Katherine Collins - Kein Duke zum Verlieben!

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Als notorischer Frauenheld trifft es Lord Nathan Mannings schwer, dass seine eigene Braut ihn in der Hochzeitsnacht verschmäht. Fortan versucht er sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Lady Annabell Mannings, von ihrem Onkel in die Ehe geprügelt, nimmt, nach jahrelang erduldeter Verbannung, ihre Zukunft selbst in die Hand. Eine Scheidung muss her und zwar schnell!

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»Der tapsige Norton macht sich hervorragend als Schoßhündchen!«

Annabell drehte sich ärgerlich um. Mr. Norton mochte kein eloquenter Gesellschafter sein, aber er besaß offenkundig ein gutes Herz. Es war niederträchtig von dem Kerl, den anderen Herrn so zu verunglimpfen. Besagter Jemand sah mit heißen Augen an ihr herab und verzog die Lippen zu einem zufriedenen Grinsen.

Annabell presste ihre aufeinander bei der unverschämten Musterung. Es bedurfte kaum eines Blickes, um in ihm den notorischen Frauenheld zu erkennen und da sie selbst mit einem solchen Exemplar der Gattung Mensch verheiratet war, hatte sie keinen Bedarf an der Bekanntschaft mit einem weiteren. Sie beschloss, ihn einfach zu ignorieren.

Der Herr allerdings hatte anderes im Sinn, schlenderte nonchalant zu den Damen und verbeugte sich formvollendet.

»Euer Gnaden!«, murmelte er und ließ damit Annabells Herz fast zum Stehen kommen. Dass er dabei die Cousine ansah, rettete ihr das Leben.

»Sie sehen hinreißend aus, wie stets.«

Er sah mit einem Blick auf Madeleine herab, der nicht nur Besagte erröten ließ, bevor er sich vor Sarah verbeugte und einen viel zu interessierten Blick zu Annabell warf. Er entließ die Hand der Schwester nach einem nicht gerade dezenten Kuss darauf und hob in Erwartung, Annabells Hand aufzunehmen, die seine.

Madeleine riss die Augen auf und zuckte entschuldigend die Schulter.

»Lord Argyll, darf ich Ihnen … Lord Suffolks Cousine zweiten Grades vorstellen? Miss Bell Beaufort. Bell, dies ist Viscount Argyll, ein Freund meines Schwagers, seiner Gnaden, der Duke of Kent.«

Das machte Annabell keineswegs geneigter, war ihr doch jeder Freund ihres Gatten ebenso zuwider wie selbiger. Sie wollte ihm die Hand verweigern, aber die Not in den Augen der Cousine ließ sie sich besinnen. Als namenloser Niemand vom Lande sollte man einen Adeligen nicht vor den Kopf schlagen, indem man es an gutem Benehmen missen ließ. So machte Annabell einen Knicks und murmelte einen Gruß. Noch immer hielt Argyll ihre Hand und grinste mit einem Blick auf sie nieder, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie kannte diesen Blick, hatte ihn an ihrem Gatten kennengelernt, obwohl er nicht sie so angesehen hatte. In Erinnerung daran entriss sie ihm die Hand mit einem Ruck und wendete ihm demonstrativ die kalte Schulter zu, als sie sich zu ihrer Schwester umdrehte.

»Lady Suffolk, sagten Sie nicht, Sie wollen …«

Argyll lächelte amüsiert und unterbrach sie, indem er erklärte: »Miss Beaufort, ich glaube, ich bin verliebt.«

Annabell erstarrte unversehens. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, und sie musste die Fäuste ballen, um ihre Wut zu beherrschen. Sie war noch immer ganz starr, als sie sich wieder zu dem Viscount umdrehte und verärgert feststellte: »Und ich glaube, Mylord, dass Sie gar nicht wissen, was es bedeutet zu lieben, also langweilen Sie mich nicht mit Ihren Unwahrheiten!«

Neben ihr kicherte Sarah hinter ihrem eilig aufgeklappten Fächer unterdrückt. Bell ignorierte es, war sie doch dabei, den unverschämten Mann mit bloßem Willen niederzustarren. Sie sollte sich nicht aufbringen lassen, ging ihr flüchtig durch den Kopf. Keine zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber sie konnte eine so dumme Behauptung nicht hinnehmen.

