Christian U. Märschel
Kiez, Koks & Kaiserschnitt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Christian U. Märschel Kiez, Koks & Kaiserschnitt Dieses eBook wurde erstellt bei
VORWORT: Guten Morgen, Paradies!
Kaiserschnitt-Kinder
Anja - die erste grosse Liebe
Das erste Mal - und immer wieder
Auf nach Hamburg
Die Kiez - Family
Ela - die ich am "gernsten" habe
Kiezianer ohne Furcht und Tadel
Urselchen - die erste Verhaftung
Fax von Urselchen
Sünde, Reue, Heimweh
Die Chaos-WG
Erbschaft & Koks - Stoffe, aus dem die Träume sind
König von Sankt Pauli
Die Kinder vom Bahnhof Steindamm
Ich baue mir mein Paradies
Konju, Koks & Knarre
Lebensweisheit Nr. 1: Über Freundschaft, Liebe & Manipulation
Nicki - die teuerste Nacht
Adana & Beethoven
Der Ofen geht aus...
Paranoia - voll drauf!
Der Konig wird entthront
Abschiedsparty - Höllenfahrt
Flucht & Vertreibung
Nicki kriegt Prügel
Zerstörte Freundschaften
Brief an Nadine
Lebensweisheit Nr. 2: Gutmütigkeit
Penner-Junkie
Abschiedsbrief
Lebensweisheit Nr. 3: Der Sinn des Lebens
Wieder auf dem Kiez...
Pam & Armin - Kiez-Impressionen
Pferde vom selben Stall
Die 2. Verhaftung
...nach Amsterdam
Koks-Träume
Tiny - der Zarte
Fonssie
Klassentreffen
Schlusswort
Danksagung & Entschuldigung
Impressum
VORWORT: Guten Morgen, Paradies!
Es ist tiefschwarze, rote Nacht, die Sterne über dem ausgetrockneten Flussbett der ehemaligen Süderelbe leuchten rötlich bis lila. Zwischen den Punkten der Sterne heben sich mehrere Punkte ab, schneller größer werdend. Sie sind aufgereiht wie auf einer Perlenkette, blinken, mal schneller, mal langsamer und kommen in rasendem Tempo über das trockene Flussbett geschossen. Sie werden langsamer, die Perlenkette dreht sich um sich selbst, Rauch steigt darunter auf, dann landet die Kette langsam. Einige der Lichter erlöschen, andere blinken weiter, es zischt.
Niemand nimmt Notiz davon.
Es ist niemand da.
Staub wirbelt auf, trockener Staub, es hat seit Ewigkeiten nicht mehr geregnet. Aus dem Nebel tauchen kleine runzelige Gestalten auf in weißen Anzügen. Sie haben altmodische Geräte dabei, die gar nicht in diese Zeit passen: Schaufeln, Spitzhacken, Pinsel und Besen. Sie fangen an zu graben, dort, wo einmal die Elbbrücken standen, damals, als die Süderelbe hier noch floss. Die Schaufeln graben sich in den Boden, jeder Einstich macht ein kratzendes Geräusch, dass durch das Echo vermehrfacht wird. Jeder sorgfältige, vorsichtige Strich mit dem Besen oder dem Pinsel macht ein lautes Echo, das aus dem Nichts widerhallt.
Die Schaufel stößt auf Beton.
Vorsichtig graben die Gestalten weiter, wollen nichts beschädigen, was geschichtsträchtig und historisch –prähistorisch vielleicht- sein könnte. In dem rötlichen Nebel, der über dem staubigen Flussbett hängt, ist nicht alles deutlich zu sehen.
Jetzt graben sie etwas aus. Eine Mumie, konserviert im letzten Rest eines Betonpfeilers der Elbbrücke. Seit Ewigkeiten eingeschlossen, ohne dass Luft sie hätte zersetzen können. Damals nicht. Und heute auch nicht. Heute gibt es keine Luft mehr.
Und keine Elbe.
