Petra S. Korn
Champagner zum Brunch
Kriminalroman
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Inhaltsverzeichnis
Titel Petra S. Korn Champagner zum Brunch Kriminalroman Dieses ebook wurde erstellt bei
1 1 Samstagnacht. Der See war spiegelglatt. Es war eine milde, sternenklare Sommernacht und der Vollmond glänzte schimmernd auf der Wasseroberfläche. Nach diesem heißen Sommertag hatte sich der Badestrand rasch geleert. Die erholungssuchenden Gäste, die Einheimischen mit ihren lärmenden Kindern und die tobenden Jugendlichen vom Beach-Volleyballplatz, alle waren nach Hause gegangen. Am See war nun mit der Dunkelheit auch die Ruhe eingekehrt. Weit und breit war kein Laut zu hören, nur eine leichte Brise ließ das hohe Schilf in der einsamen Bucht leise rascheln. Aus der Segeljacht, die sanft schaukelnd in der Bucht vor Anker lag, fiel ein matter Lichtschein durch die Kabinenfenster. Es sah alles ruhig und friedlich aus. In der Ferne schlug eine Kirchturmuhr. Es war Mitternacht. Plötzlich ertönte ein dumpfer Laut im Inneren des Bootes. Sekunden später zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Stille am See. Eine meterhohe Stichflamme schoss empor und ließ die gespenstische Szenerie für einen kurzen Moment in grellem Licht erscheinen. Brennende Teile, die durch die Luft geschleudert worden waren, fielen klatschend ins Wasser. Die Jacht wurde durch die Wucht der Detonation förmlich in tausend Stücke gerissen.
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Impressum neobooks
Samstagnacht. Der See war spiegelglatt. Es war eine milde, sternenklare Sommernacht und der Vollmond glänzte schimmernd auf der Wasseroberfläche. Nach diesem heißen Sommertag hatte sich der Badestrand rasch geleert. Die erholungssuchenden Gäste, die Einheimischen mit ihren lärmenden Kindern und die tobenden Jugendlichen vom Beach-Volleyballplatz, alle waren nach Hause gegangen. Am See war nun mit der Dunkelheit auch die Ruhe eingekehrt.
Weit und breit war kein Laut zu hören, nur eine leichte Brise ließ das hohe Schilf in der einsamen Bucht leise rascheln. Aus der Segeljacht, die sanft schaukelnd in der Bucht vor Anker lag, fiel ein matter Lichtschein durch die Kabinenfenster. Es sah alles ruhig und friedlich aus. In der Ferne schlug eine Kirchturmuhr. Es war Mitternacht.
Plötzlich ertönte ein dumpfer Laut im Inneren des Bootes. Sekunden später zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Stille am See. Eine meterhohe Stichflamme schoss empor und ließ die gespenstische Szenerie für einen kurzen Moment in grellem Licht erscheinen. Brennende Teile, die durch die Luft geschleudert worden waren, fielen klatschend ins Wasser. Die Jacht wurde durch die Wucht der Detonation förmlich in tausend Stücke gerissen.
Auf dem Campingplatz, nicht weit von der Bucht entfernt, saßen zwei junge Pärchen vor einem Wohnwagen. Die vier Studenten aus Norddeutschland waren erst am Nachmittag angekommen um hier, im schönen Oberbayern, ihren gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Der Wohnwagen stand das ganze Jahr über hier am Dauercampingplatz, er gehörte Herberts Eltern. Mit seiner Freundin Lisa bewohnte Herbert nun für eine Woche das elterliche Feriendomizil. Ihre beiden Freunde Svenja und Jörg bezogen ein kleines Zelt, das sie gleich nach ihrer Ankunft neben dem Wohnwagen aufgeschlagen hatten. Nach dem Abendessen, es gab Currywurst mit Pommes in der Imbissbude, besorgten sie sich noch ein paar Flaschen Bier am Campingplatz-Kiosk, stellten Klappstühle und einen Klapptisch unter das Vorzelt des Wohnwagens und genossen den lauen Abend.
