Joachim Kunst
Kommissar Aschoka rächt seinen Tod
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Inhaltsverzeichnis
Titel Joachim Kunst Kommissar Aschoka rächt seinen Tod Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Kommissar Aschokas Beerdigung
Kapitel 2: Rätsel um Kommissar Aschokas Tod
Kapitel 3: Könnte Selbstmord vorliegen?
Kapitel 4: Untersuchung des Todesfalls
Kapitel 5: Ist HELGA BOQUEL glaubhaft?
Kapitel 6: Exhumierung der Leiche
Kapitel 7: Dr. Koshibas Untersuchungsbericht
Kapitel 8: Die Angehörigen Aschokas
Kapitel 9: Ana Júlias Fehltritt
Kapitel 10: Spuren im Haus von Aschoka
Kapitel 11: Das Telefonat mit Dr. Caldeira
Kapitel 12: Amália, die Ehefrau Aschokas
Kapitel 13: Aschokas Schwiegersohn Timo Beil
Kapitel 14: Die Indien-Reise vor 18 Jahren
Kapitel 15: Das Siegel
Kapitel 16: Weitere Details der Indien-Reise
Kapitel 17: Gespräch mit der Staatsanwältin
Kapitel 18: Erneute Hausdurchsuchung
Kapitel 19: Der Mafioso und sein Spiel
Kapitel 20: Das Spiel …........
Kapitel 21: …....und wie es aufflog
Kapitel 22: Aschokas rätselhaftes Verhalten
Kapitel 23: Grachus trifft den Rechtsanwalt in U-Haft
Kapitel 24: Telefonat mit Hotel in Kavaratti
Kapitel 25: Staatsanwältin genehmigt Reise
Kapitel 26: Die Reise auf die Insel Kavaratti
Kapitel 27: Der alte Gupta sagt aus
Kapitel 28: Rückreise aus Kavaratti
Kapitel 29: Verbrechen in Oman
Kapitel 30: Schmidt streitet Mord ab
Kapitel 31: Weitere Ermittlungen in Deutschland
Kapitel 32: Bedenken der Staatsanwältin
Kapitel 33: Erneute Stellungnahme von Dr. Koschiba
Kapitel 34: Durchsuchung beim Rechtsanwalt
Kapitel 35: Helga Boquel wird schwach
Kapitel 36: Die Beweiskette schließt sich
Kapitel 37: Der Rechtsanwalt wird verurteilt
Kapitel 38: AQUA – PHOBIE
Kapitel 39: Auslieferung an den OMAN
Kapitel 40: Abschiedsworte an Professor Wessels
Impressum neobooks
Kapitel 1: Kommissar Aschokas Beerdigung
Obwohl Kommissar Aschoka, mit bürgerlichem Namen KARL MALCHUS, ein sehr geachteter Mann war, kommt zu seiner Beerdigung nur eine Handvoll Leute:
Seine Enkelin ROXANE,
sein Schwiegersohn TIMO BEIL,
sein Kollege Kommissar GRACHUS,
seine Sekretärin HELGA BOQUEL,
sein Chef Kriminaldirektor OKTAVIAN NEUMANN,
die Staatsanwältin LUKREZIA SIMONIS,
der Gerichtsmediziner Dr. CICERO KOSHIBA,
der Geschichtsprofessor ARMIN WESSELS, sein Freund
sowie zwei weitere Kollegen aus seiner Abteilung.
Nachdem der evangelische Pfarrer die Beerdigungs-Zeremonie beendet hat, ergreift Prof. Wessels, ein ergrauter Universitätsprofessor, das Wort, um sich von seinem Freund zu verabschieden. Papa Wessels, wie ihn seine Studenten nennen, ist dafür bekannt, dass er ganze Vorlesungen gewissermaßen aus dem Ärmel schüttelt in wohlformulierter druckreifer Sprache inkl. Zahlen und Tabellen, die er dann ohne Vorlage an die große Tafel im Hörsaal malt. Man hat das Gefühl, er ist mit dem Stoff, den er vorträgt, so verwachsen, dass er ihn in seinem Gedächtnis „ablesen“ kann. Die Studenten in seinen meist überfüllten Vorlesungen hören staunend und ehrfurchtsvoll zu. Kein Räuspern, kein Flüsterton.
