Miriam Wagner
So meine ich das nicht !
Wie der Sinn in unsere Wörter kommt und der Flow in die Kommunikation
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Miriam Wagner So meine ich das nicht ! Wie der Sinn in unsere Wörter kommt und der Flow in die Kommunikation Dieses ebook wurde erstellt bei
Einleitung : Die Sache mit dem Sinn
Vorwort: Vernetzt in den Wörtern
1. Der Cappuccino Code
2. Dornröschen wird wach geküsst
3. Wer bin ich als Adressat?
4. „So meine ich das nicht“
5. Das Bedürfnis zu Sprechen hindert am Hören (Marcel Proust)
6. Der Sinn deiner Wörter gehört zur Hälfte mir
7. Ohne falsche Erwartung
8. Kommunikation im Flow
Impressum neobooks
Einleitung : Die Sache mit dem Sinn
Das mit dem Sinn ist eine merkwürdige Sache. Wenn wir reden nehmen wir ihn beim Wort. Wir vertrauen darauf, dass es ihn gibt und er in unseren Wörtern enthalten ist.
Auf Sinnsuche gehen wir erst bei Fragen um Leben, Leiden und Tod.
Weshalb ich? Worin liegt der Sinn? Dann hoffen wir erwartungsvoll auf eine Antwort und suchen weiter auch wenn wir keine finden.
Beim Sprechen aber ist das anders. „Wie meinst du das jetzt?“ „Was willst damit sagen?“ Unsere Fragen zielen hier auf eine direkte Klärung. Wir erwarten, dass der andere sie beantworten kann. Er wird doch wissen, was er meint und sagen will.
Wir sind überzeugt, dass Menschen nicht ohne Sinn sprechen.
Die Redewendung „ Das macht überhaupt keinen Sinn“ sagt genau das in umgekehrter Form, dass alles irgendwie einen Sinn macht oder machen soll.
Aber der Sinn der einzelnen Wörter hängt auch an anderen Wörtern, unsere Wörter sind vernetzt durch ein Thema oder einen Kontext. Wir reden miteinander „über“ etwas, sind irritiert, wenn unser Gesprächspartner ständig das Thema wechselt oder hin und her springt. Das nehmen wir als Hinweis mangelnder Konzentration, manchmal auch mangelnder Intelligenz. Bei einem Thema zu bleiben ist ein Zeichen von Logik und Vernunft.
Dennoch macht jeder auch die Erfahrung, dass es sehr schwer sein kann, beim Thema zu bleiben, - wenn starke Gefühle uns überkommen, wir aufgeregt sind oder verunsichert. Dann entgleitet uns der Zugriff auf unsere Wörter und ihren Sinn, dann fügt er sich nicht mehr so leicht in eine Ordnung. Wir verlieren unseren Faden.
Die Wörter „haben“ also vielleicht nicht wirklich einen Sinn, er kommt irgendwie in sie hinein, und das ist auch abhängig von unserem seelischen Zustand und der Situation in der wir sprechen.
Wie genau ist das dann zu verstehen, dass der Sinn in unsere Wörter kommt und welche Rolle spielt diese Frage für die Kommunikation?
Ihr nachzugehen wurde für mich wichtig, als ich vor ein paar Jahren begann, in meiner Praxis als Life-Coach zu arbeiten. Die Gespräche mit meinen Klienten brachten mich bald an einen Punkt, an dem ich mich selbst fragte, welche Idee von Kommunikation mich bei meiner Arbeit leitet und welche Bedeutung die Frage nach dem Sinn der Wörter für meine eigenen Zielvorgaben hat.
Mir fiel auf, dass Klienten immer mal fragten, „Kann ich das hier auch sagen?“. Dabei ging es meist um Dinge, die ihnen spontan in den Kopf kamen und von denen sie glaubten, dafür sei in der Beratung jetzt kein Platz – Assoziationen zu privaten oder beruflichen Erinnerungen, plötzlich auftauchende Gefühle und Eindrücke – ihrer Meinung nach ohne Zusammenhang zu ihrem Anliegen, für das sie meine Beratung aufgesucht hatten. „ Ich erinnere mich an eine Situation in der Küche, meine Mutter sagte plötzlich zu mir ….“
Ohne dass wir darüber Vereinbarungen getroffen hatten, was in unserer gemeinsamen Arbeit besprochen werden kann und was nicht, orientierten sich die Klienten in ihrer Kommunikation mit mir unbewusst an einer Logik, als müsste alles was sie sagten unmittelbar mit ihrem Anliegen und ihrem Problem zu tun haben, wie sie es am Anfang formuliert hatten. „ Es geht um meine Bewerbung auf eine Leitungsstelle und ich weiß nicht ob ich die Aufgabe übernehmen will, ich bin mir nicht sicher.“
Ich war überzeugt, dass die unbewusste Ausrichtung meiner Klienten auf ein logisches Sprechen - in dem sich alles auf ein bestimmtes Thema beziehen müsste - kein persönliches Merkmal war und nicht zufällig geschah. Nun könnte man meinen, das sei doch nur „normal“, wenn jemand über Äpfel sprechen will fängt er nicht plötzlich an über Birnen zu reden und dass es dazu nicht mehr zu sagen gibt.
