Das Grundstück war riesig, mit vielen vollen Obstbäumen, die hier und da ein wenig Schatten spendeten, wenn die Sonne hoch am Himmel stand.
Sie fühlte sich immer schrecklicher. Ihr fehlten ihr Rudel, die Nähe und Berührungen.
Plötzlich nahm sie einen vertrauten Geruch war, den sie aber nicht einzuordnen vermag. Sie drehte sich um und starrte in die dunklen unergründlichen Augen Leon´s.
„Ma chere, was streunerst du hier umher? Deine Rastlosigkeit hat das ganze Haus in Aufruhr versetzt.“ sagte er beschwichtigend.
„Ich habe es dort drin nicht mehr ausgehalten. Ich fühle mich hier fremd.“ und allein fügte sie in Gedanken hinzu.
Lächelnd nahm er ihre Hand und freute sich der Tatsache, dass sie ihn nicht zurückwies. Er merkte wie sehr er das Tier in ihr in Bedrängnis gebracht hatte, da sie nun ohne Ihresgleichen war.
„Verzeih meinen Egoismus, ich vergas, dass ihr Geschöpfe des Rudels seid. Ich hatte nicht daran gedacht, da wir nicht dieselben Bedürfnisse in dieser Sache haben.“ Er strich ihr Behutsam das Haar aus dem Gesicht und musste feststellen, dass ihre Haut bereits sehr kalt geworden war.
„Bitte komm mit mir ins Haus an den warmen Kamin. Du musst doch furchtbar frieren, kleiner Wolf.“
Sie nickte lediglich und ließ sich von ihm zurück geleiten. In der warmen Halle merkte die wie Recht er gehabt hatte und wie wohltuend die Wärme allein hier schon war. Er hatte ihre Hand die ganze Zeit über gehalten und führte sie nun in die große Halle vor den brennenden großen Kamin, auf eines der Sofas. Sie ließ ihn, denn sie war ein unterwürfiger Wolf, der gerne geführt wurde.
Sie kuschelte sich in den überaus gemütlichen Stoff und ließ zu, dass er sich neben sie nieder ließ.
„Warst du nicht enttäuscht darüber, dass Blake mich ausgesucht hat?“platzte es aus ihr heraus. Sie wollte gar nicht, dass er ihre Selbstzweifel spürte, doch dies musste so sein, denn er sah sie mitfühlend an.
„Ma chere, ich war nie hingerissener. Ich mag keine dominanten Frauen, egal welcher Gattung. Die können viel zu gut für sich selbst sorgen. Ich habe gerne Frauen um mich, die Fürsorge zu schätzen wissen. Bei dir hatte ich sofort dieses Gefühl. Nicht, dass ich dich beleidigen möchte.“ Er runzelte die Stirn, denn viel konnte er diesmal nicht von ihrem Gesicht ablesen.
„Danke, das brauchte ich!“gab sie offen zu „ Ja ich bin nicht sehr dominant. Aber ich weiß, was ich will. Ich bleibe standhaft, egal was du zu bieten hast, Vampir.“
„Das werden wir sehen.“ Er lachte sie nicht aus, dies gestattete er sich nicht, da er wusste dies würde den Wolf vertreiben. Aber nur zu gerne wollte er sie von dem Gegenteil überzeugen. Sie war eigentlich nicht sein normaler Frauentyp. Aber durch ihre halb offene und doch verletzliche Art von ihr überwältigt. Er schätzte dieses Wesen und wollte mehr von ihr in Erfahrung bringen.
„Du hast am Strand nicht so selbstkritisch und angreifbar ausgesehen.“
Blitzschnell starrte sie in seine Augen.
„Du warst da?“
„Natürlich. Ich schaue mir immer meine potenziellen Feinde an und war natürlich gespannt, ob Blake hält was er versprochen hat.“
„Warst du zufrieden?“ knurrte die Wölfin.
„Ja durchaus. Zumindest über den süßen kleinen Rotschopf.“ Wieder neckte er sie, ohne auch nur die Andeutung, an das, was sie dort mit Tom gemacht hatte.
Ob ihn gestört hatte, wie vertraut sie mit ihm gewesen war?
„Da sah ich eine Seite an dir, die mir sehr zusagte, die aber im Moment unter der Oberfläche verborgen ist. Wann lässt du sie frei? Ihr seit doch sonst so ungezwungen.“
Ihr blieb die Sprache weg. So eine offensichtlich versteckte Aufforderung seinerseits hätte sie nicht erwartet.
