1 ...6 7 8 10 11 12 ...19 Ich hatte davon nichts mitbekommen. Aber ich wollte Jenny ihre Illusion nicht rauben.
„Und seine Antwort auf meinen Spruch, er würde ja vielleicht hier eine Freundin finden, das war doch mehr als eindeutig. Ich sage dir, der hat ganz bestimmt schon darüber fantasiert, wie er mich küsst und sich überlegt was er wohl alles mit mir anstellen würde wenn wir alleine in einem Raum wären.“ Sie fügte ihrer dreisten und versauten Vorstellung ein keckes Lächeln hinzu.
Während Jenny sich ihrer Fantasie hingab spürte ich wie mein Körper immer höhere Temperaturen erreichte. Es ärgerte und wühlte mich innerlich auf sie solche Dinge über Brian sagen zu hören. Ich wusste, dass ich eigentlich keine Meinung dazu haben konnte, da ich ihn ja nicht wirklich kannte. Doch hatte ich ganz tief in mir drinnen das Gefühl als wüsste ich genau was er wollte, als wäre es ohne Zweifel ich, die er begehrte.
Jenny fuhr fort mit ihren Ausführungen wie sehr Brian auf sie abfuhr und dass sie es eindeutig an seiner Gestik und seinen Antworten gemerkt hatte. Sie berichtete mir wie sie ihn wie sie so schön sagte herumkriegen wollte. Ihre Schilderung wurde immer detaillierter. Sie erzählte mir was sie beim ersten Date tragen wollte, welches Parfum sie auflegen und wie sie ihren Hals strecken würde wenn er daran roch, kurz bevor er ihr den ersten Kuss gab.
Ich fühlte mich so hilflos. Ich wollte Jenny meine Gefühle nicht zeigen. Es zerriss mich innerlich. Alleine der Gedanke an ein Zusammensein der beiden tat mehr weh als jedes Gefühl, dass ich jemals zuvor empfunden hatte. Am liebsten hätte ich ihr den Mund zugeklebt um keines ihrer Worte mehr hören zu müssen. Es fühlte sich fast so an als würde jedes Wort in meinen Ohren brennen, so sehr hasste ich die Vorstellung Brian mit jemand Anderem als mir zu sehen.
Mein ganzes Gesicht glich einem brennenden Scheiterhaufen. Ich brannte lichterloh, innerlich spürte ich wie ich auseinander fiel, so wie die Asche verbrannten Holzes sich langsam nachdem sie verglüht ist senkt.
Nach einigen weiteren Minuten einer etwas längeren Pause, Jenny musste zwischendurch ja schließlich auch mal Luft holen und einen Schluck trinken, wartete sie auf eine Reaktion von mir.
Meine Hände zitterten vor Aufregung als ich das was ich mir dachte aussprechen wollte. Ich wollte ihr ins Gesicht schreien, ihr sagen, dass sie sich gefälligst von ihm fernhalten soll. Doch so sehr ich mir wünschte stark genug zu sein um es zu tun, so sehr wusste ich, dass ich es nie tun würde.
„D…Das hört sich toll an. Klingt nach einem netten Plan.“
Ich versuchte so erfreut wie möglich zu klingen, doch es gelang mir nicht ganz meine Gefühle zu verbergen.
Ich erwartete, dass Jenny sauer auf mich war. Schließlich war ich ihre beste Freundin und sollte mich für sie freuen. Ich sollte mit ihr gemeinsam Pläne schmieden und sie bei ihrem Vorhaben Brian den Kopf zu verdrehen unterstützen.
Ich hatte mich in der Zwischenzeit auf mein Bett fallen lassen, Jenny setzte sich neben mich und strich mir über den rechten Arm.
„Süße, was ist denn los mit dir? Stimmt etwas nicht zwischen Phil und dir?“
Jenny hätte locker als Two-Face in Batman durchgehen können. Einmal war sie diese verrückte Cheerleaderin, das Männerjagende Tanzmonster. Und im nächsten Augenblick war sie die fürsorgliche Freundin, die alles dafür tun würde wieder ein Lächeln auf das Gesicht ihrer besten Freundin zu zaubern.
„Nein, es ist alles in Ordnung. Er… er war nur etwas sauer wegen meiner Reaktion heute beim Mittagessen. Scheinbar denkt er, dass ich für Brian schwärme. Lächerlich oder?“ Ein fast schon auffallend hysterischer und schriller Lacher brach aus mir heraus.
Ich hoffte sie würde mir zustimmen, doch dafür kannte sie mich zu gut. Warum erzählte ich ihr das überhaupt? Die Worte kamen einfach so über meine Lippen ohne mein Zutun.
