und Rezat bewerkstelligt werden. Es wurde mit
vielen Arbeitern der Anfang gemacht, allein stark eingefallenes
Regenwetter und sumpfiges Erdreich sollen
die Ausführung verhindert haben. Aventin gibt noch
eine andere Ursache an. Es sollen sich nämlich wunderliche
Dinge während der Arbeit zugetragen haben;
ganze Haufen Getreidkörner wurden auf den Feldern
gefunden, und wenn das Vieh davon genoß, so starb
es augenblicklich. Das daraus gemachte Mehl verschwand
unter den Händen; zur Nachtszeit wurden
die Arbeiter durch Gespenster erschreckt; man hörte
schreien und lärmen und schreckliches Geräusch, wie
wenn das wüthende Heer im Anzug wäre und Alles zu
Grunde gehen wollte.
In der Nähe von Weissenburg am Sand sieht man
noch die Spuren des Unternehmens.
26. Heidenschlacht Karls des Großen vor
Regensburg.
Aus einem Lobgedicht von H a n s S a c h s in Verh.
des hist. V.v.O.u.R. 1845, Bd. IX., S. 5. A r n p e k h
chron. l. II. c. 2. ap. P e z thes. anecd. T. III.
M e r i a n top. Bav. S. 55. u.A.
Kayser Carl der Groß genannt,
Der führt ein Krieg mit Taffilo,
Ein Herzog nennt Bayern also;
Ihm das ganz Bayerland einnahm.
Nachdem er auch für Regenspurg kam,
Thät mit den Hunnen ein Feldschlacht,
Ein große Summa der Feind umbracht,
Die von dem Kayser wurden erschlagen,
Auf's Kaysers Seiten auch etlich lagen,
Die man herrlich begraben hat
Zu St. Peters-Kirch vor der Stat.
Zu der Zeit Kayser Carl bezwungen,
In der Stadt Regenspurg alt und Jungen,
Daß sie den christlichen Glauben annahmen;
Ließen sich tauffen allesammen.
Dieser Sieg Karls des Großen über die Heiden vor
Regensburg soll in der Gegend, wo das alte Schottenklösterlein
Weihsanktpeter gestanden ist, errungen
worden sein. Da wo gegenwärtig die gothische Gelübdsäule
auf der sogenannten »Predig« sich erhebt,
soll während des ungleichen Kampfes ein Engel dem
Kaiser das Schwert überreicht, und hier und um die
ganze südliche Seite der Stadt sollen 30000 christliche
Ritter den Tod im Kampfe gegen die unzählbaren
Heiden gefunden haben. Nach gewonnener Schlacht
ließ der Kaiser die Leiber der in der ersten und zweiten
Schlacht gefallenen Christen in einer großen
Grube sammeln und über sie einen Hügel errichten,
den man nachmals den S i e g b e r g (collis victoriae)
nannte.
27. Des Gotteshauses Metten Ursprung.
A d l z r e i t e r P. I. l. 9. p. 198 u. B r u n n e r P .
II. l. 1. p. 20.
Ein frommer Hirte zu Michaelbuch, Gamelbert mit
Namen, fand einst, unter einem Baume erwachend,
ein Buch auf seinem Herzen, und nachdem er darin
heiligen Unterricht gefunden, wurde er Priester und
weidete die geistliche Heerde. Er pilgerte später nach
Rom und taufte unterwegs einen Uto, der, als er herangewachsen,
zu ihm kam und von ihm zum geistlichen
Hirten geweiht wurde. Später ging der fromme
Uto über die Donau, und diente Gott als Einsiedler an
einer Quelle im Walde, die noch heute der Utosbrunnen
heißt. Dort traf ihn Kaiser Karl der Große, der
sich auf der Jagd in jene Gegend verirrt hatte, als er
so eben von der Arbeit ausruhte und sein Beil an
einem Sonnenstrahl in der Luft aufgehängt hatte.
Staunend sah der Kaiser das Wunder und nahte sich
dem heiligen Einsiedler gar ehrerbietig. Da fiel ihm
dieser zu Füßen mit der Bitte, an dem Orte ein Gotteshaus
zu errichten.
Also erbaute Karl Kirche und Kloster zu Metten,
und ernannte Uto zum ersten Vorsteher daselbst im
Jahre des Heils 801, wie Hund berichtet.
28. Der Hahnenkampf zu Kempten.
Von A. S c h ö p p n e r . – Nach C r u s i u s ann.
