Frank Claudy - Verdamp lang her

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Für den 15-jährigen Frank sind Anfang der 80er Jahre Demos wichtiger als die Schule. Zusammen mit seiner besten Freundin Frauke zieht er jeden Samstag los. Bei einer Hausbesetzung lernt er den etwas älteren Malte kennen und verliebt sich in ihn. In der Hausbesetzerszene sind die beiden offen ein Paar, doch für seine Eltern und Schulkameraden ist Frank angeblich weiter mit Frauke zusammen.
Nachdem Frank sitzen bleibt, verbringt er immer mehr Zeit mit seinen neuen Schulkameraden und lebt sich mit Malte auseinander, so dass die beiden sich nach den Ferien trennen. Statt dessen wird Tim sein bester Freund. Doch leider gibt es da auch noch Mike, den Sandkastenfreund von Tim. Von der ersten Begegnung an sind Frank und Mike wie Feuer und Wasser und streiten sich wegen jeder Kleinigkeit. Mikes homophober Freund bringt Frank sogar dazu, sich vor den anderen zu outen. Doch was sich liebt, das neckt sich. Auf einer Klassenfahrt merkt Frank auf einmal, dass er sich in Mike verliebt hat. Allerdings dauert es noch lange, bis auch Mike sich traut dazu zu stehen, dass er Frank mag. Auf einer Klassenfeier küssen die beiden sich. Doch auch in ihrer Beziehung können die beiden es nicht lassen, sich immer wieder zu streiten.
Als Mike sich nach Tims Tod um dessen Freundin kümmert, in die er lange Jahre heimlich verliebt war, scheint die Beziehung zwischen Mike und Frank erst einmal vorbei zu sein. Doch natürlich können die beiden dauerhaft nicht voneinander lassen und kommen doch wieder zusammen.
Erst das Ende der Schulzeit und die Angst vor AIDS bringt die beiden endgültig auseinander.

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Frank Claudy

Verdamp lang her

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Kapitel 1 Kapitel 1 Frank Claudy Verdamp lang her ‚Verdamp lang her, dat ich bei dir ahm Jraav woor ...‘ (BAP, Verdamp lang her, 1981) Kazong. Ein lauter Knall weckte mich. Autsch. Mein Kopf tat höllisch weh. Langsam öffnete ich meine Augen. Mike kniete vor dem Wohnzimmerschrank und sammelte Scherben auf. "Morgen", murmelte ich. Mike sah mich an: "Sorry. Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter." Schlafen. Auja. Ich schloss meine Augen wieder, aber jetzt drehte sich alles in meinem Kopf. Das war letzte Nacht wohl doch ein bisschen viel Whiskey gewesen. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Wir waren gestern von der Klassenfahrt zurück gekommen, auf der ich Mike gesagt hatte, dass ich mich in ihn verliebt habe. Und dann war ich gestern Nacht bei Tim im Bett gelandet. Tim? Stimmt, der lag noch bei mir im Arm, wo Mike ihn gerade gesehen hatte. Na super. Da hatte ich ja mal wieder so richtig Mist gebaut. Ich guckte zu Mike hinüber, doch der hatte inzwischen mit seinen Scherben das Zimmer verlassen. Wie hatte ich das nur wieder geschafft? Ich glaube, um die ganze Geschichte zu erzählen, muss ich ein bisschen weiter ausholen, ca. 1,5 Jahre zurück.

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Impressum

Kapitel 1

Frank Claudy

Verdamp lang her

‚Verdamp lang her, dat ich bei dir ahm Jraav woor ...‘

(BAP, Verdamp lang her, 1981)

Kazong. Ein lauter Knall weckte mich. Autsch. Mein Kopf tat höllisch weh. Langsam öffnete ich meine Augen. Mike kniete vor dem Wohnzimmerschrank und sammelte Scherben auf. "Morgen", murmelte ich. Mike sah mich an: "Sorry. Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter." Schlafen. Auja. Ich schloss meine Augen wieder, aber jetzt drehte sich alles in meinem Kopf. Das war letzte Nacht wohl doch ein bisschen viel Whiskey gewesen. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Wir waren gestern von der Klassenfahrt zurück gekommen, auf der ich Mike gesagt hatte, dass ich mich in ihn verliebt habe. Und dann war ich gestern Nacht bei Tim im Bett gelandet. Tim? Stimmt, der lag noch bei mir im Arm, wo Mike ihn gerade gesehen hatte. Na super. Da hatte ich ja mal wieder so richtig Mist gebaut. Ich guckte zu Mike hinüber, doch der hatte inzwischen mit seinen Scherben das Zimmer verlassen.

Wie hatte ich das nur wieder geschafft?

Ich glaube, um die ganze Geschichte zu erzählen, muss ich ein bisschen weiter ausholen, ca. 1,5 Jahre zurück.

