Alle seine Jungs sahen ihn treuselig an und grinsten verschmitzt, als sie sich, jeder mit einer Schüssel und einem Holzlöffel bewaffnet, in einer Reihe aufstellten. Amanoue schaufelte mit einer großen Kelle ihre Schüsseln voll und strahlte dabei übers ganze Gesicht. „`abe isch gemacht“, sagte er stolz.
„Duuu?“, kam es prompt von Benny, „na toll, das kann ja schmecken!“
„Du brauchst es ja nischd su essen, wenn es dir nischd schmeckt!“, giftete Amanoue sofort zurück.
„Ruhe! Sofort!“, rief Brac streng dazwischen, „und, er hat recht! Wenn es dir nicht gut genug ist, dann lass es! Ansonsten, guten Appetit“, herrschte er Benny an. Der verzog zwar säuerlich sein Gesicht, suchte sich aber umgehend einen Platz neben Finn und kostete erst einmal sehr skeptisch, von der Suppe.
Auch Amanoue nahm sich, als alle anderen versorgt waren, eine Schüssel voll und setzte sich damit im Schneidersitz neben Matto, auf den Boden. „Schmeckt klasse“, meinte der augenzwinkernd und löffelte begeistert weiter. Seine Kameraden nickten bestätigend und selbst Benny aß, wenn auch still, seine ganze Schüssel leer.
„Jetzt bist du also unser neuer Koch, le Chef de Cuisine?“, fragte Bernard amüsiert und Brac räusperte sich geräuschvoll.
„Sagen wir Küchengehilfe, ja?!“, raunte er etwas pikiert, Amanoue grinste verschmitzt und sie lachten. „Allerdings, muss ich sagen, er stellt sich gar nicht dumm an und hatte gleich den Bogen raus“, fügte der große Mann lobend hinzu. „Im Gegensatz zu euch fauler Bande! Und, er hat sich nicht ein einziges Mal, geschnitten!“, meinte er, mit einem kritischen Blick auf Finn.
„Zum Glück“, murmelte Matto schmunzelnd. „Ich hab ja nichts gegen Fleischeinlage, aber wisst ihr noch? Als Finny hier bei uns angefangen hatte, hat er sich beim Küchendienst gleich mal den halben Finger abgeschnitten! Woah, Blutsuppe, gab`s dann“, raunte er, sich schüttelnd und alle lachten herzlich.
„Gewürzt, hat der Kleine den Eintopf auch“, lobte Brac Amanoue weiter.
„Ach, ich wusste doch gleich, dass da was anders schmeckt, als sonst“, sagte Benny überheblich und alle sahen ihn genervt an. Benny zuckte gelassen die Achseln. „Ich meine ja nur, irgendwie besser und würziger“, meinte er und nun starrten ihn alle überaus überrascht an.
„Wirklisch?“, fragte Amanoue ungläubig, „es `at dir geschmeckt?“
„Hm, ja, war nicht schlecht“, antwortete Benny verhalten, „kannste öfter machen.“
„Na also“, brummte Brac zufrieden, „geht doch!“
Amanoue grinste verschmitzt zu ihm hin und auch um Bennys Lippen, lag ein kleines Schmunzeln.
Nachdem sie zusammen den Abwasch erledigt hatten, saßen sie alle zusammen und unterhielten sich angeregt miteinander. Selbst Benny hörte Amanoue interessiert dabei zu, als der ihnen erzählte, wie er von seinem Onkel das Bogenschießen beigebracht bekommen hatte und als er sagte, dass er sehr gerne mal wieder mit einem Bogen schießen würde, stand Matto auf und forderte ihn zu einem kleinen Wettschießen heraus. Amanoue nahm begeistert an und so gingen sie zu einem Platz hinüber, an der sie zum Üben eine Bogenscheibe aus Stroh aufgestellt hatten.
„Na dann, zeig uns doch mal, was du kannst“, meinte Matto und reichte ihm Bogen und Köcher.
„Ein bisschen groß“, murmelte Amanoue abschätzend, legte einen Pfeil an, zielte kurz und schoss. Er traf die Scheibe, aber nur am Rand.
„Ha, du Angeber!“, rief Benny kichernd, „ist wohl doch nicht so viel her, mit deinen Bogenkünsten!“
Amanoue hob die Augenbrauen und zuckte nur lässig mit den Schultern. „Keine besonders gute Bogen und auf eine unbeweglische Siel su schießen, da war isch nie besonders gut! Eine Reiterbogen, liegt mir mehr…“
„Oh Mann“, stöhnte Finn dazwischen. „Hör schon auf, du Angeber! Lass mich mal!“ Er nahm ihm den Bogen ab, legte an und schoss. Ziemlich weit daneben.