„Naja, es war kaum zu übersehen wie du ihn angestarrt hast. Außerdem hab ich dich noch nie so verlegen und zurückhaltend erlebt. Du bist ja sonst nicht auf den Mund gefallen.“
Das war einer der Momente wo ich ihre aufmerksame Art alles andere als zu schätzen wusste.
„Aber mach dir nichts draus. Falls es dir nicht aufgefallen ist, der halbe Schulhof hat sich nach dem Neuen umgedreht. Ich denke er wird sich daran gewöhnen müssen angestarrt zu werden.“
Es war mir nicht aufgefallen, ich war so in seinem Blick versunken gewesen, dass ich nichts um mich herum wahrnahm. Und danach starrte ich nur noch auf meinen Lunch. Also hätte mir die Tatsache, dass er der neue Frauenschwarm an der Valley High war durchaus entgehen können.
„Tja, ein neues Spielzeug ist im Haus. Und jeder will damit spielen.“ Ich lächelte Jenny kurz entgegen.
Sie sah noch immer besorgt aus. „Bist du sicher, dass mit dir und Phil alles in Ordnung ist? Ich meine ihr beide seid seit drei Jahren unzertrennlich und liebt euch heiß. Wie kommt es, dass du dann auf einmal Interesse an einem anderen hast?“
Ihre Frage war nicht im Geringsten unbegründet. Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Am liebsten hätte ich ihr die ganze Geschichte erzählt. Ich hätte ihr erzählen sollen was für verrückte Träume ich die letzte Zeit hatte und in was für einer Verbindung sie zu Brian standen. Ich hätte ihre Meinung einfordern müssen ob das alles nur ein verrückter Zufall oder vielleicht doch Schicksal war. Doch ich wollte es nicht. Ich sah ihren besorgten Blick und wusste genau, dass es für sie mehr als schwer sein würde zu sehen wie ich Phil verletzte und gleichzeitig den Typen aufriss, auf den sie gerade stand, wieder mal.
„Nein, es ist wirklich alles in Ordnung. Ich weiß nicht warum mich der Neue so aus der Bahn geworfen hat. Vielleicht bin ich auch nur nervös weil Phil und ich ja heuer unser dreijähriges Jubiläum feiern.“
Ein breiter Grinser verdrängte ihre besorgte Miene und sie strahlte mich an.
„Ja, genau. Aber frag mich bloß nicht was er dieses Jahr vor hat. Ich hab keeeiiinnneee Ahnung.“ Sie zwinkerte mir zu.
Ich ließ mich auf das Spiel ein und fragte sie was er ihr erzählt hatte. Alleine schon um das Gespräch von Brian abzulenken. Ich wollte mich heute nicht mehr mit dem Thema beschäftigen. Ich würde mich von ihm fern halten, nicht mehr darüber nachdenken welche Gefühle er in mir auslöste. Ich wollte Jenny nicht im Weg stehen. Auch wenn er mich vielleicht gar nicht gewollt hätte, wäre alleine schon der Versuch ihn für mich zu gewinnen ein Verrat an Jennys Freundschaft gewesen. Ich hätte ihr nicht noch einmal so weh tun können wie vor drei Jahren als ich unsere Abmachung brach um mit Phil zusammen zu gehen.
Wie erwartet und von Phil bereits angedeutet, hatte er ein romantisches Picknick geplant. Ich versprach Jenny so überrascht wie möglich zu tun um Phil seine aufwendige Feier nicht zu vermasseln.
„Und was schenkt er mir?“
Nicht, dass ich sonderlich viel Wert auf ein Geschenk legte. Ich dachte nur, dass diese Frage angesichts der bereits enthüllten Informationen über das bevorstehende Jubiläum angemessen war.
„Das hat er mir nicht verraten.“
„Ach komm schon.“, sagte ich mit einem ungeduldigen Unterton.
„Du willst mir ernsthaft erzählen, dass er dir alles über seine Partypläne erzählt hat und dabei nicht erwähnt hat was er mir schenken will. Hast du ihn denn gar nicht gefragt?“
Jenny rollte mit den Augen. „Natürlich habe ich ihn gefragt. Was denkst du denn? Aber er wollte einfach nicht mit der Sprache rausrücken.“
„Naja, es dauert ja nicht mehr lang. Ich werd‘s schon erwarten können. Und solltest du doch vorab irgendetwas erfahren lässt du es mich wissen okay?“
Sie lachte und nickte energisch. „ Also wie immer.“
Ich zwinkerte ihr zu und wir umarmten uns.
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