Zu später Stunde, es herrschte bereits Nachtruhe auf dem Platz, saßen sie immer noch da und planten ihre Urlaubstage. Herbert hatte sich bereits zu Hause im Internet informiert, was sie alles unternehmen könnten. Er breitete seine Wanderkarte auf den Knien aus und suchte, im schwachen Lichtschein einer Taschenlampe, die Route zu der Sommerrodelbahn, die Morgen ihr erstes Ziel werden sollte, als sich die gewaltige Explosion ereignete. Erschrocken sprangen die vier von ihren Stühlen.
»Himmel, was war das denn«, sagte Jörg.
»Mist, ich hab nichts gesehen, was ist passiert?«, fragte Herbert.
»Ein Begrüßungsfeuerwerk für uns war das sicher nicht«, bemerkte seine Freundin flapsig. Svenja lief näher ans Ufer.
»Das war eine Explosion, ich hab´s gesehen. Schaut mal, da drüben, sieht aus als würde es brennen«, rief sie den anderen zu. Die drei Freunde folgten ihr ans Ufer.
»Tatsächlich, da brennt´s auf dem See. Oder an Land?«
Alle versuchten, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen, was aber unmöglich war.
Der laute Knall hatte auch die anderen Urlauber in ihren Wohnwägen geweckt, überall gingen die Lichter an und Köpfe erschienen an den Fenstern. Einige Leute kamen heraus, liefen durcheinander und fragten sich gegenseitig, was passiert war.
Auch Richy Gebauer, der übergewichtige Eigentümer des Campingplatzes, kam eilig angerannt. Er war gerade nach dem Genuss von zwei Flaschen Bier eingenickt, als er bei dem Getöse vor Schreck aus seinem Fernsehsessel fiel. Zielgerichtet wandte er sich direkt an die vier Neuankömmlinge.
»Was habt ihr angestellt«, schrie er die jungen Leute an. Die Studenten protestierten, sie hätten gar nichts angestellt. Sie beteuerten ihre Unschuld und erzählten ihm von ihren Beobachtungen. Als Gebauer sich davon überzeugt hatte, dass der ohrenbetäubende Lärm tatsächlich nicht von ihnen verursacht worden war, lief er zu den anderen Feriengästen, die am Ufer standen und gebannt über den See schauten. Alle redeten und gestikulierten wild durcheinander.
»Was ist da los?«, fragte er einen dicken Mann, der auf den See zeigte und immer rief: »Es brennt, es brennt!«
Eine Frau schrie hysterisch: »Ein Bombenanschlag, Terroristen, sie wollen uns alle umbringen.«
Ihr Mann schimpfte: »Blödsinn, du siehst zu viel fern. Da ist nichts, los wir gehen wieder ins Bett.«
Ein älterer Mann versuchte die anderen zu beruhigen: »Das kam bestimmt vom Dorffest. Die haben da heute Böllerschützen. Das Krachen von den Böllern hört man meilenweit über das Wasser. Jetzt ist ja wieder Ruhe. Gute Nacht.«
Als nichts mehr zu hören und zu sehen war, verstummten die Neugierigen langsam und gingen wieder in ihre Wohnwägen zurück. Nur die vier Studenten standen noch diskutierend da. Richy Gebauer kam zu ihnen.
»Außer euch hat wohl keiner was gesehen. Könnt ihr euch erklären, was da los war?«
Jörg spekulierte: »Es war bestimmt eine Explosion und da war auch Feuer zu sehen, aber jetzt sieht man gar nichts mehr.«
»Tja«, meinte Gebauer, »da alarmiere ich am besten die Polizei. Sollen die schauen, was da los ist.«
Er stapfte zu seiner Baracke zurück. Dort befand sich neben seiner Wohnung auch das Büro des Campingplatzes. ›Nicht zu fassen‹, dachte er verdrießlich, ›was fällt den Leuten ein, mich mitten in der Nacht zu stören.‹
Seehausen, die nächstliegende und zugleich auch größte Ortschaft am See, mit ca. 8000 Einwohnern, verfügte über eine eigene Polizeidienststelle. Herzhaft gähnend wählte Gebauer die Nummer.
Eine halbe Stunde nach dem Anruf fuhren zwei Polizisten in ihrem Dienstwagen vor. Gebauer erwartete sie, leicht fröstelnd, nur mit Shorts und Unterhemd bekleidet, an der Schranke zum Campingplatz.
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