Klopfen Sie mit Ihrer linken Hand auf das rechte Bein. Beginnen Sie über dem Fuß und klopfen Sie hinauf bis zur Leiste. Führen Sie nun Ihre Hand innen herum und klopfen Sie die Rückseite Ihres Beines von oben nach unten bis zur Ferse ab. Wiederholen Sie diesen Ablauf noch zwei Mal. Wechseln Sie dann zur anderen Seite. Linke Hand, rechtes Bein, über dem Fuß beginnen, usw. Auch hier das Bein insgesamt drei Mal abklopfen.
Nun sind die Arme dran. Sie beginnen wieder mit der rechten Hand und klopfen ihren linken Arm, beginnend über dem Handgelenk, auf der vorderen Seite von unten nach oben bis zur Schulter ab. Führen Sie Ihre Hand innen herum und klopfen Sie zurück bis zum Handgelenk. Auch hier den Arm insgesamt drei Mal abklopfen. Und - Sie ahnen es schon - nun genau umgekehrt. Beginnend mit der linken Hand klopfen Sie nun den rechten Arm ab, wieder drei Mal. Wenn Sie Linkshänder sind, beginnen Sie das Klopfen mit der linken Hand.
Sollten Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sein, diese Übung im Stehen auszuführen, machen Sie es im Sitzen. Klopfen Sie die Körperpartien wach, die Sie gut erreichen können.
Wie fühlen Sie sich?
Ihr Körper ist ihr Instrument. Es muss gut gestimmt sein, um gut klingen zu können. Ein schlecht gestimmtes Instrument klingt auch schlecht. Um einen klangvollen Ton erzeugen zu können, bedarf es einer entspannten Körperhaltung. Zu Anfang muss man diese Haltung immer wieder trainieren, damit sie in Fleisch und Blut übergeht. Am besten beginnen Sie im Stehen. Es geht auch im Sitzen, doch sollten Sie stets darauf achten, aufrecht zu sitzen.
Eine aufrechte Haltung beim Singen ist immer notwendig, damit Ihre Atmung korrekt funktionieren kann.
Vielleicht haben Sie den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen und Ihre Schultern und Ihr Nacken haben sich im Laufe des Tages immer mehr angespannt. Eine solche Verspannung behindert Ihre Atmung und überträgt sich auf Ihre Hals- und Zwischenrippenmuskulatur.
Hier zwei Möglichkeiten, wie Sie Nacken und Schultern entspannen können:
Wenn Sie im Stehen trainieren, stellen Sie Ihre Füße parallel zueinander. Der Abstand der Füße sollte bei Frauen so breit sein wie die Hüften, bei Männern so breit wie die Schultern. So haben Sie einen stabilen Stand.
Richten Sie sich auf. Beschreiben Sie nun mit Ihren Schultern einen Kreis. Kreisen Sie mit beiden Schultern gleichzeitig und kreisen Sie langsam von vorn nach hinten - wie die Räder einer rückwärts anfahrenden Lokomotive. Beschreiben Sie den Kreis langsam sieben Mal. Kreisen Sie nicht zu ausladend. Nur soweit, dass es Ihnen angenehm ist. Tun Sie sich gut. Wenn sich Ihre Schultern noch immer angespannt anfühlen sollten, machen Sie es ruhig noch etwas länger.
Achten Sie auch einmal auf das Gefühl in Ihrem Brustkorb. Spüren Sie, wie Sie sich innerlich weiten?
Beschreiben Sie mit Ihrem Kopf einen Kreis. Zunächst im Uhrzeigersinn, dann umgekehrt. Wenn Sie ein leises Knacken im Nacken verspüren, ist das in Ordnung. Machen Sie es wieder sieben Mal oder länger, wenn es Ihnen guttut.
Entscheiden Sie selbst, wie lange Sie eine Entspannungsübung durchführen wollen, um sich gut zu tun.
Denken Sie sich innerlich zu Ihren Schulterblättern. Können Sie sich vorstellen, auf welcher Höhe sie sich ungefähr befinden? Nun lassen Sie Ihre Schulterblätter um zwei Zentimeter nach unten sacken. Wenn Ihre Schultern damit noch ein wenig tiefer gesackt sind, ist dies das Zeichen, dass Sie jetzt tatsächlich entspannt sind. Haben Sie keine Bewegung verspürt, war nichts mehr zu korrigieren.
An manchen Tagen ist nicht viel zu erreichen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, dann muss es an so einem Tag erst einmal so gehen.
