Und somit erfreust du alle Buddhas.
Auf dieser Stufe müssen wir die beiden folgenden Dinge erreichen: (1) Wir müssen die Objekte der Verneinung der Leerheit – die Dinge und Phänomene, die wir normalerweise sehen oder wahrnehmen – verneinen und (2) wir müssen begreifen, dass die Phänomene von Samsara und Nirvana sowie Ursache und Wirkung alle tatsächlich existieren. Wenn wir diese beiden erreichen, ohne dass wir irgendwelche Widersprüche zwischen ihnen sehen, dann haben wir den Pfad der richtigen Sicht der Leerheit betreten und erfreuen dadurch alle Buddhas.
Im Urtext heißt es:
Wenn du wahrnimmst und glaubst, dass die Erscheinung, Phänomene,
Und die Leere, Leerheit der Phänomene,
Dualistisch sind,
Hast du Buddhas Absicht noch nicht verwirklicht.
Mit diesen Worten sagt Je Tsongkhapa, dass wir Buddhas Absicht noch nicht verwirklicht haben, wenn wir wahrnehmen und glauben, dass Erscheinung und Leerheit dualistisch sind. Deshalb müssen wir uns bemühen, Buddhas endgültige Absicht zu verwirklichen, das heißt, nichtduale Erscheinung und Leerheit verwirklichen.
Im Allgemeinen sind alle Phänomene in zweien enthalten, Erscheinung und Leerheit. Phänomene selbst sind Erscheinung und ihre Leerheit ist Leere. Diese Erscheinung und Leere sind nichtdual, das heißt ein Objekt, keine zwei. Dies ist wie das Blau des Himmels und der Himmel selbst. Das Blau des Himmels ist der Himmel selbst, es gibt kein Blau des Himmels verschieden vom Himmel selbst – der Himmel selbst erscheint als Blau. Da die wirkliche Natur der Phänomene die Leerheit der Phänomene ist, nehmen wir in Wahrheit, wenn wir Phänomene wahrnehmen, die Leerheit der Phänomene wahr, doch aufgrund von Unwissenheit können wir das nicht verstehen. Es gibt keine Phänomene außer ihrer Leerheit. Deshalb sind Phänomene – was Erscheinung ist – und ihre Leerheit – was Leere ist – nichtdual, das heißt ein Objekt, nicht zwei. Durch diese Erklärung können wir die Bedeutung von nichtdualer Erscheinung und Leere verstehen. Wenn wir die nichtduale Erscheinung und Leere als endlosen Raum der Leerheit begreifen, indem wir über die Bedeutung dieser Erklärung geistig immer wieder nachdenken, dann halten wir dieses tiefgründige Wissen in unserem Herzen und meditieren fortwährend darüber, bis es zur spontanen Verwirklichung von nichtdualer Erscheinung und Leere wird. Hierdurch werden unsere dualistische Erscheinung und fehlerhafte Erscheinung enden und wir werden somit schnell Erleuchtung erlangen.
Qualifizierten tantrisch Praktizierenden erscheinen in diesem endlosen Raum der Leerheit ihre eigene Umgebung, Vergnügen, Körper, Geist und ihr eigenes Selbst ganz natürlich als erleuchtete Umgebung, Vergnügen, Körper, Geist und Selbst eines erleuchteten Wesens: Alles existiert ganz natürlich in Abhängigkeit von seinem bloßen Namen.
Die Bedeutung von nichtdualer Erscheinung und Leerheit ist sehr tiefgründig und nicht leicht zu verstehen. Die Weisheit, die die nichtduale Erscheinung und Leerheit verwirklicht, ist eine höhere Ebene der richtigen Sicht der Leerheit und sich in dieser Weisheit zu schulen ist der schnelle Pfad zur Erleuchtung. Je Tsongkhapa entnahm diese Anleitungen der Ganden Emanationsschrift, deren Natur die Weisheit Buddha Manjushris ist.
