Katherine Collins - Kein Duke zum Verlieben!

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Als notorischer Frauenheld trifft es Lord Nathan Mannings schwer, dass seine eigene Braut ihn in der Hochzeitsnacht verschmäht. Fortan versucht er sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Lady Annabell Mannings, von ihrem Onkel in die Ehe geprügelt, nimmt, nach jahrelang erduldeter Verbannung, ihre Zukunft selbst in die Hand. Eine Scheidung muss her und zwar schnell!

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»Suffolk, wer ist der Vormund dieser Dame, ich werde mich sofort um ihre Hand bemühen!« Argyll hob sein Lorgnon vors Auge und besah sich eingehend Bells durchnässte Büste. Zu seinem Bedauern schien das Kleid aus zu festem Stoff zu bestehen, als dass man einen guten Blick auf die darunterliegenden Formen erhaschen könnte.

»Wenn Sie nicht augenblicklich Ihre anzüglichen Bemerkungen unterlassen, Argyll, werden Sie sich eines schönen Morgens auf einer einsamen Lichtung wiedersehen …«, knirschte Suffolk und verstellte dabei den Blick auf Annabell.

»Thomas, Suffolk meint es bitterernst, lass Miss Bell in Frieden«, ordnete der Duke ruhig an, ohne seinen eigenen Blick von dem Mädchen fortreißen zu können.

»Aber ich will sie heiraten. Schau sie dir an! Ach was, hör´ sie dir an! Wenn ich sie dazu bringen kann, mich zu lieben, ist meine gepeinigte Seele gerettet! Bell, seien Sie versichert, ich beginne mich bereits um Ihr Glück zu sorgen!«

Ergriffen fasste er sich ans Herz und ignorierte die bösen Blicke des Viscounts of Suffolk. »Bitte sagen Sie mir, dass ich hoffen darf …«

Suffolk wollte ärgerlich dazwischen fahren, aber Annabell hielt ihn mit einer leichten Berührung zurück. Argyll war zu arrogant, um dem Wort eines Standesgenossen Gehör zu schenken und da sie sicherlich nie wieder von ihm angesprochen werden wollte, musste sie das Problem selbst lösen. Sie trat näher an die Herren heran und senkte ihre Stimme, so dass Außenstehende ihre Worte nicht vernehmen konnten.

»Mylord, selbst wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären, mein Leben von Ihrem Geheiß abhängen oder ich wahnsinnig werden würde, würde ich weder mein Herz noch meinen Körper an einen Mann wie Sie verschwenden. Ich schlage demütigst vor, dass die Herren die Auslage betrachten und ihre Gier dann an einer willigen Witwe oder törichten Ehefrau stillen und um meine Wenigkeit zukünftig einen weiten Bogen machen!«

Angewidert rümpfte sie die zierliche Nase und drehte sich, ohne weiter auf den Duke und seinen Freund zu achten, zu ihrem Schwager um.

»Cousin, wäre es möglich, dass Sie die Kutsche rufen lassen, um mich nach Hause zu bringen?«

»Suffolk, das ist unmöglich, Sie können uns Ihren kleinen Schatz nicht schon entführen! Nathan, sag doch auch mal was dazu!«, fuhr Argyll auf, wobei er näher an Suffolk und sie herantrat. Annabell brachte sich bei ihrer Schwester und der Cousine in Sicherheit, wobei sie sich dem Blick ihres Gatten nur zu bewusst war. Durchschaute er ihre Ränke?

Die letzten sieben Jahre waren nicht unsichtbar an ihr vorbeigegangen. Von dem schlaksigen, hellblonden Mädchen war sie zu einer wohlproportionierten jungen Dame herangewachsen. Ihre Sommersprossen waren verschwunden, ebenso wie ihre Naivität und Unbeschwertheit. Daran trug allerdings nicht die Zeit Schuld, sondern ihr vermaledeiter Gatte, der sie sieben Jahre lang mit Ignoranz gestraft hatte.

Nathan Mannings, Duke of Kent, Marquess Westbrook und Träger weiterer erlauchter Titel, betrachtete das Mädchen irritiert. Sie war auf ganz eigentümliche Weise faszinierend. Es lag definitiv nicht an ihrer bezaubernden Gestalt oder dem hinreißenden Kussmund, obwohl beides exquisit war und von sich aus anziehend. Vielleicht lag es an ihrer Impertinenz? Keine junge Dame von Stand hätte es gewagt, solche Worte in den Mund zu nehmen, geschweige denn sie vor einem Duke zu äußern. Zumindest nicht, solange sie Interesse an einer guten Verehelichung hatte. Zwar war er selbst nicht mehr auf dem Markt, aber seine Bekanntschaft sollte dennoch als Bonus betrachtet werden. Sie hatte mit ihren franken Worten nicht nur Thomas vor den Kopf gestoßen. Dafür waren sie zu eindringlich gewesen. Sie hatte gewollt, dass er mit einbezogen wurde in deren Bedeutung. Dass sie vielleicht sogar auf ihn gemünzt waren.

Etwas, was ihn durchaus verärgerte, wenn schon nicht verwunderte. Suffolk mochte ihn nicht, hasste ihn gar. Als dessen Cousine wusste sie vermutlich von Suffolks Groll und den Ursachen. Nathan senkte kurz die Augen. Er musste sich dessen Unverschämtheit wohl gefallen lassen, aber ihre? Insgeheim gab er seinem Freund recht, ihre Schönheit war exquisit und ihr Mundwerk erfrischend. Vielleicht konnte er das Unrecht, das er begangen hatte, wieder gut machen. Vielleicht konnte er zumindest Miss Beaufort von seinem Charakter überzeugen, wenn schon sonst niemanden aus ihrem Clan. Mit einem einnehmenden Lächeln sah er wieder auf.

