Die Menge hin zum Berge wallt,
Das heil'ge Wunderbild zu schauen,
Durch treuer Bitten Allgewalt
Des Himmels Hülf' sich zu erflehen –
Getröstet All' von dannen gehen.
Da wölben sich zu hohen Hallen
Der Eich' und Fichte kräft'ge Höh'n,
Und fromme Mönche sieht man wallen
Und betend an dem Bilde steh'n,
Und Segen strömt vom Wunderbilde
Hinab auf blüh'nde Maingefilde.
Und weil, wo holde Englein sangen,
Auf ihr Geheiß der Bau entstand
Ward auf des gläub'gen Volks Verlangen
Das Kloster E n g e l s b e r g genannt:
In manches Herz, von Freud' geschieden
Quillt da der Engel reiner Frieden.
Noch oft, bei goldnem Sternenreigen
Entzücket frommer Mönche Ohr
Mit süßem Klang von Harf' und Geigen
Der lieben Englein Feierchor;
Gott preisend sinken dann die Brüder
In tiefer Andacht Gluten nieder.
293. Das Lisbethchen von Mönchberg.
A . v . H e r r l e i n S. 221.
Am Eingang des Wildenseer Grundes liegt links der
Münzplattenberg, auf dem sonst der Eschauer Galgen
stand. Der Hensle ist noch dort gehenkt, und die
Schmidts Christine mit dem Schwert hingerichtet
worden. Wo der Wildenseer Grund aber nach Mönchberg
hinüberbiegt, oberhalb der Waldmühle, auf der
Mönchberger Seite, ist ein Platz, der »Hexenbrand,«
und dabei ein Brunnen, das »Hexenbrünnlein« genannt.
Dort haben vor Zeiten die Mönchberger ihre
Hexen verbrannt und der Platz hat davon seinen
Namen. Wenn die Schäfer sonst des Nachts auf dem
Wirbel die Schafe hüteten, sahen sie drüben oft ein
Feuer glimmen – sobald sie doch hinzugingen, war's
aus und keine Asche und keine Kohle zu sehen. Gras
wuchs noch vor zwanzig Jahren keines auf dem Platz,
jetzt aber wird er wohl eingesäet sein.
Auf dem Hexenbrand nun liegt ein Mönchberger
Schultheiß begraben, der Staudersjörg genannt, und
das Lisbethchen von Mönchberg wäre auch beinahe
dahin begraben worden, wenn das Unglück hätte seinen
Willen haben dürfen.
Der Staudersjörg war sehr reich, aber ein böser
Mensch und ein Hexenmeister, wie keiner. Obwohl's
dem Amtmann und der ganzen Gemeinde bekannt
war, wollte sich doch Keiner an ihn wagen aus
Furcht, daß er ihm ein's anthun möchte und er ward je
länger, desto kecker und hatte seine Hand in allen
schlimmen Händeln. Endlich aber, nachdem er's viele
Jahre getrieben, kam ein neuer Amtmann, der war
sehr scharf und wollte dem Gräuel mit Ernst ein Ende
machen. Da hatte er's denn vor Allem auf den
Staudersjörg abgesehen und that Befehl, ihn einzubringen.
Wie der's hörte, wußte er wohl, daß es ihm
an's Leben gehen würde, machte aber nicht Reu und
Leid, sondern wurde so falsch, daß er gern die ganze
Welt umgebracht hätte, wenn's nur in seiner Gewalt
gestanden wäre. In seinem Zorn geht er in den Stall
und sticht die beste Kuh todt, die er besaß. Dann geht
er hinaus an das Hexenbrünnlein, wo er eine Wiese
hatte, und findet dort das Lisbethchen, die als Magd
bei ihm diente, mit dem Grasstumpf Futter machen.
Sie war auch aus Mönchberg und rechtschaffener
Leute Kind. Wie er sie sieht, schreit er sie an: sie
habe ihm seine beste Kuh verfüttert, daheim liege sie
maustodt im Stall und sie müsse sie nun bezahlen,
wenn nicht, so wolle er sie in den Thurm setzen und
krumm schließen lassen, und Vater und Mutter dazu,
und wollte ihr ein solches Geschrei im ganzen Land
anrichten, daß sie keinem Menschen mehr unter die
Augen treten dürfe. Darüber entsetzte sich das Mädchen
so sehr, daß sie laut jammerte und die Hand
wand, und als er wieder fortgegangen war, jammerte
sie immer noch und wußte sich nicht zu helfen.
