Eckhard Lange
Die LEERE und die FÜLLE
Roman nach Motiven des Gilgamesch-Epos
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Inhaltsverzeichnis
Titel Eckhard Lange Die LEERE und die FÜLLE Roman nach Motiven des Gilgamesch-Epos Dieses ebook wurde erstellt bei
DIE VORLAGE: DAS GILGAMESCH-EPOS DIE VORLAGE: DAS GILGAMESCH-EPOS In Uruk im Zweistromland herrscht Gilgamesch, ein gewaltiger Held, aber auch ein grausamer Tyrann. Als seine Untertanen die Götter um Hilfe anflehen, erschaffen sie Enkidu, einen wilden Tiermenschen, an Stärke dem Gilgamesch ebenbürtig. Doch eine Schamkat, eine priesterliche Tempeldirne zähmt und verwandelt ihn durch ihre Liebesdienste, und Gilgamesch und Enkidu schließen Freundschaft. Gemeinsam besiegen sie Chumbaba, einen mächtigen Dämon, den Hüter des Zedernwaldes, um Holz für Uruk zu beschaffen und damit Ruhm zu gewinnen. Da entbrennt Innana, die Göttin, in Liebe zu Gilgamesch, doch der weist sie ab. Zornig fordert Innana im Rat der Götter seinen Tod, doch diese lassen nur Enkidu sterben, den Freund. Erschüttert durch sein qualvolles, ruhmloses Ende, macht Gilgamesch sich auf, nach Unsterblichkeit zu suchen, wie die Götter sie allein Utnapistim gewährt hatten. Auf dem Weg dorthin durchzieht er die endlose Steppe, durchschreitet die Unterwelt und überquert endlich das Meer des Todes. Wer auch immer ihm begegnet, nennt sein Vorhaben eitel und zwecklos. Obwohl er die von Utnapistim geforderte Probe, wenigstens den Schlaf zu besiegen, nicht besteht, weist ihm dieser ein Kraut, das aus Greisen Jünglinge mache. Doch er bewacht es schlecht, so dass eine Schlange es ihm raubt, ehe er es in Uruk erproben kann. So muß er nach all seinen Mühen erkennen, dass Sterblichkeit das Los aller Menschen bleibt und sie nur in ihren Taten, so sie zum Wohle der Menschen geschehen, überleben.
ERSTER TEIL: URUK – Kapitel 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
ZWEITER TEIL: ENKIDU – 1. KAPITEL
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
Kapitel 10
KAPITEL 11
DRITTER TEIL: CHUMBABA – KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 5
VIERTER TEIL : INANNA - KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
FÜNFTER TEIL: UTNAPISTIM – KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
Impressum neobooks
DIE VORLAGE: DAS GILGAMESCH-EPOS
In Uruk im Zweistromland herrscht Gilgamesch, ein gewaltiger Held, aber auch ein grausamer Tyrann. Als seine Untertanen die Götter um Hilfe anflehen, erschaffen sie Enkidu, einen wilden Tiermenschen, an Stärke dem Gilgamesch ebenbürtig. Doch eine Schamkat, eine priesterliche Tempeldirne zähmt und verwandelt ihn durch ihre Liebesdienste, und Gilgamesch und Enkidu schließen Freundschaft. Gemeinsam besiegen sie Chumbaba, einen mächtigen Dämon, den Hüter des Zedernwaldes, um Holz für Uruk zu beschaffen und damit Ruhm zu gewinnen.
Da entbrennt Innana, die Göttin, in Liebe zu Gilgamesch, doch der weist sie ab. Zornig fordert Innana im Rat der Götter seinen Tod, doch diese lassen nur Enkidu sterben, den Freund. Erschüttert durch sein qualvolles, ruhmloses Ende, macht Gilgamesch sich auf, nach Unsterblichkeit zu suchen, wie die Götter sie allein Utnapistim gewährt hatten. Auf dem Weg dorthin durchzieht er die endlose Steppe, durchschreitet die Unterwelt und überquert endlich das Meer des Todes. Wer auch immer ihm begegnet, nennt sein Vorhaben eitel und zwecklos.
Obwohl er die von Utnapistim geforderte Probe, wenigstens den Schlaf zu besiegen, nicht besteht, weist ihm dieser ein Kraut, das aus Greisen Jünglinge mache. Doch er bewacht es schlecht, so dass eine Schlange es ihm raubt, ehe er es in Uruk erproben kann. So muß er nach all seinen Mühen erkennen, dass Sterblichkeit das Los aller Menschen bleibt und sie nur in ihren Taten, so sie zum Wohle der Menschen geschehen, überleben.
