in Allem ausgegeben und also noch fünfzehn Gulden
übrig von seinem Verdienst mit dem Hirtenstab. Da
trat er eines hohen Festtages vor die Kirchthüre mit
dem Ausrufe: Ob Jemand die fünfzehn Gulden nehmen
wollte und damit einen Anfang machen auf dem
Arlberge, daß die armen Pilger nicht also verdürben.
Aber die Leute lachten vielmehr des thörichten Beginnens
eines Betteljungen und Niemand wollte die erste
Hand anlegen. Da rief Heinrich Findelkind von
Kempten zu Gott dem Allmächtigen und zu St. Christoph
dem starken Nothhelfer, und rettete gleich den
ersten Winter sieben Menschen das Leben und ein
paar Jahre darauf über fünfzig Menschen. Darauf stiftete
er eine eigene Bruderschaft St. Christophs auf
dem Arlberg, und zog für diese edle Bruderschaft bettelnd
durch alle Länder und erhielt reiche Gaben. Die
Kirchenfürsten von Salzburg, Chiemsee, Freising,
Passau, Regensburg, Augsburg und Würzburg gaben
ihm reichen Ablaß. Das Bruderschaftsbuch nennt
unter den vorzüglichsten Wohlthätern der Stiftung
unter andern auch die Landgrafen von Leuchtenberg
und Grafen von Montfort und Ortenburg und viele andere
Ritter. Herzog Leopold der Stolze von Oesterreich
bezeigte im Dezember 1386, nachdem im Juli
vorher sein Vater bei Sempach wider die verachteten
und verspotteten Schweizerbauern mit dem Kern seines
stolzen Adels gefallen, es sei der arme Knecht
Heinrich von Kempten, in seiner Jugend ein Findelkind,
mit großer Andacht und Begierde vor ihn gekommen,
daß er wollte gern ein Haus bauen auf dem
Arlberg und in dieser Wildniß wohnen und sitzen,
vorzüglich damit die armen Pilger und Kaufleute
nicht ferner so elend zu Grunde gingen. Es seien ja
viel gute Dinge angefangen worden von einfältigen
Leuten. Darum befehle er allen seinen Hauptleuten
und Richtern, ihn dabei zu schützen und zu schirmen.
Des armen Hirtenknaben und Findelkindes von
Kempten edles Werk begann und bestand durch mehrere
Jahrhunderte. Es erhielt Tausenden das Leben
und sicherte einen für den Handel wichtigen Straßenzug.
32. Sankt Mang, des Allgäu's Apostel.
P. B r a u n Gesch. v. Bisch. v. Augsburg, I., 90.
H o r m a y r goldene Chronik von Hohenschwangau, S.
19. T a f r a t h s h o f e r der h. Magnus, Apostel des
Allgäu's. Kempten 1842. Augsb. Unterhaltungsbl. 1843,
S. 169.
Es geht die Sage, daß Sankt Mang, der Apostel des
Allgäu's, vorerst in das Pfrontner Thal gekommen sei,
und er habe anfangs am Breitenberg und auf dem
Roßberg sich aufgehalten. Jetzt noch heißt ein Brunnen
der Mangenbrunnen, der auf dem Berge droben
entspringt; man sieht ihn aber nur acht Tage vor bis
acht Tage nach Sankt Mangenfest, wie eine glitzernde
Fahne, die zur Feier ausgesteckt wird. Weiter zeigt
man auf dem Roßberg den Mangenacker, und weiter
unten den Mangensitz, wo er gerastet hat. Darauf aber
ist der Heilige hinübergezogen gegen Füssen, zuerst
an den Aletsee, wo noch die Sankt Mangenalpe ist,
und dann nach Julienbach, welches jetzt Faulenbach
heißt; und endlich ist er mit Gottes Hülfe hinüber geschritten
über die Klamm des Lechs, an der »Lusalten
«, wo noch im Felsgrund Sankt Mangentritt zu
sehen ist bis auf den heutigen Tag.
33. Sankt Mang zu Kempten und Roßhaupten.
Die vor. Schriften.
