»Nichts«, sagte George. »Habe ich schon gesehen. Der Stock ging wie durch Butter.«
»Irgendwo muss Larry sein.« Albert bohrte die zweite Skulptur an, eine sehr hübsche Meerjungfrau, deren Vorbau von beeindruckender Größe war. Albert drückte den Skistock in den dicken, runden Leib und stocherte herum.
»Fehlanzeige«, meldete er George.
»Macht ja nichts«, sagte George. »Sind ja noch genügend Schneedinger da.«
Sie fühlen sich unbeobachtet und täuschten sich. Sie ahnten nicht, dass sie von einer Gruppe Halbwüchsiger misstrauisch verfolgt wurde. Es handelte sich um sechs vierzehnjährige Knaben, die ihr auffälliges Verhalten bei einem Winterurlaub in Coligny Hatch kurieren sollten.
»Scheiß Homos ey Jungs schaut mal die Affen in den Armeeklamotten. Hier ist es stinkend langweilig, lasst uns doch Homos klatschen!«, sagte der Knabe mit dem kürzesten Strafregister.
Albert befasste sich gerade mit einem dritten und einem vierten Schneemann, als die Halbwüchsigen zur Attacke übergingen. Sie hatten sich einen ansehnlichen Vorrat an Schneebällen zugelegt und heimtückische Steine und Glasscherben hineingearbeitet. Sie pirschten sich an die beiden heran und eröffneten dann das Feuer. Albert kassierte den ersten Volltreffer. Ein Schneeball zerplatzte auf seiner Nase. Der Schneeball war wirklich hart. Albert stöhnte auf griff nach seiner Blut spritzenden Nase und beugte sich unwillkürlich vor. Dadurch ließ er einem anderen Schneeball freie Fahrt. Das Geschoss zischte knapp über ihn hinweg und klatschte auf das rechte Auge von George, das sich sofort schloss. George gluckste, wischte sich den wässrigen Schnee aus dem Gesicht und zuckte erneut zusammen, als ihn ein weiterer Schneeball traf. Diesmal wurde sein linkes Auge getroffen. Albert hatte sich aufgerichtet, doch das hätte er besser nicht getan. Zwei, drei schneeverhüllte Steine trafen in kurzen Abständen hintereinander auf seinem Gesicht ein. Die Nase knirschte einmal und schob die Knochen in die andere Richtung und schmerzte noch mehr. Bevor Albert sich die weiße Pracht vom Gesicht fegen konnte, wurde er von einer Vielzahl von Schneebällen erwischt.
Die Halbwüchsigen hatten sich eingeworfen und eröffneten nun das volle Bombardement aus Steinen und leeren Flaschen, die sie sich aus den Müllcontainern besorgten. Albert und George fuchtelten mit ihren Armen in der Luft herum, verloren jede Orientierung und ergriffen jetzt sicherheitshalber die Flucht. Die Halbwüchsigen hatten die beiden eingekesselt und ließen sie im Kreis herumlaufen. George stieß wilde Verwünschungen aus, wollte den Kreis durchbrechen und rutschte dabei auf dem glatten Boden aus. Im Fallen umarmte er einen Schneepinguin, der seinem Gewicht nicht gewachsen war, er wurde von Schneemassen begraben. Als er sich wieder hocharbeitete, standen drei Halbwüchsige knapp neben ihm und traten ihn wieder zurück in den Schnee. George fluchte und schimpfte er befreite sich und packte den Größten am Hals zog ein Messer aus der Hosentasche und schnitt ihm das Ohr ab.
Albert schlug um sich und machte dabei alles schlimmer, wo seine Fäuste trafen, spritzte Blut und knackten Knochen. Vier Teenager lagen bereits heulend und zusammengekrümmt auf dem Boden. Albert trat einem zwischen die Beine und lachte auf, »Ihr wollt hart sein ihr kleinen Schisser?«
Die Besucher, die bisher in der Nähe der Boxen und des gut gelaunten Radio DJs standen und sich dem Wintervergnügen hingaben sich mit Punsch zu betrinken, hörten den Lärm. Sie sahen zwei Männer, die von widerlichen Teenagern übel mitspielt, wurde und die es der halb verrohten Brut zeigten.
Der Sozialfürsorger rief nach einiger Verzögerung und recht lustlos, er hasste den Job, »Aufhören sofort Schluss mit dem Unsinn oder ... «, nun die Männer sahen nicht so aus, als ob er ihnen mit Fernsehverbot drohen konnte. Albert beschäftigte sich mit ihnen. Einem hatte er bereits mit einem wuchtigen Tritt das Bein gebrochen und ließ ihn nun rücklings durch den Schnee kriechen. Der weiße Schnee war Rot gefärbt.