Haben wir ein starkes Potenzial für spirituelle Verwirklichungen in uns, werden wir unter dieser Bedingung leicht tiefgründiges Wissen und spirituelle Verwirklichungen entwickeln und aufrechterhalten. Wir können diese Bedingung, ein starkes Potenzial für spirituelle Verwirklichungen, in uns vollenden, indem wir aufrichtig den Guru Yoga des Weisheitsbuddha Je Tsongkhapa üben. Hierdurch werden wir die kraftvollen Segnungen aller Buddhas durch unseren Guru erhalten, sodass wir leicht tiefgründiges Wissen und spirituelle Verwirklichungen entwickeln und aufrechterhalten können. Praktizierende wie Gyalwa Ensäpa und seine Schüler und Je Sherab Senge und seine Schüler sind dafür Zeugen. Sie erlangten den Zustand der Erleuchtung innerhalb von drei Jahren. Das ist ein Wunder. Dies macht uns deutlich, wie sehr wir vom Glück begünstigt sind, dass wir die Möglichkeit haben, diese Anleitungen zu üben. Es gibt zwei hauptsächliche Guru Yogas von Je Tsongkhapa: Darbringung an den spirituellen Meisterund Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes, die beide der Ganden Emanationsschrift entnommen sind. Die Übungen dieser beiden Guru Yogas sind kraftvolle Methoden, unser Potenzial, schnell Erleuchtung zu erlangen, wachsen zu lassen, sodass wir schnell Erleuchtung erlangen können.
Im Urtext heißt es:
Wenn sich durch bloßes Sehen,
Dass die Dinge in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen existieren,
Dein Festhalten am Selbst verringert oder aufhört,
Dann hast du zu dieser Zeit dein Verständnis von Leerheit vollendet.
Die Bedeutung dieses Verses ist sehr klar. Auf dieser Stufe müssen wir uns in subtiler abhängiger Beziehung schulen – dass Phänomene in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen existieren und nicht von ihrer eigenen Seite. Das heißt, dass wir fortwährend über diese subtile abhängige Beziehung nachdenken und meditieren müssen.
Im Urtext heißt es:
Wenn du ferner das Extrem der Existenz verneinst,
Einfach indem du verwirklichst, dass Phänomene lediglich bloße Erscheinung sind,
Und wenn du das Extrem der Nichtexistenz verneinst,
Einfach indem du verwirklichst, dass all die Phänomene, die du normalerweise siehst oder wahrnimmst, nicht existieren,
Und wenn du verwirklichst, wie zum Beispiel die Leerheit von Ursache und Wirkung
Als Ursache und Wirkung wahrgenommen wird,
Wirst du, da es außer Leerheit keine Ursache und Wirkung gibt,
Mit diesen Verwirklichungen keinen Schaden durch extreme Sicht erleiden.
Eine extreme Sicht ist sehr schädlich für uns und andere. Aus diesem Grund gibt uns Je Tsongkhapa den Rat, uns zu bemühen, die oben genannten Verwirklichungen zu entwickeln, damit wir von dieser schädlichen Sicht befreit sind.
Wir sollten zwischen Extrem und extremer Sicht unterscheiden. Ein Extrem ist etwas, das übertrieben ist und das tatsächlich nicht existiert. Eine extreme Sicht ist ein Irrglaube, der in unserem Geist existiert. Dass Phänomene von ihrer eigenen Seite existieren, ist das Extrem der Existenz, und dass Phänomene vollkommen nichtexistent sind, ist das Extrem der Nichtexistenz. Keines dieser Extreme existiert.
Im Urtext heißt es:
Wenn du in dieser Weise die wesentlichen Punkte
Der drei Hauptaspekte des Pfades richtig verwirklicht hast,
Mein Lieber/meine Liebe, zieh dich ins Einzelretreat zurück, erzeuge und bewahre starkes Bemühen
Und vollende schnell das endgültige Ziel.
Dies ist der abschließende Rat aus dem Herzen Je Tsongkhapas. Wir sollten diesen Rat in unserem Herzen tragen und ihn in die Praxis umsetzen.
Bitte an den Herrn aller Überlieferungslinien
BITTGEBET, UM LAMRIM - DIE STUFEN DES PFADES ZUR ERLEUCHTUNG, LOJONG - GEISTESSCHULUNG, ERZEUGUNGSSTUFE UND VOLLENDUNGSSTUFE ZU ÜBEN
Während wir uns auf die Bedeutung dieses Gebets konzentrieren und dabei vollkommen frei von Ablenkungen sind, widmen wir uns der folgenden einfachen Übung. Wir sollten Bitte an den Herrn aller Überlieferungslinien, das ein sehr gesegnetes Gebet ist, auswendig lernen. Wir sollten dieses Gebet jeden Tag oftmals rezitieren, sogar wenn wir uns entspannen oder uns hinlegen, während wir uns auf die Bedeutung jedes einzelnen Verses konzentrieren. Unser Verständnis der Bedeutung eines jeden Verses sollte unser Herz berühren und dadurch wird sich unser Geist in Weisheit, wertschätzende Liebe, Mitgefühl und so weiter verwandeln. Es gibt nichts Sinnvolleres, als diese Übung auszuführen. Bitte bewahre diesen Rat in deinem Herzen.
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