

Klar, fand ich. Aber nachdem ich sie da oben hatte spielen sehen, war es für mich zu spät, noch eine eigene Meinung zu haben. Und jetzt raubte mir ihre süße Stimme den Verstand. Endlich wusste ich, warum die Jungs aus meiner Klasse jeden noch so kleinen Rest ihres Gehirns verloren, sobald ein Mädchen auftauchte. Bisher hatte ich das pfauenhafte Verhalten meiner Kollegen mit ironischem Lächeln betrachtet. Doch jetzt saß ich selber hier und kramte in meinem Hirn nach einem schlagfertigen, intelligenten Satz, mit dem ich Katja beeindrucken konnte.

Aber alles, was mir einfiel, war: „Nein, gar nicht.“ Mann, ich war doch sonst nicht auf den Mund gefallen und auch niemand, der mit seiner Meinung hinterm Berg hielt. Doch jetzt war alles Blut aus meinem Kopf gewichen, drei Mal dürft Ihr raten wohin.

Ich starrte nur auf Katja, die zum Glück nicht mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte, sondern ganz normal mit mir reden konnte. Später gestand sie mir mal, dass sie mindestens genau so nervös war wie ich und selbst nicht wusste, was sie sagen sollte. Da seht Ihr mal, was für eine tolle Schauspielerin sie war, denn ich habe davon überhaupt nichts mit bekommen. Auf mich wirkte sie ganz natürlich und cool.

„Ich sehe dich hier zum ersten Mal. Gehörst du auch zur Theater-AG?“ fragte sie mich. Bis vor 30 Minuten war ich fest entschlossen gewesen, nur dieses eine Mal hierhin zu kommen, mich so schnell wie möglich zu verdrücken und mich auf gar keinen Fall überreden zu lassen, bei diesem Stück mit zu machen. Aber jetzt ….. „Ich bin der neue Regie-Assistent“, sagte ich. „Du bist Frank? Cool. Herr Kästing hat schon von dir erzählt. Da stelle ich mich ja besser mal gut mit dir.“

Hmmm. Ich wüsste da schon ein paar Möglichkeiten. Hatte ich das wirklich gerade gedacht?

„Hat der Kästing dir gesagt, dass du ihn vertreten sollst, wenn er auf Klassenfahrt ist?“ fragte Katja mich. Oh Gott, das wäre wohl jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen, um meine Sachen zu packen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Ich sollte jeden verdammten Nachmittag damit verbringen, aus dieser Meute ein vernünftiges Theaterstück heraus zu holen statt gemütlich auf meinem Bett zu liegen und Regal für Regal all die schönen Geschichten zu lesen, die in der Schulbibliothek auf mich warteten?

Ich sollte Katja jeden Tag auf der Bühne stehen sehen und erleben, wie sie sich in Julia verwandelte? Automatisch schlüpfte ich in die Rolle von Thybald und hegte Mordgedanken gegen Romeo. „Nee, hat er mir nicht gesagt, aber wird schon schief gehen“, stammelte ich. Ich Dämien. Ich klang ja wie mein Vater.

Zum Glück kam in dem Moment Herr Kästing: „Frank, Katja. Hallo. Wie schön, ihr habt euch schon kennen gelernt. Wenn Frank sich entscheidet, den Job anzunehmen, werdet ihr demnächst reichlich Zeit miteinander verbringen.“ Bildete ich mir das nur ein oder zwinkerte er mir dabei zu? Wenn ich meine Entscheidung nicht schon längst getroffen hätte, wäre dies der entscheidende Satz gewesen. Ich hätte auch als Maskenbildner gearbeitet oder die Toiletten gereinigt, nur um Zeit mit Katja zu verbringen.

Dummerweise brauchte Herr Kästing mich aber dann, um mit mir das Skript durchzugehen und darüber zu reden, wie er sich die ganze Aufführung dachte. Bis zum Probenende war ich voll eingespannt. Und auch nach der Probe saß ich noch lange mit ihm zusammen, so dass ich mir umsonst Gedanken gemacht hatte, wie ich Katja nach der Probe abfangen könnte.

Kapitel 2

In der Nacht lag ich im Bett und versuchte erst gar nicht zu lesen. Meine Gedanken kreisten nur um Katja. Ich träumte davon, wie wir beide spazieren gingen, im Gras lagen und lasen und dann wilden Sex an einem See hatten. Mensch, ich war schließlich nur ein Junge, was dachtet Ihr denn, was wir so träumen?

Obwohl ich gestehen muss, dass es auch für mich neu war, von einem realen Menschen zu träumen. Eigentlich drehten sich meine sexuellen Phantasien eher um Wesen aus Büchern, die ich gelesen hatte und die, wie ich gestehen muss, nicht immer unbedingt weiblich waren.

Nachdem ich den ‚Fänger im Roggen’ gelesen hatte, hatte ich wochenlang heiße Nächte mit Holden Caulfield, der erstaunlicherweise das Gesicht meines Mathelehrers und den Körper meines Sportlehrers hatte. In diesen Wochen musste ich im Mathe- und Sportunterricht echt aufpassen, dass ich die beiden nicht zu auffällig anstarrte. Ich ertappte mich einmal dabei, dass ich wohl einige Minuten lang auf den Schritt von Herrn Diefenbach gestiert hatte, während er uns den Satz des Pythagoras erklärte und bin nur froh, dass ich schon immer und ewig in der letzten Reihe sitze, so dass vermutlich niemand aus meiner Klasse meine Blicke bemerkt hat.

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