Kirk Spader - Hobby Land - Baumarkt des Grauens

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Im Hobby Land-Baumarkt verschwinden Kunden in der Baustoffabteilung und Unfälle häufen sich. Azubine Helena versucht, den Fall zu klären und stößt auf ein dunkles Geheimnis. Zusammen mit einem schießwütigen Kripobeamten und ihrem Ausbildungsleiter stellen sie dem Mörder eine Falle. Aber der ist intelligenter, als alle glauben.

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Kirk Spader

Hobby Land - Baumarkt des Grauens

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Inhaltsverzeichnis

Titel Kirk Spader Hobby Land - Baumarkt des Grauens Dieses ebook wurde erstellt bei

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Impressum neobooks

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Hobby Land-Baumarkt des Grauens

Kirk Spader

Baustelle

Platte war angefressen. Es war fast acht Uhr Abends und die Baustelle war leer. Alle waren gegangen, nur er saß noch in dem riesigen Bagger und bediente in der Sommerhitze die gewaltige Schaufel.

Warum musste ausgerechnet heute diese Küchenschabe von Bauleiter angeeiert kommen mit der tollen Nachricht:

»Wir haben die Genehmigung für den Erweiterungsbau in der nördlichen Ecke bekommen. Das Fundament wird mit den anderen zusammen morgen gesetzt.« Prächtig, für Platte hieß das, er musste Überstunden machen. Das Loch für das Fundament des geplanten Erweiterungsbaues war zwar nicht besonders großflächig, aber das Gelände hier war unwegig, teilweise standen noch Bäume im Weg. Platte hatte keine Ahnung, wie er das Loch bis morgen hinkriegen sollte. Er dachte sehnsüchtig an das Fußfballländerspiel Holland-Deutschland um viertel nach Acht, das er jetzt natürlich in den Wind schießen konnte.

Diese Scheißfbaustelle ging ihm sowieso auf den Sack. Er hatte schon

überall gebaggert, aber nirgendwo war so viel schiefgegangen, wie bei der

Planung und Erschließung dieses Geländes, auf dem er gerade grub. In

einem halben Jahr sollte hier ein beschissener Baumarkt hochgezogen

werden.

»Verdammt, was ist denn jetzt wieder?«, brüllte er genervt. Die gewaltige

Schaufel war auf etwas metallisches gestoßen, und mit einem kreischenden

Geräusch daran langgeschrammt. Platte wischte sich den Schweiß von der

Stirn und nahm die Hände von den Kontrollsticks.

In der Grube ragte ein freigelegtes Objekt, das metallisch-grau schimmerte, aus der Wand.

»Nicht auch noch eine verfluchte Fliegerbombe«, murmelte er und ihm

wurde mulmig. Senyan, ein türkischer Kollege von ihm, hatte vor zwei

Wochen auch so ein Ding ausgegraben. Er wollte damit angeben und hatte

die Bombe auf die Schaufel geladen, dann war sie runter gerutscht. Das was von Senyan noch übrig gewesen war, konnte man in einem Schuhkarton sammeln.

Platte, der eigentlich Malko Platczynski hieß, schaltete den Bagger ab und

sprang behände über die Raupenkette auf den Boden. Vorsichtig näherte er sich der Baugrube.

Er war kein ängstlicher Mensch, nur etwas abergläubisch und bei

dem ganzen Mist, der bisher auf dieser dämlichen Baustelle passiert war,

konnte man nicht vorsichtig genug sein. Es hatte schon drei Tote und mehrere Verletzte gegeben. Georg, der Kranführer war zu Tode gestürzt, einer der Arbeiter war unter die Betonpumpe geraten und vor drei Tagen war ein Pole ums Leben gekommen, als eine Gaspulle hochgegangen war.

Hier ging es eindeutig nicht mit rechten Dingen zu, davon war Platte überzeugt.

Er kletterte in die Grube, rutschte aus und schlug lang auf den Boden.

»Scheiße!«, fluchte er und meinte damit sowohl sein Ungeschick, als auch

das Objekt,das aus der sandigen Wand ragte: Es war keine Bombe, sondern ein Sarg.

Die Schaufel hatte den Deckel des Zinksarges halb zur Seite gedrückt und

Platte hätte hineinsehen können. Wenn er gewollt hätte. Aber Leichen oder

Skelette waren nicht sein Ding, außerdem stank das ganze Ding penetrant widerlich. Er kletterte den Hang wieder hoch.

Mittlerweile hatte die Sonne eine leicht rötliche Färbung angenommen und schickte sich an, hinter dem Horizont zu verschwinden.

