Beth St. John
Lost Vampire 2
Ungebetene Gäste
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Inhaltsverzeichnis
Titel Beth St. John Lost Vampire 2 Ungebetene Gäste Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Und es geht weiter….
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Zur Autorin
Impressum neobooks
5. August. Rom. Später Abend.
Er wusste, welches Risiko er wagte. Doch ganz gleich in welche Richtung er auch recherchiert hatte, Antworten schien es nur an diesem einen Ort zu geben: Dem Vatikan.
Es war bereits spät am Abend, doch noch immer tummelten sich viele Menschen in den Straßen Roms und genossen die alles umschließende Wärme, welche der Bilderbuchsommer mitgebracht hatte. Schon seit Wochen kam er nun jeden Abend hierher. Getarnt als unscheinbarer Tourist mit alter Spiegelreflexkamera, buntem Hawaiihemd und Baseballkappe hatte er nur ein Ziel vor Augen: Das geheime Archiv der päpstlichen Bibliothek.
Zur Vorbereitung hatte er vor ein paar Tagen auch an einer Vatikanführung teilgenommen und sich dabei die Positionen der Wachen und Sicherheitskameras eingeprägt. Es gab einige tote Winkel, die er für sich nutzen würde.
Mit aller Macht verdrängte er die Gedanken an ein Scheitern seiner Mission. Sollte man ihn festnehmen, hätte er mit Sicherheit ein gewaltiges Problem. Er mochte aussehen wie ein Mensch und er mochte sich auch so bewegen, doch die Wahrheit war: Es gab nichts Menschliches an ihm. Und sollte er in Gefangenschaft geraten, wäre seine Übernatürlichkeit auf Dauer schwer zu verbergen. Was man dann mit ihm anstellen würde, wäre mit Sicherheit schlimmer als jede Gefängnisstrafe.
Er atmete tief durch. Er durfte sich von diesen Gedanken nicht ablenken lassen. Der Entschluss war gefasst, der Plan geschmiedet. Wenn er jetzt umkehrte, würde er es vielleicht nie wieder wagen.
Flink folgte er der alten Mauer, welche die Rückseite des Vatikans schützend umgab, in nördlicher Richtung, bis er den alten Kastanienbaum erreichte. Er hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, welcher Weg hinein wohl der klügste wäre – und hatte sich schließlich für den einfachsten entschieden.
Er verharrte einen Moment und lauschte aufmerksam. Er war allein. Es war soweit. Jetzt oder nie. Er zog die Riemen seines Rucksacks fest an seine Schultern und richtete den Blick auf die Krone der Mauer. Dann ging er in die Knie und drückte sich ab. Einer Sprungfeder gleich schnellte er in die Höhe. Geschickt packte er die Kante mit beiden Händen und schwang den rechten Fuß hinauf. In geduckter Haltung verharrte er und lauschte wieder. Er vernahm den leisen Gesang einer Nachtigall in den Bäumen und weit entferntes Stimmengewirr, sonst war alles still. Leichtfüßig sprang er hinab und landete nahezu lautlos auf der anderen Seite. Er verzog den Mund zu einem grausamen Grinsen. Welche Ironie, dachte er, dass ausgerechnet ein Wesen wie er in das Heiligtum von Gottes Vertreter auf Erden einbrach!
Dann rannte er los, so schnell, dass er für menschliche Augen kaum zu erkennen gewesen wäre. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er das Hauptgebäude der Vatikanischen Museen erreichte. Er drückte sich an die kühlen Steine der Außenwand. Plötzlich ertönten Stimmen; geschickt suchte er Deckung hinter einem Ginsterbusch und seine ganz in Schwarz gekleidete Silhouette verschmolz fast vollständig mit der Dunkelheit. Die sich nähernden Männer schienen ihn nicht bemerkt zu haben. Unbedarft plauderten sie miteinander. Vorsichtig lugte er zwischen den Blättern des Busches hervor; es waren in Blau, Rot und Gelb gestreifte Uniformen gekleidete Wachen – Männer der Schweizergarde – persönlich verantwortlich für die Sicherheit des Kirchenoberhauptes und somit bewaffnet und außerordentlich gut trainiert. Mit dem päpstlichen Armeekorps war nicht zu spaßen.
