„ Bei Professor Flimmrich?“
„Nein, aber eine Zeichentrickserie von einer süßen Biene!“
„Au ja, mach an!“
Tatsächlich konnten die beiden sich auf das Sofa kuscheln und den Fernseher einschalten, ohne dass der Vater etwas merkte.
Nur schade, dass sie die Bilder nicht in Farbe sehen konnten; einen neuen Fernseher konnten sie sich nun einmal nicht leisten!
Auch Yxick wollte sich gerne Die Biene Maja anschauen. Den ganzen Tag über hatte er immer wieder die Prospekte vom Kurheim und dessen Umgebung studiert.
Vater saß im Arbeitszimmer, und Mutter telefonierte mit einer Freundin. Nur seine Schwester saß noch im Wohnzimmer und fragte ihn:
„Freust du dich denn jetzt mehr auf deine Reise?“
„Reise ist gut – aber jetzt möchte ich fernsehen!“
„Etwa Die Biene Maja ? Pass aber auf – du hast dich doch immer vor Tieren gefürchtet, die einen Stachel haben; und Bienen können auch stechen!“
„Fürchtet sich davor nicht jeder manchmal? Außerdem bin ich alt genug, um zu wissen, dass die Bienen nicht aus dem Fernseher herausfliegen!“
„Bei dir schien mir die Angst vor dem Stachel immer besonders stark zu sein!“, sagte sie und fragte noch:
„Weißt du denn noch, was ein gleichseitiges Dreieck ist?“
Yxick erwiderte:
„Ja, ein Dreieck, bei dem die drei Winkel sechzig Grad betragen und alle Seiten gleich lang sind! Also, schalt jetzt den Fernseher ein!“
Dies tat seine Schwester dann auch; und sie sahen die erste Folge mit der Biene aus einem unbekannten Land, die einfach ihren Stock verließ.
In der Nacht wachte Yxick plötzlich auf. Von draußen schien der Mond durch eine Lücke im Vorhang ins Zimmer. Die Leuchtzeiger des Weckers zeigten drei Uhr morgens. Yxick meinte, gerade vor einer Prüfungsaufgabe gesessen zu haben – doch das war wohl nur ein Traum gewesen!
Vielleicht konnte er besser wieder einschlafen, wenn er den Vorhang ganz zuzog. So eine große Dunkelheit verursachte ihm zwar ein beklemmendes Gefühl, doch blieb momentan wohl nichts anderes übrig! So stand er auf und trat ans Fenster.
Doch als er hinaus sah, kam es ihm vor, als ob sich etwas vor der fast noch vollen Mondscheibe bewegte, quasi daran vorbei flog! Es sah aus wie etwas mit einem Stachel, aber auch mit einem Schlangenkopf ...
So schnell wie das Ding aufgetaucht war, war es auch wieder verschwunden. Doch Yxick war sich sicher, nicht zu träumen ...
Jetzt aber zog er die Vorhänge ganz zu und legte sich wieder hin, war bald wieder eingeschlummert, wie von einer besonders starken Müdigkeit überfallen.
Als das Schuljahr auch für ihn wieder begonnen hatte, sprach es sich in den ersten Tagen bereits herum, dass Yxick für sechs Wochen weg sein würde.
Gerade war die fünfteilige Serie „Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherr von der Trenck“ im Fernsehen gelaufen; und so fragte Karli aus seiner Klasse:
„Wirst du dich denn da auch so fühlen wie Trenck, gefangen in der Festung?“
Da meinte Didi, ebenfalls ein Klassenkamerad:
„Yxick, komm heute Abend mit zum Bahnhof, da ritzen wir ein Andenken für dich ein – soll dir Mut zur Rückkehr geben, so wie Trenck ja auch freikam!“
Während einer Zeitspanne also, in der keine Züge an dem Kleinstadtbahnhof hielten, begaben sich ein paar aus der Klasse auf den Bahnsteig. Einige von ihnen stellten sich zur Deckung im Kreis auf, während zwei andere eine Zeichnung in einen Pfeiler ritzen wollten, mit einem Totenkopf, ein paar Kettengliedern und der Unterschrift „TRENCK“.
Leider hatte keiner von ihnen ein richtig scharfes Messer dabei, so dass sie die Zeichen nur undeutlich ritzen konnten.
Da entdeckten sie am gegenüberliegenden Bahnsteig einen großen schlanken Jungen mit langen schwarzen Haaren, der in der Schule ein paar Klassen über ihnen war, in der zehnten oder elften. Mecki, ein dünner blonder Junge aus ihrer Klasse, kannte diesen Jungen etwas näher und erklärte den anderen:
„Der lungert hier öfter herum, hält sehnsüchtig nach Zügen Ausschau, die weit in die Ferne fahren. Mit Nachnamen jedenfalls heißt er ,Schneidmann‘, und er scheint manchmal echt gutes Werkzeug dabei zu haben!“
Jetzt rief er hinüber:
„He, Schneidmann, komm mal rüber zu uns!“
Der Angesprochene sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihnen hin, deutete mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf sich selbst, worauf Mecki rief:
„Ja, wir meinen dich!“
Da kam er herüber; und jetzt sagte Pitti, ein dicker schwarzhaariger Junge aus Yxicks Klasse:
„Du hast ja wirklich ein schönes Taschenmesser; dürften wir dies mal kurz ausleihen? Wir wollen hier nur etwas einritzen, so wie du auch!“
Schneidmann grinste und reichte ihnen sein Messer. Damit konnten sie tatsächlich einen deutlich erkennbaren Totenkopf in den Pfeiler ritzen, mit der Unterschrift TRENCK.
Yxick zuckte mit den Schultern, wusste aber, dass dies ein gutmütiger Spaß seiner Mitschüler war. Nein, er würde sich dort gewiss nicht wie im Gefängnis fühlen, es würde vielleicht ein Abenteuer werden. Nur dieses Unbekannte – im Voraus wollte er die Gedanken daran noch am liebsten verdrängen ...
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