Mir geht es um offene, einfache Kommunikation. Ehrliche, emphatische Kommunikation schafft Vertrauen und erstellt die Brücke für wahre, gelebte Beziehungen. Beziehung, ehrlich und offen gelebt, ist wohl eine der wichtigsten Säulen im liebevollen Zusammenleben mit anderen Menschen. Gesunde Beziehungen sind der Garant für ein ausdrucksstarkes, freies, realitätsnahes und erfülltes Leben. Den häufigsten Gründen für physische und psychische Erkrankungen und Störungen liegen Beziehungsabbrüche und Beziehungstraumata zugrunde, die bereits in unserer Kindheit ihre verwüstenden Spuren bis ins weitere Leben zogen. Die daraus resultierenden Bindungsängste lassen den Menschen einsam werden. Wir Menschen müssen lernen uns aus alten konditionierten, uns aufgedrückten, lückenhaften, schmerzhaften und leidgetränkten Bindungserfahrungen zu lösen, damit wir sie nicht an unsere Kinder unreflektiert weitergeben. Dazu benötigen wir Bewusstsein. Bewusstsein für das, was wir in Wahrheit sind und was wir nicht sind. Wir müssen uns einer uns vorgekauten Realität stellen, sie hinterfragen dürfen, um neue Strukturen des Miteinanders zu finden, indem sich jeder Einzelne seines wahren Wesens bewusst ist und so wieder wahrhaft beziehungsfähig wird. Das Dualseelenthema spricht hierzu eine eindeutige Sprache, wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, verlässliche und offene Bindungen wieder zuzulassen, sie auch eingehen zu können und die alten Bindungstraumata zu heilen.
In diesem Kontext erlebte ich meine eigene Dualseelenerfahrung als wegweisend und als immens großen Erfahrungsschatz, der mir die Möglichkeit bot, mich selbst dort annehmen zu lernen, wo ich es bisher noch nicht konnte, weil mir dazu bis dato das Bewusstsein fehlte. So erkannte ich, dass es nicht die schmerzvollen, verdrängten Erfahrungen waren, die mich lähmten, sondern vielmehr mein Unvermögen mit diesen verdrängten Anteilen in mir in Beziehung zu treten. Wo keine Beziehung herrscht, gibt es kein Bewusstsein. So habe ich mich um eine offene und ehrliche Kommunikation mit jenen abgespaltenen, unbewussten Anteilen bemüht und mich damit auf allen mir zugänglichen Ebenen befasst, noch regeres Interesse zu entwickeln, beziehungsfähiger zu werden.
Beziehung beginnt immer bei einem selbst. Dort, wo wir noch keine Beziehung mit uns selbst erleben, können wir keine gesunde Beziehung mit der Außenwelt aufbauen. Jeder, der in einem Dualseelendilemma steckt, weiß, wenn auch unbewusst, um diese Tatsächlichkeit.
Die Unvermeidbarkeit im Dualseelenprozess (und ja, es ist ein Prozess, weil er ad hoc nicht abgestellt und durchschritten werden kann), mich mir selbst endlich ganz und gar zuzumuten, eröffnete mir einen ganz natürlichen Weg der Hingabe und Kommunikation, die eine intensive Bindung und Beziehungserfahrung mit all meinen bis dato noch unbewussten Anteilen gestattete. Diese Beziehungserfahrung nenne ich Resetting.
Resetting ist ein Ausdruck für einen Vorgang. Einen Vorgang daher, weil uns die Quintessenz des Resettens in die ursprüngliche Werkseinstellung, wer man in Wahrheit wirklich ist, noch bevor die Konditionierung, Traumatisierung geschah, zurückbringen kann.
In diesem Buch gehe ich darauf ein, welche verschiedenen Szenarien es ermöglichten, sich von sich selbst zu entfernen, ganz gleich ob dieser Abspaltung ein Trauma zugrunde liegt oder auch nicht. Tatsache ist, wir haben uns von uns selbst entfernt, abgespalten. Das bringt den Schmerz. Das muss nicht sein. Resetting geschieht über Beziehung. Ohne Beziehung – kein Resetting. Resetting funktioniert immer. Insbesondere in Trauma behafteten, längst vergessenen, weil verdrängten, amnesiebeladenen Erlebnissen.
Der Resettingvorgang ist so natürlich im Menschen angelegt, dass wir in unserer unnatürlichen Art und Weise das Leben zu leben nie gelernt haben, der Einfachheit und Schönheit unserer wahren Identität zu begegnen und sie dann auch leben zu können. Im Einklang mit seinem wahren Selbst. So lade ich alle interessierten Leser/innern herzlich dazu ein, den Vorgang des Resettens als Hilfe zur Selbsthilfe zu nützen, sich selbst einzubringen, sich darin in Beziehung mit sich selbst zu üben und durch lebensnahe Praxisbeispiele Resetting an sich selbst zu erproben.