Wie von Ferne sehe ich, wie die Marsmännchen-ähnlichen Wesen die letzten Betonbröckchen von mir abkratzen und mich wegtragen, auf einer Art futuristischer Tragbahre, die von selber schwebt, durch die rote, staubige, nebelige Umgebung. Endlich raus aus dem Pfeiler, endlich, nach dreitausend Jahren. Das hässliche Loch in meinem Kopf tut schon seit fast zweieinhalb Jahrtausenden nicht mehr weh. Zum Glück haben mich die Luden damals erst erschossen, bevor sie mich einzementierten. So manch einer hat das ohne die erlösende Kugel miterleben dürfen…
Im Nebel und im aufwirbelnden, roten Staub hebt das Ufo ab und verschwindet mit mir irgendwo zwischen den rot leuchtenden Sternen.
Ich wache auf.
Es ist Tag, die Sonne scheint rot durch die roten Vorhänge auf den roten Teppichboden und erleuchtet die roten Tapeten. Nur die schneeweißen Möbel leuchten mich aufdringlich grell an. Es kratzt und klopft und hallt immer noch. Anscheinend haben sie endlich begonnen, die leerstehende Nachbarwohnung umzubauen. Ein ganz gewöhnlicher Morgen im ‚Paradies’ in der Danziger Strasse, Hamburg St.-Georg. Nur dass der Morgen hier immer erst mittags beginnt.
Zum Glück ist noch etwas Weißes Glück da, ich mache mir auf dem Tisch mit der riesigen Glasplatte, die von einer splitternackten Meerjungfrau gestützt wird, erstmal eine Nase fertig.
Die Line wird schnell kleiner unter dem darüber fahrenden Röhrchen aus goldfarbenem Metall, dass einen Miniatur-Staubsauger, dessen Vorlage wohl ein Hoover war, darstellt.
Jetzt seh’ ich klarer. Aber hören tue ich jetzt nichts mehr.
Der Krach aus der Nachbarwohnung ist auf einmal verstummt.
Vorwort - zum besseren Verständnis
Dieses Buch ist kein Roman.
Es ist ein Rückblick auf einen wichtigen Zeitabschnitt in meinem Leben, der sich wirklich so zugetragen hat.
Es ist nichts verändert, nichts beschönigt und nichts hinzugefügt.
Unwesentliches habe ich allerdings weggelassen, weil es Dich wohl nicht interessieren würde.
Manche Personen oder Handlungen habe ich sehr detailliert beschrieben. Den einen oder anderen mag das langweilen. Ich habe es als wichtig empfunden, besonders die Personen, die für die Entwicklung der Dinge wichtig waren, so gut und genau wie möglich zu charakterisieren. Vielleicht hilft es Dir, mein Leben im so genannten Rotlichtmilieu, das sich einfach so von selbst entwickelt hat und in das ich mich ganz bewusst habe reinziehen lassen, zu verstehen.
Ich beschreibe in den meisten Kapiteln Dinge, Vorgänge und Erlebnisse, die für jemanden, der diese besondere Welt nicht kennt, vielleicht schwer verständlich oder sogar unverständlich sind. Ich kann nicht davon ausgehen, dass gewissen Vorgänge bekannt sind: „ Ich habe mein Auto gewaschen, du weißt schon, wie das geht… “ Darum versuche ich, alles so genau wie möglich zu beschreiben. Nicht als Bastelanleitung für ein verpfuschtes Leben, sondern um den wirklichen Eindruck und auch das Verständnis der Situation zu ermöglichen.
Konju ist ein sehr lieber und warmherziger Mensch, der aber schon durch seine Aussprache seine ausländische Abstammung verrät: „ Ab’rr Dick’rr, solltest Du’ss mal sehen, wie ich das wiedder gemacht habbe… “ Konju kann einfach nicht sagen: „ Aber Dicker, du hättest mal sehen sollen, wie ich das wieder gemacht habe… “ Darum ist das Buch an manchen Stellen vielleicht schwieriger zu lesen. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, kann man in den einzelnen Personen und Passagen aufgehen. Und vielleicht verstehen, warum ich damals so war wie ich war.
Die erscheinenden Namen sind in der Regel die wirklichen Namen der Personen, die ich beschreibe. Jedenfalls deren Vornamen. So könnte die von mir beschriebene Ela vielleicht die Ela sein, die bei Dir um die Ecke wohnt, in dem schmucken Reihenhäuschen!? Namen von Leuten, die durch deren Nennung auch jetzt noch -Jahre danach- Schwierigkeiten bekommen könnten, habe ich verändert. Es wird Dir nicht auffallen, Du kennst die Leute wahrscheinlich eh’ nicht. Das ändert aber nichts an der Authentizität der Handlung.
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