Seltsamerweise und für mich nur schwer verständlich, beginnen manche Menschen, ein Buch zu schreiben, ohne sich vorher über dieses Handwerk zu informieren. Das ist meines Erachtens vergleichbar so, als ob sie ohne etwas über die verschiedenen Holzarten zu wissen, ihre Vor- und Nachteile, die Möglichkeit sie zu verarbeiten, die Risiken und das erforderliche Werkzeug zu kennen, einfach beginnen würden, ihre erste Kommode zu bauen.
Diese Anmerkungen sollen auf keinenFall als der Versuche einer Entmutigung aufgefasst werden, sondern lediglich darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, gleich zu Beginn den richtigen Weg einzuschlagen, anstatt aus maßloser Selbstüberschätzung ohne Anleitung zu beginnen.
Über die Voraussetzungen, die man mitbringen sollte, wenn man Autor oder Autorin werden möchte, werde ich im nächsten Kapitel etwas schreiben.
Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich nochmals betonen, dass ich NIEMANDENentmutigen möchte ... im Gegenteil ... dieser Ratgeber soll dazu dienen, den interessierten Autoren der Zukunft den bestmöglichen Einstieg aufzuzeigen.
Na ja, um ganz ehrlich zu sein ... vielleicht auch ein wenig, diejenigen abzuschrecken, die glauben ... »so schwer kann das ja nicht sein, schließlich kann der oder die Irgendwer das ja auch«.
Tja, wenn es so einfach wäre.
Wer sich aber von viel Arbeit beim Einarbeiten in die Materie und der Gefahr von herben Rückschlägen nicht abschrecken lässt, den kann ich nur ermutigen, dieses tolle Hobby ... oder sogar diesen tollen Berufsweg einzuschlagen.
Ein Buch zu schreiben kann eine wirkliche Erfüllung bedeuten, vor allem, wenn man irgendwann das Produkt der Bemühungen in Händen hält ... egal, wie lange es gedauert hat.
Kapitel 3 – Voraussetzungen
Voraussetzungen, um Autor oder Autorin werden zu können
Was sind denn nun die Voraussetzungen, die ich erfüllen muss, um Autor oder Autorin werden zu können?
Diese Frage ergibt sich eigentlich aus einer vorangegangenen Frage, die lautet: »Kann denn eigentlich jeder Autorin oder Autor werden?«
Ich habe schon mal erwähnt, dass ich immer froh bin, wenn mir – z.B. auf Lesungen – genau diese Frage gestellt wird ... und wenn ich erläutere, wie meine Meinung zu diesem Thema ist und warum, höre ich dann schon mal Reaktionen wie: »Ach du lieber Gott, dann wär´ das nichts für mich!«
Meine einleitende Antwort ist eigentlich immer:
»Nein, nicht jeder kann Autor werden, denn es erfordert meines Erachtens wenigstens zwei Voraussetzungen:
Ein Mindestmaß an Fantasie (besser wäre natürlich das, was man eine »blühende Fantasie« nennt), und die Bereitschaft und Ausdauer, ein Handwerk zu erlernen.«
Schauen wir uns mal die beiden Voraussetzungen im Einzelnen an: Auf die Frage, wie man weiß, ob man Fantasie hat, antworte ich meistens mit einem Beispiel, das mir sehr plausibel erscheint, das ich als Frage formuliere:
»Wenn ihr in einen tiefblauen Himmel mit einzelnen, unterschiedlich großen Wolken schaut, was sehr ihr dann?«
(Man nennt diese Art Wolken übrigens Cumulus- oder Haufen-Wolken)
Ist die Antwort: »Wolken, was sonst?«, dann braucht es vermutlich wenig Fantasie, um zu erkennen, dass es dieser Person genau daran mangelt. Viele sehen Tiere oder Märchengestalten, Gesichter oder etwas völlig anderes.
Diese Menschen haben schon mal eine gute optische Fantasie.
Natürlich gibt es auch andere Arten von Fantasie, als lediglich diese optische Vorstellungskraft.
Stellt ihr euch manchmal auch vor, was wäre in einer beliebigen alltäglichen Situation ... jetzt gerade ... toll, schlecht, peinlich, schön oder schrecklich?
Ich bezeichne das als eine Art »in die Zukunft schauende Situations-Fantasie«, die den Menschen, die sie haben, oft einen gewissen Stempel aufprägt, wenn sie ihre Fantasien dann mit anderen teilen.