»Polizei, Polizei!«, kreischte der Junge und hielt sein abgeschnittenes Ohr in der Hand. George Pfiff und er und Albert rannten davon durch den Wald.
»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, Lady Churchill«, sagte Lien würdevoll, »doch ich möchte nicht verhehlen, das mit gewissen Schwierigkeiten zu rechnen ist.«
»Was haben Sie denn jetzt schon wieder es ist doch nur ein Kopf?« fragte Lady Athena Churchill unwirsch. Sie hatte sich von Lien eine Flasche Whisky bringen lassen, dessen Alkoholgehalt den Geschmack bei Weitem übertraf.
»Falls es gestattet ist, möchte ich noch mal auf den Toten verweisen, Mylady.«
»Nun sagen Sie schon endlich, dass Sie am liebsten die Polizei verständigen würden und mir nicht einmal eine kleine Pause nach der Anstrengung gönnen.«
»In der Tat, Mylady!«
In der Tat und Mylady oder Mylord waren die ersten Lektionen in Mr Brown Sekretärsakademie in Soho. Ein Sekretär hatte seine Herrschaft mit Mylord anzureden, selbst wenn, es ein neureicher Prolet war, dem er diente.
»Solch einen Fund sollte man der Polizei geben.«
»Dann geben wir ihn aus der Hand, Mr. Lien. Wo haben sie ihn untergebracht?« Die Lady sah ihren Sekretär grollend an. »Schließlich ist das mein Fall! Wer hat denn, den Unfall gehabt und die Leiche gefunden? Etwa die Polizei?«
»Die Behörden werden im Gegensatz zu ihren privatem Vergnügen schneller herausbekommen, wer der Tote ist, Mylady. Außerdem ist das Unterschlagen von Leichen in diesem Land verboten und als Witwe eines ehemaligen Ministers sollten sie sich im Wesentlichen an die herrschenden Gesetze halten. Und ohne eine Identifikation lassen sich kaum Schlüsse ziehen wer und warum. Sie können ja nicht den Kopf aus der Tasche ziehen und die Leute Fragen, ob sie ihn kennen, in welchem Hotel er abgestiegen ist. Der Kopf befindet sich nebenbei im Kühlschrank.«
»Und, wenn die Polizei, das findet, wonach wir suchen den Mörder wo bleibt da die Pointe?«
»Mylady rechnen, was genau zu finden?«
»Irgendetwas das uns die Killer schnappen lässt Mr. Lien?« Lady Athena Churchill sah ihren Sekretär fast empört an. »Habe ich Ihnen nicht schon gesagt, dass der Fall für mich so gut wie gelöst ist?«
»In der Tat, Mylady.« Lien blieb höflich und geduldig, obwohl in seinem Inneren alles danach schrie, der Alten die halb leere Flasche Whisky mit einer schwungvollen Vorhand über den Kopf zu knallen.
»Darf ich aber weiter darauf verweisen, dass gerade im Fall einen Serienkiller zu Finden ihnen größere Schwierigkeiten bereiten wird?«
»Seit wann fürchten Sie sich vor einem Killer?« Die Dame nahm einen herzhaften Schluck aus ihrem Glas und ließ den billigen Fusel genussvoll auf der Zunge zergehen.
»Ich bin so frei, an eine gewisse Arbeitsteilung zu denken, Mylady Verbindungen zu den Behörden sind in diesem Fall recht nützlich.«
»Wie war das?«
Lady Athena Churchill hatte zugehört sie dachte an den Spaß, wenn ihre Freundin kam und den Kühlschrank öffnen würde. Sie grinste und nickte ihrem Sekretär, zu der ihr Glas mit 9,99 Pfund Fusel nachschenkte.
»Ihre engen und hervorragenden Beziehungen zum Mi5«, wiederholte Lien. Der Grund warum er bei ihr eingestellt war. »Warum soll die Polizei nicht die Kleinarbeit übernehmen, während Sie sich auf die Jagd konzentrieren können?«
»Das klingt besser, Mr. Lien. Geben Sie mir noch etwas von dem Whisky, der übrigens auch schon einmal besser war. Schmeckt auf die Dauer etwas schal. Sie sollten nicht immer in einem Supermarkt einkaufen gehen. Schmeckt wie von Tesco.«
»Falls ich richtig verstanden habe, bestehen Sie also darauf, dass die Polizei verständigt wird?«
»Das sage ich doch die ganze Zeit!«
Lien wollte gerade das Telefon holen, als draußen vor der Tür des Ferienhauses Stampfen zu hören waren. Lien schaute, die Pistole entsichert hinter dem Rücken, nach und sah sich Kathy Brightness gegenüber, der besten Freundin von Lady Athena Churchill.
Читать дальше