„Du `ast nischd mal die Scheibe getroffen“, lachte Amanoue los und schlug ihm auf die Schulter.
„Hast recht, schlechter Bogen“, sagte Finn grinsend und reichte den an Matto zurück.
„Das ist ein erstklassiger Bogen“, rief der überzeugt, „nur ihr, seid schlechte Schützen! Jetzt seht her und lasst mal `nen echten Könner ran“, meinte er selbstbewusst, zielte und traf tatsächlich fast in die Mitte der Scheibe. „Jepp!“, raunte er grinsend und seine Kameraden klatschten johlend Beifall. „Frischlinge, halt“, sagte er zu ihnen und lächelte milde.
„Los, Benny, jedsd du! Seig`s ihm!“, forderte Amanoue den auf und stieß ihn an.
Benny trat vor und schoss, knapp neben Mattos Pfeil. „Nicht schlecht, für `nen Anfänger“, meinte der nur.
„Das nennt man Anfängerglück!“, spottete Bernard herüber und die älteren Soldaten lachten wieder.
„Wo ist Alec eigentlisch?“, fragte Amanoue, sich noch kurz umsehend, bevor er erneut antrat.
„Keine Ahnung, macht sich zurzeit recht rar“, antwortete Matto achselzuckend, „und ist noch stiller, als sonst!“
Amanoue sah ihn stirnrunzelnd an, zielte dann aber konzentriert und schoss. Der Pfeil landete voll in der Mitte und alle starrten mit offenen Mündern zur Scheibe. „Tja, musste misch wohl erst einschießen“, meinte Amanoue wie selbstverständlich und reichte den Bogen an Finn weiter, doch der verfehlte wieder die Scheibe. Resigniert gab er auf und sah den drei anderen lieber dabei zu, wie die noch einige Runden weitermachten, doch Amanoues Schuss, blieb sowohl für Benny als auch für Matto, unerreicht.
„Warst gar nicht übel“, meinte Benny, als sie zurück zu ihrem Lagerplatz gingen, „für einen Barbaren!“
Amanoue sah ihn zwar schief an, erwiderte aber nichts darauf und grinste nur still, vor sich hin. Gerade, als sie sich hingesetzt hatten, wurde es unruhig im Lager. Immer mehr Soldaten verließen ihre Plätze rund um die Lagerfeuer und liefen aufgeregt quasselnd, in Richtung des königlichen Zeltes.
„Was`n los?“, rief Brac einem vorbeieilenden Mann zu.
„Herzog Richard, ist eben eingetroffen!“, rief der zurück und rannte seinen Kameraden hinterher.
Brac runzelte sichtlich überrascht seine Stirn. „Na sowas! Der traut sich noch hierher, nachdem er seine Majestät so schändlich im Stich gelassen hat?“, brummte er vor sich hin und stand auf. „Na kommt, wollen doch mal sehen, was da los ist!“
„Und, wie seine Majestät reagiert“, meinte Matto verhalten, woraufhin sie sich alle wieder erhoben. Sie folgten ihren Kameraden nach, die sich bereits alle neugierig nach vorne drängten und sich schließlich einigermaßen geordnet aufstellten, als Herrik es lautstark befahl.
„Seht ihr was?“, fragte Amanoue aufgeregt und hopste hinter ihnen auf und ab, da er kleiner als alle anderen war und so gut wie nichts sehen konnte.
„Er ist es tatsächlich“, raunte Brac, der natürlich über alle hinwegblickte. „Falco ist bei ihm! Und jetzt kommt tatsächlich, seine Majestät!“, sagte er überrascht, als Henry aus seinem Zelt trat.
Der König blieb stehen, während der Herzog vom Pferd stieg und mit ihm sein Geleitschutz, Falco und dessen Männer. Einen Momentlang sahen sich beide nur an, der Herzog bedauernd und Henry wie erstarrt, dann trat Richard vor und verbeugte sich tief. Henry zögerte noch kurz, doch dann eilte er rasch auf seinen Onkel zu und beide fielen sich in die Arme. Ein mittelgroßer Hund stand halb hinter dem Herzog verborgen und beäugte alles um sich herum argwöhnisch.
„Ist das etwa Sirrah?“, fragte Brac erstaunt.
„Keine Ahnung, ist ziemlich groß!“, antwortete Finn schulterzuckend. „Doch Mann, das ist sie! He, Manou, da ist Sirrah“, sagte er ganz aufgeregt und Amanoue versuchte einen Blick nach vorne zu erhaschen. Er hielt sich an Finns Schulter fest und sprang aufgeregt an ihm hoch. „Isch kann nischds se`en!“, sagte er frustriert.
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