Steh' ich auf Wertach-Boden hier.«
Das konnt' er leicht sagen mit seinen Sohlen,
Und mit dem Schöpfer zum Wasserholen!
Der Spruch gar Manchen schlimm verdroß!
Des theuren Guts war Hind'lang los;
Durch Doktor Bach nun war es klar,
Bei wem das Recht auf's Aelplein war;
Auf Erden ließ sich's nicht mehr nehmen;
Die Andern mußten sich bequemen. –
Doch der im Himmel oben ist,
Der Herr vernahm des Dechants List,
Befand die Weise arg und schlecht
Und selbst das Urtheil ungerecht.
Der Schöpfer ließ ihn nimmer ruh'n,
Der Boden brannt' ihm in den Schuh'n;
Und als Herr Bach in kurzer Zeit
Gesegnet drauf die Endlichkeit,
Sah man – so hört man Leute sagen, –
Ihn oft zu Pferd um's Aelplein jagen,
Im schwarzen Mäntlein, wie er war,
Da er das Recht fand also klar. –
Ein Kreuz steht auf den Felsenhöh'n,
Wo einst das Aelplein grün und schön
Im reichen Gottessegen lag;
Es wurde kahl nach kurzem Tag.
40. Nehmet die Goggeler nicht mit.
Sage von W i e d e m a n n s d o r f , Landg.
I m m e n s t a d t in Schwaben, mitgeth. von K . A .
B ö h a i m b .
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges flohen die Bewohner
von Wiedemannsdorf, zur Pfarrei Thalkirchdorf
gehörig, in die Bergschluchten, packten Alles
auf, was lebte und schwebte, steckten die Hennen und
Hähne in Säcke; da habe eine Dirne die andern Bewohner
ermahnt: »nehmet die Hahnen nicht mit, sie
könnten uns mit ihrem Krähen verrathen.« Daher besteht
daselbst das Sprichwort: »nehmet die Goggeler
nicht mit,« was nach dortiger Deutung heißt: schafft
die Schwätzer bei Seite.
41. Die Isenbrechen.
Mitgeth. von A . v . B ö h n e n . – I s e n b r e c h e n
(Eisenbreche) im O s t r a c h t h a l bei H i n d e l a n g .
A . C . C a m m e r e r Naturwunder, S. 40.
Unfern Hindelang im Allgäu, ist eine wilde Gebirgsschlucht,
die Isenbrechen genannt. Dahin sind die verstorbenen
Landammänner gebannt, welche im Leben
ungerechtes Gericht gehalten. An Sonn- und Festtagen
sieht man sie wohl auf den nahegelegenen Alpen
auf- und abgehen in ihren rothsammtnen Wamsen und
großen Perücken. Die schlimmsten aber aus ihnen
sind zu ewiger Nacht verurtheilt und hausen, in
scheußliche Kröten verwandelt, zwischen den Felsklüften,
durch welche die Ostrach fließt. Männer, welche
zur Triftzeit in die Schlucht hinabgelassen werden,
um das angestauchte Holz weiter zu schaffen,
haben sie oft bemerkt und ihre glotzenden Augen gesehen,
die so groß sind, wie Salzbüchseln. Sie können
aber Niemanden mehr ein Leid thun.
42. Schwank von Balderschwang.
B a l d e r s c h w a n g , im Landg. I m m e n s t a d t im
A l l g ä u . – Denkwürdigk. a. Bayern im Kal. für kath.
Christen. Sulzbach 1851, S. 8.
Von den Balderschwangern gehen mancherlei Sagen
und Geschichten im Land. So hat einmal eine gottesfürchtige
Mutter ihr Söhnlein vermahnet, wie es vor
jedem Krucifixe nicht nur das Käpplein abziehen,
sondern auch, wo es gerade sein könnte, dasselbe andächtig
küssen sollte. Das ließ sich der Sohn nicht
zweimal gesagt sein, und ging mit guten Vorsätzen
seines Weges. Da sah er von ungefähr auf dem Felde
ein eisernes Ding, wie ein Krucifix, es war aber eine
Mausfalle. Alsogleich entblößte das Büblein ehrerbietig
sein Haupt und warf sich nieder, das Kreuzbild zu
küssen. Aber wehe! Die Mausfalle schlägt zu und
nimmt dem frommen Büblein die halbe Nase hinweg.
Das hat sich aber dessen nicht allzusehr gegrämt, sondern
nur verwundert ausgerufen: »O g'rechter Herrgott,
wie g'schnell bist Du!«
43. Die »Haiden«1 zu Kettershausen.
K e t t e r s h a u s e n unweit B a b e n h a u s e n in
S c h w a b e n . – Augsb. Unterhaltungsbl. 1843. N. 43.
