NORBERT MITTRÜCKER
Erosion und Exitus
der gelebten Demokratie
Erosion und Exitus
der gelebten Demokratie
Resultat aus parlamentarischer
Erfahrung und analytischer Sicht
NORBERT MITTRÜCKER
Impressum
1. Auflage: 2020
Texte: © Copyright by Dr. Norbert Mittrücker
Umschlag: © Copyright by Franz Brossart
Verlag: Dr. Norbert Mittrücker
Hennenhecke 2a
67310 Hettenleidelheim
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Auch denen zolle ich Respekt,
die meine Gedanken nicht teilen
und dennoch sachlich bleiben.
I EINFÜHRUNG
Motivation
Begründung
Hypothese
II GRUNDLAGEN
Tetradenabhängigkeit im demokratischen System
Allgemeine Betrachtung
Informationsselektion
Mandatsträger und deren Abhängigkeiten
Regierungshandeln ohne Autonomie
Eine gesellschaftliche Betrachtung
Das Tetraden Abhängigkeitsrad
Entwicklung der Komplexität durchwissenschaftliche Erkenntnisse
Komplexität
Quantitative Betrachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse
Qualitative Betrachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse
Präsenz und parallele Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse
Download, Transfergeschwindigkeit und Rechenleistung
Entwicklung der Komplexität, eine systemische Betrachtung
Entwicklung der durchschnittlichen,gesellschaftlichen Bildung
Bildung der Gesellschaft
Entwicklung der Bildung anhand der PISA Studien
Känguru-Wettbewerb als Hinweis
MINT als Indikator
Politische Bildung
Entwicklung der gesellschaftlichen Bildung, eine systemische Betrachtung
Private und politische Segmentierung
Der internationale Baustein
III ERKENNTNIS
Der Unterschied
Die Abhängigkeiten
Erosion und Exitus der gelebten Demokratie
IV KONSEQUENZ
Exitus verhindern
Unterstützung der Legislative und Exekutive
Unterstützung mit Kompetenzen
Parlament interne Maßnahme
Methoden für eine unabhängige Evaluation
Haus der wissenschaftlichen Analyse und kontrollierenden Evaluation
IV CONCLUSIO UND AUSBLICK
V DANK
VI ANHANG
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
I EINFÜHRUNG
Motivation
Erkenntnisse kommen nicht von heute auf morgen. Sie setzen sich aus vielen Puzzleteilen zusammen, die zeitlich versetzt auftreten. Je mehr Puzzleteile man zu einem bestimmten Thema sammeln kann, desto größer wird der Aufwand, sie zusammenzusetzen, aber umso deutlicher wird danach das gesamte Bild.
Wenn man dann noch wissenschaftliche Expertisen zu diesem Thema spiegelt, dann lassen sich Prognosen und Erkenntnisse formulieren, die durchaus faktenbasiert sind. Denn nur gefühlsmäßige, weltanschauliche Grundlagen für Prognosen zu verwenden, ist nicht hinreichend.
Darüber hinaus hat mich ganz besonders das Spannungsverhältnis zwischen Politik und Wissenschaft, gerade auch vor dem Hintergrund der Coronakrise, motiviert. Hier wurde besonders deutlich, dass wissenschaftliche Antworten und dies abgekoppelt vom Wählervotum notwendig sind, die im parlamentarischen Alltag nicht vergleichbar genutzt werden. Optimal wäre es natürlich zudem, wenn sich die Wissenschaft untereinander besser abstimmen würde. Um den notwendigen politisch, wissenschaftlichen Austausch zu verstetigen, bedarf es in demokratischen Systemen einer neuen wissensbasierten Struktur und dies nicht nur im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik, sondern auch innerhalb unterschiedlicher Disziplinen in der Wissenschaft.