Da steht mit einem Mal Einer neben ihr und fragt,
warum sie so thue? Ja, sagt sie, sie habe ihrem Herrn
die beste Kuh verfüttert und könne doch nichts dazu;
nun solle sie die Kuh bezahlen und hätte kein Geld,
und ihre Eltern auch nicht. Wenn's Einem so gehen
könne, so müsse doch kein Gott im Himmel sein. Ei,
sagte der Andere, das glaube er auch nicht; er sei ein
besserer Freund und wenn sie ihm ihre Seele verschreiben
wollte, solle das gleich zu Handen sein.
Weil sie nun vor Angst nicht mehr wußte, was sie
that, versprach sie's – der Fremde aber war der Teufel.
Sie wollte mit ihm heimgehen und unterschreiben, er
sagte aber, das sei nicht nöthig; Feder und Papier
habe er bei sich, und vom Finger laufe ihr ja Blut,
damit könne sie auch unterschreiben. Sie betrachtete
ihre Hand und wirklich! sie hatte sich mit dem Grasstumpf
geschnitten, – das war sie aber vorher nicht
weiß geworden.
Sie unterschreibt also, und der Teufel gibt ihr einen
Beutel mit Geld und geht davon, sie aber hebt das
Tuch mit dem Gras auf den Kopf und geht heim. Im
Vorbeigehen an ihrem väterlichen Haus hört sie drinnen
ihre Mutter wimmern, als ob sie krank wäre. Wie
sie nun eilends in die Scheuer tritt und das Gras in's
Tenne geworfen hat, sieht sie ihren Herrn vor sich: er
hatte sich an einen Balken aufgehängt, weil er sich
nicht wollte brennen lassen. Dann geht sie in den
Stall, um nach der Kuh zu sehen und wird gewahr,
daß die Kuh nicht verfüttert, sondern todtgestochen
war mit Fleiß und Absicht. Da fällt's ihr centnerschwer
auf's Herz, daß sie umsonst ihre Seele dem
Teufel verschrieben habe, jammert noch mehr, als
zuvor und läuft zu dem Pfarrer, erzählt ihm Alles und
bittet ihn auf den Knieen, ihr einen Rath zu geben,
wie sie ihre arme Seele retten und von dem Bösen loskommen
könne, denn ihre Verzweiflung sei groß. Der
sagt, sie solle das Geld gleich wegwerfen und in die
Kirche gehen und beten und nicht mehr die Kirche
verlassen, bis er's ihr sage. So wirft sie denn das Geld
in die Scheuer, nimmt das Gebetbuch und will in die
Kirche.
Unter der Zeit war's Abend geworden. Wie sie nun
aus dem Hause tritt, steht der Teufel da, bietet ihr
einen guten Abend und sagt: »Ich hab' mein Geld
klingen hören, wo willst du hin, – doch nicht in die
Kirche?« »Zu meiner Mutter,« sagt das Lisbethchen,
»die am Brunnen wohnt, laß mich gehen, ich fürchte
mich vor dir,« – und will vorbei. »Warum hast du
denn so Eile?« fragte der Teufel, indem er neben ihr
hergeht und sie am Rock hält, »nimm mich nur auch
mit!« Das Lisbethchen sagt: »Ach, mir ist Angst, sie
stirbt und ich seh sie nimmer in alle Ewigkeit.« »Ha!«
antwortet der Teufel, »sie wird nicht gleich sterben!«
und packt sie bei der Hand. »Laß mich gehen!« bittet
das Lisbethchen und hebt an zu weinen und zu
schluchzen, »die Hand thut mir wehe, ich habe mich
ja heute mit dem Grasstumpf hineingeschnitten,« und
ringt mit ihm, aber der Teufel will nicht und hält sie
fest, wie mit eisernen Zangen.
Indem fängt's vom Kirchthurm an Abend zu läuten,
und die Leute, die noch auf der Gasse waren, ziehen
den Hut ab und beten, der Teufel aber muß vor
Jedem, der betet, stehen bleiben und kann nicht vorbei,
als bis er ausgebetet. Wie dieß das Mädchen
merkt, fängt sie an zu laufen, geht aber nicht in ihr
Haus, sondern will nur so schnell wie möglich die
Kirche erreichen und der Teufel bleibt immer weiter
zurück, und wie das Mädchen den Berg hinaufgekommen
ist und auf die Kirchenstaffel tritt, schaut sie sich
um und sieht den Teufel noch wie gebannt unten am
Brunnen stehen, – dort stand ihr Vater und betete
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