AnnaHofmann - Mama, ich hab Dich lieb

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Kurz nach der Geburt der jüngsten Tochter im Jahr 1923 stirbt der Vater unerwartet. Die junge Mutter von 4 Töchtern ist gezwungen den Hof in Frankreich aufzugeben und mittellos in die Schweiz zurück zu kehren.
Die Mädchen gehen ihren Weg, die jüngste Tochter will «mehr» und verstrickt sich im Laufe der Jahre immer weiter in ihren materiellen Wünschen.
Die beiden Söhne sterben, die Ehe wird unmittelbar nach der Geburt des jüngsten Kindes, einer Tochter, geschieden.
Die Tochter wird mit der Pubertät aufmüpfig und lässt sich nicht mehr von der Mutter manipulieren. Sie schmeisst die Schule kurz vor dem Abitur und zieht aus.
Mit 20 Jahren «muss» sie heiraten, mit 22 Jahren folgt die Scheidung und ein zweites, uneheliches, Kind.
Insgesamt bekommt die Tochter 5 Kinder mit 3 Vätern. Da sie sich einigen der gängigen Konventionen nicht unterwerfen mag, lebt sie ein ziemlich anstrengendes, dafür selbstbestimmtes Leben.
Entgegen der Prognose einiger Mitmenschen entwickeln sich alle Kinder persönlich und beruflich bestens und werden zu liebevollen, intelligenten und zupackenden Mitmenschen.
Der engagierte Einsatz und die unkonventionellen Lebenswege haben sich ausgezahlt.

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AnnaHofmann

Mama, ich hab Dich lieb

Herkunftsschmerz

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Inhaltsverzeichnis Titel AnnaHofmann Mama ich hab Dich lieb Herkunftsschmerz - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel AnnaHofmann Mama, ich hab Dich lieb Herkunftsschmerz Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 1: 1923 – 1950

Kapitel 2: 1950 – 1958

Kapitel 3: 1958 - 1971

Kapitel 4: 1971 – 1978

Kapitel 5: 1978 – 1987

Kapitel 6: 1987 – 1997

Kapitel 7: 1997 – 2007

Kapitel 8: 2007 – 2013

Impressum neobooks

Kapitel 1: 1923 – 1950

Mama wurde am 21. Juni 1923 als 4. Tochter auf einem grossen Bauerngut im grenznahen Frankreich geboren. Eine Enttäuschung, vorallem für den Vater, der sich sehnlichst endlich einen Sohn und Hoferben gewünscht hatte.

Zwei Jahre nach der Geburt der kleinen Elisabeth starb der Vater an den Folgen eines Unfalls mit einem Pferdefuhrwerk. Oma kehrte daraufhin notgedrungen mit ihren vier Töchtern in die Schweiz zurück. Der Hof in Frankreich gehörte den Schwiegereltern und die fühlten sich weder für ihre Schwiegertochter noch für die vier Enkelinnen im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren verantwortlich. Meine Oma fand mit ihren Mädchen auf dem Hof eines ihrer zehn Geschwister ein Dach über dem Kopf. Als Gegenleistung für die Wohnung im Stöckli und die Grundnahrungsmittel vom Hof halfen alle nach ihren Möglichkeiten in Feld und Stall mit.

Wie es in dieser Zeit oft vorkam, waren etliche Entbehrungen zu ertragen, insbesondere bei der Beschaffung von Kleidung und Schuhen für die wachsenden Töchter war meine Oma auf milde Gaben von der Familie und aus dem Bekanntenkreis angewiesen. Immerhin ging ihr grösster Wunsch, dass alle Töchter einen Beruf erlernen konnten, in Erfüllung.

Nach Abschluss der Ausbildungen heirateten Mamas ältere Schwestern eine um die andere. Dora die Älteste, hatte sich während ihrer Lehre bei der Post in den jungen Posthalter aus dem Emmental verliebt. Ella, die wie meine Mama die Schwesternschule besucht hatte, nahm einen Schulfreund zum Mann und wurde Bäuerin. Vreni, ehelichte nach Ihrer Verkäuferinnenlehre in Lausanne einen Postbeamten und liess sich am Genfersee nieder.

Meine Mama hatte jedoch Höheres im Sinn. Um keinen Preis wollte in dieselbe Falle wie ihre Schwestern tappen und schlussendlich am Herd enden. Nein, ihr schwebte eine Ehe mit "Aufstiegsmöglichkeiten" vor. Zu diesem Zweck hielt sie Ausschau nach einem Studierten. In ihrer Vorstellung führten Intellektuelle ein glamouröses Leben mit interessanten Bekannten, Parties, schönen Kleidern und natürlich Hauspersonal. Genau das was sie sich ersehnte.

Mein Papa wurde am 29. Dezember 1923 als drittes Kind in eine angesehene Basler Kaufmannsfamilie hineingeboren. Seine Eltern waren sehr konservativ und streng katholisch. So war Werdegang des kleinen Pius bereits bei seiner Geburt klar vorgegeben.

Liebevolle Zuwendung und menschliche Wärme waren nicht das zentrale Anliegen seiner Familie. Disziplin und Fleiss standen hingegen hoch im Kurs. Um diese Eigenschaften optimal auszubilden und eine perfekte Schuldbildung zu erlangen musste er mit 6 Jahren sein Elternhaus verlassen und in das Internat einer Klosterschule, wo er bis zur Matura blieb, übersiedeln. Die Ängste und die Einsamkeit, die restriktive Erziehung und tagtäglichen körperlichen Übergriffe während seiner Schulzeit, prägten den sensiblen Buben für sein ganzes weiteres Leben. Alles in ihm drängte ihn danach die Welt verstehen zu lernen und irgendwann befriedigende Antworten auf die seine offenen Fragen zu finden.