Zu seinem Glück waren Einbrecher im Vatikan jedoch eher eine Seltenheit, was die Aufmerksamkeit der Gardisten scheinbar stark sinken ließ. Langsam verhallten sowohl ihre Stimmen als auch ihre Schritte in der Nacht.
Er blickte hinauf. Die sagenumwobene Bibliothek lag tief verborgen im Herzen des Vatikans und stand nur ausgewiesenen Gelehrten mit Empfehlungsschreiben offen. Sie sollte stets ein höchst exklusives Heiligtum der Wissenschaft sein, deren jahrhundertealte Bestände viel zu kostbar waren, als dass man sie jedem in die Hand geben könnte.
Allerdings liefen täglich zehntausende Besucher der Vatikanischen Museen direkt an den Räumen der heiligen Bibliothek vorbei, ohne auch nur zu ahnen, wie nahe sie den kostbarsten Schriften tatsächlich waren, wenn sie den langen Korridor entlanggingen.
Direkt über ihm in etwa drei Metern Höhe lag ein Fenster. Er ging in die Knie und drückte sich ab. In einer einzigen fließenden Bewegung hielt er sich am Sims, zog sich nach oben und stützte sich mit den Füßen an der glatten Wand ab. Plötzlich strauchelte er und wäre um ein Haar gestürzt; in letzter Sekunde gelang es ihm jedoch, sein Gleichgewicht wieder zu finden. Er schnappte nach Luft. Der Sturz hätte ihn freilich nicht ernsthaft verletzt, doch wuchs das Risiko, entdeckt zu werden, mit jeder Sekunde. Er musste endlich hinein in das Gebäude. Er gab dem Fenster einen kräftigen Stoß und es stürzte ins Innere des Raums. Mit einem Klirren zerbarst es auf dem Fußboden im Inneren. Geschickt schwang er sich hinein. Er hatte es geschafft. Er war nun bereits in den Räumlichkeiten der Bibliothek. Jetzt musste er nur noch finden, wonach er suchte. Die Vatikanbibliothek war riesig und er hatte nur eine vage Information darüber erhalten, wo genau das Buch aufbewahrt wurde.
Seine eisig blauen Augen streiften durch den Raum. Wie geplant befand er sich in ihrem Büro. Ordentlich lagen Bleistifte und Füllfederhalter in einem Körbchen neben dem Monitor auf ihrem Schreibtisch. Alles wirkte unpersönlich und etwas steril, sehr ungewöhnlich für eine Frau. Er hielt kurz inne und dachte an die letzte Nacht. Daran, wie sie ihn angesehen hatte, als der letzte Funken Leben in ihr erlosch. Emilia della Florenti war eine von nur zwei Frauen im Leitungsgremium der römischen Kurie gewesen. Ein Mauerblümchen in seinen Augen und doch wollte sie ihm widerstehen. Ihm, der Menschen anzog wie Licht die Motten! Nicht oft war er mit seinen Verführungskünsten gescheitert und hätte Emilia geahnt, welches viel schlimmere Schicksal sie erwarten würde, hätte sie sich ihm vielleicht einfach hingegeben. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin und Theologin hatte sich vor wenigen Jahren für die umfangreiche Modernisierung der Bibliothek eingesetzt. Im Zuge dessen waren Schlüsselwächter ersetzt worden durch einen neue elektronische Zugangskarte, die von ihren Besitzern liebevoll Magic Card genannt wird, da sie auf wundersame Weise alles öffnet und schließt, was man mit ihr berührt: Die Garderobenfächer, die neuen Getränkeautomaten, die Türen zu den klimatisierten Kammern mit den seltenen Schriften. Er zog Emilias rote Plastikkarte aus seiner Brustinnentasche hervor und flüsterte: „Jetzt wollen wir mal sehen, wie viel Magie in dir steckt.“
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