Jahrzehntelange Resettinganwendung an mir selbst und bei anderen Menschen mit schweren Traumatisierungen hat bewiesen, dass es keine Barriere gibt, die durch Resetting nicht überwunden werden kann.
Mein bestes Zutun besteht also darin, meine Erfahrungen mit meinen Lesern zu teilen, mich auf diese Beziehung zwischen dir und mir einzulassen, so dass auch du in der Lage dazu sein wirst, dir immer näher zu kommen, indem du deine abgespaltenen Anteile, die deine Barrieren darstellen, geheilt zu dir zurückholst.
Umso mehr beziehungsgeschädigte Anteile du durch in Beziehung treten mit deinen abgespaltenen Anteilen aus den alten Zeitschleifen herausholen kannst, umso mehr holst du dich in dein wahres Selbst, in deine wahre Selbstbestimmung zurück. Wirst wahrhaft ganz im realen Erleben. Du wirst nicht mehr bei anderen nach Erfüllung und Liebe suchen, sondern bist immer mehr in der Lage, dir selbst das zu sein und zu geben, was du benötigst. Beziehungsfähig mit dir selbst und mit anderen.
Ich freue mich, dir in diesem Buch begegnen und dich darin unterstützen zu dürfen, wahre und echte, auf Augenhöhe passierende Beziehungen eingehen zu lernen – und hoffe all jene Fragen, die an mich gerichtet wurden, mit dieser Zusammenfassung meiner Sichtweise, auch über das Musiker- und Autorendasein, beantwortet zu habesn.
Ich schreibe, weil ich als „Schreiber“ geboren wurde. Mein ganzes Leben wurde ich darauf vorbereitet, den Dingen einen Namen, einen Ausdruck zu geben, um wahre, ehrliche Beziehungen, insbesondere zu mir selbst, eingehen zu können. Meine langjährige Autorenausbildung trug ihr Quäntchen zur Ausübung meines Berufes bei. Tabuthemen zu durchbrechen, mit klarem Ausdruck und ohne Zensur, wurden zu meinen favorisierten Themen. Was ich seit Anbeginn meines Lebens am allermeisten zu lernen hatte, war zu sagen was zu sagen ist und das in einer Sprache, die jeder versteht, ganz egal ob er nun als Flieger und Adler oder als Löwe und Läufer unterwegs ist. Die Dinge beim Namen zu nennen war für mich überlebensnotwendig. Als kleines Kind hat man für vieles keine Worte. Man muss sie lernen. Aber wie erlernt man diese? Wenn ich Glück habe, erlerne ich wahrheitsgetreue Worte zu formulieren, die die beschriebene Sache klar umschreiben. Für jedermann und jedefrau erkennbar.
Nehmen wir ein Beispiel: Als Kinder lernen wir, dass eine Blume eine Blume ist. Gut. Aber es gibt hunderte Arten von Blumen. Derjenige aber, der mir dies beibringen soll, weiß nichts von all diesen verschiedenen Namen, die Blumen haben können. So lerne ich nur eine Handvoll Blumen voneinander zu unterscheiden. Blöd. Richtig blöd, wenn mir das Leben aber ein Rundumwissen und die klare Namensnennung abverlangt, was das Blumenwissen angeht. So werde ich mir dieses Wissen wohl später mühevoll aneignen müssen. Denn als Kind bin ich darauf angewiesen, was mir vermittelt wird bzw. durch die Wahrnehmung der Erwachsenen, wie offen oder eingeschränkt sie auch immer sein mag, vermittelt werden kann, aufgrund ihrer eigenen Bewusstheit und Kenntnis der Dinge und seiner korrekten Namensgebung.
Was mich dazu befähigt zu schreiben, mich als Autor zu erleben, ist ganz einfach die Tatsache, dass mein Leben mich darauf vorbereitet hatte, aus einer Sprache ohne Worte, eine Sprache voller Worte mit klarem, unmissverständlichem Ausdruck zu schaffen. Tabuisierte verbotene Sprache in Worte zu fassen. Der Identitätslosigkeit zu einer Identität durch Worte zu verhelfen. Kurzum: Was der Adler in mir von weit oben wahrnehmen kann, ist ein anderes Bild als jenes, das der Löwe hat, und dennoch ist es möglich, diese beiden zusammenzubringen, damit sie ihre beiden Sicht- und Wahrnehmungsweisen zu einer ganzen vereinen können. Was sie dazu allerdings brauchen, ist die Fähigkeit, ihren Standpunkt der vorherrschenden Bewusstseinsebene zu wechseln und eine Sprache zu kreieren, die klare Kommunikation vorantreibt, nicht unterbindet oder verleugnet.
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