»Thomas, du hast tatsächlich ein Auge für ungewöhnliche Frauen, und du hast recht. Miss Bell kann uns einfach noch nicht verlassen, zumindest nicht, bevor sie nicht mit mir getanzt hat.« Er hob die Hand, in der Annahme, dass sie klug genug war einzusehen, wann sie auf verlorenem Posten stand. Zu seiner immensen Irritation ergriff sie aber nicht seine Hand, sondern wechselte erzürnte Blicke mit ihrem Cousin und seiner Schwägerin. Madeleine erbleichte und rang nach Worten suchend die Hände.

»Ouch, Westbrook, das kannst du wirklich nicht verlangen, An … Miss Beauforts Kleid ist ruiniert, sie muss wirklich nach Hause. Übrigens, ich habe wieder einen langen Brief von deiner Frau erhalten, es wird dich sicher freuen zu hören …«

Unter Nathans gefährlichem Blick brach Madeleine ängstlich ab. Annabell hatte den Moment seiner Unaufmerksamkeit genutzt, um sich unauffällig hinter Marcus zurückzuziehen und war binnen Wimpernschlägen in der dichten Menge verschwunden.

Kapitel 2 Kindsbraut

Westbrook House, London, Mai 1797

Nathan entzog sich der schlaffen Umarmung seiner Geliebten und stand leise auf. Geräuschlos zog er sich an und verließ ohne einen weiteren Blick auf die hübsche Blondine in seinem Bett den Raum. Er verließ sich wie immer darauf, dass Mandy Diskretion walten ließ und pünktlich zum Dienstbeginn auf ihrer Arbeitsstelle war. Da es dabei in den letzten Jahren keine Probleme gegeben hatte, rechnete er auch heute mit keinen. Gedankenverloren stieg Nathan die Treppe des herzoglichen Stadthauses ins Erdgeschoss herab und steuerte schnurstracks auf sein Arbeitszimmer zu. Die Begegnung mit seinem Schwager und die Bemerkung seiner Schwägerin hatten ihn merkwürdigerweise aus der Bahn geworfen. Madeleine hatte einen Brief von seiner Gattin erhalten. Nicht ungewöhnlich, da die Zwei in einem regen Briefwechsel standen, aber die Erwähnung ihres Briefes erinnerte ihn an den Haufen Briefe, die sie ihm geschrieben hatte.

Allein in ihrem ersten Ehejahr hatte sie sich die Mühe gemacht, 42 Briefe zu schreiben, von denen er bis heute nicht einen gelesen, geschweige denn geöffnet hatte. In den darauf folgenden Jahren war ihr Schreibeifer dann eingeschlafen, aber vor drei Wochen hatte er wieder ein Schreiben in ihrer klar linierten Handschrift und dem zarten Rosenduft erhalten, den er automatisch mit seiner Kindsbraut verband. Nach Rosen hatte auch Miss Beaufort geduftet. Ansonsten hatten die Cousine seines Schwagers und seine Frau nichts gemeinsam.

Die Erinnerung an Annabells schmalen Körper ließ seine Hände feucht werden. Ohne es zu wollen, standen ihm die Bilder ihrer ersten Nacht deutlich vor Augen. Noch auf dem Verlobungsball seines Bruders war ein Lakai an ihn herangetreten und hatte ihm eine Nachricht übergeben. In kurzen Sätzen wurde er gebeten, in ein bestimmtes Zimmer zu kommen, und da er Einladungen solcherart selten unbeachtet ließ und er durch die Initialen A. S. besonders erpicht gewesen war, sie anzunehmen, war er damals direkt in ihr Zimmer gegangen. Die Erinnerung zerrte an seiner Brust, ließ ihn aber dennoch die Augen schließen, um die Bilder hinter geschlossenen Lidern zu betrachten.

Es war dunkel gewesen. Die Vorhänge waren zugezogen und im Kamin kein Feuer gemacht worden. Er hatte gelächelt. Stets war er bei solchen Treffen mit offenen Armen willkommen geheißen worden, selbstverständlich im Kerzenlicht, und seine Partnerinnen waren meist hübsch verpackt. Bei Annabell war es anders, und es hatte keine Verwunderung in ihm geweckt, lediglich zärtliches Glück. In der Annahme, sie würde zumindest wach auf sein Eintreffen warten, war er an das Bett getreten. Erst als er Justaucorps, Weste, Hemd und Hose abgelegt hatte und unter das Laken gerutscht war, wurde auch diese Annahme korrigiert. Sie hatte tief und fest geschlafen, was ihn allerdings nicht davon abgehalten hatte, sie zu küssen. Die Süße ihrer Lippen hatten ihn fast wahnsinnig werden lassen vor Begierde, aber ihre kleinen, zarten Seufzer waren es wert gewesen, ihren zarten Körper zu erkunden und Schauer der Lust über ihn zu schicken. Sie hatte ihn zögerlich liebkost, und das Feuer ihrer Küsse hatte ihn schließlich bewogen, ihre Knie zu spreizen und in sie einzudringen.

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