Magnus, der Apostel des Allgäus, kam auf seiner
Wanderschaft mit Thosso nach Kempten. Dort hatten
sich seit geraumer Zeit die Bewohner vor schrecklichen
Drachen und Schlangen geflüchtet, welche ihrer
statt die Häuser bewohnten. Magnus erkannte darin
einen Wink des Himmels, die Heiden durch wunderbare
Hilfe für den wahren Gott zu gewinnen. So geschah
es eines Tages, als Magnus und sein Gefährte
betend für das Volk auf den Knieen lagen, daß ein ungeheurer
Drache aus dem Gemäuer hervorbrach. Der
heilige Magnus befiehlt ihm im Namen Jesu Christi,
des lebendigen Gottes, sich vor ihm zu beugen, und
schlug ihm mit dem Stabe des heiligen Gallus auf den
Kopf. Augenblicklich stürzte das Unthier todt vor ihm
nieder, und auch alles übrige Gewürm und Ungeziefer
verschwand.
So hauste auch in der Gegend, wo jetzt das Pfarrdorf
Roßhaupten liegt, in tiefer Schlucht ein scheußlicher
Lindwurm, der Menschen und Vieh erwürgte.
Die Sage erzählt, derselbe habe besonders Pferden
nachgestellt und in seiner Höhle einen ganzen Berg
von R o ß h ä u p t e r n angelegt, woher denn nach-
mals dem Dorfe der Name R o ß h a u p t e n . Der
heilige Magnus kam dahin, ging, mit einem Kreuze
auf der Brust, seinen Stab in der einen und einen
Pechkranz in der andern Hand, auf den Lindwurm los,
und schleuderte ihm unter Anrufung Gottes den Pechkranz
in den Rachen. Das Unthier zerbarst vor seinen
Füßen, der Heilige aber dankte Gott auf den Knien für
die wundervolle That.
34. Sankt Mang und die Bären.
E r m e n r . u. T h e o d o r . Vit. S. Magni bei
F a l k e n s t e i n Antiqq. Nordg. I., 227, (e).
Der heilige Magnus war einmal auf Befehl seines
Meisters Columban in den Wald gegangen, um Aepfel
zu holen, als sich ein Bär vor ihm dort eingefunden
hatte und in gleicher Verrichtung dort beschäftiget
war. Sankt Mang befahl ihm, er solle mit Aepfelauflesen
inne halten, bis er zuvor für sich gesammelt habe,
welchem Befehl der Bär auch zur Stelle nachgekommen.
Demselben Gottesmann sind die Bären wie Lämmer,
zahm und sanftmüthig nachgefolgt, auch zu
Dienst und Befehl gewesen, wie Theodorus im Leben
des heiligen Magnus umständlicher berichtet.
35. Der Mangensprung bei Füssen.
Von? – Bei F ü s s e n bildet der Lech einen Durchbruch
durch steile Felsen; das ist der M a n g e n s p r u n g .
A . C . C a m m e r e r Naturwunder S. 123.
Wer immer heut' nach Füssen kommt,
Der sieht den Mangenstab;
Er betet, was dem Herzen frommt,
Und fragt nach Magnus Grab.
Drauf weiß wohl Keiner ihm Bescheid,
Weil keines nah und fern,
Doch gibt man Jedem das Geleit
Zum Mangen-Sprunge gern.
Da ist ein harter Felsenstein,
Ganz nah' am wilden Fluß,
Ein Tritt gar tief gegraben ein,
Er ist von Magnus Fuß.
Von da herüber sprang Sankt Mang
Zum nächsten Schroffen hin,
Wo er mit wilden Mächten rang,
Die zitterten vor ihm.
Und staunend sieht der Wandersmann
Den Tritt und weiten Sprung,
Und glaubt, daß Heilige gethan,
Was Keinem sonst gelung.
Und glaubt, daß Glaube stärker ist,
Als jeder Marmelstein,
Daß frommer Eifer schneller ist,
Als jedes Vögelein.
Und kommt auch mancher Jungherr hin,
Und mißt den großen Tritt,
Und ist zu weit nach seinem Sinn
Von Fels zu Fels der Schritt:
So spricht der Führer artiglich
Zu ihm an seiner Seit':
»Wohlweiser Mann, du irrest dich,
Dein Messen fehlet weit,
Der Mann, der solches hat gethan
War eine Kraftnatur;
Bemiß doch nicht den großen Mann
Nach deiner Zwergstatur!«
36. Das Kirchlein des Auerbergs.
Mündlich.
An der Nordgrenze des Landgerichts Füssen im
schwäbischen Allgäu, liegt der Auerberg mit einem
dem heiligen Georg geweihten, von dem umwohnenden
Volke häufig besuchten Kirchlein, von dessen Erbauung
sich im Munde des Volkes eine Sage erhalten
hat. In grauer Vorzeit kam ein gewaltiger Rittersmann
in diese Gegend. Er saß milden Anblicks auf einem
blendend weißen Rosse, mit Purpur angethan, einen
Читать дальше