Ein Fuß stampfte auf. Wie unsinnig das war. Als ob ein stampfender Fuß etwas verändern würde. Das Mädchen musste noch sehr jung sein, wenn es das glaubte. Außerdem schien es eine schlechte Verliererin zu sein. Sonst würde es nicht nach dieser kurzen Suche schon zornig sein, weil sie Kjellrun nicht fand.
Oder suchte sie vielleicht schon länger? Kjellrun hätte sich gern am Kopf gekratzt, während sie darüber nachdachte. Aber sie hatte weder einen Kopf noch Arme oder Finger. Mit den Ästen über den Stamm kratzen, das ging nicht und wenn es ginge, wäre es noch alberner, als mit dem Fuß aufzustampfen.
Jetzt würde Kjellrun am liebsten stöhnen, weil sie so sonderbare Gedanken hatte. Waren es wirklich ihre Gedanken? Vielleicht vermischten sich ihre Gedanken mit denen vom Baum? Konnten Bäume überhaupt denken?
„Sie muss hier irgendwo sein.“ Wieder vernahm sie die Kinderstimme, ein wenig übellaunig und verwirrt. „Ich habe sie doch gerochen.“ Erneut ein stampfender Fuß. Danach Stille. Nur einen kleinen Moment. Oder doch etwas länger? Irgendwie hatte Kjellrun kein richtiges Zeitgefühl. Dafür hörte sie einen Ton, der ihr irgendwie bekannt vorkam.
Uuuhhhhh .
Woher kannte sie ihn nur? Moment, das war die falsche Frage. Wenn sie keine Augen hatte und keinen Rücken, wieso hatte sie Ohren? Womit hörte sie? Das Geheul brach ab. Es wurde nun richtig still um sie. Kein einziger Laut drang mehr zu ihr. Sie hörte nichts, sie sah nichts und sie konnte auch nichts riechen. Dafür spürte sie trippelnde Füße, einen Schlag gegen ihren Bauch ... war das ihr Bauch, oder doch eher ein Bein? So genau wusste Kjellrun das nicht, immerhin war sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Baum. Da kannte sie die Bezeichnungen der Gliedmaßen nicht. Es gab auch niemanden, den sie fragen konnte.
Wieder trippelnde Füße. Wieso eigentlich Füße? Es konnten genauso gut Pfoten von Wölfen sein oder einem Schneehasen oder herabfallende Schneeflocken. Unsinn. Schneeflocken waren nicht so schwer. Die würde sie als Baum doch nicht spüren. Aber sicher war sie sich da nicht. Sie streckte ihr Bewusstsein nach oben in die höchsten Äste. Ja, es schneite. Kleine, kalte, weiche Flocken fielen auf ihre Äste. Es war nur ein kurzes Gefühl der Kälte, dann war nichts mehr zu spüren. Aber es war ein anhaltendes Gefühl. Kalt ... nicht kalt ... kalt ... nicht kalt. Am liebsten hätte Kjellrun ihre Nase gekraust und gelächelt. Es kitzelte ein klein wenig und fühlte sich lustig an. Sie genoss dieses Gefühl auf den Ästen, das kam und verschwand und wiederkam. Irgendwann döste sie darüber ein. Sanft und tief nahm sie der Schlaf mit in einen neuen Traum.
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