Prolog Prolog Die Frau lag im Bett, die blutigen Beine am Körper angewinkelt. Der Druck kam pressend, immer unaufhaltsamer, aus ihr heraus. Sie wollte schreien, doch der Knebel im Mund verhinderte dies. Diese Schmerzen! Wie oft hatte sie es ertragen müssen. Bitte lass es ein Junge sein , schoss ihr durch den Kopf. Eine weitere Wehe kam, mehr Blut lief ihr zwischen die Beine und verfärbte das weiße Laken. Endlich! Der Druck ließ nach. Sie fühlte sich befreit. Das Baby schrie leise und gedämpft. Sie konnte es hören. Es war in ihrem Kopf, doch ihre Sinne waren benebelt. Ihr Körper entspannte sich nach den Schmerzen. Die Frau schaute von einer Seite zur anderen. Wo war er? Stille! Sie hörte nichts. Ihr Kind – sollte es wieder eine Totgeburt sein? Tränen liefen ihr über das Gesicht. Endlose Minuten später setzte er sich neben sie ans Bett, nahm ihr den Knebel ab. »Psst«, er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen, »du kannst nichts dafür.« Die Worte trafen sie zutiefst. »Nein!« Sie schluckte, rang nach Luft, wusste, was diese Worte zu bedeuten hatten. »Ein Mädchen oder ein Junge?«, fragte sie mit weinender Stimme. »Ein Mädchen«, sagte er verächtlich, als wäre es tröstend. Doch das war es nicht, würde es nie für sie sein. Die dritte Totgeburt nacheinander.
Die Flucht
Das Haus
Die Erkundungstour
Der Dachboden
Der Keller
Das Foto
Der Kuss
Der Ofen
Der Traum
Der Wald
Der Stiefvater
Der Hund
Die Knochen
Der Vermieter
Die Rache
Die Erlösung
Die Fügung
Epilog
Das Mädchen im Haus
Von Melanie Kaiser
Buchbeschreibung:
Seit Jahrzehnten hat keine Menschenseele in dem verlassenen Jagdhaus, tief versteckt im Wald, gewohnt.
Die junge Marie flüchtet sich dorthin.
Nach kurzer Zeit werden ihre Träume Wirklichkeit.
Dunkle, längst vergessene Geheimnisse aus der Vergangenheit des Hauses werfen ihre Schatten auf Maries Leben.
Kann sie den Kampf gegen sie aufnehmen?
Über den Autor:
Melanie Kaiser wurde am 25.08.1981 geboren und kommt aus dem schönen Lipperland.
Die heimliche Leidenschaft zum Schreiben, hatte sie schon sehr früh. Am liebsten schreibt sie längere Kurzgeschichten …
Geschichten, die man mit einem Atemzug lesen kann.
Impressum
Texte: © Copyright by Melanie Kaiser
Buchcoverdesign: Sarah Buhr / www.covermanufaktur.deunter Verwendung von Bildmaterial von Yakov Oskanov (wald); godrick (mond); Oleg Krugliak (Haus) / Shutterstock sowie faestock (Frau) / Adobe Stock
Melanie Kaiser
Karl - Wehrhan - Straße 47
32758 Detmold
mgrotensohn@web.de
Druck: epubli ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
1. Auflage, 2020
© Melanie Kaiser – alle Rechte vorbehalten.
Prolog
Die Flucht 9
Das Haus 18
Die Erkundungstour 27
Der Dachboden 44
Der Keller 54
Das Foto 64
Der Kuss 70
Der Ofen 74
Der Traum 87
Der Wald 92
Der Stiefvater 97
Der Hund 101
Die Knochen 108
Der Vermieter 117
Die Rache 124
Die Erlösung 132
Die Fügung 137
Epilog 145
Die Frau lag im Bett, die blutigen Beine am Körper angewinkelt. Der Druck kam pressend, immer unaufhaltsamer, aus ihr heraus. Sie wollte schreien, doch der Knebel im Mund verhinderte dies.
Diese Schmerzen!
Wie oft hatte sie es ertragen müssen. Bitte lass es ein Junge sein , schoss ihr durch den Kopf. Eine weitere Wehe kam, mehr Blut lief ihr zwischen die Beine und verfärbte das weiße Laken.
Endlich!
Der Druck ließ nach. Sie fühlte sich befreit. Das Baby schrie leise und gedämpft. Sie konnte es hören. Es war in ihrem Kopf, doch ihre Sinne waren benebelt. Ihr Körper entspannte sich nach den Schmerzen.
Die Frau schaute von einer Seite zur anderen. Wo war er?
Stille!
Sie hörte nichts.
Ihr Kind – sollte es wieder eine Totgeburt sein? Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Endlose Minuten später setzte er sich neben sie ans Bett, nahm ihr den Knebel ab.
»Psst«, er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen, »du kannst nichts dafür.«
Die Worte trafen sie zutiefst.
»Nein!«
Sie schluckte, rang nach Luft, wusste, was diese Worte zu bedeuten hatten.
»Ein Mädchen oder ein Junge?«, fragte sie mit weinender Stimme.
»Ein Mädchen«, sagte er verächtlich, als wäre es tröstend. Doch das war es nicht, würde es nie für sie sein.
Die dritte Totgeburt nacheinander.
Als Marie in den Lastwagen kletterte, schrillten alle Alarmglocken in ihr. Leider nicht eindeutig genug, denn sonst wäre sie nicht eingestiegen. Sie setzte sich neben den vollbärtigen, nach Bier stinkenden Fahrer. Verlegen sah sie ihn an, strich sich die blonde Strähne aus dem Gesicht hinter ihr Ohr.
»Vielen Dank, nett, dass Sie mich mitnehmen.«
Er lächelte sie mit einem breiten Grinsen an, dabei erkannte sie die Reste seines letzten Mittagessens zwischen seinen Schneidezähnen. Sie tippte auf Hühnchensandwich.
»Gerne, Süße. So ein nettes Ding wie dich kann ein Mann wie ich doch nicht im Stich lassen. Außerdem fängt es gleich zu regnen an, du wärst klitschnass geworden. Du hättest dich noch erkältet.« Dann fügte er noch hinzu: »Sieh mich einfach als deinen Retter an.«
»Okay, dann danke«, murmelte sie leise, er hatte ja auch Recht. Es sah nach einem bevorstehenden Wolkenbruch aus. Dicke Regenwolken hingen am Himmel.
Als Marie noch an der Autobahnauffahrt gestanden hatte, darauf wartend, dass ein Auto anhielt, war der frische Wind auf ihrer Haut deutlich zu spüren gewesen. Sie hatte so gehofft, dass jemand stehenblieb, um sie mitzunehmen. Nach einer Weile hatte sie beschlossen, egal, wer halten würde, sie stiege ein. Viel hatte sie nicht dabei, nur eine kleine Tasche und ihren Rucksack.
Der LKW bewegte sich, sie fuhren los. Marie quetschte sich in die Polster des Sitzes. Unauffällig sah sie sich im Fahrerhaus um. Dreckig und schmierig, diese Begriffe umschrieben genau den Zustand des Wagens. Das Zigarettenfach quoll über und einige Kippen lagen auf dem Boden vor ihren Füßen. Als sie nach unten schaute, sah sie eine halbleere Sandwichschachtel und sie schüttelte sich vor Ekel. Marie zog die Knie an sich heran.
»Hunger?«, fragte sie der Fahrer von der Seite.
Sie blickte ihn an und sah, wie er nicht sie, sondern mit seinem Blick in den Fußraum ihres Platzes deutete.
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