„Ich weiß Mama, darum ist es auch gut so. Aber weißt du, was schlimm ist? Weil ja das noch nicht genug gewesen wäre, drohte er mir.“ Sophie war entsetzt darüber und fragte nun genauer nach.
„Wie meinst du das, er drohte dir?“, fragte sie.
„Als er mir erklärte, mich nicht teilen zu wollen, sagte er noch darauf, dass er mir verspricht, dass ich diese Entscheidung bald bereue und das natürlich auch bald zu spüren bekomme“, erzählte sie traurig.
„Ach, das sagte er sicher nur wegen der ganzen Wut im Bauch. Natürlich tat ihm das auch weh, weil er dich ja sehr liebt. Doch man kann keinen Menschen an jemanden ketten und von ihm verlangen, sich von der Familie fern zu halten“, versuchte sie ihrer Tochter sachte zu erklären, die nur schwach nickte.
Sie sprachen noch längere Zeit über das Thema bis Lina einfiel, dass sie ja noch mit Zoe telefonieren wollte.
„Mama, ich telefoniere heute noch mit Zoe, willst du dabei sein?“, fragte sie Sophie, die sie glücklich anstrahlte.
„Das würde mich sehr freuen.“ Nun holte Lina ihren Laptop raus und startete Skype.
Doch vorher bat sie ihre Mutter noch, Zoe nichts von der Trennung zu erzählen, denn das wollte sie persönlich machen.
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Gestern Abend war Lina froh darüber gewesen, dass ihre Mutter bei ihr war und sie gemeinsam mit Zoe telefonierten. Denn so kam sie, wenn auch nur für kurze Zeit, auf andere Gedanken.
Doch heute an diesem verregneten Sonntag wusste sie nicht so recht, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollte und so beschloss sie, Petes Sachen in Kisten zu packen.
Als Lina damit fertig war brachte sie die ganzen Kisten in die Garage und hoffte nur, dass er bald kommen würde, um sie abzuholen.
Denn dann konnte sie mit allem endgültig abschließen. Aber jetzt wollte sie sich ihre Reitklamotten anziehen und zu Jims Ranch fahren, um ihre Lipizzaner mal wieder richtig zu verwöhnen. Danach plante sie noch einen schönen langen Ausritt.
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Sonntag, 25. September 2011
Als Pete vor ein paar Tagen wieder mal sein Telefon einschaltete, bekam er von Lina eine Nachricht, die er voller Entsetzten las. Darin stand:
Hallo.
Ich habe deine restlichen Sachen in Kisten gepackt und in die Garage gestellt.
Ich bitte dich, sie so bald wie möglich abzuholen, damit ich endlich mit allem abschließen kann.
Lina.
„Ach, so ist das. Sie glaubt, mich einfach in Kisten stecken zu können um mich somit aus ihrem Leben zu verbannen?
Tzz, da hat sie sich aber getäuscht. Die gnädige Dame wird mich noch so richtig kennen lernen“, sagte er sich und begann seinen Plan auszuarbeiten.
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Seit der Trennung von Pete war nun eine Woche vergangen. Gestern war es soweit gewesen, er hatte sich seine restlichen Sachen geholt. Lina wollte sich eigentlich heute nur unter ihrer Bettdecke verkriechen und nicht aufstehen, doch das ging nicht, deshalb schnappte sie sich noch rasch ihren Laptop, um Zoe eine ausführliche Mail zu schreiben.
Hallo Kleine!
Wie geht es euch? Was tut sich in Roseworthy? Gibt es was Neues zu berichten?
Hm, ja, bei mir hat sich in der letzten Woche einiges getan. Ich habe mich vor ein paar Tagen von Pete getrennt. Ja, ich weiß, was du jetzt denken wirst, du hast es mir vorher schon gesagt, doch ich dachte wirklich, er könnte sich vielleicht ändern.
Leider habe ich mich in ihm getäuscht, er ist immer noch derselbe eifersüchtige Typ, der er damals schon war.
Er konnte nicht damit umgehen, dass ich freitags immer mit dir telefoniere und letzten Freitag kam es soweit, dass wir sogar einen „Stromausfall“ hatten.
Tja, Schwachsinn. Ich bemerkte am nächsten Tag, dass er alle Stecker gezogen hatte und der Strom ebenso manuell ausgeschalten war. Toll, oder? Nur um nicht mit dir zu telefonieren, und das gab er sogar noch zu. Naja, das war dann wieder mal der Knackpunkt, an dem ich sagte, er soll mir aus den Augen treten und von hier verschwinden.