S. 170.
Zu Kettershausen vor dem Ort liegt in einem Hohlweg
des Wagners Haus. Vor Zeiten ist es nicht mit rechten
Dingen zugegangen, denn die »Haiden« haben in der
Nähe gehauset in einem Berge, und sie kehrten oft
beim Wagner ein und halfen der Wagnerin in ihrem
Hauswesen. Zu Nachts, wenn die Wagnersleute geschlafen,
sind sie insgeheim in's Haus gekommen,
und haben Wasser getragen, die Stube ausgekehrt,
den Stall gemistet. Und so ist es in allen Dingen gewesen.
Dafür wußte aber auch die Wagnerin es drauf
anzulegen, die »Haiden« bei gutem Muthe zu erhalten;
denn alle Abende legte sie ein Brödlein unter die
Thür, und stellte ein Krüglein mit Wasser dazu; und
so oft etwas mehr zu thun war im Hauswesen, gab sie
drei Brödlein und drei Krüglein, und man hat allezeit
reinen Tisch gefunden. So ist es viele Jahre gewesen.
Aber plötzlich sind sie ausgeblieben und nicht wieder
gekommen; wahrscheinlich hat die Wagnerin das
Ding ausgeschwätzt, und so etwas können sie nicht
leiden, die »Haiden«, wie man dieß aus vielen andern
Geschichten weiß.
Fußnoten
1 Wichtelmännchen.
44. Der betrogene Geiger.
Von A. S c h ö p p n e r . – Sage von B l o n n h o f e n ,
unweit K a u f b e u e r n in Schwaben. C . v .
F a l k e n s t e i n das Buch der Kaisersagen, Burg- und
Klostermährchen. S. 123. Volksbüchlein von
A u e r b a c h e r , II., 178.
Es zog einmal des Weges sacht
Vom nahen Kirchweihschmaus
Ein Geigerlein um Mitternacht
Gen Blonnhofen nach Haus.
Urplötzlich wird es lichterhell
Und laut im finstern Wald, –
Das schönste Wirthshaus steht zur Stell',
Daraus der Lärmen schallt.
Ein Wirthshaus, das mein Geigerlein
Sein Lebtag nicht gesehn,
Was tuhn? Ein Musikantenbein
Kann nicht vorübergehn.
»Ei! Ei! du lieber Fiedelmann,
Du kommst uns eben recht,
Nun fiedle wacker drauf und dran,
Wir zahlen dir nicht schlecht.«
Da streicht auf seiner Violin'
Mit Lust der Musikant;
Für jedes Stückchen lohnet ihn
Ein Goldstück auf die Hand.
So lärmte die Gesellschaft lang,
Bis von dem nahen Ort
Der Morgenglocke Ave klang, –
Husch! war das Völkchen fort.
Und husch! mein armes Geigerlein
Dort unter'm Galgen saß,
Und zählte seine Goldstücklein –
Glasscherben waren das.
45. Der Hüllenweber.
A u e r b a c h e r u. F a l k e n s t e i n a.a.A.
Unter dem Galgen von Blonnhofen liegt ein Schatz.
Eines Tages thaten sich vier Männer aus dem Ort zusammen,
die wollten ihn heben; und als sie tief genug
gegraben hatten, kamen sie auf den Schatz. Auf dem
Schatz aber saß ein feuriger Hund, der sagte: »Eins,
zwei, drei, vier; und einer gehört mir; und einer muß
des Teufels sein, und soll's der Hüllenweber sein!«
Der Hüllenweber erschrak, und sagte: »Gott will nit!«
Und in dem Augenblick ist der Schatz verschwunden.
46. Die Schlacht auf dem Lechfeld.
Von G e o r g R a p p . – Um das geschichtliche
Ereigniß hat sich die Sage eingefunden.
Es wimmelt schwarz vom Hügel,
Durch Rauch und Brand einher,
Die Flamme weht als Flügel
Falb um das Ungarheer.
Der Lech, er kommt gezogen
Voll Leichen, grimm und bleich,
Die soll er niederwogen
Dem Ungar in sein Reich.
O Augsburg, Augsburg, mitten
In ihrem Schlachtenruf!
Sie kommen angeritten,
Sie traben Huf an Huf;
Sie jagen Mähn' an Mähne,
Nach deiner Pracht gewandt,
Die Pfeile an der Sehne,
Die Pfeile in der Hand.
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