Jay Baldwyn
Insonnia
Nächte des Grauens
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jay Baldwyn Insonnia Nächte des Grauens Dieses ebook wurde erstellt bei
Zitat Zitat "In einer mondhellen Nacht stieg ich noch einmal hinab zum Heiligen Hieronymus und zum Garten Inghirams. Ich ging an den Häusern vorbei, wo der Wahnsinn schlief. Ich wollte mit einem nächtlichen und unerwarteten Gruß zu Ihnen kommen. Aber ich zögerte, bevor das eiserne Netz im roten Rahmen gespannt wurde. Ich blieb einige Zeit dort, im wiedergeborenen Steineichenhain, die Villa wurde begraben. Und meine Melancholie beschwor einige dieser stumpfen Gesichter herauf." (Brief vom 31. Oktober 1909 vo n Gabriele d'Annunzio (1863 – 1938) an Luigi Scabia (bis 1934 Leiter des Ospedale Psichiatrico di Volterra)
Vorwort Vorwort Obwohl dieser Roman während der Corona-Krise entstanden ist, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Thema nicht in die Handlung einfließen zu lassen. Da ich der Meinung bin, dass die Medien schon in ausreichender Form darüber berichten. Wir leiden alle unter den Folgen, doch ein Roman soll in erster Linie unterhalten und vom Alltag ablenken. Handelt es sich, wie in diesem Fall, um einen Mystery-Roman, fließt schon zwangsläufig genug grausame Realität ein, denn die Fantasie eines Autors wird mitunter von den realen Ereignissen übertroffen. Ich bin mir bewusst, dass einige Leser mit meiner Entscheidung nicht einverstanden sein werden, aber wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und eines möchte ich keinesfalls – langweilen. Ich hoffe dennoch, dass die Krise bald überstanden sein wird und in ein paar Jahren nur noch eine schlechte Erinnerung daran zurückbleibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte gesund! Jay Baldwyn im Juli 2020
Prolog Prolog Kiara Martinelli wusste nicht, was sie geweckt hatte. War es das klägliche Wimmern und Schreien eines Babys gewesen, das mitunter aus dem Keller zu hören war? Oder das Knarren der alten Dielen? Sie lauschte angestrengt, doch es war alles ruhig. Nicht einmal eine Tür fiel mit lautem Knall ins Schloss, wie es schon öfter vorgekommen war in diesem unglückseligen Haus. Moment mal, hatte sie nicht die Tür zu ihrem Schlafzimmer vor dem Zubettgehen geschlossen? Jetzt stand diese sperrangelweit offen, und auf dem dunklen Flur zeichnete sich mehr und mehr eine Schattengestalt ab. Nein, es war bestimmt keine Einbildung, dachte Kiara. Wenn man genau hinsah, konnte man die Konturen einer Frau erkennen. Sie hatte lange offene Haare und trug ein fast bodenlanges Gewand. Das Schlimmste aber war, dass ihr Gesicht völlig im Dunkeln lag, sodass es aussah, als hätte sie gar keines. Kiara war vor Schreck wie gelähmt und nicht einmal fähig, die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch anzuschalten. Bestimmt würde der Spuk dann vorbei sein. Doch sie konnte keinen Finger rühren und schon gar nicht den Arm heben. Was wollte die Unbekannte nur von ihr? So deutlich hatte sie sich noch nie gezeigt. Ja, hin und wieder war es Kiara vorgekommen, als hätte sie aus den Augenwinkeln einen Schatten vorbeihuschen sehen. Doch sie hatte es immer als Sinnestäuschung abgetan. Aus Angst, die schreckliche Wahrheit zugeben zu müssen. Und Delano mit seiner bodenständigen Art hatte ohnehin keinen Sinn für derartige Dinge. Er hätte sie kurzerhand für überspannt gehalten. Die achtjährige Perla wäre bestimmt bereit gewesen, ihrer Mutter Glauben zu schenken. Kinder gingen mit solchen Dingen unverkrampft um. Noch vor wenigen Jahren hatte das Mädchen ernsthaft behauptet, eine unsichtbare Freundin zu haben. Delano war darüber sehr verärgert gewesen. Er wollte keine Tochter, die sich etwas zusammenfantasierte. Und