Erst während seiner Studentenzeit in Genf erhaschte er eine erste Ahnung von Freiheit. Wie es seine Eltern seit seiner Geburt für ihn vorgesehen hatten, schrieb er sich an der theologischen Fakultät ein und besuchte später das katholische Priesterseminar. Für meinen Papa stellten sich jedoch immer mehr Fragen von zentraler Wichtigkeit, die ihm der katholische Glauben auch nicht annähernd plausibel beantworten konnte.

Diese unbeantworteten Fragen liessen ihn das Theologie-Studium abbrechen. Seine Eltern waren vor den Kopf gestossen und versagten ihm jegliche weitere Unterstützung. Papa suchte und fand verschiedene Nebenbeschäftigungen und begann nun Philosophie und Germanistik zu studieren. Obwohl die Studienjahre wohl recht hart, von Geld- und Schlafmangel begleitet waren, verlebte er nach seinen eigenen Angaben eine glückliche und selbstbestimmte Zeit. Nach seinem Abschluss mit Bestnoten trat er eine aussichtsreiche Stelle in einem renommierten Verlag an.

Kapitel 2: 1950 – 1958

Anfang 1950 begegneten sich Mama und Papa an einer Party in Bern. Beide waren von entfernten Bekannten eingeladen worden und fühlten sich etwas fremd unter den Gästen. So kam es, dass sie den Abend fast ausschliesslich im Gespräch miteinander verbrachten. Mama war eine sehr schöne und gebildete junge Frau mit einwandfreien Umgangsformen geworden und Papa ein flotter, grossgewachsener junger Mann aus bestem Elternhaus und mit glänzenden beruflichen Aussichten. Beide verkörperten in den Augen des andern im Grunde ein Ideal. Kein Wunder, dass sie sich wieder verabredeten und ungefähr ein Jahr nach ihrem ersten Zusammentreffen die Hochzeitsglocken läuteten. Beide waren zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt. Das junge Ehepaar beschloss vorerst in Genf zu leben. Bei ihrer Heirat kannten sich meine Eltern nicht wirklich gut, doch die ersten Ehemonate verliefen recht harmonisch und enthusiastisch. Elisabeth und Pius Papa genossen das gesellige Leben. Es entsprach recht genau den Mamas Vorstellungen vom sorgenfreien Alltag eines gut situierten Paares. Das Glück war rundum komplett als Mama von der Frauenärztin die Bestätigung erhielt, dass sie schwanger war. Im Juni 1953 kam mein Bruder Joseph zur Welt. Die Geburt des ersten Sohnes erfüllte die jungen Eltern mit Stolz.

Da sie für das Wochenbett und die ersten Monate eine Kinderfrau engagiert hatten, konnten sie das Leben weitgehend wie gewohnt weiterführen. Im Alter von 6 Monaten bekam Joseph plötzlich hohes Fieber. Zuerst sah es nur nach einer Erkältung oder Grippe aus. Doch das Fieber stieg und war auch im Kinderspital nicht zu Sinken zu bewegen. Joseph starb genau sechs Tage vor Heiligabend 1953. Die Diagnose lautete damals „Lungenentzündung“.

Josephs Tod stürzte Mama in abgrundtiefe Verzweiflung, der sie Luft zu machen versuchte, indem sie einmal Papa die Schuld an Josephs Tod gab um gleich darauf der Kinderfrau vorzuwerfen, sie habe das Baby umgebracht. Weder ihre Mutter, noch ihre Schwestern oder Freunde konnten Elisabeth trösten. Dass auch ihr Mann trauerte, nahm sie nicht wahr.

Bis dahin war alles nach Wunsch verlaufen, die Heirat mit einem gebildeten und gut verdienenden Mann, die Geburt eines Sohnes, die tolle Wohnung mit Kinderfrau und Haushalthilfe. Mama war in keinster Weise auf diese tragische Wendung des nahezu perfekten Leben vorbereitet und fiel in ein endlos tief scheinendes, dunkles Loch.

Trotzdem wurde sie im Jahr darauf wieder schwanger. Verständlicherweise schwankte sie zwischen himmelhoch jauchzender Freude und tiefer Angst. Im Februar schenkte sie einem, wie es schien, gesunden Buben das Leben. Das Leben schien es wieder gut zu meinen mit meinen Eltern.

Obwohl sich Mama mehrheitlich selber um den kleinen Stéphane kümmerte, kränkelte er dauernd. Ob dies bereits Anzeichen seiner Krankheit waren oder aus der wahrscheinlich übertriebenen Fürsorge und den rigiden Hygienevorstellungen meiner Mutter resultierte, sei dahin gestellt. Jedenfalls waren meine Eltern in stetiger Sorge um Stéphane.

Mama begann darunter zu leiden, nicht mehr so ausgiebig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, gleichzeitig trat ihre Trauer um Joseph wieder in den Vordergrund. Meinem Papa halfen wohl seine Auseinandersetzung mit philosophischen und spirituellen Fragen und die Freude an seinem kleinen Sohn diesen einschneidenden Verlust besser zu verarbeiten. Dennoch, an ein normales Eheleben war nicht zu denken

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