G r o p p coll. nov. script. Wirceb. I., 34. J . G .
H ö f l i n g Beschreib. u. Gesch. von Mariabuchen S.
11.
Unter dem Volke von Franken geht allgemein die
Sage von dem Ursprung der Wallfahrt Mariabuchen
bei Lohr. Auf dem Platze, wo heutiges Tags das
Kirchlein steht, erhob sich vor Zeiten eine gewaltige
Buche. Dieser Baum hatte die sonderbare Eigenschaft,
daß kein Jude vorübergehen konnte, ohne wie
von einer geheimen Kraft gefesselt und angehalten zu
werden, während die Christen unbehindert ihres
Weges vorüberzogen. Einmal kam ein Jude daher,
dem geschah es wie seinen Brüdern, daß er keinen
Schritt von dem Baume weiter konnte. Da entbrannte
er in Zorn, zog einen Dolch und stieß ihn wüthend in
die Buche. Aber o Wunder! alsogleich ertönt aus dem
Innern des Baumes ein dreimaliges Wehe! Der Jude
sieht seinen Dolch von Blut befleckt und sinkt ohnmächtig
vor Schrecken zu Boden. Bald darauf kamen
Christen des Weges, hoben den Juden auf und vernahmen
aus seinem Munde die seltsame Geschichte. Nun
wurde die Buche von Obrigkeits wegen geöffnet, und
siehe! ein Bildlein der schmerzhaften Muttergottes gefunden,
das von Blut noch geröthet war. Schnell ge-
langte der Ruf von dieser Begebenheit bis zu den
Ohren des Bischofs Johann von Brun, der ließ auf
dem Orte eine Kapelle bauen, welche nachmals durch
den Bischof Julius erneuert und vergrößert worden.
284. Die Geisterjagd im Neustadter Forst.
A . v . H e r r l e i n die Sagen des Spessarts S. 132.
Die Klosterherren zu Neustadt versahen den Gottesdienst
auf der Burg Rothenfels. Sie waren bei den
gastlichen Amtleuten freundlich aufgenommen und es
kam manches Mal der späte Abend herbei, bis sie die
Burg verließen. Einst an einem Feiertage nach bereits
eingetroffener Nacht schritt ein Klosterherr von
Rothenfels am Maine hin gegen Neustadt. Da hörte er
von Würzburg her lustigen Hörnerschall herüberklingen,
der erst sehr entfernt war, aber schnell näher
kam. Der Klosterherr lauschte festgebannt den wunderlieblichen
Klängen und heller und heller ertönte es
und herüber über den Main kam ein glänzender Zug,
voraus reitende Jäger mit den klingenden Hörnern,
dann stattliche geistliche Herren und Ritter hoch zu
Rosse mit dem Jagdspeer in der Faust, dann Karossen
mit schönen Frauen, endlich ein großer Troß, berittene
und unberittene, mit Jagdgeräthe und den Bracken
an der Leine. Der Zug schwebte, ohne Land oder
Wasser zu berühren, an dem erschrockenen Klosterherrn
vorüber und verlor sich in dem großen Klosterwalde.
Im darauf folgenden Jahre traf sich's, daß der
nämliche Klosterherr an demselben Feiertage wieder
den Gottesdienst auf der Rothenfelser Burg abhielt.
Auch dieses Mal ging er in der Nacht nach Neustadt.
Und wieder hörte er den Hörnerklang, und wieder erschien
der Jagdzug und verlor sich, wie das erste Mal
im Neustadter Forst. Daheim im Kloster erzählte der
Herr, was er zwei Male erlebt, und hörte, daß vor vielen
Jahren eine Gesellschaft von hohen geistlichen
Herren, Rittern und Frauen aus Würzburg acht Tage
im Kloster sich aufgehalten, um der Jagdlust zu genießen,
und daß sie selbst am Freitage die Jagd nicht
ausgesetzt hätten, weßhalb sie wohl auch nach ihrem
Tode die Geisterjagd abhalten müßten.
285. Der Bildstock bei Rothenfels.
B. B a a d e r in M o n e ' s Anz. IV., 408. L.
B r a u n f e l s Mainufer, S. 285.
Am Bergwege von Rothenfels auf das dortige Schloß
steht ein steinerner Bildstock, worauf eine knieende
Frau ausgehauen ist, die betend zu einem himmlischen
Strahl aufsieht. Ein Judenmädchen, das katholisch
werden wollte, und daher Verstoßung und Enterbung
von den Seinigen zu erwarten hatte, dachte einst
auf diesem Platze: wenn ich katholisch werde, wie
wird es mir ergehen, dann habe ich Niemand mehr!