»Sie irren fürchterlich, Miss Bell, aber sagen Sie mir, was wissen Sie von der Liebe?«

Annabell schluckte, mit dem Wunsch beseelt, es einfach bewenden lassen zu können. Leider traf sie gerade dieses Thema mitten ins Herz. Verächtlich sah sie zu ihm auf, in seine dunklen, braunen Augen, die ihren Blick keineswegs belustigt erwiderten. Irritation flackerte in ihnen und ernsthaftes Interesse. Mit Gänsehaut erklärte sie knapp: »Liebe ist, wenn einem das Glück des Anderen mehr am Herzen liegt als das eigene. Liebe ist, wenn der bloße Gedanken an den Geliebten einem die Tränen in die Augen treibt. Liebe ist, wenn man weiß, dass der Geliebte fehlbar ist und ihn trotzdem liebt …« In Annabells Augen blitzte es gefährlich, als sie leise hinzusetzte: »Ich kenne Männer Ihres Schlages. Für Sie ist es Liebe, wenn es Sie im Schritt juckt!«

Sie presste die Lippen aufeinander, sich durchaus bewusst, wie unangebracht ihre Worte waren. Wie anzüglich und offenbarend. Madeleines ersticktes Stöhnen war dafür ein guter Indikator. Mit einer Entschuldigung auf den Lippen fuhr Annabell zu ihr herum. Noch in der Bewegung gefror sie zu Eis. Madeleines Laut war keine Reaktion auf Bells unverblümte Rede gewesen, sondern eine Warnung, dass sie einen unerwarteten Zuhörer hatten. Schnell brachte sich Bell wieder unter Kontrolle und versank vor dem Duke, wie die anderen beiden Frauen, in einen graziösen Knicks. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals, und sie war sich nicht sicher, ob sie eine Begrüßung über die Lippen bekommen würde. Wäre Suffolk doch nur geblieben, anstatt nach Ninette zu sehen, obwohl die Cousine einen Tugendwächter durchaus benötigte.

»Madeleine, ich wusste nicht, dass du vor hattest, diese Veranstaltung aufzusuchen«, murmelte der Duke, wobei er der Schwägerin einen Kuss auf die Wange drückte und ihr versicherte, dass sie hübsch anzusehen war. Annabell schlotterten die Knie. Gott sei Dank spürte sie eine leichte Berührung an ihrem Ellenbogen und wusste, ohne sich umsehen zu müssen, dass ihr Schwager ihr zur Hilfe geeilt war. Dankbar schenkte sie ihm ein schwaches Lächeln, als er ihr leise ins Ohr flüsterte: »Dich kann man keinen Augenblick allein lassen, ohne dass du in Schwierigkeiten gerätst!«

Suffolk verbeugte sich angedeutet vor dem Schwager und begrüßte ihn ohne große Freude: »Westbrook, darf ich Ihnen meine Cousine zweiten Grades, Bell Beaufort, vorstellen?«

Noch einmal knickste Annabell und hielt den Blick gesenkt. Es erforderte eine schier undenkbare Menge an Kraft, nicht in unkontrolliertes Zittern auszubrechen, ein nur zu verräterisches Zittern. Sie hielt sich vor, dass eine Begegnung unausweichlich war. Schließlich hielt sich der Duke ganzjährlich in der Hauptstadt auf, während er Annabell auf ein kleines Landgut in der Einöde versauern ließ. Nun, bisher. Annabell gedachte dies mit aller Eindringlichkeit zu ändern.

Argyll schlug dem Duke freundschaftlich auf die Schulter.

»Hab schon gedacht, du kommst gar nicht mehr! Was hältst du von der süßen Miss Bell. Très jolie, n’est-ce pas? Je me demande si je ne devrais pas la faire une offre.« Äußerst hübsch, nicht wahr? Ich trage mich mit dem Gedanken, ihr ein Angebot zu unterbreiten.

»Epargnez-moi cette, Thomas!«, murrte der Duke, die Augen verdrehend und maß Annabell mit nachdenklichem Blick, während der Viscount seinen anzüglich über das Mädchen gleiten ließ. Wieder aufblickend zog er überrascht eine Braue hoch. Bell schäumte vor Wut über die unangebrachte Annäherung des Viscounts, dessen Angebot sehr wahrscheinlich nicht von der Art war, wie man sie vermeintlich unverheirateten, jungen Mädchen antragen durfte. Sprich: Es wäre sicherlich kein Heiratsantrag zu erwarten, sondern eher eine Carte blanche. Eine Ungeheuerlichkeit, einem Mädchen von Stand mit diesem Angebot zu kommen, seine Mätresse zu werden! Sie sah ihn kalt an, hob langsam eine ihrer zierlich gebogenen Brauen und schürzte die Lippen, während sie ihren verächtlichen Blick über die athletische Gestalt des Lords wandern ließ. Seine Mundwinkel hoben sich, und als sie in seinem Gesicht anlangte, zwinkerte er ihr zu. Annabell kräuselte die Lippen, bevor sie jegliches Angebot abwies: »Merci, j´ai décidé de ne pas accepter!« Vielen Dank, aber ich verzichte!

Ruhig knickste sie vor dem Duke, der sie nicht minder interessiert als sein Freund betrachtete und ob des Seitenhiebs überrascht auflachte.

»Wenn seine Gnaden mich entschuldigen möchte.«

Auf dem Absatz kehrte sie um und lief genau in Mr. Nortons ausgestreckte Arme, der nicht schnell genug reagieren konnte und den Inhalt seines Limonadenglases über sie ergoss. Annabell stöhnte unglücklich, als sich das klebrige Getränk auf ihrem Dekolleté ausbreitete.

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