Wieder bei der Baltischen Flotte
Nach der Rückkehr in die Ostsee wurden die Bewaffnung
modifiziert und die Torpedoschutznetze entfernt. Am 27. Juni 1908 bildete sie mit ihrem Schwesterschiff Bogatyr, das den Russisch-Japanischen Krieg in Wladiwostok überlebt hatte, den Linienschiffen Slawa und Zessarewitsch und dem Panzerkreuzer Admiral Makarow den russischen Flottenverband, der den auf dem Linienschiff Vérité eintreffenden französischen Staatspräsidenten Armand Fallières bei seinem Staatsbesuch in Riga begrüßte. Am 6. Oktober 1908 lief die Oleg bei Steinort auf und konnte erst am 17. Oktober wieder geborgen werden. Auf einer Trainingsfahrt ins Mittelmeer mit Slawa, Zessarewitsch und der Bogatyr traf der russische Verband mit der britischen Atlantikflotte und der 1. Division der US-amerikanischen Atlantikflotte (vier Linienschiffe) sowie Einheiten weiterer Nationen am 31. Januar 1909 in Gibraltar zusammen.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg war die Oleg ein Teil der 1. Kreuzerbrigade. Am 2. September 1914 kam sie erstmals in ein Gefecht. Zusammen mit dem Schwesterschiff Bogatyr versuchte sie, den deutschen Kleinen Kreuzer Augsburg zu stellen, der sich den russischen Kreuzern jedoch entzog. Die russischen Kreuzer sicherten mehrfach offensive Minenunternehmen, so im November die Oleg mit der Bogatyr und dem Panzerkreuzer Rurik ein Unternehmen des Minenlegers Amur, der 240 Minen an der Stolpe-Bank zwischen Kolberg und Danzig verlegte. Im Januar 1915 wurden die Oleg und die Bogatyr auch selbst zum Minenlegen eingesetzt, als sie 196 Minen östlich Bornholm verlegten. In dieses Minenfeld geriet kurz darauf der deutsche Kreuzer Augsburg und fiel nach Minentreffer drei Monate aus.
Die Oleg und die Bogatyr nahmen als Teil der 1. Kreuzerbrigade, zusammen mit den beiden Panzerkreuzern Admiral Makarow (Flaggschiff von Konteradmiral Michail Bachirew) und Bajan, am sogenannten Gotland-Raid am 2. Juli 1915 teil. Im Juni 1916 versuchte die russische Flotte Angriffe auf die deutschen Luleå-Geleitzüge vor der schwedischen Küste. Neben der Oleg, der Bogatyr und der Rurik kamen dazu vor allem eine Anzahl von Zerstörern zum Einsatz. Die drei neuen Zerstörer Nowik, Pobeditel und Grom fanden am 14. Juni in der Nähe der Insel Gotland südöstlich von Oxelösund ein deutsches Geleit, aber der russische Befehlshaber überschätzte die Stärke der deutschen Geleitsicherung und brach das Gefecht ab. Lediglich die auf ihrem ersten Einsatz befindliche deutsche U-Boot-Falle Schiff H wurde nach einstündigem Gefecht und einem Torpedofangschuss des Zerstörers Grom versenkt. Die Oleg lief auf dem Rückmarsch am 16. Juni 1916 auf eine versenkte Bark vor Reval auf.
Oktoberrevolution
Im August 1917 wurde die Oleg von der Mannschaft übernommen, die sich den Bolschewiki anschloss, und war aktiv an der Oktoberrevolution am 6./7. November 1917 beteiligt. Die Oleg blieb nach der Revolution in der Ostsee aktiv. Die Oleg gehörte zu den Schiffen, die am Eismarsch der Baltischen Flotte teilnahmen. Damit blieb Russland praktisch die gesamte Baltische Flotte erhalten. Im November 1918 unterstützten die Oleg und die Bogatyr mit zwei Zerstörern den Einmarsch der Roten Armee nach Estland.
Verbleib
Das Schiff wurde am 17. Juni 1919 nachts von dem britischen Schnellboot CMB-4 bei einem britischen Angriff auf Kronstadt mit einem Torpedotreffer versenkt. Teile der Bewaffnung wurden noch 1919 geborgen, weitere Teile der Oleg wurden 1933 abgebrochen. 1938 wurden die Reste der Oleg gehoben und abgewrackt.