Für mich war das aber nur ein Aspekt, ein anderer war die Frage nach den Gründen, weshalb wir versuchen, uns beim Sprechen an ein Thema zu halten und den Wörtern dadurch einen logischen Sinn geben wollen –
und weshalb uns das manchmal nicht gelingt.
Was also waren die Gründe dafür, dass sich Klienten immer wieder damit konfrontiert sahen, doch über „Birnen“ reden zu wollen? Was bewog sie, auf der einen Seite an ihrem Thema festzuhalten und doch immer wieder davon abzukommen - und weshalb meinten sie, sie müssten dafür um Erlaubnis bitten „ Kann ich das hier auch sagen?“
Es schien irgendwie bewusste und unbewusste Motive in der Kommunikation zu geben, Dinge die „normal“ waren und solche, die nicht selbstverständlich waren. Diesen Zusammenhang wollte ich besser verstehen. Daraus entwickelte sich bald das Thema für mein Buch, dem Sinn unserer Wörter nachzugehen. Bei der Vorbereitung war vor allem die Linguistik von Roman Jakobson für mich fruchtbar, genauso wie meine Beschäftigung mit der Psychoanalyse von Freud und Lacan.
Roman Jakobson geht davon aus, dass Kommunikation mit sehr speziellen
bewussten und unbewussten Anteilen abläuft, - und für Freud und Lacan ist das Unbewusste eng mit dem Sinn unserer Wörter und unserem eigenen Sprechen verbunden.
Mein Buch ist kein Fachbuch – ich versuche mit vielen Beispielen die Strukturen und Abläufe von Kommunikation zu beschreiben und einen praktischen Zugang zu der Frage zu ermöglichen, wie der Sinn in unsere Wörter kommt und Kommunikation sich verändert, wenn sie im Flow verläuft.
Vorwort: Vernetzt in den Wörtern
Wenn wir mit jemandem reden teilen wir unsere Gedanken, Meinungen und Gefühle mit - keine Wörter - ohne sie könnten wir das jedoch nicht tun. Wir brauchen sie. Aber jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass Wörter nicht ausreichen um das zu sagen was wir sagen wollen, dass es da eine Grenze gibt. Gefühle und Wörter decken sich nicht, etwas bleibt immer offen bei dem was wir meinen und sagen wollen.
Bei unseren Gefühlen und Gedanken bleibt etwas offen, aber auch für die Person zu der wir sprechen. „Wie meinst du das jetzt?“. Wir verstehen oft nicht was der andere meint und doch erwarten wir genau das, - dass der andere doch wissen müsse, was er meint.
Unsere Gefühle und Meinungen teilen wir auch mit durch unseren Blick, unsere Körpersprache und unsere Stimme. Wir teilen über Kleidung und Lebensgewohnheiten etwas mit – wir „sagen“ auch damit etwas. Es sind Zeichen, die wir deuten können. Früher hatte der Blick magische Kraft - der „böse“ Blick – aber auch heute noch gibt es „Blicke“ die „töten“.
Hier aber soll es um die Wörter gehen, um unsere Sprache als Zeichen der Mitteilung. Das wirft andere Fragen auf als bei den anderen Zeichen und es führt zu Beobachtungen, die nur mit den Wörtern und der Sprache zu tun haben, unverwechselbar.
Wörter sind die Bausteine unserer Sprache. Wie entsteht ihr Sinn?
Im Duden finden wir ihre Erklärung, das ist so etwas wie ein allgemeines Verständnis, eine Definition. Hier erscheinen sie ohne Kontext und ohne jemanden, der sie beim Sprechen benutzt. Im Duden sind sie irgendwie neutral, sie machen niemanden glücklich und verletzen niemanden. „Hass“ steht da gleich hinter „Haspeln“, ohne dass das etwas bedeutet.
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