Kapitel 2

Angefangen hatte alles mit einer Demo gegen Fahrpreiserhöhungen. Wie so oft war ich samstags lieber auf eine Demo gegangen als zur Schule. So richtig wichtig waren mir die Demos eigentlich nicht, aber sie fanden meistens samstags statt, wenn ich eigentlich Unterricht gehabt hätte. Und da wir davon befreit wurden, wenn wir schriftlich begründen konnten, warum wir zur Demo wollten, war ich fast jeden Samstag dabei. Die paar Sätze hatte ich schnell herunter geschrieben, und alles war besser als Schule. Außerdem war es für mich auch immer ein bisschen ein Abenteuer, wenn es zu Ausschreitungen mit der Polizei oder Skinheads kam. Das waren meine Räuber- und Gendarm-Spiele. So richtig ernst genommen habe ich das alles nicht. Auch wenn wir auf einer Demo eine Grüne Minna umwarfen oder mit Wasserwerfern zusammen getrieben wurden, war das für mich alles hauptsächlich Spaß.

Ich war 15 und wollte etwas erleben. Und so marschierte ich mit Frauke, meiner besten Freundin, und ein paar Freunden aus der Schule mitten zwischen den Linksautonomen. Wir riefen Parolen, sangen Protestlieder und hatten einfach nur Spaß. Der Frühling hatte gerade begonnen, es war einigermaßen warm, die Sonne schien. Da machte so ein Marsch durch die Innenstadt doch deutlich mehr Spaß als in der Schule zu sitzen.

Am Ende der Demo fand noch eine Kundgebung auf dem Kerstenplatz statt. Auch dort riefen wir unsere Parolen, die sich noch nicht einmal unbedingt gegen die geplante Fahrpreiserhöhung richteten. Hauptsache Protest. Wir sangen, ich knutschte ein bisschen mit Frauke, ein Joint ging herum. Es war ein richtig gelungener Tag. Am Ende der Kundgebung stieg eine Frau aufs Podium und sagte: "Ich wollte Euch noch sagen, dass ein paar von uns heute Nacht eine Villa in der Reichsgrafenstraße besetzt haben. Es wäre schön, wenn Ihr nach der Demo noch dahin fahren könntet. Vermutlich wird die Polizei versuchen, das Gebäude zu räumen. Je mehr Leute dort sein werden, desto besser."

Ich guckte Frauke an. Keine Frage, da waren wir natürlich dabei. Torsten und Kurt wollten auch noch mit. So stiegen wir vier in die Schwebebahn und fuhren nach Barmen. Natürlich bezahlten wir nicht, ebenso wenig wie die anderen Demonstranten, die mit uns einstiegen. Wir hatten ja gerade erst gegen die Fahrpreise protestiert und waren eh alle der Meinung, dass der ÖPNV kostenlos sein müsste. Dafür könnten dann die Bonzen mit ihren dicken Autos bezahlen. Unterwegs stiegen zwei Kontrolleure ein und fragten nach den Fahrkarten. Der erste von uns, der kontrolliert wurde und keinen Fahrschein hatte, sollte seinen Ausweis zeigen, doch dann rief schon der nächste Demonstrant, dass er keine Fahrkarte hätte. Sämtliche Demonstranten, die in der Bahn waren, umringten die Kontrolleure und riefen: "Ich habe nicht bezahlt." Erst versuchten die Kontrolleure noch, uns aus der Bahn zu werfen, doch dann bekamen sie Angst und stiegen selber an der nächsten Haltestelle aus. Wir lachten alle und jubelten über unseren kleinen Sieg.

Am Werth stiegen wir aus und liefen zu dem besetzten Haus. Es war schon von weitem zu erkennen, weil Laken aus den Fenstern hingen mit Sprüchen wie: Dieses Haus ist instand besetzt. Bei dem Haus handelte es sich um eine Gründerzeitvilla, die schon lange leer gestanden hatte. Die Villa hatte einen großen parkähnlichen Garten, der von einem kleinen Zaun mit Tor geschützt wurde. Das Tor war aufgebrochen worden, so dass wir einfach durch den Garten zum Eingang der Villa laufen konnten. In der Villa war es richtig gemütlich. In der Küche stand ein Riesen-Topf mit Nudeln auf dem Herd, in den Zimmern hatten die Leute überall Matratzen verteilt. Eine Stereoanlage hatte Lautsprecher in fast allen Räumen, aus denen die Ton Steine Scherben tönten.

Die Villa selber war wunderschön mit großen Zimmern und hohen Decken. An den Wänden und Decken waren Stuckverzierungen, alles war in Pastelltönen gestrichen. Aber es sah auch alles ein bisschen herunter gekommen aus. Eigentlich schade, dass so lange keiner hier gewohnt hatte. Das Haus hatte zu einer Brauerei gehört, die selber vor ein paar Jahren abgerissen worden war. Jetzt gab es Pläne, auf den Grundstücken neue Hochhäuser zu errichten. Aber das würden wir mit allen Kräften versuchen zu verhindern.

Die meisten Leute in der Villa waren deutlich älter als wir. Wir liefen durch die Zimmer, bis wir in einen großen Raum kamen, in dem ein paar Leute auf dem Boden saßen, die am ehesten unser Alter hatten. Wir setzten uns dazu.

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