Papa Wessels nennt Kommissar Aschoka seinen Freund und Weggefährten, mit dem er ein Leben lang durch gegenseitige Achtung und gemeinsame Interessen verbunden gewesen sei. Gerechtigkeit sei immer das Ziel seines Freundes gewesen. Das habe so mancher Verbrecher, den er zur Strecke gebracht habe, erfahren müssen. „Um der Gerechtigkeit willen hat er seinen Beruf gewählt und die Verbrecher nicht nur gestellt, sondern auch dafür gesorgt, dass sie gerecht bestraft wurden, ihrem Verbrechen angemessen ...“ er macht eine rhetorische Pause … „soweit ihm das unser Rechtssystem gestattete.“ Wohl aus diesem Gefühl für Gerechtigkeit hätte er sich auch der indischen antiken Geschichte zugewendet, besonders der Zeit des indischen Kaisers Ashoka, der ihn fasziniert habe. „Hier haben sich unsere Interessen getroffen, denn auch ich beschäftige mich gern mit Ashoka und seiner Zeit. Auch seinen Berufskollegen ist sein ganz besonderes Interesse für die indische Antike nicht verborgen geblieben, und sie haben ihn daher respektvoll „Kommissar Aschoka“ genannt.
„In den letzten Jahren hat sich das Leben meines Freundes verdunkelt“, fährt der Professor fort. „Zuerst wird ihm seine Tochter ANA JULIA und dann seine Frau AMALIA genommen. An beiden hat er mit ganzer Liebe gehangen. Seine Frau, die Rechtsprofessorin, ist über den Tod ihrer gemeinsamen Tochter Anna Júlia nicht hinweggekommen und schließlich ihrem Asthmaleiden erlegen.“ Auch mit ihr habe ihn ein tiefer Respekt und ein gemeinsames Interesse an Rechtsgeschichte verbunden, führt Professor Wessels aus. „Nächtelang haben wir zu dritt diskutiert“, erinnert er sich wehmütig. „Nach ihrem Ableben haben sich sein Schwiegersohn und seine Enkelin mit viel Liebe um den alternden Kommissar gekümmert. Doch das Loch, das der Tod von Tochter und Ehefrau in sein Leben gerissen hat, konnte niemand mehr schließen. Allen, die Dich gekannt haben, wirst Du fehlen“, beschließt er seine kurze Ansprache. „Und die Welt verliert mit Dir wiederum ein Stück Gerechtigkeit.“
Die kleine Trauergemeinde löst sich bald auf. Nach Kaffee und Kuchen ist niemandem zumute.
Kapitel 2: Rätsel um Kommissar Aschokas Tod
Woran ist Kommissar Aschoka gestorben?
Seine Kollegen haben ihn als ruhigen – in letzter Zeit kann man fast sagen: verschlossenen – Mann in Erinnerung. Auch Kommissar GRACHUS, der nunmehr seine Nachfolge antreten wird, verliert mit ihm einen Kollegen, vor dem er vor allem Respekt hatte. Ihn als Freund zu bezeichnen, fällt Grachus etwas schwer. Dazu fehlte in dieser Beziehung das Intime, das Vertraute, das Kumpelhafte, das Männerfreundschaften oft kennzeichnet. Obwohl sie viele Kriminalfälle gemeinsam bearbeitet haben und manchen Verbrecher dadurch zur Strecke bringen konnten, dass sie so gut eingespielt waren und einer sich auf den anderen verlassen konnte, blieb immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Das lag an Aschoka, der einer engen Freundschaft auswich, so als habe er Angst davor. Seit dem Tod seiner Frau hat sich diese Distanz zur Umwelt, die Aschoka umgab, noch erhöht. Grachus weiß auch genau, dass Aschoka niemanden aus seinem Kollegen- oder Bekanntenkreis duzte, niemanden außer seinen Freund Wessels.
Doch Distanz zur Umwelt ist keine Krankheit und auch kein Grund zum Sterben, sagt sich Grachus. Warum stirbt ein Mann mit 63 Jahren, der sich bis dato einer guten Gesundheit erfreut und sich immer körperlich fit gehalten hat? Der sich auch in puncto Essen und Trinken immer zurückgehalten hat, so als wollte er auch gegenüber leiblichen Genüssen eine gewisse Distanz einhalten? Grachus erinnert sich, dass Aschoka ihn trotz dieser Zurückhaltung gelegentlich zu einer Flasche Rotwein eingeladen hat, insbesondere, wenn sie einen Fall gemeinsam und erfolgreich abgeschlossen hatten. „Kommen Sie, Grachus, wir haben uns eine Flasche Ventoux verdient“, pflegte Aschoka dann zu sagen. Rotwein der Provenienz Ventoux war Aschokas Lieblingswein.
„Woran stirbt also ein gesunder aktiver Mann in diesem Alter?, fragt sich Grachus zum wiederholten mal. War es vielleicht doch kein natürlicher Tod? Hatte Kommissar Aschoka Feinde? Würden seine Feinde so weit gehen, ihm nach dem Leben zu trachten?
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