ERSTER TEIL: URUK – Kapitel 1
„Zum Teufel mit dem Mistkerl!“ Das war wirklich kein besonders frommer Wunsch, und er war auch keiner gehobenen Ausdrucksweise geschuldet. Vor allem jedoch: Er war absolut unrealistisch, und das wusste Fred Anders. Er warf das Mobilteil seines Telefons unsanft auf die Schreibtischplatte, danach starrte er wütend auf die Kastanienblüten vor dem Bürofenster, ohne ihre stille Schönheit wahrzunehmen. Der Mistkerl war übrigens ein gewisser Gilbert Gamesch, Chef der Supermarktkette GiGa, und der hatte eben ein weiteres Mal verhindert, dass in einem der Märkte ein Betriebsrat gewählt werden konnte.
Fred Anders stand schwerfällig auf und trat an das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Er war ein großer, breitschultriger Mann , mit schütter gewordenem Haar, aber mit einem gepflegten Kinnbart, der an die Zeit erinnerte, als er noch zur See fuhr. Doch das lag bereits Jahrzehnte zurück, er hatte sich, zunächst ehrenamtlich, dann aber hauptberuflich in der Gewerkschaft engagiert und war nun schon seit vielen Jahren in der Bezirksleitung des DGB. Darüber war er alt geworden, und die vielen Misserfolge gerade in den letzten Jahren hatten ihn bitter gemacht. Wie viele Sozialpläne hatte er mühsam erkämpfen müssen, weil wieder einmal Betriebe einfach geschlossen oder ins Ausland verlagert oder doch durch Kündigungen rigoros verkleinert worden waren. Ausländisches Kapital, Manager ohne Bezug zu dem, was sie verwalteten, routinierte Insolvenzverwalter waren seine Gegner, und manches Mal wünschte er sich die Zeiten zurück, wo echte Eigentümer patriarchalisch streng vielleicht, aber doch mit Gerechtigkeitssinn und Verantwortungsgefühl über ihre Angestellten herrschten. Da waren Verhandlungen noch ein fairer Kampf, Mann gegen Mann, wenn es um die Rechte der Mitarbeiter ging – ein Streit, getragen von gegenseitiger Achtung und meist endend mit einem versöhnlichen Handschlag.
Auch Gilbert Gamesch war zwar Eigentümer, persönlich haftender Gesellschafter dieses riesigen Konglomerats scheinselbständiger Märkte und Handelsgesellschaften, aber er war nicht mehr greifbar für Fred Anders, schickte nur noch seine zynischen Anwälte vor oder einen dieser arroganten Geschäftsführer, die sich als Menschenfreunde feiern ließen, wenn sie morgens vor versammelter Presse einen Tausend-Euro-Scheck an einen Kindergarten überreichten aus tiefer Verantwortung für die Zukunft des Landes, während sie nachmittags eine unliebsame, weil gewerkschaftlich organisierte Kassiererin unter irgendwelchen fadenscheinigen Gründen feuerten. Fred Anders war müde geworden in diesem ständigen, meist aussichtslosen Kampf, und er sehnte seinen letzten Arbeitstag herbei, der Ende des Jahres anstand. Aber er wollte nicht ohne Erfolg, einen letzten kleinen Triumph gegenüber diesem Gamesch abtreten. Und das war wieder einmal misslungen.
Gilbert Gamesch wusste nicht viel von diesem Fred Anders, war ihm noch nie persönlich begegnet. Ein Name nur, einer von vielen Spielsteinen auf dem Brett, wenn es um Arbeitnehmer ging, um Tarife, Betriebsräte, Gewerkschaften – alles hinderliche, überflüssige Dinge in seinen Augen, lästig für ein freies Unternehmertum, das nur dem Markt verpflichtet war – und natürlich dem Gewinn. Mit diesen Leuten zu verhandeln, das war unter seiner Würde. Derartige Kleinigkeiten erledigten seine Leute für ihn, dazu wurden sie schließlich bezahlt. Und sie waren geübt genug, um es im Regelfall ohne Rücksprache mit der Konzernspitze, mit Gilbert Gamesch persönlich zu tun.
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