Da kam ein Lichtstrahl vom Himmel, und eine Stimme
rief daher: »Dann hast du Gott!« Auf dieses trat
das Mädchen in die katholische Kirche, und fand alle
Unterstützung bei seinen neuen Glaubensgenossen,
die auch nachmals den Bildstock errichteten.
286. Die Wettenburg.
A . C . C a m m e r e r Naturwunder, S. 231. F . J .
M o n e Anzeiger IV., 407. L. B r a u n f e l s Mainufer
S. 289.
Im südlichsten Theile des Herrschaftsgerichtes Kreuzwertheim
im Untermainkreise, erhebt sich ein steiler
Berg, die Wettenburg genannt, auf drei Seiten vom
Main umflossen, und mit der Blume des Wertheimer
Weines prangend. Der Name des Berges stammt der
Sage nach von einer Burg, die ehemals seinen Scheitel
krönte.
Eine reiche Gräfin, so erzählet man, die Besitzerin
der Burg wollte den Berg auch noch auf der vierten
Seite vom Main umgeben wissen. Ihre Unterthanen
erlagen fast unter der Last der Frohnarbeiten zu dem
ungeheuern Unternehmen. Hindernisse aller Art veranlaßten
endlich die Gräfin, jedem ihrer Freunde und
Vasallen eine Wette für das Gelingen des Unternehmens
anzubieten.
Sie warf einen blitzenden Demantring in die Fluth,
und sprach: »So gewiß dieser Ring nimmer in meine
Hände kommt, so gewiß muß der Berg durchgraben
werden, wo nicht, so versinke meine Burg.« Ein
furchtbarer Donnerschlag aus heiterem Himmel zeugte
von ihrem Frevel. Am zweiten Abend saß die Dame
in großer Gesellschaft bis Mitternacht bei üppigem
Schmause. Ein großer Fisch ward endlich aufgetragen
und beim Zerlegen in dessen Eingeweiden der in die
Fluthen geschleuderte Ring gefunden. Alles entsetzte
sich; aber mit dem letzten Schlage der Geisterstunde
sank unter Donner und Blitz die Burg mit ihren Bewohnern
in die Tiefe des Stromes. Nur wenige Trümmer
und ein tiefer Schacht bezeichnen noch die Stelle
des Schlosses. In diesen Schacht ließ sich einmal ein
Hirt an einem Seil hinab, und hatte seinen oben gebliebenen
Gefährten angewiesen, ihn auf ein gegebenes
Zeichen sogleich herauszuziehen. Er kam in einen
Saal, worin ein schwarzer Hund lag, und etliche Männer
und Frauen in alter Tracht regungslos, wie Standbilder,
beisammen saßen. Da faßte ihn ein Grausen
und schnell ließ er sich hinaufziehen.
Einen Schäfer, welcher ein andermal hinunter gestiegen
war, führte eine Frau, die Herrlichkeiten des
Schlosses ihm zeigend, durch viele Gemächer, zuletzt
in eines, worin lauter Todtenköpfe sich befanden. Als
er aus dem Berge kam, erfuhr er, daß seit seinem Hineinsteigen
nicht, wie er geglaubt hatte, einige Stunden,
sondern sieben ganze Jahre verflossen waren.
Heutiges Tages ist auch der Schacht nicht mehr zu
sehen; wohl aber hört man noch Glockengeläute aus
der Tiefe des Berges. Jedes siebente Jahr erscheint die
Burg in der Tiefe des Mains; und alsdann erblicken
Sonntagskinder auf der Berghöhe einen einsamen Felsen,
daran ein gewaltiger Eisenring befestigt ist, und
eine tiefe Höhle daneben. Aber noch Keiner hat sich
in die Höhle gewagt. An einem solchen wunderbaren
Tage hat einst ein Faßbinder sein Messer neben den
eisernen Ring gelegt; da fühlte er einen unwiderstehlichen
Drang zum Einschlafen. Und wie er erwachte,
war mit dem Ring und Felsen auch das Bandmesser
verschwunden; aber als er nach genau sieben Jahren
abermals hinkam, lag es wieder auf derselben Stelle.
287. Der Siebener Tanz zu Kreuzwertheim.
Von J. R u t t o r .
Was ist für ein Klagen im Dorfe?
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