so plötzlich, wie diese Freundin auftauchte, war sie auch wieder verschwunden gewesen. Aldo mit seinen vierzehn Jahren schien vergessen zu haben, woran er als Kleinkind geglaubt hatte. Zumindest schien ihm jeglicher Sinn für ungewöhnliche Dinge abhanden gekommen zu sein. Oder sprach er nur nicht darüber, um vor seinen Schulfreunden nicht als Spinner dazustehen? Kiaras Überlegungen fanden ein abruptes Ende, als die Schattengestalt sich aus dem Türrahmen löste und langsam auf das Bett zukam. Dabei schienen ihre Füße nicht den Boden zu berühren. Als schwebe sie. Der modrige Geruch, den sie verströmte, erzeugte bei Kiara Übelkeit, und sie war nahe daran zu schreien. Als die Schattenfrau ihre krallenartigen Hände nach ihr ausstreckte, öffnete Kiara den Mund zu einem verzweifelten Schrei, doch es kam kein Laut aus ihrer Kehle, nur ein undeutliches Röcheln.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Epilog
Impressum neobooks
"In einer mondhellen Nacht stieg ich noch einmal hinab zum Heiligen Hieronymus und zum Garten Inghirams. Ich ging an den Häusern vorbei, wo der Wahnsinn schlief. Ich wollte mit einem nächtlichen und unerwarteten Gruß zu Ihnen kommen. Aber ich zögerte, bevor das eiserne Netz im roten Rahmen gespannt wurde. Ich blieb einige Zeit dort, im wiedergeborenen Steineichenhain, die Villa wurde begraben. Und meine Melancholie beschwor einige dieser stumpfen Gesichter herauf."
(Brief vom 31. Oktober 1909 vo n Gabriele d'Annunzio (1863 – 1938) an Luigi Scabia (bis 1934 Leiter des Ospedale Psichiatrico di Volterra)
Obwohl dieser Roman während der Corona-Krise entstanden ist, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Thema nicht in die Handlung einfließen zu lassen. Da ich der Meinung bin, dass die Medien schon in ausreichender Form darüber berichten. Wir leiden alle unter den Folgen, doch ein Roman soll in erster Linie unterhalten und vom Alltag ablenken. Handelt es sich, wie in diesem Fall, um einen Mystery-Roman, fließt schon zwangsläufig genug grausame Realität ein, denn die Fantasie eines Autors wird mitunter von den realen Ereignissen übertroffen. Ich bin mir bewusst, dass einige Leser mit meiner Entscheidung nicht einverstanden sein werden, aber wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und eines möchte ich keinesfalls – langweilen. Ich hoffe dennoch, dass die Krise bald überstanden sein wird und in ein paar Jahren nur noch eine schlechte Erinnerung daran zurückbleibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte gesund!
Jay Baldwyn
im Juli 2020
Kiara Martinelli wusste nicht, was sie geweckt hatte. War es das klägliche Wimmern und Schreien eines Babys gewesen, das mitunter aus dem Keller zu hören war? Oder das Knarren der alten Dielen? Sie lauschte angestrengt, doch es war alles ruhig. Nicht einmal eine Tür fiel mit lautem Knall ins Schloss, wie es schon öfter vorgekommen war in diesem unglückseligen Haus. Moment mal, hatte sie nicht die Tür zu ihrem Schlafzimmer vor dem Zubettgehen geschlossen? Jetzt stand diese sperrangelweit offen, und auf dem dunklen Flur zeichnete sich mehr und mehr eine Schattengestalt ab.
Nein, es war bestimmt keine Einbildung, dachte Kiara. Wenn man genau hinsah, konnte man die Konturen einer Frau erkennen. Sie hatte lange offene Haare und trug ein fast bodenlanges Gewand. Das Schlimmste aber war, dass ihr Gesicht völlig im Dunkeln lag, sodass es aussah, als hätte sie gar keines.
Kiara war vor Schreck wie gelähmt und nicht einmal fähig, die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch anzuschalten. Bestimmt würde der Spuk dann vorbei sein. Doch sie konnte keinen Finger rühren und schon gar nicht den Arm heben.
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