Es ist auch möglich, dass Sie Ihre Schultern nicht vollkommen lockerlassen können, weil Sie unter einer chronischen Verspannung leiden. In diesem Fall möchte ich Ihnen empfehlen, sich helfen zu lassen. Es gibt viele Therapieformen, die dabei helfen, chronische Verspannungen zu lösen.
Wohin mit meinen Händen? Hände und Arme hängen entspannt herab. Überlassen Sie Ihre Arme ihrem eigenen Gewicht. Im Moment brauchen Sie sie nicht.
Bei einigen meiner Schüler/innen konnte ich beobachten, dass Sie beim Einatmen und Singen dazu neigen, hier besonders bei höheren Tönen, den Kopf nach hinten zu neigen.
Es gibt immer eine optimale Haltung für den Kopf. Eine zu starke Abweichung führt zu Verspannungen verschiedener Muskeln im Hals, und diese übertragen sich auf den Ton. Probieren Sie es einmal im Extrem aus:
Legen Sie Ihren Kopf weit in den Nacken, atmen Sie ein und versuchen Sie, eine Zeile aus einem Ihnen bekannten Lied zu singen.
Nun umgekehrt: Legen Sie Ihren Unterkiefer auf die Brust, atmen Sie ein und singen Sie wieder eine Zeile.
Ich nehme an, in beiden Fällen war es ein eher unangenehmes Gefühl und es klang beengt, gequetscht, oder gepresst. Auch das Spannungsgefühl im Nacken und im Schulterbereich war nicht förderlich für Ihren Gesang.
Eigentlich bin ich der Meinung, dass positive Erlebnisse beim Lernen förderlicher sind, als eine schmerzliche Erfahrung. Aber in einigen, wenigen Fällen halte ich es für hilfreich, auszuprobieren, was passiert, wenn eine Grenze überschritten wird.
Bilden Sie nun mit Ihrer Unterkieferpartie und der vorderen Halslinie ungefähr einen Winkel von 90°. Das ist eine gute Ausgangsposition. Manche neigen den Kopf noch etwas mehr nach unten. Das ist auch okay.
Haben Sie schon einmal Kinder beim Fernsehen beobachtet? Der Mund ist etwas geöffnet. Das Kinn hängt locker herab. Die Lippen sind weich und vollkommen entspannt. Probieren Sie es einmal vor dem Spiegel aus. Möglicherweise erblicken Sie dort nicht Ihren intelligentesten Gesichtsausdruck, aber es hilft Ihnen, Unterkiefer und Lippen komplett zu entspannen. So erreichen Sie die optimale Startposition, um mit der korrekten Atmung zu beginnen und trainieren schon für die spätere Einstellung Ihres Unterkiefers beim Singen.
Atmung
Bauchatmung (Tiefatmung)
Wahrscheinlich haben Sie diesen Begriff schon einmal gehört. Nun atmen wir aber nicht wirklich in den Bauch, sondern die Luft wird beim Atmen in unsere Lungen eingesaugt, die sich ja im Brustkorb befinden und nicht im Bauch. Warum heißt es also Bauchatmung und was genau ist damit gemeint?
Beginnen wir mit dem Zwerchfell. Das Zwerchfell ist eine Muskel-Sehnenplatte, die für Ihre Atmung zuständig ist. Vereinfacht gesagt hat es die Form einer Kuppel und trennt Ihre Lunge von den darunterliegenden Organen. Beim Einatmen ziehen sich die Muskelfasern des Zwerchfells zusammen und die Kuppel flacht ab. Das tut sie jedes Mal. Doch nur, wenn Sie Schultern, Unterkiefer und Bauch beim Einatmen völlig entspannt lassen, hat auch Ihr Brustkorb die Chance, sich optimal zu weiten, damit Ihre Lungen sich entfalten können und das Zwerchfell sich noch weiter abflachen und die darunterliegenden Organe verdrängen kann. Diese werden dabei tiefer in den Bauchraum verschoben. Dadurch wird der Bauch nach vorn gewölbt. Voilà – Bauchatmung!
Nun ist es beim Singen nicht jedes Mal nötig, die Lungenflügel bis zum Bersten voll zu atmen. Je nach Menge der eingesogenen Luft wird der Bauch mal runder, mal etwas weniger rund. Eine entspannte Haltung von Schultern, Unterkiefer und Bauch ist jedoch immer notwendig.
Um tief einatmen zu können, müssen Sie zunächst einmal ausatmen. Wenn alle Luft aus Ihren Lungen entwichen ist, atmet Ihr Körper von ganz allein tief ein. Sie brauchen es nur zuzulassen.
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