Die Drückeberger hatten Glück, dass der Krieg so endete, wie er endete, denn hätte der Süden gewonnen, so wären den Soldaten sämtliche Ehren zugefallen, während die Zuhausegebliebenen ihre gebührende Verachtung erfahren hätten. Solange der Krieg fortdauerte, machten sich einige der kräftig gebauten Soldaten einen Spaß daraus, ihre wenigen Tage Heimaturlaub darauf zu verwenden, den körperlich tauglichen "Helden der Heimat" das Leben sauer zu machen. Wie reglos und unterwürfig nahmen sie es damals hin! Wie groß gebaren sie sich jetzt!
Der Abschaum, der in der Hoffnung auf die Erlangung der Staatsbürgerschaft zu den Waffen eilte, setzte unseren Soldaten bis zuletzt arg zu. England erwog, die Seeblockade zu durchbrechen und uns mit immensen Beständen aller erforderlichen Waffen zu beliefern. Frankreich trug sich mit dem Gedanken, eine kaiserliche Streitmacht nach Mexiko zu entsenden und von dort aus dem Süden zu Hilfe zu eilen. Doch letztlich fand unser "Rebellenschrei" keinen Widerhall in der "Marseillaise" oder "God save the Queen" und das gute alte "Dixie" war gezwungen, alleine sein Liedchen zu pfeifen, sogar ohne die Unterstützung von "Maryland, my Maryland". Der "Krieg mit England", der dem Norden so arge Probleme und dem Süden einen Waffenbruder beschert hätte, fand nie statt.
Die mächtigen Heißluftballons, an welchen irgendjemand stets herumtüftelte und die über die feindlichen Lager hinwegschweben und allerlei Sprengstoffe abwerfen sollten, zerrten ebenfalls niemals an ihren Ankerleinen oder "glitten majestätisch durch das Azur des Himmels".
Als sich die Disziplin verbesserte und die Männer zu begreifen begannen, dass sie nicht nur Freiwillige sondern Freiwillige mit soldatischen Pflichten waren, wich ihr romantisches Pflichtgefühl einem Gefühl der Besonnenheit und Notwendigkeit und während dieser Wandel die Armee tatsächlich stärkte und verbesserte, hatten die Soldaten das Gefühl, das Gegenteil sei der Fall. Hätte man die Disziplin zu strikt vorangetrieben, so hätte die Armee ihre Identität und einen wesentlichen Quell ihrer Stärke verloren.
Als die Offiziere begannen, ihre Überlegenheit zur Schau zu stellen, indem sie sich aus den Soldatenmessen zurückzogen und ihre eigenen "Offiziersmessen" organisierten, wurde das brüderliche Band zwischen den Männern arg strapaziert und wer könnte schon sagen, dass die hierdurch gewahrte Würde den Verlust an persönlichem Eifer zwischen den Kameraden aufwog?
Anfangs fühlten sich die Männer durch die bloße Tatsache, dass sie der gleichen Kompanie angehörten, brüderlich verbunden und kamen bestens miteinander aus. Doch im Laufe der Zeit traten die jeweiligen Schwächen und Eigenheiten der Männer zutage und jede Kompanie zersplitterte sich in ihre eigenen kleinen Freundeskreise, die einander (mit Ausnahme der gemeinsamen Sache, für die sie kämpften) so gleichgültig waren, als seien sie niemals zuvor Freunde gewesen.
Das Eintreffen der ersten Wehrpflichtigen stellte den Stolz der Kriegsfreiwilligen auf eine harte Probe. Die Wehrpflichtigen wurden verachtet und ihre Loyalität gegenüber der Kompanie und dem Regiment war merklich schwach ausgeprägt. Der Gedanke, diese Männer als Kameraden zu bezeichnen, war den Freiwilligen schier unerträglich und wenn ein Wehrpflichtiger von "seiner Fahne" sprach, empfanden wir dies als Beleidigung. Die Wehrpflicht war den wahren Soldaten ein Quell unablässigen Ärgers, aber sie war schlichtweg unabdingbar. Hätte man die Wehrpflichtigen in ihren eigenen Kompanien, Regimentern und Brigaden zusammengepfercht, so wären sie nahezu nutzlos gewesen, aber wenn man sie den guten Männern beimengte, so waren sie brauchbar. So schwand allmählich das erfreuliche Gefühl gegenseitigen Respekts, mit dem die Männer einander betrachtet hatten und die soziale Ordnung unter den Soldaten nahm dauerhaften Schaden.