Je nachdem ob sie sich eher positive oder eher negative Ereignisse vorstellen, werden sie gerne als »Träumer« oder eben auch als »Schwarzseher« bezeichnet.
Wer an dieser Stelle zugeben müsste, dass er zu den »lediglich-Wolken-Sehern« gehört und auch im Alltag nicht dazu neigt, sich irgendetwas vorzustellen, was gerade nicht ist ... nun, der kann es sich meines Erachtens abschminken, daran zu glauben, dass aus ihm oder ihr mal ein erfolgreicher Autor oder Autorin wird.
Von dieser Aussage ausgeschlossen sind allerdings die Autoren von Sachbüchern oder Ratgebern, denn sie brauchen weniger Fantasie als vielmehr »Sach- oder Fachkenntnis«.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man Fantasie nicht lernen kann ... aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht hat ja jemand ein Patentrezept dafür, wie man aus einem fantasielosen Menschen das genaue Gegenteil machen kann.
Wenn ihr aber zu denen gehört, die für sich beanspruchen können, dass sie eine lebhafte Fantasie besitzen, dann ist die erste Voraussetzung erfüllt und es gibt es nur noch eine »kleine« Hürde zu überwinden, um die zweite Voraussetzung zu erfüllen:
Die Bereitschaft und das Durchhaltevermögen, ein Handwerk zu erlernen, das wirklich sehr vielschichtig ist und nicht mal gerade so in einem 3-wöchigen Kurs erlernt werden kann.
Und woraus besteht nun dieses ominöse Handwerk, das sich »Schreiben« nennt?
Also ... fangen wir mal an aufzuzählen, was nach meiner Meinung – und diese Aufzählung ist auf keinen Fall abschließend – alles dazugehört:
Da wären die Rechtschreibung und die Grammatik, Regeln für einen ordentlichen Satzbau, der richtige Gebrauch der verschiedenen Zeiten und Fälle, ein ausreichend großer Wortschatz, die Kenntnis von Schreibregeln und der verschiedenen Stilrichtungen beim Schreiben.
An dieser Stelle werden viele jetzt einwenden, dass es auf Rechtschreibung oder Grammatik ja wohl nicht ankommen wird, dafür gäbe es ja schließlich Lektoren oder Korrektoren. Es zählt doch nur, dass man eine tolle Idee für einen Roman hat, den Rest werden dann schon andere richten.
Das ist ein riesiger Irrtum.
Kein Verlag und keine Agentur wird ein sprachlich und grammatikalisch minderwertiges Manuskript auch nur weiterlesen, selbst wenn die Idee ganz gut klingt. Das ist anstrengend, unbefriedigend und macht wirklich keinen Spaß.
Mein erstes Manuskript habe ich glücklicherweise durch eine professionelle freie Lektorin überprüfen lassen, die mich (teilweise sehr schmerzhaft) mit der Nase auf alle meine Fehler, Wortwiederholungen und andere Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht hat.
Sie war eine Lektorin der alten Schule, die mit Papier gearbeitet hat, dort alle Fehler oder sprachlich unglücklich klingende Stellen mit einem roten Stift markiert, gestrichen oder korrigiert hat.
Dann hat sie mir immer so ca. 100 Blätter per Post zurückgeschickt und mich ... hat fast der Schlag getroffen, weil alles rot war. So viel rot, wie ich selbst bei einer Deutscharbeit in der Schule bei einer 6 nicht erwartet hätte. Ich war zu Beginn wirklich völlig am Boden zerstört.
Und noch viel schlimmer ... das hat richtig Geld gekostet und das zu einer Zeit, zu der ich noch nicht mal wusste, ob ich dann später überhaupt einen Verlag oder eine Agentur für das fertige Buch finden würde. Aber ich habe viel gelernt und danach war es keine Kommode mit schiefen Ecken und klemmenden Schubladen, sondern ein ganz ordentliches erstes Möbelstück, das man schon vorzeigen konnte.
Deshalb hat sich dann auch eine Agentur gefunden, die an den Roman geglaubt hat und für mich einen Verlag finden wollte ... was schließlich auch geklappt hat.
Also, ein gewisses Grundgerüst an Kenntnissen der Rechtschreibung und Grammatik sollte man schon mitbringen ... es sei denn, man verfügt über so viel Geld, einen Lektor und Korrektor zu bezahlen, der dafür eine riesige Summe verlangen würde. Dazu komme ich in einer späteren Folge.
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