Suev. dod. I. p. 330 bei G r i m m deutsche Sagen II.,
104. H o r m a y r a.a.O. S. 20: »Noch zur Zeit der
Reformation stellten die lateinischen Schüler zu S. Mang
den Hahnenschlag oder Hahnenkampf dar, der einst dem
schwachen Ludwig den Vorzug über seine Brüder
gegönnt.«
Der Kaiser Karol saß mit seinem Ehgemahl
Zu Kempten auf der Burg vergnügt im Speisesaal.
Sie sahn in guter Ruh mit wonnerfülltem Herzen
Der Prinzen frohes Spiel und jugendliches Scherzen.
Da trat des Spielens satt der älteste, Pipin
Mit diesem Worte schnell zu Hildegardis hin:
Sag' Mutter: »kommt einmal der Vater in den
Himmel:
Nicht wahr, als König sitz ich dann auf seinem
Schimmel?«
Da sprang der Bruder Karl sogleich herfür und
sprach:
»Auch i c h will König sein, ich geh nicht
hintennach!«
Zuletzt kam Ludewig, der jüngste von den Knaben:
»Nicht wahr, lieb Mütterchen, die Krone werd' ich
haben?«
Da sprach Frau Hildegard: »Ei Kinder, hört mich an:
Ein jedes geht hinaus und holt sich einen Hahn;
Die kämpfen dann für euch und wessen Hahn der
Meister:
Des Frankenreiches Herr und deutscher König heißt
er!«
Die Knaben hatten bald die Hähne bei der Hand,
Im Augenblicke war der heiße Kampf entbrannt.
Vergebens wehrten sich Pipins und Karols Krieger,
Am Ende blieb der Hahn des kleinen Ludwig Sieger.
Und der als König so zu Kempten ging davon,
Bestieg als König auch des Frankenreiches Thron.
29. Hildegardis und Taland.
Von F . A . S c h u l z e – Nach Annal. campid., Nic.
F r i s c h l i n Comoedia: Hildegardis magna, Vincent.
bellov. spec. hist. VII., c. 90-92 und dem Gedicht:
C r e s c e n t i a , bei G r i m m d. Sagen II., 102.
H o r m a y r goldene Chronik von Hohenschwangau S.
20: »bis in die Tage der Reformation führten die Kinder
der Sanct H i l d e n g a r d e n s c h u l e beim Münster
zu K e m p t e n um Fastnacht das Spiel von der
frommen Königin auf.«
Der große Karl, er saß einmal
Zu Worms in seines Thrones Saal,
Und zwischen Grafen und Herren stand
Dicht vor dem Throne Herr Taland.
»Herr Taland, lieber Bruder mein,
Ich muß in's Sachsenreich hinein,
Muß dort das heil'ge Kreuz zu rächen,
Der falschen Götter Altar zerbrechen.
Und bis ich solches Werk beend't,
Führt Ihr allhier das Regiment,
Damit – Gott gebe das in Gnade! –
Kein Unheil meinen Landen schade.
Daneben seid mit guter Wacht
Auf mein Gemahl und Kind bedacht!
Denn diese Lieben sind mir eben
Das beste Theil von meinem Leben.«
Als Hildegardis nun von fern
Fortziehn sah den Gemahl und Herrn,
Und fast ihr Aug' in Thränen brach,
Trat zu ihr Herr Taland und sprach:
»O Dame, wie ich keine sah,
Was geht mir dein Geschick so nah!
Drum sage, was zu dieser Frist
Ein Trost in deinen Nöthen ist?
Ich schafft' ihn dir, auch noch so fern,
Und wär's vom Firmament ein Stern,
Und wär's mein armes Leben gar,
Ob deiner Ruh' gäb' ich's fürwahr!«
»Was hätte mit dem Leben dein,
Herr Taland, wohl mein Trost gemein?
Mein einz'ger Trost, mein einz'ger Stern
Zog fort mit dem Gemahl und Herrn.«
Als sie nun immer nicht vergißt,
Daß der Gemahl beim Feinde ist,
Und Herr Taland mit List und Mühn
Sie strebet von ihm abzuziehn;
Als nun die Frau so tugendlich
Herr Taland überall beschlich,
Und ihres Herzens fromme Huld
Verkehren wollt' in arge Schuld:
Da lud die Treue ihn zum Schein
In ein geheim Kloset hinein,
Entschlüpfte drauf und hielt den Bangen
An diesem dunkeln Ort gefangen.
Doch kaum erschallt der Kunde Ton:
Der Sieger kehrt nach seinem Thron!
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