Die romantischen Vorstellungen erlitten einen weiteren schweren Schlag, als die Wahl der Offiziere abgeschafft wurde. Anstatt einen gutmütigen, tapferen Kameraden zum Captain zu wählen, wurden die Lieutenants ohne die Zustimmung der Männer ernannt oder (was noch schlimmer war) es wurde irgendein bisher unbekannter Offizier aus einer anderen Einheit versetzt. Unter militärischen Gesichtspunkten war dies zweifellos sinnvoll, aber auf die Motivation der patriotischen Freiwilligen wirkte es sich ausgesprochen schädlich aus, denn es erschien ihnen als willkürlicher Machtmissbrauch und Machtausübung auf Männer, welche ja gegen eben jenes Prinzip ins Feld gezogen waren. Sie mussten jedoch eingestehen, dass die Offiziere allen Anforderungen gerecht wurden und häufig entwickelten sie gar eine treue Anhänglichkeit.
Als Krankheiten, Verwundungen, Desertionen und Tod unter den Kompanien gewütet hatten, wurde es notwendig, mehrere von ihnen zusammenzulegen und dies war eine weitere Belastung des Kameradschaftsgefühls. Männer aus denselben Nachbarschaften und Orten, die bereits Schulkameraden gewesen waren, befanden sich nicht länger in den gleichen Kompanien sondern wurden rücksichtslos mit Fremden aus allen erdenklichen Gegenden zusammengeworfen.
Wer nicht als einfacher Soldat gedient hat, kann sich keine Vorstellung davon machen, wie sehr diese Änderung den Kampfgeist und das Selbstwertgefühl der Männer beeinflusste. Soldaten, die im Kreise ihrer Kameraden tapfer und wagemutig gewesen waren und vor Tatkraft und Zuversicht gestrotzt hatten, wurden unter Fremde gezwungen, die ihnen vollkommen egal waren und verloren ihre Energie und ihren Antrieb, ihren Mut und allmählich sogar ihre Moral. Es ist wahr, dass sie in vielen Fällen trotzdem bis zuletzt ihre Pflicht taten, aber sie taten dies nur noch des nüchternen Grundsatzes wegen, ohne den anfangs für sie so typischen Enthusiasmus und das Vergnügen an der Pflichterfüllung.
Es war eine Besonderheit des konföderierten Soldaten, dass er stets kampfbereit war, sich jedoch nur widerwillig den Notwendigkeiten und Alltagspflichten des Lagerlebens und des Marschierens unterwarf. Die Soldaten waren entschlossen, gemäß ihren eigenen Vorstellungen des Soldatenlebens zu dienen und ihre aufrichtig empfundene Pflicht nach eigenem Gutdünken zu erfüllen. Die Offiziere erkannten, dass diese Haltung ausgemerzt werden musste und somit entstand jener Konflikt zwischen den Rängen, der bis zum Kriegsende andauerte.
Man kann mit Recht bezweifeln, dass der konföderierte Soldat sich auch nur der geringsten Mühsal unterworfen hätte, wenn er diese als reine Disziplinierungsmaßnahme empfand, aber zugleich vermochte keine noch so arge Beschwernis seinen glühenden Eifer zu kühlen, wenn er ihre Notwendigkeit erkannte. Doch trotz all dieser Rivalitäten zwischen den Männern und den Offizieren, der Anwesenheit der Wehrpflichtigen, der Zusammenlegung von Einheiten und zahlreichen weiteren abträglichen Umständen, betrugen sich die einfachen Soldaten in einer Weise, dass selbst die Historiker aus dem Norden gezwungen waren, sie als die kampfstärksten Infanteristen zu bezeichnen, die jemals zur Waffe griffen.
Doch um diese Männer wirklich zu verstehen, müssen wir sie zuerst aus ihren falschen Vorstellungen vom Soldatenleben herauslösen und untersuchen, wie sie die unbeschreiblichen Nöte der späten Kriegsjahre ertrugen.
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