Ich lasse mich von niemand festbinden und mich von meiner Familie fernhalten schon gar nicht.
Nun bin ich wieder alleine und zurzeit sehr traurig, doch die Zeit heilt alle Wunden und bald schon komm ich dich sicher wieder besuchen.
So sieht es bei mir aus.
Doch erzähl mal, was tut sich bei euch? Steht der Hochzeitstermin schon fest? :-)
Ich vermisse dich!
Fühl dich gedrückt.
Hab dich lieb, Kuss Linchen.
Nach ein paar Minuten gemütlichen Dahindösens raffte sie sich auf, um sich für das Mittagessen bei ihren Eltern fertig zu machen.
Die Ablenkung tat ihr gut, denn zuhause wäre ihr die Decke auf den Kopf gefallen und sie hätte unentwegt an Pete denken müssen. Einige Minuten später befand sie sich schon auf dem Grundstück ihrer Eltern. Lina betrat das Haus und sofort kam ihr ein herrlicher Duft entgegen.
„Hallo, ich bin da. Mama, das riecht köstlich!“, rief sie und ihre Mutter antwortete aus der Küche.
„Hi Schatz, Dankeschön, das freut mich. Es gibt Lammbraten mit Knödeln und Salat“, sagte Sophie und Lina kam grinsend in die Küche.
„Lecker, da bekomme ich sofort Hunger“, sagte sie und sprach weiter.
„Heute Früh hab ich Zoe eine ausführliche Mail geschrieben, in der auch genau beschrieben ist, was in den letzten Wochen mit Pete und mir passiert ist. Und weißt du was?“, sagte sie zu ihrer Mutter, die verneinend nickte.
„Ich weiß genau, was meine Schwester darauf zurück schreibt. Nämlich so etwas wie: „Hättest du doch von Anfang an auf mich gehört. Ich habe es dir doch gesagt, dass er sich nicht ändern kann …“ Und so weiter. Das und wahrscheinlich noch mehr wird in Zoes Rückantwort drin stehen“, erklärte Lina und Sophie berührte ihre Tochter am Arm.
„Das kann sein Liebes. Aber im Endeffekt hatte deine große Schwester Recht behalten“, meinte sie und Lina seufzte.
„Ich weiß, doch nun ist es zu spät. Egal, ich decke schon mal den Tisch.“
Nach dem leckeren Essen ging Lina in die Küche, um eine Kanne Kaffee aufzusetzen, da hörte sie ihr Telefon läuten. Sie suchte ihre Tasche und kramte darin herum, bis sie endlich ihr Handy fand und abheben konnte.
„Hallo“, sagte sie und wartete auf eine Antwort.
„Hi Lina, hier ist Anne. Wie geht´s? Ich wollte dich fragen, ob du heute Nachmittag mit mir ausreiten möchtest?“, fragte sie.
„Hi Anne. Oh, dass hört sich gut an, da bin ich dabei. Ich bin jetzt noch bei meinen Eltern, aber sagen wir um 15 Uhr auf Jims Ranch?“
„Okay, das passt gut. Dann sehen wir uns später. Ich freue mich schon und sag deinen Eltern liebe Grüße“, sagte Anne noch, ehe die zwei das Telefonat beendeten.
Danach ging Lina mit Kaffee und Kuchen zurück ins Esszimmer, wo ihre Eltern schon auf sie warteten.
„Tut mir leid, ich habe noch schnell mit Anne telefoniert, wir treffen uns später auf Jims Ranch. Liebe Grüße soll ich sagen“, sagte sie an ihre Eltern gerichtet.
„Schön, danke, bei dem tollen Wetter müsst ihr das noch ausnutzen“, meinte Linas Vater.
Die drei quatschten noch fast eine Stunde über belangloses Zeug, bis sich Lina verabschiedete.
„Danke für das leckere Essen. Wir hören uns die Tage mal“, sagte sie, gab ihren Eltern noch ein Küsschen und machte sich dann auf den Weg nach Hause um ihre Reitsachen zu holen.
Im Auto dachte Lina nochmal über alles genau nach und darüber, was ihre Eltern heute alles zu dem Thema „Pete“ gesagt haben und sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Kurz darauf fuhr sie die Einfahrt zu ihrem Haus hinauf, als sie von weitem etwas an der Haustüre hängen sah. Doch um was es sich genau handelte, sah sie von der Entfernung aus nicht.
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