Platte stand vor seinem Bagger und schaute zurück auf den Sarg.

Also waren die verdammten Gerüchte doch wahr.

Er holte aus dem Führerhaus des Baggers eine Bildzeitung und aus einem

Rucksack eine Thermoskanne. Platte hatte immer zwei Thermoskannen

bei, eine mit Kaffee, eine mit Kaffee und Schuss. Das hatte er sich jetzt

verdient.

Es war immer noch schweineheiß und am Himmel brauten sich erste

ambossförmige Wolken zusammen. Platte wusste, es würde gleich ein Gewitter geben. Aber das war jetzt nicht seine größte Sorge. Schlimmer war dieser Sarg.

Er hatte gehört, dass auf dem Gelände früher mal eine berüchtigte Irrenanstalt gestanden. Den Friedhof der Klapse hatte man an Ort und Stelle gelassen, bis kurz vor Beginn der Bauarbeiten.

Dann waren die Gräber geöffnet und die Särge mit den sterblichen Überresten umquartiert worden. Entweder stimmte das gar nicht, oder diese Idioten hatten ein Grab vergessen.

Er würde den Bauleiter anrufen müssen, der dann die Polizei und wie immer würde alles Plattes Schuld sein. Er nahm einen ordentlichen Schluck von dem Weinbrand-Kaffee und zündete sich eine Zigarette an. Die Grillen zirpten ihr nerviges Einerlei und ein Schwarm Spatzen tobte durch die Büsche in der Nähe.

Schwarz-braune Wolken schoben sich heran, es sah aus wie eine schwarze Hand, die den Himmel wie eine riesige Kralle überspannte. Wind kam auf und eine Böe riss Platte fast die Zeitung aus den Händen.

Platte studierte die Bildzeitung und grinste über die dicke

Schlagzeile: Ohne Holland ... , dann zog er an seiner Zigarette und widmete

sich der Betrachtung des Seite 1-Mädchens.

Platte ließ die Zeitung langsam sinken. Aus der Baugrube hatte er ein

Geräusch gehört, als wenn jemand zwei Metallbleche aneinander gerieben hatte. Die Vögel und die Grillen waren schlagartig verstummt, nur von oben war ein dumpfes Grollen zu hören, als das Gewitter begann. Außerdem stieg ihm ein penetranter Geruch in die Nase, den er nicht richtig einordnen konnte.

Ein Regentropfen traf die Glut auf seiner Zigarette, die zischend ausging. Fluchend warf er sie in die Grube und machte sich auf den Weg zu dem Container, in dem sein Handy lag. Er freute sich darauf, den Idioten von Bauleiter anzurufen und ihn von dem Länderspiel abzuhalten. Das war ausgleichende Gerechtigkeit.

Hinter sich hörte er etwas, das wie das Kichern eines Kindes klang. Platte

zuckte zusammen und sah sich um, doch da war niemand. Dann fiel sein

Blick auf das blauweiße Dixieklo und er änderte seine Richtung. Sein Darm

drückte und es gab Dinge, die keinen Aufschub duldeten. Er betrat das

Toilettenhäuschen und ließ die Tür unverschlossen. Das Baugelände war

so weit ab, hier kam eh niemand hin, der nicht musste.

Natürlich war mal wieder kein Toilettenpapier da und Platte war froh, dass er die Zeitung mitgenommen hatte. Vorsichtig riss er die Seiten in Streifen, ohne das Seite 1-Mädchen zu zerreißen. Die wollte er sich aufheben.

Er hielt inne. Draußen war in dem Dämmerlicht etwas vorbeigehuscht. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. Es gab einen hellen Blitz, der die Lichtkuppel des Häuschens aufleuchten ließ.

Der darauffolgende Donnerschlag ließ Platte zusammenzucken.

»Verdammt, das machen meine Nerven nicht mit.«, brummte er leise, als

ihm neben dem sowieso schon gräßlichen Gestank in dem stickigen Ding

ein weiterer Geruch auffiel: Das hatte er doch eben noch am Bagger

gerochen!

Jetzt fiel ihm auch ein, was das für ein Geruch war: Essigreiniger oder so was. Widerlich. Ein weiterer Blitz zuckte und zeichnete einen Umriss auf die blaue Plastikwand, die genug Licht durchließ, damit es in der Kabine nicht stockdunkel war. Platte sprang auf. Das hatte ausgesehen, wie ein Kind oder so. Dann höte er wieder das Kichern. Schnell zog er die Hose hoch.

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