Rurik
Die Rurik war ein Panzerkreuzer, der 1906 bei Vickers in Barrow-in-Furness für die Kaiserlich Russische Marine gebaut wurde. Das Schiff war nach dem sagenhaften Waräger-Fürsten und ersten Zaren Russlands Rjurik benannt. Der Name stand aber auch in der Tradition des 1895 in Dienst gestellten Panzerkreuzers Rurik, der im Russisch-Japanischen Krieg 1904 im Seegefecht bei Ulsan versenkt wurde.
Technische Aspekte
Der Entwurf stammte vom Chefkonstrukteur von Vickers, Eustace Tennyson-D'Eyncourt, der das Schiff nach russischen Vorstellungen konstruierte. Ausschlaggebend für den Bau waren die starken Verluste im Russisch-Japanischen Krieg, die Russland von Platz 3 der damaligen Seemächte auf den 6. Platz abrutschen ließen. Um dies zu kompensieren, wurde ein umfangreiches maritimes Rüstungsprogramm beschlossen, wozu auch der Bau von Schiffen auf ausländischen Werften gehörte.
Die Rurik war, was Anzahl und Kaliber der Hauptartillerie betraf, der am schwersten bewaffnete Panzerkreuzer, der jemals gebaut wurde. Die Panzerung entsprach dagegen den damals üblichen Werten; d.h. der Zitadellpanzer war 152 mm und die Decks waren bis zu 76 mm dick. Der Kreuzer war langsamer als die meisten seiner Zeitgenossen und nur wenig schneller als die meisten Einheits-Linienschiffe der Vor-Dreadnought-Ära mit ihrer Standardgeschwindigkeit von 18 Knoten. Mit dem Erscheinen der neuen Großkampfschiffgeneration war die Rurik in dieser Hinsicht entwertet. Da jedoch in ihrem zukünftigen Einsatzgebiet, der Ostsee, deutscherseits auch nur veraltete Schiffe eingesetzt wurden, war sie dort ein sehr starker Gegner. Die alten deutschen Panzerkreuzer der Prinz Adalbert- und Roon-Klasse, sowie die Linienschiffe der (alten) Kaiser- bzw. der Wittelsbach-Klasse liefen im Schnitt maximal 21 bzw. 18 Knoten und waren nur mit 4 × 21 cm oder 4 × 24 cm Geschützen bewaffnet.
Technische Daten
Wasserverdrängung 16.933 ts
Länge 161.3 m
Breite 22.9 m
Tiefgang 8.7 m
Bewaffnung 4 x 254 mm L/50-Geschütze
8 x 203 mm L/50-Geschütze
20 x 120 mm L/50-Geschütze
4 x 47-mm-Geschütze
8 x Maschinengewehre
2 x Torpedorohre 457 mm
Maschinenleistung ca. 20.580 PSi
Geschwindigkeit 21,43 Knoten
Fahrbereich 4.000 sm bei 10 kn
Besatzung 943 Mann
Einsätze im Ersten Weltkrieg
Die Rurik war das Flaggschiff der Baltischen Flotte und war an einer Anzahl von Kampfhandlungen einschließlich Minenlegeoperationen beteiligt. Schon am 27. August 1914 führte der Oberbefehlshaber der Baltischen Flotte, Admiral Nikolai Ottowitsch von Essen, die Panzerkreuzer Rurik und Pallada in die Ostsee, um dort Handelskrieg zu führen; obwohl das Unternehmen erfolglos blieb, war dieser Vorstoß für die Moral der russischen Marine wichtig, da er den Besatzungen signalisierte, dass sie nicht nur untätig in ihren Häfen bleiben mussten. Am 13. Februar 1915 lief die Rurik auf Grund, konnte aber wieder befreit und repariert werden. Am 2. Juli 1915 stieß sie beim Gotland-Raid nachträglich zu den russischen Streitkräften, die die deutschen Schiffe auf deren Rückzug bekämpften. Zu ersten Meutereien an Bord des Schiffes kam es am 1. und 2. November 1915 im Hafen von Helsingfors, die aber von loyalen Kräften erstickt werden konnten. Am 19. November 1916 lief sie in der Nähe der Insel Hochland auf eine der 16 dort vom deutschen U-Boot SM UC 27 am 28. Oktober gelegte Minen und wurde am Vorsteven schwer beschädigt, jedoch wurden die Schäden innerhalb von zwei Monaten repariert. Im April 1918 nahm sie am Eismarsch der Baltischen Flotte von Helsingfors nach Kronstadt teil.
Nach Kriegsende wurde die Rurik zunächst als Hulk genutzt und im November 1923 zum Verschrotten verkauft.

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