„Ich weiß, es gibt eine Menge gemischter Verpaarungen innerhalb unserer Arten, aber nicht mit mir. Nicht mit dir. Und vor allem nicht so!“ Angriffslustig wollte sie aufspringen, doch er ließ sie nicht. Blitzschnell war er über ihr, beugte sich zu ihr und hielt ihre Handgelenke fest. Erzürnt blickte er der Wölfin in die Augen.
„Du bist genauso ein Monster wie ich, also urteile nicht vorschnell. Vor allem über mich! Beleidige mich nicht, kleiner Wolf. Das bereust du schneller als dir lieb ist.“
„Willst du mich also zwingen?“ schnauzte sie ihn an während sie versuchte sich zu befreien. Doch er hielt stand. Er war stärker als sie. Ein Vampir. Nie zuvor.
„Ich habe es auch nicht nötig Frauen zu irgendetwas zu zwingen, außer sich danach zu sehnen, in meinem Armen liegen zu dürfen.“
„Also nervst du solange an ihnen rum. Bis sie einknicken und dann?“
Da hatte sie ihn. Er hielt inne, sowie sie. Sie wollte die Antwort hören, denn sein Gesicht war schon ein unterhaltsamer Anblick.
Er hatte es immer so eingerichtet. Es gab zuvor keine, die seinem Charme unterlegen hätte. Doch dieser Wolf war die Erste, die dies tat.
Er entfernte sich von ihr.
Sie wagte kein Wort zu sagen, denn sie wusste, sie hatte seine Bestie geweckt. Wenn er nun vorhatte zuzuschlagen, wäre sie hilflos unterlegen. Ihr Atem ging stoßweise.
Er stand mit dem Gesicht zum Kamin, erleuchtet durch das Feuer, als stände er in Flammen. Sein dunkelgrünes Seidenhemd glänzte. Die schwarzen Jeans saßen eng. Zu eng.
Obwohl sie ihn offen angegriffen hatte, war er steinhart.
Die Ehrlichkeit ihrer Worte traf ihn ungehemmt und er roch ihre Angst. Konnte sie auf der Zunge schmecken. Nichts brachte Vampire mehr in sexuelle Stimulans als Angst und Blut.
„Du meinst also, ich würde mir nehmen, was ich will und dann diejenige aus dem Bett werfen. Da irrst du dich aber.“ Tat sie nicht.
„Dabei bleibe ich.“ Sagte sie schlicht, in der Hoffnung den Drachen wieder in seine Höhle zu zwängen. Sie wollte nicht wieder alleine sein, aber mit einem sexuell frustrierten Vampir auch nicht. Was hast du dir da wieder eingebrockt? dachte sie sich.
„Fass mich an!“ grollte er. Sie erstarrte.
„Noch kein einziges Mal hast du mich berührt. Dich tätscheln lassen hast du dich, aber noch nie die Härte eines Vampirs gespürt.“
Sein wütendes Gesicht drehte sich zu ihr. Das Feuer flackerte in seinen dunklen Augen.
„Fass mich an!“ knurrte er wieder und kam einen Schritt auf sie zu. Panik durchzuckte sie. Sie sprang auf, wollte weg. Doch er packte sie an den Schultern und zog sie nahe an sein Gesicht.
Seine Augen hatten das Braun verloren und waren völlig schwarz.
„Lass mich los!“ kreischte sie. Doch er hielt sie weiterhin fest.
„Du meinst, ich nehme mir, was ich will… dann berühr mich endlich… spür mein Verlangen nach dir.“
„Das kann ich doch schon riechen.“ gab sie zu.
Er sah sie verwundert an.
„Niemand kann das…“
„Ich schon. Du spuckst es förmlich aus.“ Sie wand sich in dem Griff, doch hatte keine Chance.
„Noch nie hat mich eine abgelehnt.“ Gab er ihr gegenüber zu, was sie verwundert inne halten ließ.
„Also hast du wirklich alle nehmen können, die du wolltest? Waren es denn so viele?“
„Nein, eigentlich nicht. Ich hatte oft zu tun.“ stammelte er.
Sie gab ihm ein unzureichendes Gefühl und das passte dem Vampir gar nicht. Sie wiederum spürte seine Anspannung. Sein Verlangen.
Langsam hob sie die Hände und schob ihn behutsam weinige Zentimeter von sich weg. Er sah sie verwundert an, wie ein Kind dessen Lutscher sich gerade in Luft aufgelöst hatte.
Ganz behutsam hob sie die linke Hand. Sie war Rechtshänderin, sie brauchte sie noch. Dann strich sie ihm vorsichtig die beinahe schwarzen Haare aus dem Gesicht. Bedacht darauf die Fingerspitzen über seine glatte Haut fahren zu lassen.
„Zufrieden ?“
Die Antwort war ein tiefes unterschwelliges grummeln.
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