Ich war 20 Jahre Mitglied im rheinland-pfälzischen Landtag und konnte 20 Jahre lang ähnliche Erfahrungen sammeln. Diese Erfahrungen sind natürlich nur eine Teilmenge der politischen Puzzleteile, die ich jetzt in meinem Unruhestand zusammensetzen kann. Um welche politischen Puzzleteile handelt es sich darüber hinaus? In aller Regel sind das Aussagen und Verhaltensweisen von Wählerinnen und Wählern, insbesondere aber auch Landtagskollegen aus allen Fraktionen sowie Statements von Seiten der Presse und Regierungsmitgliedern sofern sie sich privat fühlen und nicht dafür in Haftung genommen werden können. Ein gewinnbringendes Verhalten, Argumentieren und Entscheiden ist bei den oben beschriebenen Personen die Grundlage zum politischen und wirtschaftlichen Überleben. Dabei geht es um den Mehrwert für Wählerinnen und Wähler, um den Mehrwert für die eigene Partei, den Mehrwert für die Regierung und den existenziellen Mehrwert für die Presse. Diese Erkenntnisse greife ich in anderen Kapiteln erneut auf.
Worin liegt meine Motivation, meine Erkenntnisse zusammenzutragen? Wenn man in der Gesellschaft und insbesondere im politischen Bereich das gewinnbringende Verhalten, Argumentieren und Entscheiden vieler Ebenen inklusive der Gesellschaft privat anspricht, dann erhält man Zustimmung zu diesen Erkenntnissen. Aber dies im Kontext zusammenzutragen und öffentlich zu formulieren bzw. zu kritisieren ist nicht opportun. Denn die Gefahr besteht, dass man als demokratiefeindlich abgestempelt wird. Und genau deswegen bin ich motiviert die Lücke zu schließen.
Um gleich der Kritik vorzugreifen, ja ich habe es in meiner aktiven Zeit als Politiker auch nicht öffentlich formuliert. Diese Kritik lasse ich allemal gelten. Auf der anderen Seite muss man aber die Puzzleteile sammeln und dazu gehört die aktive parlamentarische Zeit, um im Kontext schreiben zu können.
Begründung
Meine Ausführungen begründe ich mit der Überzeugung, dass es aktuell kein Entrinnen aus dem in allen Bereichen gewinnbringenden Verhalten, Argumentieren und Entscheiden gibt. Wäre dieses gewinnbringende Entscheiden problemlos und ohne Nebenwirkungen, dann hätten sich diese meine Ausführungen erledigt. Dem ist aber leider nicht so. Das reine additive Zusammenführen von Wünschen, die durch unterschiedliches, gewinnbringendes Verhalten und Argumentieren deutlich werden, ist gesellschaftlich und politisch nicht zielführend. Das bedeutet, es entstehen Zufallsergebnisse und keine auf Fakten basierte, logische Entscheidungen. In unserer immer komplexer werdenden Welt sind Entscheidungen, die mit großer Wahrscheinlichkeit dem Zufall zuzuordnen sind, nicht gewinnbringend. Im Gegenteil.
An dieser Stelle muss ergänzt werden, dass das gewinnbringende Verhalten, Argumentieren und Entscheiden aller Bereiche eine starke wechselseitige Abhängigkeit und Bindung haben.
Siehe hierzu Kapitel II Grundlagen, Tetradenabhängigkeit im demokratischen System.
Darüberhinaus überfordert die Komplexität unserer Welt den größten Teil unserer Gesellschaft. Selbst die politisch Handelnden ziehen häufig das Gewinnbringende dem politisch Notwendigen vor. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Komplexität unserer Welt quadratisch steigt, aber der durchschnittliche Wissensstand bzw. das Denken im logischen Kontext, also die Bildung im Allgemeinen, maximal linear steigt. Die Schere zwischen diesen beiden Erkenntnissen geht immer weiter auseinander. Deswegen werden Entscheidungen getroffen, die nicht an der Komplexität, sondern am durchschnittlichen gesellschaftlichen Wissensstand orientiert sind. Man will bzw. muss ja punkten.
Diese ausgewählten Puzzleteile ergeben ein Bild, das meine Ausführungen in diesem Buch begründen.
Hypothese
Meine Hypothese ist mit dem Titel dieses Buches „Erosion und Exitus der gelebten Demokratie“ bereits beschrieben, aber natürlich nicht begründet. Was haben die aufgezählten Puzzleteile
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